Laß ich Euch dan zuerst einiges mitteilen, daß Euch offensichtlich unbekannt ist.
Anders als Sascha, finde ich, daß Rommel als taktischer General ausgezeichnet war. Er benützte jede Möglichkeit, die er sah, oder kreierte sie sogar.
Als Rommel in Afrika ankam, hatte GB Pech. Denn genau der General, der eine Weise von Krieg führen wie Rommel hatte, Richard O'Connor, war durch die Italiener gefangen genommen, als er sich wieder in der vordersten Linien befand.
Zu gleicher Zeit aber spielten auch andere Sachen: Churchill war - gelinde gesagt - eigensinnig. Da konnte Hitler noch was von lernen. O'Connor war auf dem guten weg Italien aus Afrika zu werfen, als er auf wichtige Teile seines Heeres verzichten mußte. Denn Churchill wollte, daß die Griechen gestützt würden. Unnötig zu sagen, daß die Truppen dort nichts erreichten. Die Tatsache aber, daß sie nicht in Afrika waren geblieben hatte weitgehende Konsequenzen.
Dadurch fehlte die Kraft um Rommel schon am Anfang zu wehren.
Ungefähr zu gleicher Zeit wurde der Oberbefehlshaber Mitten-Osten, General Wavell, abgelöst durch General Auchinleck. Er mußte also ein neuer Befehlshaber für O'Connor haben, und ernannte General Cunningham, der Bruder des Admirals. Dieser hatte ja die Italiener in Abessinien besiegt.
Gegen das unorthodoxe Auftreten Rommels hatte er aber keine Antwort, und er verlor Schlag auf Schlag.
Daraufhin griff Auchinleck ein und ernannte seinen Stabschef, Neil Ritchie, zum Befehlshaber des 8. Heeres. Außerdem wurden Verstärkungen zur Front geschickt. Dadurch gelang es Rommel zum Rückzug zu zwingen.
Jetzt beginnt eigentlich das Interessante.
Bevor die Briten darauf bedacht waren, griff Rommel wieder an. Er überraschte sie allen und stieß kaum auf Gegenwehr. Die Versuche ihn aufzuhalten kamen dauernd zu spät, weil er nicht mehr da war, wo sie ihn erwarteten. General Ritchie verlor völlig den Überblick, und wurde eigentlich ratlos. Rommel war schon so viel weiter gekommen, als er es je für möglich gehalten hatte.
Und da kam das m.E. entscheidende Moment des Krieges. Auchinleck, der Oberbefehlshaber des Mitten-Osten, nahm auch das Kommando über das 8. Heer auf sich.
Er begann damit einfache aber effektive Maßnahmen zu nehmen: nicht weit von Cairo gab es einen Platz, wo das Gelände es unmöglich machte zu umgehen. Salzseen die sich sehr weit südlich ausstreckten. Im Norden gab es das Mittelmeer. Das war El Alamein. Sofort begann Auchinleck da eine Verteidigungslinie anzulegen.
Seine Strategie war nicht eine lange Linie, die überall besezt war. Nein, er kreierte einige «Boxes», worin es Soldaten gab, die an allen Seiten durch Minenfelder umgeben waren.
Als Rommel kam und versuchte einen Box (ich dachte das erste Mal im Norden) zu überrennen, ließ Auchinleck einfach von einen anderen Box aus angreifen.Der Angriff wurde abgebrochen und Rommel ging mit seinen Tanks sofort Richtung neue Bedrohung. Kaum hatte er sich aus dem Staub gemacht, als gerade von dem durch ihn verlassenen Box die Gefahr kam. Denn jetzt wiederholte sich das Spiel an einer anderen Stelle der Front.
Daneben hatte Auchinleck noch eine Neuigkeit: er bevorzugte Angriffe auf die Italiener, die die nicht gewachsen waren. Und drohte damit Rommels Heer zu umzingeln. Rommel mußte also dauernd die Lücken flicken. Dennoch fehlten Auchinleck Mannschaften und Waffen. Das Britische Heer hatte keine Kraft (mehr) einen entscheidenden Schlag zu führen.
So gelang es Auchinleck Rommel in der ersten Schlag bei El Alamein zu stoppen.
Dennoch war er damit nicht zufrieden, denn er wollte Rommel schlagen. Dafür brauchte er aber Tanks, die die Deutschen ebenbürtig waren. Außerdem bekam er neue, unerprobte Truppen.
