Autor Thema: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront  (Gelesen 263132 mal)

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #435 am: 23.10.15 (16:30) »
Walter Schulz erhielt den PLM am 4. Oktober 1918 als Major und Kommandeur Infanterieregiment 56 / 14. Infanteriedivision

Eine weitere Verleihung für die am 26. September 1918 beginnende Abwehrschlacht in der Champagne. Mit seinem zusammengeschmolzendem Regiment verteidigte Major Schulz eine ihm zugewiesene wichtige Schlüsselstellung in viertägigen Kämpfen gegen einen überlegenen Feind. Alle Angriffe gegen Front und Flanke seiner Stellung konnten dabei abgewehrt werden.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #436 am: 23.10.15 (18:32) »
Stanislaus Behrendt erhielt den PLM am 4. Oktober 1918 als Hauptmann und Führer I. Bataillon / Infanterieregiment 138 / 42. Infanteriedivision

Diese Verleihung erfolgte ebenfalls für die am 26. September 1918 beginnende Abwehrschlacht in der Champagne.

Ich kann keinen Hinweis darauf finden, daß Behrendt vor dem PLM auch den Hohenzollern erhielt. Daher will ich diese Verleihung wieder etwas ausführlicher schildern. Die Tat, oder besser gesagt die Taten waren es würdig, daß gleich der PLM verliehen wurde.

Hauptmann Behrendt war am 26. September 1918 der einzige Bataillonskommandeur im IR 138, der das Trommelfeuer überlebte. Obwohl auch er zunächt vermißt wurde, übertrug ihm der Regimentskommandeur die Kampfleitung, nachdem dieser persönlich sein zusammengeschmolzenes Regiment in die neue Stellung eingeordnet hatte. Behrendt konnte am 26. September die HKL halten. Am folgenden Tag hielt er mit seinem Bataillon am Groener-Berg die Perthes-Stellung und verteidigte die HKL 1 und die HKL 2 gegen überlegene Massenangriffe.

Am 28. September leitete er die Verteidigung des Manre-Rückens und sicherte hier die Flanke der Division. Auch am 29. September ging der Kampf hier weiter. Nördlich Tahure hielt Hauptmann Behrendt an diesem Tag auf dem Manre-Rücken mit seinem schwachen Häuflein von 50 Mann den feindlichen Massenansturm auf. Immer wieder warf er mit seinen Leuten den eingedrungenen Feind wieder aus der Stellung. Gegen Abend mußte er aber dem Regimentskommandeur melden, daß er mit 7 (!) total abgekämpften und erschöpften Schützen ohne Nahkampfmittel die Regimentsstellung nicht mehr halten kann. Mit dem Regimentsstab als letzter Reserve eilte ihm Major Bruns zu Hilfe. Erneut konnten die eindringenden feindlichen Massen auf Handgranatenwurfweite zum Stehen gebracht werden. Auf Befehl des Kommandeurs mußte Behrendt, an beiden Händen und im Gesicht verwundet, das Schlachtfeld verlassen, um sich auf dem Verbandsplatz gegen Starrkrampf impfen zu lassen. Doch am späten Abend meldete er sich wieder zurück. Der Hauptmann bildete erneut den Mittelpunkt des Widerstandes in der Nacht zum 30. September, selbst Handgranaten werfend. Als Behrendt den Befehl zur Rückverlegung der Stellung zu spät erhielt, schlug er sich mit dem Rest seines Bataillons durch und besetzte befehlsgemäß die Schwerin-Höhe. Er organisierte hier das Vorfeld unter stetem Druck des Feindes, überall persönlich zugegen und durch sein Beispiel wirkend.

Am 30. September und am 1. Oktober wurden erneut mehrere Feindangriffe abgewehrt. Behrendt selbst setzte die Gegenstöße an, bei denen auch Gefangene eingebracht werden konnten. Er war die Seele des Widerstandes. Ihm war es zu verdanken, daß alle Durchbruchsversuche vom 26. September bis 1. Oktober 1918 durch die Stellungen des IR 138 abgewehrt werden konnten. Bei einem erneuten Gegenstoß am 1. Oktober wurde Behrendt schwer verwundet und sofort ins Lazarett gebracht.

