Autor Thema: Russland ehrt deutsche Veteranen die auf Seite der Roten Armee kämpften  (Gelesen 50682 mal)

AK 74 ZF

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@ GR 162 ... daß das Thema stark polarisiert dessen bin ich mir bewußt. Und auch ich habe bei bestimmten Sachen starke Probleme so manche Motivation nachzuvollziehen.

Aber zum allgemeinen Grundverständnis. Der größte Teil der Männer des NKFD kämpfte definitiv nicht gegen seine Kameraden. Dies wurde i.d.R. abgelehnt. ... Das Ziel der Frontorganisationen des NKWD bestand darin ihre Kameraden von der Sinnlosigkeit und dem verbrecherischen Charakter des Krieges zu überzeugen und sie zum Überlaufen zu überzeugen. Die Fronteinsatztrupps des NKFD welche ins deutsche Hinterland, meist in Kessel, gingen wurden in deutscher Uniform gekleidet, mit deutschen Papieren und auch Waffen versehen damit ihre Tarnung zwecks Infiltration möglichst perfekt war. Daß dies ganz schnell zum Himmelfahrtskommando werden kann zeigte sich sehr häufig. Es gab durchaus Einheiten welche nicht willens und bereit waren aufzugeben und die Frontkommandos des NKFD erlitten bei ihrer selbst gestellten Aufgabe hohe Verluste. Die deutsche Abwehr, der SD, Durchhaltekämpfer ... aber auch die Gefahr daß "Towaritsch" sie auf Grund ihrer deutschen Uniformen aufs Korn nahm war immer latent vorhanden. ... Insbesondere im Kurlandkessel retteten die Männer des NKFD hunderte deutscher Soldaten vor der im Prinzip sicheren Vernichtung ... aber es gingen auch mehrere Kommandos des NKFD ... im Kampf mit nicht kapitulationswilligen Einheiten, im Feuer beider Seiten oder sich durchkämpfend drauf. ... Es gab Fälle wo sich die NKFDler und von ihnen gerettete Soldaten durch noch kampfwütige Verbände durchkämpften und Verluste erlitten.

Das Ganze ist sicher Grenzwertig und auch ein zweischneidiges Schwert. Immerhin verteidigten im Kurlandkessel die deutschen Soldaten inzwischen ihre Heimat, da der Angriffskrieg ab dem Überschreiten der Grenze Ostpreußens für sie ein wirklicher Verteidigungskrieg war.

Da das Ziel des NKFD/BFD/BDO den Krieg möglichst schnell zu beenden ... als die deutschen Truppen noch im Feindesland standen ... nicht realisierbar war ... wurden sie auch in das ganze Drama der "Endkämpfe" verstrickt. ... Ein schlimmes Kapitel der Deutschen Geschichte, was auch die Angehörigen des NKFD/BFD/BDO als solches empfanden. ... Ihr Ziel war es soviel Menschen wie möglich zu retten. Und das war grundsätzlich ein Gang auf des Messers Schneide weil die zu Rettenden ... häufig auch nicht gerettet werden wollenden ... ihre Landsleute waren.

Es gab, in geringem Umfang, auch bewaffnet kämpfende Kommandos der Frontorganisation des NKFD sowie Fallschirmkommandos zur Fernaufklärung, Diversion und Sabotage ("Partisanen") . ... Häufig auf Schwerpunkt-/Schlüsselobjekte angesetzt wurden sie in diesen Fällen (soweit ich weiß) von der Hauptverwaltung Aufklärung (GRU) der Roten Armee eingesetzt. ... Die Motivation dieser Männer war es mit Gewalt zu helfen der ganzen Schlachterei so schnell wie möglich ein Ende zu machen um noch größere Verluste zu vermeiden. ... Da sie dabei meist direkt und verdeckt handelten ist dies wirklich ein eindeutiger Kampf "Deutsche gegen Deutsche" und moralisch sehr grenzwertig. ... Wlassow-Leute, RONA, HiWis und ausländische Legionäre der Abwehr, Einsätze der "Brandenburger" in Volltarnung wären in diesem Fall adäquate Vergleiche ....