Er begann damit die Soldaten zu trainieren. Churchill drängte ihn auf einen Angriff. Auchinleck weigerte und sagte erste Ende September so weit zu sein.
Mit seinem Stabschef, General-Major Dorman-Smith, entwarf er die Pläne für den zweiten Kampf um El Alamein. Im Prinzip war es wieder das bewährte Rezept. Sie konnten sich leisten zu bleiben wo sie waren, denn Rommel mußte angreifen. Seine Verproviantierung konnte nicht aufrecht gehalten werden. Er brauchte unbedingt die Fleischtöpfe von Alexandria und Cairo.
Eigentlich war so alles aufgebaut, und war das Warten auf Ende September, in der Hoffnung, daß dann für die Briten genügend Verstärkung arriviert war. Denn mehr Aufschub wollte Churchill nicht erlauben. September war schon mit Mühe erreicht.
Und dann passierte das Fremde. Churchill besuchte Cairo. Wurde mit viel Rücksicht durch die Menschen dort empfangen, aber nicht durch Auchinleck. Der war an der Front.
Was die Leute in Cairo Churchill sagten, ist nicht bekannt. Dagegen ist bekannt, daß Auchinleck fand, daß sie sich mehr wie Soldaten benehmen sollten und nicht so luxuriös leben sollten. Ohne die Sache gründlich zu untersuchen, schrieb Churchill nach dem Kabinett, daß Auchinleck nicht mehr durch das Heer vertraut wurde. U.a. weil er sich vorbereitete auf einen Rückzug Richtung Palestina.
Darauf folgend wurden Auchinleck und Dorman-Smith enthoben von ihren Funktionen. Als Oberbefehlshaber (für einen kleineren Gebiet) kam Alexander. Als Befehlshaber des 8. Heeres sollte ein Generals dieses Heeres, Strafer Gott, ernannt werden. Der hatte schon zugesagt, als sein Flugzeug durch einen Deutschen Jager erschossen wurde und er dabei umkam. Erst dann kam Montgomery im Bilde.
Daß er schon einige Tage eher den Befehl auf sich nahm, und in seinen Memoiren behauptete, die Lage wäre so schlimm, daß sofort eingegriffen werden mußte, daß zeigt nur sein großes Ego. Für eine Lüge schreckte er nie zurück. Sein Chef, General Alexander, und andere Generäle haben in einem öffentlichen Brief in der Times gesagt, daß was M behauptete unwahr war. Sein eigener Sohn hat viele Jahre später, als sein Vater schon tot war, zusammen mit einem Historiker, ein Buch geschrieben. Vernichtend für M. als General.
Schlimmer ist noch daß Churchill jetzt einverstanden war mit einer Verschiebung der Angriffsdatum nach Oktober. Was er Auchinleck verweigerte.
Fast ungeändert übernahm Montgomery die Plänen von Dorman-Smith und Auchinleck. Dennoch behauptete er in seinen Memoiren, daß es seine Pläne waren.
Churchill wurde auch gezwungen seine Memoiren zu ändern, weil Dorman-Smith durch sein Tagebuch vorm Gericht beweisen konnte, daß Churchills Behauptung, daß das Heer die Glaube in Auchinleck verloren hatte, sowie das Auchinleck nach Palestina ausweichen wollte, nicht wahr war.
Auch Montgomery behauptete, daß Auchinleck nach Palestina ausweichen wollte. In seinen Memoiren schrieb er ungefähr (aus dem Gedächtnis) «Ich befahl, daß wir dagegen bei El Alamein standhalten würden».
Lesen wir dagegen was Auchinleck gesagt hatte, dann ist die Sache ganz anders und sehr weitsichtig. Er begann hinter dem Suezkanal eine neue Verteidigungslinie anzulegen. «Denn», so sagte er, «ist El Alamein verloren, dann haben wir eben einen Schlag verloren. Ist dagegen das 8. Heer verloren, dann liegt alles offen und können wir keine Gegenwehr mehr leisten».
Später werde ich noch mehr schreiben, denn Montgomery hat soviel Möglichkeiten verpaßt Rommel eher eine vermutlich endgültige Niederlage zuzufügen, daß es nicht zu verstehen ist, wie er so bejubelt wird. Übrigens, auch später in Europa war sein träges Handeln öfter die Ursache von Tragödien..