Er erlag seinen Wunden am 10. Oktober 1918 im Lazarett Frankfurt am Main.


Bei den Verleihungen im Herbst 1918 zeigt sich, daß zwischen den Taten und der Verleihungen oft nur wenige Tage liegen. Die Anträge wurden meist telegraphisch eingereicht. Die Fronttruppe sah ja selbst am besten, wie es mit der Lage aussah. Die verdienten Auszeichnungen sollten so schnell wie möglich noch verliehen werden. Sicher dachte noch niemand daran, daß es das Kaiserreich und damit die Orden der einzelnen Staaten nicht mehr lange geben würde, aber bei den Anträgen wurde immer wieder um schnellstmögliche Bearbeitung gebeten.

Im Fall von Hauptmann Behrendt war besondere Eile geboten, da der PLM ja nicht posthum verliehen wurde. Wäre er seinen Wunden früher erlegen, hätte er die verdiente Auszeichnung nicht bekommen. Das ist eigentlich auch eine extrem seltene Vorgehensweise.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #437 am: 23.10.15 (20:43) »
Ernst Busch erhielt den PLM am 4. Oktober 1918 als Hauptmann und Kommandeur II. Bataillon / Infanterieregiment 56 / 14. Infanteriedivision

Die Verleihung erfolgte für die am 26. September beginnende Abwehrschlacht in der Champagne.

Auch dieser Vorschlag wurde telegraphisch abgewickelt. Im Text hieß es lediglich, Hauptmann Busch habe bei Abwehr und Gegenangriff sein Bataillon so hervorragend unter rücksichtslosem Einsatz seiner eigenen Person geführt.


Somit erhielten am 4. Oktober 1918 der Kommandeur der 14. ID, ein Regimentskommandeur der Division und ein Bataillonskommandeur für die Abwehrschlacht in der Champagne zeitgleich den PLM.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #438 am: 28.10.15 (09:08) »
Heinrich Schmedes erhielt den PLM am 5. Oktober 1918 als Oberstleutnant und Kommandeur Infanterieregiment 59 / 216. Infanteriedivision

Die Verleihung erfolgte für die Kämpfe vor der Siegfried-Stellung. Das IR 59 konnte dabei am 30. September 1918 sechs starke feindliche Angriffe restlos abweisen, so daß das Vorfeld bis zum befehlsmäßigen Zurückgehen am Abend gehalten wurde. Durch diesen Erfolg konnte Oberstleutnant Schmes entscheidenden Einfluß auf den gesamten Gefechtsverlauf in diesem Abschnitt nehmen.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #439 am: 28.10.15 (11:02) »
Hans Krug von Nidda erhielt den PLM am 7. Oktober 1918 als General der Kavallerie und Führer des XII. Armeekorps

Die Verleihung erfolgte für die am 26. September 1918 beginnende Abwehrschlacht in der Champagne. In dieser leitete General Krug von Nidda die "Gruppe Py". Unter seiner tatkräftigen Führung konnten alle Angriffe abgewehrt werden. Die "Gruppe Py" stand dabei im Schwerpunkt der feindlichen Angriffe und General Krug von Nidda faßte stets die richtigen Entscheidungen und setzte sie tatkräftig um.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #440 am: 28.10.15 (12:16) »
Horst von Metzsch erhielt den PLM am 7. Oktober 1918 als Oberstleutnant und Chef des Generalstabes XII. Armeekorps

Die Verleihung erfolgte für die am 26. September 1918 beginnende Abwehrschlacht in der Champagne. Der vorausschauenden, zielbewußten und tatkäftigen Einwirkung auf die Kampftätigkeit der unterstellten Divisionen gebührte Oberstleutnant Metzsch ein großes Verdienst an der siegreichen Abwehr der gewaltigen feindlichen Angriffe auf den Abschnitt der "Gruppe Py".