Ein weiteres Thema wären die in westlicher Literatur als "Fallschirmagenten" bezeichneten Widerstandskämpfer (meist V-Leute, Funktionäre oder "Kundschafter"/Agenten), welche leider in dieser Literatur immer gern mit den eher militärisch handelnden Fallschirmkommandos in einen Topf geworfen werden.
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Das Kommando "Andreas Hofer", welchem der Großvater meines Freundes angehörte, war "zweigleisig" unterwegs. Einmal im Auftrag der KPD zwecks Verbindungsaufnahme ins Reichsgebiet (Fallschirmagenten) und einmal als Fallschirm-Fernaufklärungsgruppe (Fallschirmkommando) im Interesse der sowjetischen Aufklärung. Möglich war dies dadurch daß das NKFD eine Sammlungsbewegung unter Beiteiligung der KPD war. Das Ziel dieser aus Exilkommunisten bestehenden Einsatzgruppe des NKFD bestand ursprünglich darin nach dem Absprung im polnischen Warthebogen bei Kotfin in Südwestpolen ins deutsche Reichsgebiet einzudringen und Verbindung zum Widerstand aufzunehmen bzw. Widerstandsgruppen aufzubauen. Zweitaufgabe war die Fernaufklärung, mit dem Ziel der Aufklärung und Meldung der in dieser Richtung (Warthestellung) dislozierten deutschen Truppenverbände. Als das Eindringen ins Reichsgebiet mißlang und unglücklicherweise der Kontakt zur sowjetischen Fernaufklärungseinheit, welche ihre Leiteinheit war, abriß trennte sich die Einsatzgruppe und arbeitete mit polnischen Partisanen/Widerstandskämpfern zusammen. Durch Verrat polnischer Seperatisten/Kolloborateure  wurde ein Teil der EG bei Pawankow aufgerieben ... der andere Teil entkam und konnte sich nach längerer Zeit, dabei ständig Akl betreibend und in diverse Gefechte verwickelt zur Frontlinie durchschlagen. Da die Exfiltration aus dem OG durch die hohe Truppendichte an der HKL nicht auf Anhieb gelang, die EG in den ständigen Kämpfen zudem versprengt wurde (da kämpfte wohl jeder gegen jeden ... Deutsche gegen Russen und Partisanen, Partisanen und diverse Banden, Polen, Weißrussen, Ukrainer untereinander usw.) verbrachte der Großvater meines Kameraden, mehrfach verletzt, November 1944 bis Mitte Januar 1945 im Wald.

Beweggründe, Motivation ? ... Nun, der Mann war Deutscher. (Obwohl manch bayrischer Seperatist sich seltsamerweise net als solcher sieht. ;) ) ...  Er liebte sein Vaterland, hat dies nicht freiwillig verlassen, wollte dies auch nicht den "Nazis" überlassen und zu seiner Befreiung beitragen. ... Er war Kommunist. ... Somit Angehöriger einer bei den "Nazis" eher sehr unbeliebten Gruppe der Bevölkerung.

Übrigens GR 162 ... mein Großvater hätte auf den Großvater meines Freundes ... so dieser ihm an der Ostfront als "Partisan", Aufklärer oder Agiteur in die Schußlinie gekommen wär sicher auch erschossen. Ebenso wie übrigens im umgekehrten Fall genauso. ... Gerade aber dieser Fakt gibt mir und meinem Freund immer zu denken. ... Wir sind beide froh daß sich unsere Großväter (im wahrsten Sinne des Wortes) an der Ostfront nicht getroffen haben. ;) ... Und darauf sowie das Andenken an unsere Großväter stoßen wir dann auch an. ...

waldi44

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Tja, ich sehe das in etwa so wie AK 74 ZF. Man sollte auch nicht, wie schon gemacht, diese Leute mit den Wlassowleuten vergleichen. Die Soldaten des NKFD kamen freiwillig oft aus politischer Überzeugung, was man von vielen Russen auf deutscher Seite nicht eben behaupten kann. Die kamen oft um zu überleben und da waren die Chancen bei Wlassow grösser als im Kriegsgefangenenlager. Inwieweit das für den einen oder anderen NKFD Mann zutraf müsste eventuell noch geklärt werden.
Aber mal was Grundsätzliches: Manche stellen immer in den Vordergrund, dass sie gegen ihre Kameraden gekämpft hätten, ähnlich wie die Deserteure. Auf die Idee, dass es eben NICHT ihre Kameraden waren und sie NICHT gegen sie, sondern die Nazis gekämpft haben, kommt ausser ein zwei Leuten niemand.
Ausserdem kämpften die meisten NKFD Leute, wie schon erwähnt an der Propagandafront und anders als die Wlassowleute, mit der Flüstertüte zB. und nicht dem Karabiener!
Ausserdem sollte ein Blick in die Geschichte jeden belehren, dass schon immer Deutsche gegen Deutsche gekämpft und sich öfter als man glauben mag auch an der Unterdrückung des eigenen Volkes beteiligt haben und dafür von den Unterdrückern Orden und Titel einheimsten. Wozu also diese künstliche Aufregung?

