Ich habe jetzt bereits 274 Verleihungen erfaßt. Da stellt sich so langsam die Frage, wer war denn der höchstdekorierte Frontoffizier der Westfront ?
Da die preußischen Könige gleichzeitig auch die Kaiser des Deutschen Reiches waren, hatten die preußischen Auszeichnungen innerhalb des Reiches auch das höchste Ansehen. Somit könnte man bei dieser Frage also nach Personen suchen, die folgende Auszeichnungen hatten: Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern + PLM + Eichenlaub zum PLM.
Und da es um die Westfront geht, sollten alle diese drei Auszeichnungen auch dort erworben worden sein. Ich habe bewußt das Wort Frontoffizier verwendet, somit kommen nur Offiziere mit einem Dienstgrad Oberst abwärts in Frage, also maximal Regimentskommandeure. Eichenlaubträger unter den Regimentskommandeuren gab es insgesamt eh nur sechs, somit dürfte es recht übersichtlich werden.
Es gibt sogar zwei Personen, die wurden zusätzlich zu den drei genannten Auszeichnungen noch mit dem Komturkreuz zum Hausorden von Hohenzollern ausgezeichnet. Es waren dies Friedrich Graf von der Schulenburg und Walter Reinhardt. Beide waren aber keine direkten Frontoffiziere.
Friedrich Graf von der Schulenburg erhielt das Ritterkreuz und das Komturkreuz des Hausordens von Hohenzollern bereits im Jahr 1915. Verliehen wurden diese beiden Auszeichnungen allerdings für seinen Einsatz an der Ostfront, somit würde er eh rausfallen.
Walter Reinhardt erhielt das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern ebenfalls schon 1915. Auch er erwarb sich diesen Orden an der Ostfront. Den PLM, das dazugehörige Eichenlaub und das Komturkreuz des Hausordens von Hohenzollern erhielt er an der Westfront. Allerdings war er Oberst und Chef des Generalstabes der 7. Armee, und somit kein „direkter Frontoffizier“.
Also muß die Suche beginnen bei den bisher aufgeführten Trägern des Eichenlaubes zum PLM, die diese Auszeichnung als Regimentskommandeure an der Westfront erhielten.
Da wäre bisher Oskar Schwerk. Er hatte den PLM bereits am 21. September 1916 erhalten, nachdem er bereits zuvor zwei Mal ohne Erfolg vorgeschlagen worden war. Allerdings kann ich keinen Hinweis finden, daß er stattdessen mit dem Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern ausgezeichnet wurde. Damit fällt er auch raus.
Ernst Freiherr von Forstner erhielt das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern im März 1917, den PLM am 31. Oktober 1917 und das Eichenlaub am 17. Juni 1918. Alle drei Auszeichnungen erwarb er sich an der Westfront. Das wäre somit Kandidat Nr. 1 !!
Konrad Kraehe erhielt den PLM am 8. Oktober 1917 und das Eichenlaub am 15. August 1918. Das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern hatte er im November 1916 erhalten, allerdings für eine Tat an der Ostfront. Somit kommt er ebenfalls nicht in Frage.
Wilhelm von Goerne erhielt den PLM am 20. Mai 1917 und das Eichenlaub am 26. August 1918. Das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern hatte er im September 1916 erhalten. Doch auch diese Verleihung war an der Ostfront erfolgt. Damit fällt auch er raus.
Das wären die 4 Regimentskommandeure mit dem Eichenlaub, die ich bereits bearbeitet und mit gelistet habe. Es würden also noch zwei Namen fehlen.
Der erste wäre Siegfried Graf zu Eulenburg. Das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern erhielt er für die Schlacht an der Somme, den PLM dann allerdings für seinen Einsatz an der Ostfront. Somit brauche ich da gar nicht weitersuchen, er fällt also auch raus.
Dann bliebe noch Wilhelm Reinhard. Auch er erhielt das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern für die Schlacht an der Somme, den PLM dann jedoch an der Ostfront. Damit kommt auch er nicht in Frage.
Das heißt, es gab nur einen einzigen direkten Frontoffizier, der sich rein an der Westfront das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern + den PLM + das Eichenlaub zum PLM erwarb. Es war dies Ernst Freiherr von Forstner.
Das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern erhielt er Anfang März 1917. Wann genau, das weiß ich nicht. Seine Verleihung wurde am 24. März 1917 im Militärwochenblatt bekanntgegeben. Ernst Freiherr von Forstner war zu diesem Zeitpunkt Oberstleutnant und Kommandeur Leib-Grenadierregiment 109 / 28. Infanteriedivision. Die Verleihung erfolgte für die Kämpfe bei Verdun, an denen Freiherr von Forstner mit seinem Regiment seit Ende Januar 1917 auf dem östlichen Maas-Ufer teilnahm. Die Verleihung dürfte in Zusammenhang stehen mit der begrenzten deutschen Angriffsaktion „Kleiner Balkan“. Das Leib-Grenadierregiment 109 konnte dabei wertvolles Kriegsmaterial des Gegners erbeuten und drei Offiziere und 183 Mann gefangennehmen.