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #441 am: 03.11.15 (00:09) »
Alfred von Kleist erhielt den PLM am 8. Oktober 1918 als Generalleutnant und Führer Generalkommando (z.b.V.) Nr. 58

Die Verleihung erfolgte für die am 26. September 1918 beginnende Abwehrschlacht in der Champagne und an der Maas. Mit den ihm unterstellten Truppen wehrte sich Generalleutnant von Kleist gegen die alliierten Massenangriffe. Nur langsam wich er zurück und ein Durchbruch des Feindes gelang nicht. Von Kleist hatte sich als entschlossener, umsichtiger und energischer Führer erwiesen.



Alfred von Kleist stammte aus einem alten Soldatengeschlecht. 30 (!!) seiner Angehörigen hatten in früheren Kriegen den PLM erworben.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #442 am: 03.11.15 (22:38) »
Oskar von Hahnke erhielt den PLM am 8. Oktober 1918 als Oberstleutnant und Chef des Generalstabes Generalkommando (z.b.V.) Nr. 58

Die Verleihung erfolgte für die am 26. September 1918 beginnende Abwehrschlacht in der Champagne und an der Maas. In dieser stand Oberstleutnant von Hanke seinem Kommandierenden General mit weitschauenden, vorzüglichen Ratschlägen zur Seite. Durch vortreffliche, sichere und überlegte Ausführungsbedingungen schuf er die Voraussetzungen, daß trotz der zum Teil abgekämpften Kräfte und der großen Gefechtsbreiten der Massensturm der Amerikaner vor der Gruppe Argonnen nicht nur zum Stehen gebracht, sondern auch verlorengegangenes Gelände wiedergewonnen und der Durchbruch vereitelt werden konnte.


Es ist somit ein weiterer Fall, daß der Kommandierende General eines Korps und sein Chef des Stabes am gleichen Tag den PLM erhielten.


Oskar von Hahnke war bereits im Herbst 1917 für Kämpfe an der Ostfront zum PLM vorgeschlagen worden.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #443 am: 04.11.15 (03:11) »
Theodor von Weber erhielt den PLM am 8. Oktober 1918 als Oberstleutnant und Kommandeur Reserve-Infanterieregiment 31 / 18. Reservedivision

Die Verleihung erfolgte für die Abwehrschlacht zwischen Cambrai und St. Quentin, in der das RIR 31 ab dem 27. September 1918 kämpfte. Bei den Kämpfen in der Verteidigung von Cambrai war es der vorbildlichen Tapferkeit von Oberstleutnant von Weber und seiner persönlichen Führung in vorderster Linie zu verdanken, daß das RIR 31 die in überwältigender Übermacht tagelang wiederholten Angriffe des Gegners wiederholt verlustreich abschlagen konnte. Wo der Gegner vorübergehend in den Regimentsabschnitt eindrang, führte das Regiment unter Führung des Kommandeurs schneide Gegenstöße und warf den Feind unter schweren Verlusten und Einbußen an Gefangenen und Material zurück.


Theodor von Weber war bereits im Sommer 1918 das erste Mal erfolglos zum PLM vorgeschlagen worden.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #444 am: 04.11.15 (03:49) »
Fritz Wulff erhielt den PLM am 8. Oktober 1918 als Major und Kommandeur III. Bataillon / Infanterieregiment 111 / 52. Infanteriedivision

Die Verleihung erfolgte für die am 26. September 1918 beginnende Abwehrschlacht in der Champagne und an der Maas. Am 29. September stürmte Major Wulff als Führer des IR 111 an der Spitze dieses, den weit überlegenen Amerikaner schlagend, die beherrschende Höhe des Montrebeau, stellte dadurch nicht nur die Lage wieder her, sondern riß die ganze Front mit nach vorn, so daß der Amerikaner mit großen Verlusten geworfen wurde. Einsetzende starke Gegenangriffe wurden restlos abgewiesen. Wulf selbst stets voran, riß durch sein leuchtendes Beispiel die Leute vor und begeisterte sie durch seine hervorragende Persönlichkeit zum rücksichtslosen Draufgehen.


