Autor Thema: Serbischer General verurteilt  (Gelesen 6746 mal)

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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #15 am: 15.12.07 (00:02) »
Genau Balsi, mir geht es ja nicht darum, mich zum Fürsprecher für irgendwelche tatsächlichen Kriegsverbrecher zu machen. Das habe ich hier ja nun auch mehrfach betont. Mir geht es eben um den Gedanken, wer entscheidet was ein Kriegsverbrechen ist und was nicht.

Ich will aber mal noch auf einige Äußerungen eingehen, die hier gefallen sind:

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Zitat
Die Bombenangriffe auf Bagdad waren militärisch notwendig, wenn man einen Krieg gewinnen will! Es wurde auch nicht auf Fläche bombardiert, sondern punktuell.

Dann fiel das Wort von zufällig getöteten Zivilisten bei US-Luftangriffen, den sogenannten Kollateralschäden.

Ich bringe mal einen Fakt aus dem Zweiten Golfkrieg von 1991. Die irakische Armee war geschlagen und zog sich aus Kuwait und durch den Südirak nach Norden zurück. Dafür nutzte sie zwei Hauptverkehrsadern. Mehrere tausend Fahrzeuge waren auf ungezählten Kilometern in Konvois unterwegs, darunter befanden sich auch Zivilisten. Die US-Armee verfolgte die irakische Armee am Boden nicht über einen bestimmten Punkt hinaus, jedoch gab das US-Oberkommando den Befehl, diese Konvois aus der Luft rigoros anzugreifen und zu vernichten. Es wurden pausenlos Luftangriffe geflogen, auf eine geschlagene und sich auf dem Rückzug befindliche Armee. Das Ganze wird heute sogar als Lehrbeispiel noch durchgesprochen. In die Geschichte ging dies als sogenannter "Highway to death" ein. Es war eben angewandte amerikanische Kriegspolitik.

Jetzt stellt Euch aber mal vor, die Geschichte wäre anders verlaufen. Es wäre die US-Armee gewesen, die geschlagen sich aus Kuwait und in saudi-arabisches Gebiet zurückzieht. Und es wäre die irakische Luftwaffe gewesen, die diese Konvois aus der Luft vernichtet hätte. Der Aufschrei in der Welt wäre enorm gewesen, wie kann die irakische Luftwaffe solche Verbrechen begehen!

Stattdessen liest man heute vom erfolgreichen Golfsturm. Die angreifenden US-Piloten schossen auf alles was sich auf diesen beiden Straßen nach Norden bewegte, ...



waldi44

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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #16 am: 15.12.07 (15:02) »
Das mit dem "Highway to death" ist aber nicht neu! Damals, im 2. Weltkrieg, war jeder deutsche Flüchtlingstreck auf dem "Highway to death"!

Übrigens erinnert mich deine diesbezüglich Argumentation an einen Bericht aus dem Falklandkrieg. Da waren auch Reporter vorort und einer schrieb ganz empört, er habe gesehen, wie ein britischer Soldat mit einer Panzerfaust in einen argentinischen Schützengraben geschossen habe, in dem sich, welch erstaunliche Erkenntnis, argentinische Soldaten, obendrein noch junge Wehrpflichtige befunden haben.
Während der laufenden Kampfhandlungen wohlgemerkt.....

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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #17 am: 17.12.07 (09:19) »
Hätte Saddam damals noch vor dem Rückzug aus Kuwait , einen Waffenstillstand erbeten, wär es auch zu keinen Angriff gekommen !
Wie waldi schon sagte Rpückzugskolonnen wurden im WK II immer angegriffen.
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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #18 am: 17.12.07 (09:26) »
Durch solche Äußerungen merkt man eben, wie es scheinbar schon als normal angesehen wird, daß die USA so ihre Politik durchführen, ...

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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #19 am: 17.12.07 (10:21) »
Also ganz langsam, nach Clausewitz ist Krieg die Fortsetzung  von Politik mit anderen Mitteln !
Seit Anbeginn der Kriegführung ist es so !
Seit Anbeginn der Kriegsführung ist der obsiegende Teil der Parteien immer bestrebt den verlierenden Teil nach der Schlacht, zu stellen oder noch soviel Schaden wie möglich beizubringen, wenn man noch dazu in der Lage war.
Dazu brauchte man bis in die Neuzeit hinein schnelle Truppen, die dann von Flugzeugen (in einer Art auch schnelle Truppen) abgelöst wurden. Wo sehe ich da ein Verbrechen ? Ich sehe höchstens dann ein Verbrechen, wenn ich vorher erkennen kann, das es sich um Flüchtlingstrecks handelt und sie dann totz der Erkenntnis platt mache.
Dies war aber beim Rückmarsch der geschlagenen irak. Truppen überhaupt nicht erkennbar.
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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #20 am: 17.12.07 (10:28) »
Das ist genau das was ich meine. Das Vorgehen des großen Bruders wird immer anders gesehen als das vom bösen Nachbarn.

waldi44

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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #21 am: 17.12.07 (12:05) »
Durch solche Äußerungen merkt man eben, wie es scheinbar schon als normal angesehen wird, daß die USA so ihre Politik durchführen, ...

