Stanislaus Behrendt erhielt den PLM am 4. Oktober 1918 als Hauptmann und Führer I. Bataillon / Infanterieregiment 138 / 42. Infanteriedivision
Diese Verleihung erfolgte ebenfalls für die am 26. September 1918 beginnende Abwehrschlacht in der Champagne.
Ich kann keinen Hinweis darauf finden, daß Behrendt vor dem PLM auch den Hohenzollern erhielt. Daher will ich diese Verleihung wieder etwas ausführlicher schildern. Die Tat, oder besser gesagt die Taten waren es würdig, daß gleich der PLM verliehen wurde.
Hauptmann Behrendt war am 26. September 1918 der einzige Bataillonskommandeur im IR 138, der das Trommelfeuer überlebte. Obwohl auch er zunächt vermißt wurde, übertrug ihm der Regimentskommandeur die Kampfleitung, nachdem dieser persönlich sein zusammengeschmolzenes Regiment in die neue Stellung eingeordnet hatte. Behrendt konnte am 26. September die HKL halten. Am folgenden Tag hielt er mit seinem Bataillon am Groener-Berg die Perthes-Stellung und verteidigte die HKL 1 und die HKL 2 gegen überlegene Massenangriffe.
Am 28. September leitete er die Verteidigung des Manre-Rückens und sicherte hier die Flanke der Division. Auch am 29. September ging der Kampf hier weiter. Nördlich Tahure hielt Hauptmann Behrendt an diesem Tag auf dem Manre-Rücken mit seinem schwachen Häuflein von 50 Mann den feindlichen Massenansturm auf. Immer wieder warf er mit seinen Leuten den eingedrungenen Feind wieder aus der Stellung. Gegen Abend mußte er aber dem Regimentskommandeur melden, daß er mit 7 (!) total abgekämpften und erschöpften Schützen ohne Nahkampfmittel die Regimentsstellung nicht mehr halten kann. Mit dem Regimentsstab als letzter Reserve eilte ihm Major Bruns zu Hilfe. Erneut konnten die eindringenden feindlichen Massen auf Handgranatenwurfweite zum Stehen gebracht werden. Auf Befehl des Kommandeurs mußte Behrendt, an beiden Händen und im Gesicht verwundet, das Schlachtfeld verlassen, um sich auf dem Verbandsplatz gegen Starrkrampf impfen zu lassen. Doch am späten Abend meldete er sich wieder zurück. Der Hauptmann bildete erneut den Mittelpunkt des Widerstandes in der Nacht zum 30. September, selbst Handgranaten werfend. Als Behrendt den Befehl zur Rückverlegung der Stellung zu spät erhielt, schlug er sich mit dem Rest seines Bataillons durch und besetzte befehlsgemäß die Schwerin-Höhe. Er organisierte hier das Vorfeld unter stetem Druck des Feindes, überall persönlich zugegen und durch sein Beispiel wirkend.
Am 30. September und am 1. Oktober wurden erneut mehrere Feindangriffe abgewehrt. Behrendt selbst setzte die Gegenstöße an, bei denen auch Gefangene eingebracht werden konnten. Er war die Seele des Widerstandes. Ihm war es zu verdanken, daß alle Durchbruchsversuche vom 26. September bis 1. Oktober 1918 durch die Stellungen des IR 138 abgewehrt werden konnten. Bei einem erneuten Gegenstoß am 1. Oktober wurde Behrendt schwer verwundet und sofort ins Lazarett gebracht.
Er erlag seinen Wunden am 10. Oktober 1918 im Lazarett Frankfurt am Main.
Bei den Verleihungen im Herbst 1918 zeigt sich, daß zwischen den Taten und der Verleihungen oft nur wenige Tage liegen. Die Anträge wurden meist telegraphisch eingereicht. Die Fronttruppe sah ja selbst am besten, wie es mit der Lage aussah. Die verdienten Auszeichnungen sollten so schnell wie möglich noch verliehen werden. Sicher dachte noch niemand daran, daß es das Kaiserreich und damit die Orden der einzelnen Staaten nicht mehr lange geben würde, aber bei den Anträgen wurde immer wieder um schnellstmögliche Bearbeitung gebeten.
Im Fall von Hauptmann Behrendt war besondere Eile geboten, da der PLM ja nicht posthum verliehen wurde. Wäre er seinen Wunden früher erlegen, hätte er die verdiente Auszeichnung nicht bekommen. Das ist eigentlich auch eine extrem seltene Vorgehensweise.