Auch Fritz Wulff erhielt den PLM erst auf den zweiten Vorschlag hin. Schon im Juni 1918 war er für die Auszeichnung eingereicht worden. Er scheint aber damals daraufhin das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern bekommen zu haben, denn ich finde einen Hinweis auf ihn mit Bekanntgabe der Verleihung im Militärverordnungsblatt am 11. Juli 1918.
« Letzte Änderung: 04.11.15 (03:57) von IM »

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #445 am: 04.11.15 (04:46) »
Arnold Ritter von Möhl erhielt den PLM am 9. Oktober 1918 als Generalmajor und Kommandeur 16. bayerische Infanteriedivision

Die Verleihung erfolgte für die Zweite Schlacht von Bapaume (21. August - 2. September 1918). Am 25. August hat es Generalmajor Möhl in der Abwehrschlacht verstanden, in einer ungeklärten Lage die Bedeutung des feindlichen Angriffs, der den Fall von Bapaume von Süden her anstrebte, klar zu erkennen und ihm durch einen frühzeitig ins Auge gefaßten Gegenangriff Halt zu gebieten. Mit seiner Division konnte er Thilloy und den Ostteil von Thilloy-Ligny im Gegenangriff wieder nehmen und unter höchst schwierigen Kampfverhältnissen, wiederholt in der rechten Flanke bedroht und umgangen, gegen zahlreiche Angriffe halten.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #446 am: 04.11.15 (23:18) »
Ludwig Breßler erhielt den PLM am 9. Oktober 1918 als Generalmajor und Kommandeur 121. Infanteriedivision

Die Verleihung erfolgte für die Abwehrschlacht zwischen Cambrai und St. Quentin, in der die 121. ID ab dem 19. September 1918 kämpfte. In diesen schweren Kämpfe führte Generalmajor Breßler seine Division sehr erfolgreich. Mit ihr wies er in seinem und dem anschließend benachbarten Divisionsabschnitt, besonders bei Beaurevoir, wiederholt Massenangriffe des Gegners ab.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #447 am: 05.11.15 (03:51) »
Ernst Kabisch erhielt den PLM am 9. Oktober 1918 als Generalmajor und Kommandeur 54. Infanteriedivision

Die Verleihung erfolgte für die Abwehrschlacht zwischen Cambrai und St. Quentin, in der die 54. ID ab dem 23. September 1918 kämpfte. In diesen Abwehrkämpfen konnte Generalmajor Kabisch mit seiner Division Hervorragendes leisten. Dank seiner glänzenden Führung und Entschlossenheit ging de 54. ID bei den gewaltigen Massenangriffen des Gegners, besonders bei dem Ringen um Le Catelet als Sieger hervor.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #448 am: 05.11.15 (22:53) »
Tido von Brederlow erhielt den PLM am 9. Oktober 1918 als Major und Kommandeur 1. Garde-Reserveregiment / 1. Garde-Reservedivision

Die Verleihung erfolgte für Kämpfe vor der Siegfried-Linie. Am 2. September 1918 kämpfte das 1. GRR südlich Dury. Major von Brederlow sollte mit seinem Regiment einen Gegenstoß auf den Eterpigny-Riegel, der vom Gegner genommen worden war, machen. Dabei geriet das Regiment in eine Lage, die zu seiner Vernichtung hätten führen können. In dieser Situation eilte von Brederlow selbst in die vorderste Linie und leitete den Kampf. Es gelang ihm, mit seinen Entscheidungen und selbst kämpfend die Stellung zu halten und am Ende den Gegner zum Rückzug zu zwingen.

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" an der Westfront
« Antwort #449 am: 10.11.15 (16:51) »
Wilhelm Pfaehler erhielt den PLM am 9. Oktober 1918 als Major und Führer Reserve-
Infanterieregiment 27 / 54. Infanteriedivision

Die Verleihung erfolgte für die Abwehrschlacht zwischen Cambrai und St.Quentin. Am 4. Oktober 1918 war Major Pfaehler bei Le Catelet mit den Resten seines Regiments bei einem Angriff der Englänger auf seinem Gefechtsstand von beiden Seiten weit umgangen worden. In vierstündigem, persönlichem Nahkampf kämpfte er mit den ihm verbliebenen Soldaten den Versuch des Feindes, vorzubrechen, nieder und hielt sich so lange, bis er durch Teile der 8. ID befreit wurde. Lediglich sein Verhalten hatte den Durchbruch des Feindes verhindert.