Tja Balsi, "es war halt so", auch mit Deutschland. In der Physik widerspricht ja auch niemand, wenn der Lehrsatz lautet: Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein! Wenn doch, so gibt es Reibung und Verdrändung- ist eben so! Warum sollte es beim Auftauchen Deutschlands auf dem internationalen Podest anders gewesen sein? Warum sollten die etablierten Mächte die neue Grossmchat mit offenen Händen empfangen, ihm Kolonien schenken und Rechte einräumen, die sie sich in Jahrhunderten durch Kämpfe und millionen Tote geschaffen hatten?
Weil wir das HEUTE als Gerecht empfinden? Damals dachte man da eben anders- das wird doch immer betont. Man muss die Ereignisse aus der Zeit, dem Zeitgeist heraus verstehen und beurteilen- dem von damals, nicht von heute.
Bin erfreut zu lesen, dass Du die geschichtlichen Entwicklungen zu verstehen beginnst. Darf man denn diese Sichtweise dann auch auf die deutsche Vorkriegspolitik projizieren? Auf der einen Seite steht Deutschland, das seine verlorenen Gebiete wie Danzig, Westpreußen und Ostoberschlesien zurückhaben will, die einst durch (Zitat) ‚Kämpfe und Millionen Toten geschaffen’ wurden, und später durch Gewalteinwirkung (I. Weltkrieg) verloren wurden. Auf der anderen Seite Polen, eine aufstrebende Macht, die durch geschickte Bündnispolitik mit Frankreich und Großbritannien seinen westlichen Nachbarn zu überflügeln versucht. Auch hier zitiere ich jetzt Dich in dem ich frage warum sollte eine etablierte Macht wie Deutschland die neue Macht (Polen) mit offenen Armen empfangen? Weil wir es HEUTE so gerne hätten? Damals dachte man da eben anders. Auch in der Beurteilung dieser Politik müsste man doch fairerweise die Ereignisse aus der Zeit, dem Zeitgeist heraus verstehen und beurteilen- dem von damals, nicht von heute! Denn wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein!
Deutschland ist im 19. Jahrhundert auch nicht von Heute auf Morgen auf dem internationalen Parkett aufgetaucht, sondern ist durch sein wirtschaftliches Wachstum und politischen Zusammenschluss (1871) dazu geworden. Diese Entwicklung war für die anderen europäischen Nationen offensichtlich und absehbar und geschah nicht im Verborgenen.
Die Reaktionen der Großmächte sind durchaus verständlich und auch nachvollziehbar, auch die Neuausrichtung ihrer Politik, die von der Präambel bestimmt war, langfristig das Machtpotential Deutschlands einzuschränken bzw. zu vernichten.
"Hoppla jetzt komm ich" funktioniert nur bei Hans Albers und der "Platz an der Sonne" ist eben erst neuerdings per Los zu kaufen. Deutschland kam zu spät - "es war halt so" und worauf erhob man Anspruch? Auf den Besitzstand anderer und ihr verlangt von denen, dass sie den freudig mit der neuen Grossmacht teilen sollten, weil Deutschland ja ein Recht darauf hatte. Ein Recht worauf bzw. woraus begründet? Weil andere es auch hatten? Also Neid oder was?
Deutschland mit seinen Ansprüchen wollte die Karten neu mischen, die anderen aber nicht. Kann man beiden das Verdenken? Deutschland nicht und den etablierten Mächten nicht und was dann kam, kam fast zwangsläufig...
Das mit dem Anspruch auf den Besitzstand anderer ist auch so ein zweischneidiges Schwert. Hatten denn Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Portugal, Spanien, Italien und Belgien einen Anspruch auf die Besitznahme Afrikas, Asiens, Nord- und Südamerikas? Wurden die Inder, Nigerianer, Chinesen, Perser, Ägypter, Indonesier, Azteken, Mayas etc. vorher politisch korrekt um Ihr Einverständnis gebeten, als es darum ging ihnen ihre angestammte Heimat wegzunehmen, sie zu versklaven oder zu ermorden? Ich wage es zu bezweifeln, aber wahrscheinlich bin ich nur ein Pessimist!
Deutschland hatte seine Kolonien weitestgehend durch Kauf- und Pachtverträge erworben, die von deutschen Steuerzahlern finanziert wurden. Das werden dir sogar der Spiegel und Wikipedia bestätigen.
Nach heutiger Sichtweise mag man diese Vereinbarungen durchaus kritisch hinterfragen, gewiss wurden auch viele Eingeborene übervorteilt.,,,,,,,,aber ‚es war halt so’!