GR162

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wie schon gesagt,gegen die Leute an der Propagandafront etc. sage ich ja nichtmal was. Auch nicht gegen jemanden der für seine politische Überzeugung die Seiten gewechselt hat um einen besseren Staat zu schaffen.

Wer erst bei der Wehrmacht gegen die Russen kämpft und danach bei der roten Armee gegen die Wehrmacht, kämpft meiner Meinung nach erstmal nicht gegen die Nazis sondern gegen seine ehemaligen Kameraden und damit auch gegen Leute wie meinen Großvater der alles andere als ein Nazi war. Dafür habe ich nur Verachtung übrig auf die ex Freunde und Kameraden zu schiessen.
Es wird immer wieder der Fehler gemacht die Wehrmachtssoldaten allgemein als Nazis abzutun,davon sollte man sich mal freimachen oder es ein wenig relativieren.
Ich rede ja speziell nur von denen die mit der Waffe gegen die ex Kameraden gekämpft haben.Dafür noch nen Orden bekommen ? mein Opa würde sich im Grabe rumdrehen und das zu Recht.
Und dann anführen das schon oft Deutsche gegen Deutsche kämpfen wird der Sache nicht gerecht,dafür hab ich generell nichts übrig ob es nun im 30 jährigen Krieg oder wie auch immer war.
Es lässt sich immer auf jeder Seite eien vermeintlich gute und ehrenvolle Motivation finden,alles eien Sache der Sichtweise.
Eine traurige Sache halt.
Und mit den Wlassow Soldaten und ähnlichen Verbänden kann man es sicher zumindest ein bischen vergleichen. Natürlich steckte dahinter dem Gefangenenlager zu entgehen,aber es steckten auch oftmals Gründe dahinter die was mit autonomie und Unabhängigkeit zu tun hatten. Die Russen haben sich reichlich einverleibt und die Ukrainer,Balten usw. waren alles andere als glücklich darüber und wählten somit das vermeintlich kleinere Übel auf Seiten der Wehrmacht zu kämpfen zum eigenen Vorteil und gegen die rote Armee als Besatzer ihres Landes.

Ich sagte ja schon wenn die BRD heute nem Ukrainer der gegen die rote Armee kämpfte ne Medaille umhängen würde gäbe es einen Aufschrei in der Welt. Natürlich würde es sowas niemals geben da wir ja nunmal den Krieg vom Zaun gebrochen haben und vieles mehr. Deshalb sowieso rein fiktiv diese Vorstellung. Abgesehen davon haben nicht so wirklich viele überlebt von den "Sowjets" die gegen die rote Armee gekämpft haben.

Seis drum,ein Thema was sicherlich polarisiert.

Mich würde aber nun wirklich mal interessieren welchem Personenkreis da wirklich die Medaille umgehängt werden soll. Denen die politisch aktiv waren oder auch denen die mit der Waffe in der Hand gegen ihre Landsleute kämpften ? Gibt es da mal nähere Infos ?

Gruss Sascha

Niwre

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Wer erst bei der Wehrmacht gegen die Russen kämpft und danach bei der roten Armee gegen die Wehrmacht, kämpft meiner Meinung nach erstmal nicht gegen die Nazis
Wie kämpft man dann gegen "die Nazis", wenn nicht gegen ihre Armee?

Zitat
Leute wie meinen Großvater der alles andere als ein Nazi war.
Wieso hat er nicht die Seite gewechselt?

waldi44

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Es wird immer wieder der Fehler gemacht die Wehrmachtssoldaten allgemein als Nazis abzutun,davon sollte man sich mal freimachen oder es ein wenig relativieren.
.......
Ich sagte ja schon wenn die BRD heute nem Ukrainer der gegen die rote Armee kämpfte ne Medaille umhängen würde gäbe es einen Aufschrei in der Welt.
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Mich würde aber nun wirklich mal interessieren welchem Personenkreis da wirklich die Medaille umgehängt werden soll. Denen die politisch aktiv waren oder auch denen die mit der Waffe in der Hand gegen ihre Landsleute kämpften ? Gibt es da mal nähere Infos ?

Gruss Sascha

Natürlich waren bei weitem nicht alle Wehrmachtssoldaten Nazis. DAS wurde von mir auch nicht behauptet, aber sie waren deren Handlanger und Erfüllungsgehilfen in allen Konsequenzen und mit ihnen eben auch die von dir erwähnten Ukrainer und schlussendlich würde man ihnen einen Orden dafür geben, dass die Nazis millionen Menschen ermorden konnten und deswegen "....gäbe es einen Aufschrei in der Welt."!
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Walter Ulbricht vielleich posthum, das währe doch näckig ;D ;D ;D ;D ;D

GR162

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Wenn man alle Personen der Wehrmacht mit Nazis gleichsetzt muss man natürlich zu so eine Frage kommen. Darauf werde ich nicht antworten.

warum mein Großvater nicht die Seite gewechselt hat? warum Millionen nicht die Seite gewechselt haben ?

