Autor Thema: Kavallerieregeln  (Gelesen 17508 mal)

Falke

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Kavallerieregeln
« am: 25.02.07 (19:42) »
Hallo ihr,

hatte heute ein paar berittene frauen gesehen, und da drang sich in mir der gedanke auf, ob es bei den truppen zu pferd damals eigentlich regelungen gab, von wegen welche art von pferd geritten werden darf.

z.B. kommt mir da direkt der gedanke an weisse pferde hoch, von wegen tarnung und so.

wahrscheinlich eine total banale frage, aber evtl. weiss ja wer was dazu.

gruss
moritz

@[Niwre]Edit: Thementitel korrigiert
« Letzte Änderung: 28.08.09 (12:48) von Falke »
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin

                            -Carl Sandburg-

steffen04

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #1 am: 28.02.07 (18:10) »
Die Pferde wurden nach Eignung, nicht nach Rasse oder gar Farbe klassifiziert.


Klassifizierung der Truppenpferde ab 1936

RI = Reitpferde für Offiziere
KR Reitpferde für Kavallerie und Reiterzüge
R = Reitpferde für die übrigen Waffengattungen
ZI= Artillerie-Stangenpferde
Z= Mittel, Vorder- und MG-Pferde
sZW = schwere Zugpferde für Artillerie
sZK = schwere Zugpferde für die übrigen Waffengattungen
ssZK = schwerste Zugpferde (Kaltblüter)


Es gab alle Farben, auch Schimmel. Das deutsche Kavallerie-Pferd schlechthin war natürlich der Trakehner, ein Warmblut von grosser Härte (der Rassestandard lässt auch Schimmel zu). Die Gräfin Dönhoff, spätere Zeit-Herausgeberin ist auf einem Trakehner im Winter 44/45 von Ostpreussen bis ins Rheinland geritten. Remontiert wurden aber alle Warmblüter, ab Mitte der Dreissiger auch Kaltblüter. Ab 1936 wurden Pferde im Ausland zugekauft, insbesondere aus Ungarn, Rumänien, der Tschechoslowakei und Irland. Ab 38 kamen dann Beutepferde in grosser Zahl hinzu. Beliebt waren z.B. Berber, die in Frankreich den Spahis abgenommen wurden. Die berühmten russischen Panje-Pferde waren dagegen eher Zugpferde.

Zum Thema Schimmel: ich hab ein Foto, auf dem ein Schwimmel mit schwarzer Farbe ein Tarnmuster bekommt. Er hat ein Schild ungehängt: Achtung! Frisch gestrichen! Und davor steht ein Blecheimer mit der (handschriftlichen) Aufschrift: PFERDETARNFARBE. Ich nehme mal an, dass das in keiner Dienstvorschrift auftaucht.

Berittene Frauen gab es auch, sie ersetzten als Bereiterinnen die Frontsoldaten. Sie trugen die Uniformjacke der Stabshelferinnen, Reithose und Reitstiefel. Dienstgrade gab es nicht.


Ein Paar interessante Zahlen:

Friedensstärke: 180.000 Pferde
Kriegsstärke Plan 1939: 855.000 Pferde
Gesamt-Pferdebestand Deutschland 1939: 3.800.000

Im Laufe des Krieges wurden rund 2.750.000 Pferde von der Wehrmacht verwendet, über die Hälfte davon in Osteuropa remontiert.

Lt. Piekalkiewicz kamen 75% der getöteten Pferde durch Feindeinwirkung, vor allem Artillerie und Flieger, ums Leben. Fällt mir schwer zu glauben. Ich habe mal gelesen, dass die Briten im Burenkrieg über 50% ihres Gesamt-Pferdebestands durch Überbelastung verloren, durch Feindeinwirkung so gut wie nichts, und das war im Vergleich zum Russlandfeldzug logistisch ein Spaziergang. Insbesondere die Schlammperioden müssten den Gäulen eigentlich zugesetzt haben.

