Die Dänen wähnten sich beim Genozid in Belgisch-Kongo bislang als gänzlich unbeteiligtKopenhagen - Das dänische Fernsehen bringt im Jänner eine dreiteilige Dokumentationsserie über den Anteil von dänischen Söldnern
an den Kolonialverbrechen in Belgisch-Kongo vor rund einem Jahrhundert. Laut einem Mitte der Woche in der Tageszeitung "Politiken"
erschienenen Vorbericht fanden Historiker heraus, dass zeitweise sogar die Hälfte aller im Dienst des belgischen Königs Leopold II.
stehenden Offiziere Dänen, Norweger und Schweden waren.
Laut dem Autor und Afrika-Experten Peter Tygesen spielten dänische Matrosen und Offiziere eine "Hauptrolle in der blutigsten aller
Kolonisierungen". Laut Trygesen fand in Dänemark bisher jedoch keinerlei Aufarbeitung der Kolonisierung Afrikas statt, weil sich die
Dänen als gänzlich Unbeteiligte wähnten.
Zwei LebensgeschichtenIn der Dokumentation beleuchtet werden unter anderem die Lebensgeschichten der beiden dänischen Kolonialoffiziere Albert
Christophersen und Frederik Valdemar Olsen. Letzterer war als General und Gouverneur in Belgisch-Kongo für unzählige Kolonialverbrechen
verantwortlich. In seiner Heimat Dänemark wurde Olsen damals in Unkenntnis der Umstände als Vorbild für einen erfolgreichen Landsmann gefeiert.
Im Jahr 1885 hatte der belgische König Leopold II. den "Freistaat Kongo" zu seinem persönlichen Besitz erklärt. In den folgenden
Jahren gelang es Leopold zunächst, seine Kolonialaktivitäten als humanitäre Entwicklungshilfe darzustellen. Ab der Jahrhundertwende
verstärkten sich Berichte über rücksichtslose Ausbeutung und Gräueltaten wie das Abhacken der Hände von Kautschuk-Arbeitern die
ihre Quote nicht erfüllten. 1908, ein Jahr vor dem Tod Leopolds, übernahm der belgische Staat die Verwaltung des Kongo.
GenozidSchätzungen zufolge kostete die leopoldinische beziehungsweise die belgische Kolonisation das afrikanische Land zwischen sechs und
zehn Millionen Menschen. Mit dem Genozid im Kongo befassten sich sowohl Literaten wie Joseph Conrad (Das Herz der Finsternis, 1899)
und Mark Twain, als auch Journalisten und Historiker.
Zuletzt erregte das im Jahr 2000 auf Deutsch erschienene Buch von Adam Hochschild "Schatten über dem Kongo" weltweites Aufsehen.
Die Fernseh-Doku "Det Danske Congo-Aeventyr" (Das dänische Kongo-Abenteuer) wird vom zweiten Kanal des dänischen Fernsehens DR
am 7., 14., und 21. Jänner, jeweils um 19.30 Uhr gesendet. (APA)
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