Autor Thema: Weigerung  (Gelesen 4647 mal)

Nomen Nescio

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Weigerung
« am: 16.01.09 (17:30) »
Es gibt ein Soldat am Ostfront, der weigerte sich an den Naziverbrechen schuldig zu machen. Er wurde m.E. hingerichtet.
Schrieb einen Abschiedsbrief, worin er sagte, er konnte das nicht für sein Gewissen verantworten.

1. Weiß einer wer dieser Mann war?
2. Ist es bekannt, ob es mehr solcher prinzipiellen Menschen gab?

IM

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Re: Weigerung
« Antwort #1 am: 16.01.09 (17:37) »
Solche Charaktere gab es und wird es immer geben.

Aber mal als einen anderen Gedankengang. Wenn ich heutzutage als junger Mensch ebenfalls den Dienst verweigere, also weder Wehrdienst noch Zivildienst machen will, dann bekomme ich auch in diesem Staat damit Probleme.

Auch heute kann ich nicht einfach machen was ich will, ...

Nomen Nescio

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Re: Weigerung
« Antwort #2 am: 16.01.09 (17:59) »
Solche Charaktere gab es und wird es immer geben.

Aber mal als einen anderen Gedankengang. Wenn ich heutzutage als junger Mensch ebenfalls den Dienst verweigere, also weder Wehrdienst noch Zivildienst machen will, dann bekomme ich auch in diesem Staat damit Probleme.

Auch heute kann ich nicht einfach machen was ich will, ...
Vor allem aber möchte ich den Namen des Mannes finden. Denn ich las vor vielen Jahren ein kleines Stück des Briefes. Und war tief gerührt. Sonst hätte ich es schon längst vergessen.
Seine Worte möchte ich wieder lesen.

Und hier ging es nicht um einfache Verweigerung. Er wollte nicht unschuldige Menschen töten. Vermutlich weil sie Jude waren.

Niwre

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Re: Weigerung
« Antwort #3 am: 16.01.09 (18:03) »
Und hier ging es nicht um einfache Verweigerung. Er wollte nicht unschuldige Menschen töten. Vermutlich weil sie Jude waren.

Du meinst Befehlsverweigerung zum Erschießungskommando? Der Fall würde mich interessieren...

Nomen Nescio

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Re: Weigerung
« Antwort #4 am: 16.01.09 (18:21) »
Und hier ging es nicht um einfache Verweigerung. Er wollte nicht unschuldige Menschen töten. Vermutlich weil sie Jude waren.
Du meinst Befehlsverweigerung zum Erschießungskommando? Der Fall würde mich interessieren...
Genau. Darum handelte es sich. Und eben das meinte ich mit dem Wort "Naziverbrechen"

Niwre

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Re: Weigerung
« Antwort #5 am: 16.01.09 (19:14) »
Genau. Darum handelte es sich. Und eben das meinte ich mit dem Wort "Naziverbrechen"

Du weißt aber, daß die Quellenlage sehr sehr dünn ist, was das angeht? Lies mal Zivilcourage unter extremen Bedingungen (Abschnitt Exekutionsverweigerer). Deserteure gibt es genug, aber Exekutionsverweigerer mit Todesurteil, (fast?) keinen - daher mein obiges Interesse.

waldi44

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Re: Weigerung
« Antwort #6 am: 16.01.09 (19:18) »
Also dazu mal was Grundsätzliches.
In der Regel wurde kein deutscher Soldat gezwungen jemanden zu erschiessen (ausser im Kampf)! Es gab tatsächlich einige wenige Ausnahmen, in denen Kriegsgerichtsverfaheren eröffnet wurden und es gab auch diverse (verhältnissmässig wenige) Verurteilungen. Erschiessungen, weil sich jemand geweigert hätte seinerseits an Erschiessungen teilzunehmen, sind mir eigentlich nicht bekannt.
Dass ist natürlich ein zweischneidiges Schwert. Einerseits musste niemand an Erschiessungen teilnehmen, andererseits taten es die meisten widerspruchlos.

IM

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Re: Weigerung
« Antwort #7 am: 16.01.09 (19:27) »
Ein interessanter Verweis, Niwre.

Mal aus einer anderen Perspektive betrachtet. Ein Kommandeur einer Einheit würde eine solche Exekution befehlen und es weigert sich wirklich jemand, diesem Befehl Folge zu leisten. Wenn dieser Befehlsverweigerer nun gleich mit an die Wand gestellt wird, hätte dies nicht eher noch weitaus schlimmere Folgen auf die Moral der Einheit als die Exekution selbst? Der Kommandeur hätte doch damit die Verbindung zu seinen Leuten und den Rückhalt seiner Einheit komplett verloren. Das würde doch schon bei Displinarverfahren, beispielsweise einem Kriegsgerichtsverfahren losgehen.