Das hat doch mit den USA nichts zu tun, sondern mit der allgemeinen Kriegführung. Wie soll man sich verhalten als Kriegspartei, wenn es der anderen nicht gelingt, die Truppen- und Zivilbewegungen sauber zu trennen? Was tun, wenn Kampfverbände und Zivilisten gemeinsam die selbe Rückzugstrasse benutzen (mitunter vielleicht sogar absichtlich)?
Was, wenn neben dem Mulikarren ein T-55 fährt, neben dem Schulbus ein Raketenwerfer und auf einem LKW neben Soldaten Mütter mit ihren Kindern sitzen?
Sicher, man kann auf den Angriff verzichten, so man dies rechtzeitig erkennt, was nicht immer gesagt ist! Aber dann rikiert man hinterher das Leben seiner eigenen Soldaten, die ihrerseits ebenfalls Frauen und Kinder haben....
Selbst gezielte Angriffe auf besagten Panzer oder Raketenwerfer würden nicht ohne Verluste unter der Zivilbegleitung vonstatten gehen, kollateralschäden eben! Anders als bei dem Serbengeneral, der absichtlich nur auf Zivilisten schiesen liess und ausdrücklich auch auf Kinder!
Und anders als in solchen Diktaturen wie die des Saddam, können hohe eigene Verluste die Stimmung daheim zum Kippen bringen und somit den ganzen Krieg gefärden!

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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #22 am: 17.12.07 (12:20) »
Die Aussagen von logo und Waldi bestätigen doch eigentlich nur das worauf ich hinaus will:

Was ein Kriegsverbrechen ist oder nicht das legt nach wie vor der Sieger einer Auseinandersetzung fest !!

Und der Sieger eines Krieges legt dann zugleich noch die Schuld der Auseinandersetzung fest. Dieses Bild wird dann auch in der öffentlichen Meinung manifestiert.

byron

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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #23 am: 17.12.07 (14:31) »
Leningrad wurde monatelang schwer bobardiert mit unzähligen Zivilopfern. Die Bürger dieser Stadt wurden  dem Hungertod geliefert.  War das humaner als das was die serbischen Offiziere taten?  Sollte man die deutschen Generale auch an die Wand stellen? 

Da soll mir bitte Einer den Unterschied erklären.

IM, ich bin absolut Deiner Meinung, die Sieger bestimmen wer den schwarzen Peter gezogen hat.

IM

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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #24 am: 29.03.08 (13:42) »
Hier mal ein aktuelles Beispiel aus der US-Politik:

Am 19. November 2005 erschossen US-Marines in einer vorsätzlichen Vergeltungsaktion in der irakischen Stadt Haditha 24 Zivilisten. Als der Fall bekannt wurde, sorgte dies weltweit für Empörung. Die USA versprachen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Inzwischen ist absehbar, daß keiner der damals Beteiligten US-Soldaten verurteilt werden wird.

Heute wurden gegen einen weiteren US-Marine alle Anklagepunkte fallengelassen:

http://www.n-tv.de/940968.html?290320081127

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Re: Serbischer General verurteilt
« Antwort #25 am: 31.03.08 (09:10) »
Leningrad wurde monatelang schwer bobardiert mit unzähligen Zivilopfern. Die Bürger dieser Stadt wurden  dem Hungertod geliefert.  War das humaner als das was die serbischen Offiziere taten?  Sollte man die deutschen Generale auch an die Wand stellen? 

Warum ?  ???
Habe bisher in keiner Quelle gelesen das ein Kapitulationsangebot abschlägig behandelt worden wäre! Im Gegenteil, es wäre eine ungeheure Frontverkürzung mit viele freizumachenden Truppenteilen die wieder aktiv in das Geschehen eingreifen hätten können.
So blieb Leningrad eine belagerte Stadt und ist genauso behandelt worden (militärisch) wie nachfogend Königsberg und Breslau!
Es lag an Stalin und an den kommandierenden Befehlshaber Leningrads Opfer zu vermeiden und nicht an deutschen Generälen!
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