Da liegen die Motivationen wohl unterschiedlich und sind von Gleichgültigkeit,Überzeugung für die Sache,Kameradschaft,später dann Verteidigung der Heimat usw. zu suchen.

Ich finde es weitaus schwieriger zu wissen für ein ungeliebtes Regime zu kämpfen.Einen aussichtslosen Kampf zu führen,den Verlust der Heimat zu ertragen Freunde und Kameraden sterben zu sehen und trotzdem nicht einfach wegzulaufen um den einfacheren Weg zu gehen.Ab einem gewissen Zeitpunkt war wohl den meisten klar,das das verlieren des Krieges und der Untergang Deutschlands nicht unbedingt das bessere Übel und erstrebenswerte Ziel war.

Warum mein Großvater und andere nicht die Seiten gewechselt haben? Weil sie wussten das das Regime des Russen sicher nicht besser wäre. Wer an der Ostfront war hat so manches erlebt,ich könnte da Dinge erzählen die sicher niemanden motivieren würden zum Feind überzulaufen.

Wie gesagt bei den Westalliierten ist der Fall sicher etwas anders gelagert.

Wäre mal interessant Zahlen zu sehen wieviele an der Ostfront desertiert und übergelaufen sind und wie es im Gegensatz dazu bei denen die den Westalliierten gegenüber standen.Natürlich mit bereinigten Zahlen da der Anteil der im Osten eingesetzten Truppen um ein vielfaches größer war.

waldi44

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Wenn man alle Personen der Wehrmacht mit Nazis gleichsetzt muss man natürlich zu so eine Frage kommen. Darauf werde ich nicht antworten.


Herrgott noch einmal! Wo steht denn das!!!???

Zitat von mir:
"Natürlich waren bei weitem nicht alle Wehrmachtssoldaten Nazis. DAS wurde von mir auch nicht behauptet..."

Da steht deutlich lesbar:"...waren bei weitem nicht alle Wehrmachtssoldaten Nazis.....". Das kann man doch nicht falsch interpretieren. "Bei weitem nicht..." heisst, die Mehrheit waren keine (überzeugten) Nazis

Zitat von GR162:
"Ich finde es weitaus schwieriger zu wissen für ein ungeliebtes Regime zu kämpfen."

Damit entziehst du den Wehrmachtssoldaten ihr Hauptargument, warum sie für die Nazis gekämpft haben: Sie hätten von den Schandtaten der Nazis nichts gewusst und gleichzeitig gibst du jedem Verbrecher eine Blanckovollmacht: Es sei besser für ein ungeliebtes (verbrecherisches) Regime zu kämpfen, als es zu BEkämpfen.
Wie so oft, kann ich nicht folgen...

GR162

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waldi das war nicht auf deine Aussage bezogen sondern auf das hier:

Wie kämpft man dann gegen "die Nazis", wenn nicht gegen ihre Armee?


Das bedeutet für mich im Umkehrschluss das alle Angehörigen der Armee sprich Wehrmacht mit Nazis gleichgesetzt werden auch wenn es in Anführungszeichen gesetzt ist.

Ich entziehe den Soldaten kein Argument.Sicher haben viele nichts von den Greuel der Nazis gewusst und einige halt schon.Ich habe Kontakt mit Veteranen die durchaus die damalige Zeit reflektieren. Nur der kleine Geschütz Uffz der Jahre in vorderster Front im Wolchow im Dreck gelegen hat und nur 1mal auf Urlaub nach Hause in Ostpreussen kam hat von den Untaten erst nach Kriegsende erfahren.Damit hat er auch erst erfahren welchem abscheulichen Regime er eigentlich gedient und es indirekt unterstützt hat.

Was ich ausdrücken wollte war das die wenigsten überzeugt für Hitler und das Regime gekämpft haben oder überzeugte Nazis waren,aber dafür für ihre Kameraden und die Heimat.

Man darf auch nicht vergessen das diese Personen in einer anderen Zeit groß geworden sind sprich Preußische Erziehung,anderes Ehrgefühl usw. damals waren sie halt nicht so aufgeklärt wie wir heute.Dazu kommt das die meisten auch noch relativ jung waren. Was will man erwarten wenn jemand direkt von der Schule oder nach der Lehre eingezogen wird und das noch in einer Gleichgeschalteten Welt ?

