Hier mal zwei Beispiele, wie sich Hitlers persönliche Kriegsführung auf die Luftkriegsführung und deren letzendliches Scheitern auswirkte. Bekantlich hatte
Deutschland einen technologischen Vorsprung auf verschiedenen Gebieten der Rüstung. So zB. im U-Bootbau, im Panzerbau und in der Luftfahrt und im
Raketenbau. Allerdings waren Deutschlands Resourcen sehr beschränkt und man hatte zu viele Projekte, die zT. sich diese gegenseitzig streitig machten und
auch zu ständig wechselnden Prioritäten führte, woran Hitler mit seinem alleinigen Führungsanspruch oft massgeblichen Anteil hatte.
Oft war er, wie auch bei vielen anderen Entscheidungen im alten Gefreitegeist stecken geblieben und dem Fortschritt stimmte er nur zu, wenn er selbst davon
überzeugt war. War er das nicht, liess er sich nicht nur sehr ungern, sondern auch sehr selten von etwas überzeugen.
Eines der bekanntesten und tragischsten Beispiele ist die Me 262. Zwischen 1941 und September 1943 machte die Erprobung grosse Fortschritte und stand
kurz vor der Serienreife, als Hitler mal wieder die Prioritäteb änderte und die Vorbereitungen für die Serienfertigung einzustellen anordnete. Erst im Januar 1944
wurde er ausgerechnet durch einen britischen Bericht über englische Düsenjäger wieder auf das Projelt Me 262 aufmerksam und befahl seine Wiederaufnahme,
die im Juli 1944 zur Lieferung der ersten Maschinen führte. Gut 1/2 Jahr verschenkt - an die Alliierten Luftflotten!
Monatlich sollten 60 Maschinen geliefert werden. Macht also einen Ausfall von grob 360 Maschinen. Für Januar 1945 war dann eine monatliche Lieferung von
210 Flugzeugen geplant.
Der Plan war das Eine, Hitlers Wille das Andere. Er wollte einen schnellen Bomber um englische Städte und andere Zielobjekte angreifen zu können. So ein
"schneller Bomber", sollte waffenlos etwa 500 Kg Bomben gegebn England fliegen. Waffenlos, weil Hitler meinte, ein so schnelles Flugzeug könne nicht
angegriffen werden und das eingesparte Gewicht käme der Bombenlast zugute.
Ausser ihm selbst konnte sich für Hitlers Schnellbomber niemand begeistern. Jouval räumte er eine eventuelle spätere Benutzung als Jäger ein - so nach dem
Endsieg vielleicht...
Im April 1945 waren 440 Me 262 geplant, 670 im Juli und im Oktober gar 8oo.
Ein weiteres Projekt, von dem man sich einiges versprach, war die A4, besser als V2 bekannt. Auch hier war Hitler dem Projekt aber erst abgeneigt, dann aber
liess er sich doch beeindrucken- vom Farbfilm des ersten gelungenen Starts der Rakete. Wieder hatte er nur Vergeltungsangriffe gegen England im Sinn. Hitler
wollte immer nur angreifen und zurückschlagen, statt die Zeichen der Zeit zu erkennen und sich mal seinen "Ratgebern" und ihren Meinungen gegenüber zu
öffnen.
Doch lassen wir hier einmal die Fakten sprechen:
Eine viermotorige B-17 kostete 1944 204.370 Dollar, etwa 858.000 RM. Für eine V2 hat David Irvings einen Betrag von 144.000 RM berechnet, was etwa einem
sechstel eines Bombers entspricht. Sechs Raketen also beförderten mit je 750 Kg, viereinhalb Tonnen Sprengstoff und verbrauchten sich nach dem einmaligen
Gebrauch. Nur ein einzelner Bomber konnte, so er Glück hatte, zig mal rund 2 Tonnen Sprengstoff transportieren und abwerfen.
Allein auf Berlin wurden rund 49.400 Tonnen Bomben abgeworfen, die 20,9 % des Wohraumes beschädigten oder zerstörten. Um London mit V2 Raketen
ebenso zu treffen, währe die Produktion von 6 Jahren notwendig gewesen, also 66.000 Stück.
5.000 V2, also 5 Monatsproduktionen hätten nur 3750 Tonnen Sprengstoff getragen, ein einziger alliierter Grossangriff aber rund 8.000 Tonnen.
Eine andere Rakete hingegen, die für Deutschland und die allgemeine Kriegsführung und die des Luftkrieges im besonderen, von grösstem Wert gewesen wäre,
wurde völlig vernachlässigt:"Wasserfall"! 2220 Wissenschaftler waren mit der V2, 220 mit "Wasserfall" und 135 mit "Taifun" beschäftigt.
Speer gibt in seinen Memoiren an, dass man in der Lage gewesen wäre, monatlich einige tausend dieser Raketen zu bauen, was zweifellos das Ende der
alliierten Luftangriffe in Tausenderpulks bedeutet hätte! Natürlich nutzt die Rakete allein noch nichts, aber der Aufwand für den Abschuss einer V2 war
wesentlich grösser.