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Militärgeschichte => Geschichte allgemein => Thema gestartet von: Frieda am 26.07.09 (17:56)

Titel: "Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Frieda am 26.07.09 (17:56)
Hallo allerseits,

im  Konstanzer Rosgartenmuseum  findet vom 1.Juli bis 22. November 2009  die Ausstellung "Sommer 39", Alltagsleben am Anfang der Katastrophe statt.
Hier ein kurzer Auszug aus der Museumshomepage über den Inhalt der Ausstellung:
Zitat
Vor 70 Jahren begann der Zweite Weltkrieg, noch leben beiderseits der deutsch-schweizerischen Grenze Menschen, die sich an diese mörderischern Jahre erinnern und persönliche Zeugnisse aufbewahrt haben. Die Ausstellung zeigt, wie Konstanz und seine Nachbarn 1939 den letzten Bodensee-Sommer vor der europäischen Katastrophe erlebten: Zwischen Badefreuden und Terror. Verfolgung & Flucht. Die Schweizer Perspektive. Das Militär in Konstanz. Der Hitler-Attentäter Johann Georg Elser und andere Widerständige.
Ich war gestern in der Ausstellung. Ich finde, sie ist sehr gut gemacht. In der Ausstellung werden viele Exponate gezeigt, die Konstanzer Bürger für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben. Gezeigt werden beispielsweise Kleidungsstücke, Fotos, Spielzeug oder Briefe. Auch finden sich noch einige Relikte jüdischen Lebens in Konstanz, die von Freunden oder Nachbarn versteckt wurden und erst Jahrzehnte später auf Dachböden in Konstanz oder dem benachbarten Schweizer Kreuzlingen wieder aufgetaucht sind.
Zur Austellung gibt es auch einen kleinen Ausstellungskatalog.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: una am 28.07.09 (18:00)
Sommer 1939 ist aber nicht nur die beschauliche deutsch-schweizerische Grenze gewesen, wo so rein gar nichts los war. man sollte lieber auf die polnisch-deutsche grenze einen blick werfen wo auf deutscher seite flüchtlingslager für geflüchtete Volksdeutsche aus Polen entstanden. die hatten einen ganz besonderen badespass bei der durchquerung von Grenzflüssen und polnischen Beschuß.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Frieda am 28.07.09 (18:59)
Deinen Beitrag verstehe ich nicht ganz  ???. Die Ausstellung hat es ganz sicher nicht von der "beschaulichen deutsch-schweizerischen Grenze" wo so rein gar nichts los war". Ich glaube Du hast den Sinn der Ausstellung nicht so ganz verstanden, aber vielleicht willst Du diesen auch gar nicht verstehen.  Manch einer hat nämlich bis heute immer noch nix verstanden (geschichtlich gesehen)  ::). Offenbar gehörst Du zu diesen "ewig Gestrigen".
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: waldi44 am 28.07.09 (22:54)
Es gibt "Gäste", bei denen man froh ist, sie besuchen einen nicht- es ist aber mühsam sich ihrer zu erwehren und so kommt es immer mal vor, dass so einer aufkreuzt und seinen Senf völlig unnötig und oft unsinnig abgibt. Wenn ich deinen Beitrag richtig verstanden habe, geht es in der Ausstellung überwiegend um das Leben 1939 in Konstanz und Umgebung. Da waren die Ereignisse im fernen Polen bzw. an den der dortigen Reichsgrenze höchstens aus Presse und Rundfung zu erfahren und das Leben im Reich, in Konstanz zB. verlief eben anders als in Posen, Bromberg oder Lodsch. Unvorstellbar für Leute wie @una.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: una am 30.07.09 (18:31)
ich würde jetzt nicht gleich überdramatisieren. das thema heißt "Sommer `39 Alltagsleben am Anfang der Katastrophe"  Das es eine Ausstellung über die Umgebung von Konstanz dazu gab hab ich auch gelesen. Nur: Alltagsleben gab es eben nicht nur in Konstanz. ansonsten ist es doch recht dürftig nur von konstanz schreiben zu wollen, ALS THEMA.  Dann hättest du, frieda, gleich konstanz schreiben sollen als thema, wenn du NUR über konstanz schreiben willst. deinen "ewig gestrigen" einwurf kannst du deshalb in der tüte lassen.
du kennst mich nicht und dich möchte ich auch nicht kennenlernen wollen.  bemühe eben dein thema konstanz weiter, vielleicht wohnst du ja dort, was deinen beitrag vielleicht verständlicher macht.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Richtschuetze am 31.07.09 (07:01)
Zitat
Juli bis 22. November 2009  die Ausstellung "Sommer 39", Alltagsleben am Anfang der Katastrophe statt.