Der kleine Landwirtjunge war halt nicht unbedingt so aufgeklärt und weitblickend wie ein vieleicht adeliger Gleichaltriger. Der kleien Geschütz Uffz. hatte sicher auch nicht so einen Einblick in die Lage wie ein Regiments oder Divisionskommandeur.

Viele glaubten halt für Deutschland zu kämpfen und das vermeintlich richtige und ihre Pflicht zu tun.



waldi44

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SO entstehen Missverständnisse ;D!

Soweit so Gut, aber dann dürften auch alle anderen Widerständler nicht geehrt werden. Die mit den Flugblättern nicht und erst recht nicht jene, die gebombt haben. Wird Widerstand gleich mit Verrat gesetzt, so wird der Diktatur das Wort geredet. Wenn man Verbrecher nicht mehr bekämpfen darf, weil man dann selber als Verbrecher abgestempelt wird sehe es in der Vergangenheit und wohl auch Zukunft trübe aus.
Wenn legitime und/oder demokratische Mittel nicht nutzbar sind, weil sie zerschlagen wurden, was bleibt einem da noch anderes übrig als die Seiten zu wechseln oder zur Bombe zu greifen? Sich selbst zu erschiessen oder gleich freiwillig in's KZ melden?
Ãœbrigens hat mal zum Thema "Wissen" jemand folgendes gesagt: Im 3. Reich konnte jeder soviel Wissen wie er wissen WOLLTE! oder Glauben was er glauben wollte. Das meiste geschah ja nicht im verborgenen.
Wer sich zB. andere nicht fragte, wohin denn die Judentransporte gingen, erfuhr es nur gerüchteweise und das konnte er glauben oder auch nicht. Mancher wusste es oder schenkte den Gerüchten Glauben und zog daraus seine Konsequenzen(nicht nur daraus).
Andere zogen andere Konsequenzen, weil sie es nicht glaubten oder tatsächlich nicht anders wussten oder auch sonst nicht anders konnten. Das nennt man dann Pflichterfüllung.

Es gibt aber wohl auch Untersuchungen über die Qualität der Deserteure und Überläufer und aus der soll hervorgehen, dass die wenigsten politisch motiviert waren. Daran knüpft sich dann die von dir gestellte Frage: Wer soll wofür ausgezeichnet werden? Reicht die Mitgliedschaft im NKFD aus oder knüpfen sich an die Auszeichnung besondere Taten?

Niwre

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waldi das war nicht auf deine Aussage bezogen sondern auf das hier:

Wie kämpft man dann gegen "die Nazis", wenn nicht gegen ihre Armee?

Das bedeutet für mich im Umkehrschluss das alle Angehörigen der Armee sprich Wehrmacht mit Nazis gleichgesetzt werden auch wenn es in Anführungszeichen gesetzt ist.
Du liest nur das, was Du lesen möchtest. Dein "Umkehrschluss" (zu welcher Schlussfolgerung eigentlich?) hat mit meiner Frage überhaupt nichts zu tun. Wie kämpft man aktiv am besten gegen das Regime, wenn man tausende Kilometer von zu Hause entfernt ist?

Ich finde es weitaus schwieriger zu wissen für ein ungeliebtes Regime zu kämpfen.Einen aussichtslosen Kampf zu führen,den Verlust der Heimat zu ertragen Freunde und Kameraden sterben zu sehen und trotzdem nicht einfach wegzulaufen
Dafür zu kämpfen, dass das "ungeliebte Regime" beseitigt wird, der Krieg nicht auf den Heimatboden getragen wird, nicht noch mehr Freunde und Kameraden sterben und zu ertragen gegen sein Volk zu kämpfen ist also leichter? Bisschen verblendet, oder?

Zitat
die sicher niemanden motivieren würden zum Feind überzulaufen.
Das, was viele hinter der eigenen Front sahen, motivierte auch nicht zum Weiterkämpfen.

