Du hast Recht, es gab diverse Verträge, die das deutsche Reich abgeschlossen hat. Punkt für dich! 'Verträge' ist keine korrekte Wortwahl in diesem Falle.
Ich fasse mal kurz zusammen was ich (wir) hier so habe(n):
1939
26. März: Polen lehnt Deutsche Forderungen nach Kooridor und in der Danzig-Frage ab.
31. März: GB garantiert Unabhängigkeit Polens (Frankreich hat bereits seit 1925 einen Beistandsvertrag mit Polen)
- Dies führt zu einer 'Pufferzone' zwischen Deutschland und der UDSSR, welche ein deutsch-britisches Arrangement befürchtet hatte
12. Mai: Beginn erneute Gefechte zwischen sowjetischen und japanischen Truppen
- Befürchtung eines Zweifrontenkrieges der SU gegen Japan und DR
In der Folge parallele Verhandlungen "England und Frankreich sowie Deutschland [...] und geheimen diplomatischen Verhandlungen ging im Fall der Westmächte von diesen, im Fall Deutschlands von der SU aus." (Sowj. Außenpol. im 2. WK, Andreas Hillgruber)
Frankreich sah das positiv, GB nicht. Die sowjetischen Forderungen und Angebote waren zu schwammig, und hätten es der SU erlaubt, je nach Auslegung von Vorfällen ("indirekte Aggression"), Staaten militärisch zu 'schützen'.
17. April: Offerte an Weizsäcker
7. Juni:Nichtangriffspakt DR, Lettland, Estland
26. Juli: Schnurre/ Astachov: "Neuordnung des deutsch-sowjetischen Verhältnisses unter Berücksichtigung der beiderseitigen lebenswichtigen pol. Interessen."
29. Juli: Schulenburg in Moskau zur Verdeutlichung der deutschen Vorstellungen.
August: Scheitern der sowjetisch-französich-britischen Verhandlungen
11. August: Hitler übermittelt den Schweizer Völkerbundkommissar Carl Burghardt zur Weitergabe an London und Paris eine Note: "Alles was ich unternehme ist gegen Russland gerichtet; wenn der westen zu dumm und zu blind ist, um dies zu begreifen, werde ich gezwungen sein, mich mit den Russen zu verständigen, den Westen zu schlagen und dann nach seiner Niederlage mich mit meinen versammelten Kräften gegen die Sowjetunion zu wenden" (Stefan Doernberg/ Michael Klundt : Ein Untergang als Befeiung)
24. August: Abschluss des deutsch-sowj. Nicht-Angriffs-Paktes.
28. September: deutsch-sowj.-Grenz.-und Freundschaftspakt.
Dann diverses hin und her, unterschiedliche Interessen in Finnland, Rumänien usw.
Trotzdem weiterhin Kontakt zu den Westmächten. Frankreich sieht SU als weiterhin als potentiellen Verbündeten.
1940
11. Februar Wirtschaftsabkommen SU-DR
Zwar ist Stalin erfreut , dass Skandinavien durch Deutschland 'gesichert' ist, besser als von den Westmächten, dies relativiert sich aber im Entsetzen der SU-Führung über die schnelle Zerschlagung der britischen und französischen Streitkräfte in Frankreich. Denn man war davon ausgegangen, dass diese sich über einen langen Zeitraum gegenseitig beschäftigen und es keinen endgültigen Sieg geben wird. Was für die SU eine relative Sicherheit bedeutet hätte.
Juli: Hitler ist zu "einer militärischen Lösung des Russlandproblems entschlossen" (Der 2. WK, Grundzüge der Politik und Strategie, Hans-Adolf Jacobsen)
Militärische Aktionen der SU in Südosteuropa, welche Protest der Reichsregierung provozieren.
November: Gegenüber Molotov :Konzeption Ribbentrops: "europäisch-asiatischer Kontinentalblock aus Deutschland, Italien, SU und Japan unter Abgrenzung von vier Interessenblöcken". Molotov war nicht geneigt, darauf einzugehen. (der 2. WK, Grundzüge der Politik und Strategie, Hans-Adolf Jacobsen)
Forderungen der SU in einer Note Molotovs an Hitler:
Einverleibung Finnlands
Erweiterter Einfluss in Rumänien
Bulgarien als Sicherheitszone der SU
Errichtung von Luft- und Marinestützpunkten in der Türkei
Des Weiteren:
Schweden als Pufferzone
Kommission über Ostseezugänge
Interessenanerkennung Jugoslawien, Ungarn, Griechenland
Hitler hat diese Note nie beantwortet obwohl Molotov zweimal nachfragte.
1941
10. Januar: Handelsabkommen DR-SU
- Vertragliches Einsetzen der sowjetischen Lieferungen: 11. Februar
- Vertragliches Einsetzen der deutschen Lieferungen: 11. Mai
Insgesamt verdichtete sich bei der sowjetischen Führung das Bild, das Deutschland zu einer aggressiven Politik gegenüber der SU übergehen wird, was Stalin aber noch mindestens auf 1942 hinausschieben will, weil da erst dann militärische und wirtschaftliche Fragen gelöst seien.
Das ist im wesentlichen aus:
Der 2. WK, Grundzüge der Politik und Strategie, Hans-Adolf Jacobsen und Ein Untergang als Befeiung, Michael Klundt (Hrsg.)
Zitate die in diesen Büchern stehen, sind gekennzeichnet. Direkte Zitate aus den Büchern habe ich nur gekennzeichnet, wenn ich es wichtig fand.
Sicher hat es 'Verträge' gegeben. Das wollte ich auch nicht in Frage stellen. Ich meinte nur den letzten, der nicht zu Stande kam, bzw. weitere Verträge. Obwohl, dann stimmt's ja wieder. Aber trotzdem, wie bereits gestanden, schlechte Wortwahl.
Nach den von mir angeführten Quellen ergibt sich mir das Bild, dass Hitler Verträge abgeschlossen hat, oder abschließen ließ, dies aber lediglich seiner momentanen Zielrichtung diente. Pertubierung der Westmächte, Sicherung des Rückens beim Westfeldzug, Wirtschaftliche Unterstützung durch die SU (und die war nicht unwesendlich!) und 'Ruhigstellung' der SU.
Molotv hat er demnach im von uns diskutierten Punkt nicht gesprochen. Was mich aber ewas irritiert. Hast du andere Angaben? Er ist nicht einmal darauf eingegangen. Das zeigt doch, dass er nicht mehr an 'Verträgen' interessiert gewesen ist!?
Als primäre Stoßrichtung ist auch die SU zu erkennen. Oder nicht?
Nightwish