Falke

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #2 am: 28.02.07 (21:52) »
na das nenne ich mal eine schöne information.

danke dir.

zu dem "gestrichenen" pferd, hast du dieses bild ? bzw. kannst du es mir irgendwie zugänglich machen ?

danke dir

gruss
moritz
« Letzte Änderung: 28.08.09 (12:48) von Falke »
Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin

                            -Carl Sandburg-

steffen04

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #3 am: 01.03.07 (09:34) »
ich hab leider keinen Scanner. Das Bild gibt´s in Piekalkiewicz, Pferd und Reiter im II. Weltkrieg. Und soll in Jugoslawien 1944 entstanden sein.

Vielleicht kriegst du das Buch mal günstig, es sind absolut fantastische Fotos drin. Der Löwenanteil natürlich deutsche Reiter, aber auch Japaner, Chinesen, Amis auf den Philipinen, französische Meharis, britische Kolonialreiter, Tschetniks, Savoia Cavalleria an der Ostfront, Russisches Freikorps Serbien (1917 nach Serbien getürmte Zarentreue), Arabische Legion, Russen auf beiden Seiten etc.

Bischen ernster und ebenfalls empfehlenswert:  Richter, Kavallerie der Wehrmacht

Nightwish

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #4 am: 01.03.07 (13:57) »
Passt vielleicht nicht ganz, aber in "Das Antlitz des Weltkrieges" von Ernst Jünger gibt es ein sehr beeindruckendes Foto "Kosakenangriff". Dieser erfolgt zu Pferd mit gezogenem Säbel frontal Richtung Kamera, alle tragen hohe Pelzmützen.

1. Gab es Kosaken nur auf russischer Seite? Oder gab es auch deutsche?

2. Ist die Pelzmütze Kennzeichen der Kosaken?

Nightwish
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Jan-Hendrik

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #5 am: 01.03.07 (14:48) »
Nein , gab genügend Kosakenformationen auf dt. Seite :

http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=5156&highlight=kosaken

http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=5733&highlight=kosaken

http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=3973&highlight=kosaken

http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=4009&highlight=kosaken

Ebenfalls sehr interessant :

Klaus Christian Richter "Geschichte der deutschen Kavallerie 1919-1945" :

http://www.panzer-archiv.de/content/medien.php?id=42

Und ja , die Pelzmütze gehörte zur Tracht/Uniformierung der Kosaken !

Jan-Hendrik

steffen04

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #6 am: 01.03.07 (15:49) »
Lohnt es sich, beide Richter-Bücher zu kaufen oder überschneidet sich da viel?

Jan-Hendrik

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #7 am: 01.03.07 (15:59) »
Das von mir Genannte legt seinen Schwerpunkt eher auf die Einheiten , deren Geschichte und Umstrukturierungen . Kriegt man gebraucht recht günstig , und ein besseres Gesamtwerk gibts bis dato zum Thema nicht  ;)

Jan-Hendrik

FritzR

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #8 am: 01.03.07 (18:41) »
Auch von Richter und in meinen Augen ebenso empfehlenswert: "Die bespannten Truppen der Wehrmacht".

Auch wenn wir uns hier hauptsachlich über Panzer etc. unterhalten, sollte man nicht vergessen, dass von den rund 400 Divisionen der Deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges rund 90% für ihren taktischen Einsatz überwiegend auf die Zugkraft des Pferdes angewiesen war. (frei nach Richter)

Nightwish

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #9 am: 01.03.07 (19:39) »
Hallo Jan-Hendrik!

Danke für die Links! Aber da liegt ein Missverständnis vor! "Das Antlitz des Weltkrieges" ist von 1930, die Aufnahme der Kosaken stammt aus dem Ersten Weltkrieg. Auf den bezog sich auch meine Frage.

Sorry, das hätte ich gleich schreiben sollen...

Nightwish
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AK 74 ZF

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #10 am: 02.03.07 (11:36) »
Nightwish ... Jan Hendrik schrieb ja ... im II. WK.  Und da gab es auf deutscher Seite kämpfende Kosaken.
Vom I. WK sind mir persönlich keine auf deutscher Seite kämpfenden Kosaken bekannt.
Mein Urgroßvater ritt im I. WK im 2. Rgt Leibhusaren (Totenkopfhusaren) unter General v. Mackensen an der Ostfront und kämpfte gegen russische Kosaken. Es gab damals, meist bei Vorposten und Akl, sogar noch richtige Reitergefechte bis hin zum Kampf mit dem Säbel. ... Bei einem Gefecht mit einer Kosakenpatrouille (nach welchem mein Urgroßvater von General v. Mackensen persönlich ausgezeichnet wurde) erbeutete mein Urgroßvater u.a. einen russischen Kosakensäbel (Schaschka), welcher zusammen mit dem erbeuteten rus. Karabiner und Uropas eigenem Säbel bis 1945 an der Wohnzimmerwand hing. ... Wird die Russen 45 doch bissel erstaunt haben soetwas in einem deutschen Wohnzimmer an der Wand zu finden.

