@ Frieda ... nur mal kleine Kritik zum letzten Beitrag.
Wenn hinsichtlich Zeitschiene der Termin/Zeitraum Sommer 1939 steht dann ist es doch nicht "konstruktiv" Ereignisse von 1940/41 zurück zu transferieren.
Was die Aussage Logos betrifft so sollte man dies nicht ganz mit den späteren "Erfahrungen" versuchen zu plätten. Gerade diese Arroganz der später alles besser Wissenden bzw. derer die alles angeblich schon vorher gewußt haben blockiert die Sicht auf bestimmte Geschichtsprozesse, bzw. Ursachen für weitere Entwicklungen.
Logos Aussage daß sich nach der Stabilisierung der Macht und der Abschaffung bzw. strengen Neuorganisation der ehemals "wilden KL (KZ)" die Verhältnisse in diesen "normalisiert" hatten ist bei genauerer Kenntnis nicht von der Hand zu weisen. Daß Kommunisten und bestimmte Randgruppen, welche als Systemfeindlich bzw. Gesellschaftsschädigend betrachtet wurden, auch Mitte der 30iger hart behandelt wurden ist sicher richtig. Aber es ist auch eine Tatsache daß in diesen KLs/KZs nicht nur politische Häftlinge saßen. ... Dadurch gab es in der Bevölkerung zum Bsp. die Meinung daß in diesen Lagern "Volksschädlinge", Asoziale und Verbrecher saßen, welche so harte Behandlung verdient hätten. ... Da das allgemeine Leben Mitte der 30iger ... insbesondere 36/37 bis Anfang des Jahres 38 von zunehmenden Wohlstand, KdF-Urlaub, wiedererstarkendem Nationalstolz und "organisiertem" Alltagsleben geprägt war, war der allgemeine PMZ (Politisch-Moralischer-Zustand) der Bevölkerung, lt. GeStaPo Berichten/Untersuchungen, sehr gut. ... Dies heißt übrigens nicht daß die deutsche Bevölkerung "Kriegsbereit" war !!! ... Insbesondere seit 1938 machten sich größere Teile der Bevölkerung durchaus Sorgen und waren hinsichtlich der Möglichkeit des Ausbruches eines Krieges eher besorgt als begeistert.
Übrigens ... so man das Thema "Juden" in der Rückblende betrachtet, wird auch dieses (angesichts des später erfolgten Dramas/Völkermordes) sehr stark überbewertet. ... Ein Teil der Bevölkerung war mit der deutsch-jüdischen Bevölkerung zum Teil sehr solidarisch. Das Problem wurde ab 1938, unter Ausnutzung der Ressentiments gegen die "Ostjuden" (meist "Galizische Juden" aus Polen/Ukraine/Weißrußland), propagandistisch hochgetrieben. ... Wobei es auch in der deutschen Bevölkerung (übrigens wesentlich "zivilisierter" und in geringerer Intensität als in vielen Nachbarländern !) eine gewisse Basis an antisemitischen Vorurteilen und "völkisch-rassische" (Haß)Gefühle gab.
Sowohl "Systemfeinde", "Volksschädlinge", "Asoziale", Kriminelle wie auch Juden waren Bevölkerungsstatistisch "Randgruppen" bei welchen der "Otto-Normalbürger" kein Problem darin sah wenn man diese .... "Zum Schutz des Deutschen Volkes" in "Schutzhaft" nahm. ... Daß diese "Schutzhaft" in den KZs später, zum Teil, in gezielte Vernichtung ausartete hätte der normale deutsche Bürger 1938/39 weder für möglich noch für richtig gehalten. ... Erst im Krieg, was Deine angeführten Jahreszahlen ja bestätigen, war es durch die damit verbundene "Radikalisierung" der "Volksmeinung" möglich solche Exzesse zu begehen. ... Und selbst da scheute man die Öffentlichkeit und sorgte für Geheimhaltung.
1938/39 war es nur möglich die deutsche Bevölkerung mit gezielter "Opfer"- Propaganda, zum Teil sogar rechtmäßigen Forderungen (hinsichtlich Verwerfungen durch die Versailler Verträge) und Bedrohungsszenarien in den Krieg zu führen. ... Die deutsche Bevölkerung, bis hin zu führenden Kreisen in der Wehrmacht, waren wesentlich "Kriegsmüder" und gegenüber einem Krieg ablehnender als uns dies heute von der im Nachherein "besser wissenden" Geschichtsschreibung weis gemacht wird.
Spätestens Ende 1939/Anfang 1940 wurde der größte Teil der deutschen Bevölkerung aus ihrem "Friedensleben" gerissen und "taumelte", teilweise sogar begeistert oder von mißbrauchten patriotischen Gefühlen geleitet, in den II. Weltkrieg. ... Und gerade weil viele deutsche Bürger, noch mit Adolf Hitlers 1938 laut zelebrierten diplomatischen "Friedensbemühungen" im Gedächtnis, so unvermittelt im Krieg landeten glaubten sie der Propaganda der Nazis daß sie Opfer der polnisch-englisch-"bolschewistisch-jüdischen" Weltverschwörung gegen Deutschland wären.
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Bitte das obige mit Verstand und im historischen Kontext der damaligen Zeit (1938/39) lesen ! ... Und bitte bedenken daß dieser Prozeß noch sehr viel Vielschichtiger, komplizierter und sicher aus verschiedenen Blickwinkeln auch unterschiedlich bewertbar ist. ... Um zu verstehen "Warum" es damals zu diesem Krieg und den dabei stattgefundenen Verbrechen kam, und "Weshalb" die Menschen damals in ihrer Zeit so dachten und handelten, muß man versuchen die Zeit und die damaligen Umstände klar zu analysieren. ... Feste Meinungen und ideologisch fest zementierte Denkmuster blockieren dabei häufig die Möglichkeit zur "Erkenntnis".
Es geht mir definitiv nicht um die Rechtfertigung der Politik der NS-Regierung ! ... Es geht um das Verstehen "Warum" dies damals so passieren konnte und "Weshalb" viele Deutsche (und dies gilt auch für die Bevölkerung der anderen kriegsführenden Länder) dabei "aktiv und passiv" mit und sich zum Teil auch "Schuldig" machten.
@ Logo ... die KZs waren sicher zu keiner Zeit "human". ...