AK 74 ZF

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GR 162 ... bitte das "Nazi" nicht falsch verstehen. Ich verwende diesen Begriff (in Ausführungsstrichen), weil er der damaligen Propaganda entspricht, welche ja zeittypisch war. ... Die normalen Soldaten (aller Dienstgrade) der Wehrmacht und selbst der Wa-SS waren nicht generell "Nazis". Das hat nicht einmal etwas mit einer normalen Mitgliedschaft in der NSDAP zu tun. Auch wenn man deren Mitglieder automatisch mit "Nazi" indentifiziert. Der Begriff "Nazi" ist ein ideologischer Kampfbegriff, ebenso wie "Sozi" oder "Kommi/Kommunist/Bolschewist", welcher dazu dient ein Feindbild unterschiedslos auf ganze Bevölkerungsgruppen zu projezieren. ... Diese Art der Stigmatisierung bzw. auch die Art der Vereinfachung einer politischen, ideologischen oder auch komlexen Weltanschauung auf einen kurzen Begriff wie "Nazi" ist sehr problematisch. ... Der Vorteil ist daß solche plumpe Vereinfachung es ermöglicht auch nicht gerade unbedingt intelligente Lösungen anbieten zu müssen, so daß es mit vorgefertigten Denkschablonen und Mitteln der Propaganda möglich ist sich an einem definierten "Feindbild" abzuarbeiten. ... Der Nachteil dieser Vereinfachung besteht darin daß die Komplexität aber auch die unterschiedlichen individuellen Gründe der Menschen, sich gerade für diese oder jene "Ideologie" entschieden zu haben, fast völlig außer Acht gelassen werden. ... Im Nachherein tun bis heute manche Politologen und Ideologen so, als ob das Phänomen Nationalsozialismus nicht greifbar wäre. ... Was übrigens Schwachsinn ist.
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Mein Großvater war Fallschirmjäger der Wehrmacht ... in der Darstellung der DDR galten diese als besonders fanatische "Nazis" bzw. "Eliteeinheit der faschistischen Wehrmacht" (-> Propagandamittel : Stigmatisierung durch ideologische Zuordnung zu einer angeblich politischen Gruppe/Institution). ... Nur daß mein Großvater kein Nazi war und mit dieser bescheuerten Einordnung und Unterstellung auch nichts zu tun haben wollte. ... Der Witz daran ist, daß alte KPD/SED-Genossen sehr wohl wußten daß diese plumpen ideologischen Vereinfachungen Blödsinnig sind und am wirklichen System des NS völlig vorbei gingen.
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Wen die Russen auszeichnen werden weiß ich nicht. Aber ich denke daß sie hinsichtlich der "Ideologie" da ungeheuer verkannt werden. Die Russen sind Pragmatiker und ich habe schon zu DDR-Zeiten Russen (in den Fall waren es wirklich Russen) kennengelernt, welche über unsere deutsche Eigenart unsere Nationalität irgendwelchen (teilweise fremden) Ideologien unterzuordnen ungläubig bis angewidert den Kopf geschüttelt haben. "Ihr seid doch Deutsche !" Dieser Satz russischer Offz, Generale aber auch Politiker war nicht immer ein Vorwurf, sondern eher ein Aufruf auf unsere Nationalität stolz zu sein. ... Die Russen haben durch unseren Überfall (und wir sind nun mal definitiv in die UdSSR eingefallen) sehr viel Leid erfahren. Daß in den Teilen der Sowjetunion, welche unsere Wehrmacht/Wa-SS u.a. Organisationen "besucht" haben, nach Eroberung durch unsere Truppen und Rückeroberung durch die Sowjets, so gut wie kein Stein mehr auf dem anderen war ... die Industrie zerstört .. Landwirtschaft ganz im Eimer ... ganze Landstriche entvölkert und zig Millionen Tote zu beklagen waren ... ist ja eine Tatsache welche den Angehörigen der Wehrmacht/Wa-SS, die diese Kämpfe miterlebt haben, sehr wohl bewußt gewesen ist. ... Also "Beliebtheitspreise" haben wir da nicht unbedingt gewonnen. ...

Und trotzdem haben die Russen immer eine sehr hohe Meinung vom Deutschen Volk besessen. Aus ihrer Sicht eine erfolgreiche Industrienation mit gebildeten und effizienten Arbeitern, Ingenieuren, Wissenschaftlern, eine Kulturnation mit großen Dichtern, Denkern, Philosophen und auch eine Nation mit Geschichte, Kultur, Tradition und großen Politikern und Militärs. ... Ja ... selbst vor unseren Soldaten und Generalen gab es durchaus Respekt und Achtung. ... Aber nachdem was die Russen (und andere Nationalitäten der Sowjetunion) bis 1943 erlebt hatten gab es auch Haß. Ein Haß, welcher zudem noch künstlich geschürt wurde (Kriegspropaganda zwecks "Kampfmoral"), ebenso wie dies übrigens auch auf deutscher Seite mit den Parolen a la "Kampf gegen die bolschewistischen Untermenschen" üblich war.