Den PLM erhielt Ernst Freiherr von Forstner am 31. Oktober 1917, ebenfalls als Oberstleutnant und Kommandeur Leib-Grenadierregiment 109 / 28. Infanteriedivision. Die Verleihung erfolgte für die Abwehrschlacht bei Verdun im Herbst 1917. In der Verleihungsbegründung steht folgendes: „… Das Regiment befindet sich seit dem 26. Januar 1917 vor Verdun. … Während dieser Zeit hat das Regiment durch seine Haltung, seine Ausdauer, seine frischen Taten und Unternehmungsfreudigkeit, auch unter schwierigsten Verhältnissen, den ersten Platz in der Division eingenommen und die besondere Anerkennung und Wertschätzung seiner Vorgesetzten gefunden. Durch zahlreiche, teils selbständige, teils in Verbindung mit den anderen Regimentern ausgeführte Patrouillenunternehmungen ist es dem Leib-Grenadierregiment fast stets gelungen, dem Feinde Gefangene abzunehmen und dadurch wichtige Aufschlüsse über seine Kräfteverteilung und Absichten für die höhere Führung herbeizuschaffen. – Das Beispiel des Regiments wirkte anregend und vorbildlich auf die gesamte Infanterie der Division und erzeugte einen allgemeinen Druck auf den Gegner. … Die Unternehmungen des Leib-Grenadierregiments waren glänzend vorbereitet und durchdacht und stets erfolgreich. – Ihr Wert lag – abgesehen von dem Eindruck auf den Feind – in der Unterstützung, die sie der Truppenführung brachten. Der Geist der unbedingten Pflichttreue und Verlaßbarkeit, der in den Reihen des Regiments lebt und von seinem Kommandeur entwickelt und gepflegt wird, befähigt die Führung zu wagemutigem Entschluß und gibt ihr das Vertrauen auf erfolgreiche Durchführung. Das Regiment hat nie versagt, hat jede Aufgabe kriegerischer Betätigung … mit besonderem Schwung und rücksichtsloser Energie durchgeführt. Es handelt sich um überragende Verdienste eines Regiments und seines Kommandeurs. Die Verleihung des Ordens Pour le mérite wird in Vorschlag gebracht in der Absicht, durch die besondere Auszeichnung des Oberstleutnants Freiherr von Forstner die glänzenden Leistungen seines Regiments zu ehren."
Das Eichenlaub zum PLM erhielt Ernst Freiherr von Forstner am 17. Juni 1918. Er war auch zu dieser Zeit noch Oberstleutnant und Kommandeur Leib-Grenadierregiment 109 / 28. Infanteriedivision. Die Verleihung erfolgte für den Einsatz des Regiments in den Angriffskämpfen zwischen Soissons und Reims, beginnend am 27. Mai 1918, die sogenannte "Operation Blücher-York". Ich zitiere wieder aus meiner Quelle: „Wie immer von ihrem tapferen Regimentskommandeur hervorragend geführt, erstürmten sie am 27. Mai, dem ersten Schlachttag, den Winterberg (Chemin des Dames) und stießen nach überraschender Wegnahme einer feuernden feindlichen Batterie durch bis an den Vesle-Abschnitt. Vom 28. bis 30. Mai drangen sie unter Beseitigung vieler MG-Nester und Stützpunkte bis an die Marne vor, die sie in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai auf einem dort gefundenen Boot trotz dauernden feindlichen Feuers vom anderen Ufer mit zwei Bataillonen überschritten. Hervorzuheben ist, daß auch hier wieder dem Leib-Grenadierregiment als erstem der 7. Armee der Uferwechsel und die Bildung eines Brückenkopfes gelang. Das rasche Nachdrängen des Regiments schnitt viele Franzosen ab. Die siegreichen Kampftage vom 27. bis 30. Mai brachten ihm 1.200 Gefangene, darunter 12 Offiziere, 23 Geschütze, 100 MG und 17 Autos ein."
Die wichtigsten Kampfstationen von Ernst Freiherr von Forstner zum höchstdekorierten Frontoffizier der Westfront waren also zwei Mal Verdun und die Angriffsschlacht zwischen Soissons und Reims.
Es gab an der Westfront eine Menge Kompanie- und Bataillonsführer, die sich das Ritterkreuz des Hausordens von Hohenzollern und den PLM erwarben und die es in ihren Dienstgraden und Verwendungen wesentlich schwerer hatten, diese Auszeichnungen zu erhalten, aber mit dem zusätzlichen Eichenlaub zum PLM dazu gab es mit Ernst Freiherr von Forstner nur einen, und der war Oberstleutnant und Regimentskommandeur.