Übrigens, seltsame Wirren der Geschichte gab es schon immer, kämpften nach 1918 auch deutsche Freiwillige (ehemalige Kriegsgefangene) auf Seiten der Roten Armee, wovon einige auch später in Rußland verblieben.

steffen04

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #11 am: 02.03.07 (11:42) »
..Aber da liegt ein Missverständnis vor! "Das Antlitz des Weltkrieges" ist von 1930, die Aufnahme der Kosaken stammt aus dem Ersten Weltkrieg. Auf den bezog sich auch meine Frage.

Die Kosaken waren Wehrbauern, die dem Süden und Osten Russlands besiedelten und verteidigten, vor allem gegen asiatische Völkerschaften. Obwohl oft genug Gesetzlose, die dem Leibeigenenleben im zaristischen Russland entflohen waren, kämpften sie gegen die Gewährung von Privilegien auf Seiten des Zaren. Militärisch spielten sie die Rolle der leichten Kavallerie, ähnlich der Husaren, also Aufklärung, Plänkeln, Verfolgen - seltener war der direkte Angriff auf reguläre Einheiten. Von Clausewitz beklagte sich bitter über die Kosaken, die die Kaiserliche Armee bei ihrem Rückzug verfolgten, hinschlachteten und ausplünderten ohne sich einem Kampf zu stellen. Für den Preussen waren sie Diebesbanden, keine Soldaten.

Im Gegensatz zu anderen volkstümlich geprägten Kavallerieformationen wie den Husaren, Ulanen, Spahis etc. führte keine andere Macht "Kosaken" ein, so daß im I. Weltkrieg nur auf russischer Seite Kosaken kämpften - deine Frage.

Im II. WK entschlossen sich einige Kosakenverbände auf deutscher Seite zu kämpfen. Schliesslich hatten sie wenige Jahre zuvor noch auf Seiten des Zaren gg. die Bolschewisten gekämpft und mit dem sozialistischen Kontrollregime konnten sie mentalitätsmässig sicher wenig anfangen. Daher gab es jetzt zum erstenmal Kosaken auf zwei Seiten, denn ein Teil kämpfte auch an der Seite der Roten Armee.  Aber alle Kosaken waren Russen, auf unserer Seite unterstützt durch deutsche Offiziere (und Unteroffiziere?).

« Letzte Änderung: 02.03.07 (12:40) von steffen04 »

steffen04

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #12 am: 02.03.07 (12:50) »
Das von mir Genannte legt seinen Schwerpunkt eher auf die Einheiten , deren Geschichte und Umstrukturierungen . Kriegt man gebraucht recht günstig , und ein besseres Gesamtwerk gibts bis dato zum Thema nicht  ;)

Mich interessieren eher Kavallerie-Basics: Ausbildung, Ausrüstung, Doktrin. Das wird in "Kav. der Wehrmacht" recht gut dargestellt. Sollte mir wohl zuerst mal die H.Dv. 12 Reitvorschrift sichern, damit ich meinen Gaul mal auf Vordermann bringe.

Der Husar

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #13 am: 13.01.08 (12:09) »
Also sowohl die Kavalleriefibel als auch die Reitvorschrift von 1937 sind für jeden Reiter zu empfehlen  8)

Nicole
« Letzte Änderung: 22.02.09 (11:20) von Der Husar »

steffen04

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Re: Kavalerie-regeln
« Antwort #14 am: 13.01.08 (19:33) »
Also sowohl die Kavallerie-Fibel als auch die Reitvorschrift von 1937 sind für jeden Reiter zu empfehlen  8)

Nicole

Was reitest du denn?

 

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