Für die damals ideologisch mit der sozialistisch-kommunistischen Klassenlehre erzogenen Sowjets war Deutschland aber auch das Land von Karl Marx und Friedrich Engels, Liebknecht, Luxenburg und einer hoch entwickelten, gebildeten und in revolutionären Klassenkämpfen erfahrenen Arbeiterklasse. ... Es gab 1941 Soldaten der Roten Armee welche es garnicht richtig glauben wollten daß deutsche Arbeiter und Bauern gegen sie Krieg führen würden und der Meinung waren daß es ganz schnell möglich wäre sich mit ihnen gegen die Befehlsgeber und Verantwortlichen des Krieges zu verbünden. ... Angesichts der wuchtigen Schläge der Wehrmacht und geschlossen diszipliniert zusammenwirkenden deutschen Truppen versank diese Illusion allerdings schnell im Blut der immer härter werdenden Kämpfe.

Aber dieser ideologische Ansatz der Sowjets ... der Appell an die arbeitende Klasse ... der (angenommenen) Diskrepanz zwischen Deutschem Volk und der "faschistischen" Regierung ... gipfelnd in der Aufforderung beim Beenden des verbrecherischen Krieges und dem Sturz der "faschistischen Nazi-Regierung" zu helfen ...  fand sich dann auch in der Propaganda und in den Antifa-Kursen wieder.

« Letzte Änderung: 13.02.10 (16:04) von AK 74 ZF »

GR162

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tja wie kämpft man gegen ein Unrechtsregime vor allem tausende Kilometer von der Heimat weg ? Sicher nicht unbedingt indem man zum Feind überläuft und auf seine Kameraden schiesst.

Wer das für gut und legitim ansieht ist für mich ein wenig verblendet.

Wie beseitigt man ein Regime ausser mit Bomben auf den Diktator ?

Wie ereicht man Frieden,mit Waffengewalt siehe Irak Afghanistan ?

Wie wurde die DDR beseitigt,sicher nicht mit Waffengewalt und da gab es auch verdammt viel Unrecht und eine, nennen wir es mal SED Diktatur.

Ghandi und Mandela müssen ja dumm gewesen sein nicht mit der Waffe in der Hand loszugehen und trotzdem waren sie erfolgreich wenns auch lang gedauert hat.

Ich hab keine Patentlösung aber mit dem töten der eigenen Landsleute Frieden zu stiften halte ich nicht unbedingt für den besten Weg.Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel,deshalb auch mein Zwiespalt beim Stauffenberg Thema zumindest was seine Vorbildfunktion angeht.

gegen sein Volk zu kämpfen ist sicher nicht einfacher,allerdinsg im "Exil" mit politischen Mitteln sicher deutlich einfacher als mit der Waffe in der Hand.
Aber desertieren um nicht mehr kämpfen zu müssen ist sicherlich der bequemere Weg und eine Möglichkeit sich vor Verantwortung zu drücken.

wie gesagt,ich differentiere schon zwischen Wiederstand gegen ein Regime mit gewaltfreien Mitteln und mit der Waffe.

Aber seis drum,wir drehen uns im Kreis und an meiner Meinung das ich für Deutsche die auf ihre ehemaligen Kameraden schiessen und deren Ehrung wenig übrig hab ändert sich nichts.

Nomen Nescio

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Leute wie meinen Großvater der alles andere als ein Nazi war.
Wieso hat er nicht die Seite gewechselt?
Niwre, gab es nicht sowas wie Sippenhaft oder ähnliche Bedrohungen???

waldi44

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tja wie kämpft man gegen ein Unrechtsregime vor allem tausende Kilometer von der Heimat weg ? Sicher nicht unbedingt indem man zum Feind überläuft und auf seine Kameraden schiesst.

Wer das für gut und legitim ansieht ist für mich ein wenig verblendet.

Aber seis drum,wir drehen uns im Kreis und an meiner Meinung das ich für Deutsche die auf ihre ehemaligen Kameraden schiessen und deren Ehrung wenig übrig hab ändert sich nichts.


Du verstehst es einfach nicht, dass nicht jeder Deutsche in dem anderen seinen Kameraden sah, nur weil sie die gleiche Uniform trugen (tragen mussten) und das es Deutsche gab, die den Feind nicht im Osten sahen, sondern im eigenen Land und das es Deutsche gab, deren Einstellung zum Nationalsozialismus im Laufe des Krieges eine Wandlung erfuhr, so wie meine damals zum Sozialismus und diese Wandlung fand dann in meiner Fahnenflucht ihren Ausdruck. Für die DDR war ich auch ein Verräter und für manche wohl auch heute noch.
Aber auch meine Flucht war ein kleines unscheinbares Sandkorn im Getriebe des Sozialismus und viele Sandkörner wuchsen zum Sandsturm an und fegten die DDR hinweg....