Nomen Nescio

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Re: Weigerung
« Antwort #8 am: 16.01.09 (22:33) »
Als ich die Quelle noch finde, werde ich sie angeben. Denn entweder kam sie aus dem Netz (was ich nicht so glaube), oder ich hab es in irgendeinem Buch, Dokument oder was denn auch bei mir zu Hause.
Aber es wurde so nebenbei erwähnt. Das ist das schlimme. Sonst wäre es viel leichter zu finden.

uwys

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Re: Weigerung
« Antwort #9 am: 22.01.09 (18:34) »
Hab mal einen Fernsehbericht gesehn über einen deutschen Soldaten in Jugaslawien der sich weigerte an Erschießungen teilzunehmen!
Er musste die Seite wechseln und sich zu den Deliquenten dazustellen und wurde erschossen.
Anwohner eines benachbarten Dorfes haben ihm daraufhin nach dem Krieg ein Denkmal gebaut, was aber immer wieder für Streit bei den Einheimischen sorgte!

Mal meine ehrliche Meinung dazu, wem hat er damit geholfen?
Er konnte es vor seinem Gewissen nicht verantworten!
Dafür lieber sterben?
Wer würde so weit gehen?
uwys
Keine Macht den doofen!
www.deutsche-ehrenmale.de

Niwre

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Re: Weigerung
« Antwort #10 am: 22.01.09 (19:11) »
Hab mal einen Fernsehbericht gesehn über einen deutschen Soldaten in Jugaslawien der sich weigerte an Erschießungen teilzunehmen!

Auch das ist nicht korrekt:

Zitat
Die bizarrste Seite deutsch-jugoslawischer Erinnerungskultur ist der Fall des Gefreiten Josef Schulz aus Wuppertal, der sich am 20. Juli 1941 in Smederevska Palanka geweigert haben soll, an einer Erschießung von 16 Partisanen teilzunehmen, wofür er selber hingerichtet worden sei. Der Vorgang ist angezweifelt worden (Heiner Lichtenstein, Albert Rückerl, Friedrich Stahl) da Expertisen der Zentralen Untersuchungsstelle Ludwigsburg und des Freiburger Militärarchivs belegen, daß Schulz schon einen Tag vorher gefallen ist - bereits um 2.00 morgens des 20.7.1941 war der Tod beim Armeeoberkommando gemeldet worden, den Angehörigen wurde ein Photo zugesandt. Eingewandt wird seitdem, daß mit dem Fall Schulz ein Exempel für „Befehlsnotstand“ statuiert würde. Tatsächlich aber fand der Schulz-Mythos vor allem in Jugoslawien selbst viele Anhänger - und nur deswegen konnte er sich entfalten-, sowie insbesondere bei jenen Deutschen, denen eine Verständigung mit Jugoslawien und den Serben am Herzen lag.

waldi44

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Re: Weigerung
« Antwort #11 am: 22.01.09 (22:44) »
Ich kann mich da noch an ein Schulgedicht erinnern, das genau diesen Vorgang beschrieb. Weiss aber nicht mehr wie es hiess und von wem es war. Damals hat man das natürlich geglaubt. Mittlerweile glaube ich das nicht mehr.

Richtschuetze

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Re: Weigerung
« Antwort #12 am: 23.01.09 (06:57) »
@Niwre gute Seite!

Allerdings ist nie ein Soldat erschossen (gegen Ende des Krieges will ich es mal nicht ausschliessen ) weil Er die teilnahme an einer Erschießung verweigert hat!
Ich weiss das meine Angehörigen davon mal erzählt haben das junge Soldate (das waren sie ja) nicht genommen wurden bzw nicht gefragt wurden. Allerdings erzählten sie auch oft, das Kameraden gefunden wurden die Partisanen in die Hände gefallen waren , da war natürlich die Bereitschaft höher sich zu melden wenn die Möglichkeit da war sich zu Rächen!


Gruss

waldi44

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Re: Weigerung
« Antwort #13 am: 23.01.09 (11:41) »
Allerdings erzählten sie auch oft, das Kameraden gefunden wurden die Partisanen in die Hände gefallen waren , da war natürlich die Bereitschaft höher sich zu melden wenn die Möglichkeit da war sich zu Rächen!


Gruss

Naja, deine Angehörigen haben eben andere Erfahrungen gemacht als meine Leute. Da hat sich niemand für irgendwas freiwillig gemeldet, weil er sich für irgendetwas rächen wollte. Gerächt wurde sich allerdings öfter mal und das nennt man heute Kriegsverbrechen, die manche mit den Verbrechen der anderen begründen. Womit du wieder toll die Kurve gekriegt hast, dein Anliegen in einen Thread einzubauen!

Richtschuetze

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Re: Weigerung
« Antwort #14 am: 23.01.09 (12:53) »
Zitat
Womit du wieder toll die Kurve gekriegt hast, dein Anliegen in einen Thread einzubauen!

Oh Waldi ich wollte keine Kurve für was bekommen! Meine Güte berühge Dich mal wieder! :(

Zitat
Naja, deine Angehörigen haben eben andere Erfahrungen gemacht als meine Leute.

Lieber Waldi ich habe nur das gesagt was meine Angehörigen darüber erzählt haben, sie haben nie an Erschiessungen teilnehmen müssen! ( Mein Vater der oft genug Opfer von Partisanen gesehen hat meinte nur das es im hinblick auf den Zustand der Kameraden bei einem Fall nicht schwer gewesen wäre Freiwillige zu finden!)

Gruss