AK 74 ZF

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Nomen ... ich hab meinen Großvater, nachdem wir in Geschichte und Literatur viel mit dem NKFD und der Aussage "Wer Überläuft hat zumindest die Chance zu überleben !" konfrontiert wurden, mal gefragt : "Opa warum bist Du denn nicht übergelaufen ?"

Der guckte mich völlig verständnislos an und sagte dann : "Zum Russen ??? ... Junge bist Du verrückt ? ... Wir wollten überleben !"
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Mein Großvater ist nach der Eroberung Kretas und der anschließenden Bergung der dort gefallenen Kameraden an die Ostfront verlegt worden. Und er kämpfte den gesamten Rest des Krieges, bis zum buchstäblich letzten Tag (1 Tag nach der offiziellen Kapitulation), an der Ostfront. ... Er und seine Kameraden sahen sehr wohl in welch grausame Wut sich dieser Krieg ... an der Ostfront klar als "Schicksalskampf" und "Vernichtungskrieg" benannt ... gesteigert hatte. ... Der deutsche Soldat wollte alles Mögliche. ... Aber sicher nicht in russische Gefangenschaft !!!  ... Das war so ziemlich die allerletzte Option.

Obwohl sich seine Einheit von der Ostfront über die Tschechei und Sudeten absetzend in amerikanische Gefangenschaft durchkämpfte landete er doch in Sibirien. ... Weil die Amis diese Gangster sie erst beklaut und dann nach 3 Tagen, auf einer Wiese ohne Essen und Trinken gefangen haltend, an die Russen verscheuert haben.  >:( ... Die sowjetische Einheit welche sie übernahm und dann durch inzwischen von tschechischen Marodeuren besetzte deutsche Gebiete (Sudeten) zum Gefangenensammelpunkt brachte (die Gefangenen übrigens dabei vor dem Mob schützend !!!), hat den Landsern ersteinmal von ihren Vorräten etwas zum Essen, Trinken und Rauchen gegeben ! ... Diese Einheit der Roten Armee war eine Kampfeinheit und hat sie anständig behandelt. ... Kurz vor der Ankunft am Sammelpunkt warnte ein älterer Sowjetsoldat meinen Großvater noch er solle vorsichtig sein und beim weiteren Marsch/Transport innen laufen da die Wachmannschaften keine Frontsoldaten wären ... und die jungen "Helden" dazu neigten die Gefangenen zu schlagen. ... Der Rest der Gefangenschaft ... er kam erst 1949 wieder ... war wenig erfreulich. ... GuLag/Arbeitslager ... Sklaverei.

Übrigens passend zum Thema ... Zu "umgedrehten" Deutschen, den "Antifa-Instrukteuren" u.ä. "Funktionären" hatte er eine sehr üble Meinung. Das lag daran daß es zu dieser Zeit entweder glühende Eiferer der neu übernommenen Ideologie oder aber Opportunisten waren welche durch Anbiedern, bis hin zum Kameradenverrat, auf Kosten ihrer ehemaligen Kameraden eher nach Hause wollten. ... Mein Großvater, mit Jahrgang 1902 einer der ältesten Soldaten seiner Einheit überhaupt ... zudem durch Malaria und 6 Jahre Krieg gezeichnet ... sollte eigentlich 1946 entlassen werden. Aber irgendein "Kameraden- und Verräterschwein" hat ihn bei den Kommunisten/"Iwans" angeschissen so daß er von der Liste gestrichen wurde. ... Er hat mir leider nie erzählt wobei es dabei wirklich ging. Aber dieses deutsche Verräterschwein (leider hab ich auch keine Zuordnung ob Verräter, Spitzel, Antifa o.ä.) hätte ihm wohl nicht in die Hände fallen dürfen. Wenn Männer wie mein Großvater sagten : "Das Schwein leg ich um !" dann meinten sie dies nicht nur so.
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Das Thema "Russische Gefangenschaft" ist übrigens auch sehr vielschichtig und gestaffelt nach Zeitphasen (1941-43, 1943-45, 1945-49 und Spätheimkehrer 1955 und später !) zu betrachten. Zumindest alles was mit der 6. Armee, dem NKFD/BDO zu tun hat ist (?) im Museum von Krasnogorsk sehr gut aufgearbeitet und dokumentiert. Zumindest als ich 1989 dort war, haben die russischen Historiker mit uns sehr offen ... auch über vakante Themen ... gesprochen.
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