Nun Waldi wo er Recht hat.............. :P

Ich denke mal was una damit meint das der Terror nicht nur von Deutschland ausgegangen ist, sonder das auch Deutsche unter dem Terror der aus dem Ausland kam gelitten haben! (siehe Polen) und das eben vor Ausbruch der Katastrophe September 39!

Gruss
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Balsi am 31.07.09 (07:22)
sonder das auch Deutsche unter dem Terror der aus dem Ausland kam gelitten haben!

wobei wir ja auch wieder anmerken können, daß auch Deutsche unter dem Terror in Deutschland litten....

wir drehen uns im Kreis.....bzw. TRB aka una dreht sich im Kreis
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Jan-Hendrik am 31.07.09 (07:25)
Quasi der "ewige Kreis"...Ursache von soviel Unproduktivität  ;)

Jan-Hendrik
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: waldi44 am 31.07.09 (10:14)
Zitat
Juli bis 22. November 2009  die Ausstellung "Sommer 39", Alltagsleben am Anfang der Katastrophe statt.


Nun Waldi wo er Recht hat.............. :P

Ich denke mal was una damit meint das der Terror nicht nur von Deutschland ausgegangen ist, sonder das auch Deutsche unter dem Terror der aus dem Ausland kam gelitten haben! (siehe Polen) und das eben vor Ausbruch der Katastrophe September 39!

Gruss


Ahjao, du wieder :-*....
Nein! Es geht  und da gibt es auch ein Buch und einen Film darüber, wie das Leben im letzten Friedenssommer im 3. Reich war. Die überwiegend meisten Deutschen genossen diesen Sommer, nichts ahnend, dass des für lange Zeit ihr letzter Friedenssommer war. Die Ereignisse an der Ostgrenze waren lokal begrenzt und für den normalen Bürger eher weit weg- Betroffene natürlich ausgenommen.
Nur wer genauer hinsah und vor allem hinhörte, konnte ahnen was sich da zusammenbraute und zwar intenational, als eben auch an der Ostgrenze. So richtig rechnete kaum einer mit Krieg abe als er dann kam, war auch niemand so richtig erstaunt. Nichtdestotrotz ging das Leben in diesem letzten Sommer ganz normal weiter. DAS ist das eigentliche Anliegen der Ausstellungsmacher bzw Autoren und Filmemacher.
Aber, wie Balsi schon richtig sagte: daneben gab es in Deutschland schon einen jahrelangen Terror gegen Andersdenkende und Andersrassige, von dem man in der breiten öffentlichkeit auch kaum etwas mitbekam. Das Leben verlief für die meisten Deutschen bis zum 1. September 1939 fast ganz normal weiter obwohl im innern ein doch beispielloser Terror herrschte und nach aussen ein Krieg vorbereitet wurde!
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: una am 31.07.09 (11:35)
ach endlich versteht man, was ich meine. Alltagsleben im sommer 39 muß man landesweit sehen und nicht lokal begrenzt. und wenn man die "Katastrophe" heraushebt, sollte man auch sich erklären, daß diese an der Ostgrenze geschah und nicht in Konstanz. das begreifen sogar schulkinder.  "unproduktiv" ist deshalb sich mit scheuklappen mit diesen thema befassen und alles was mit verbrechen an deutschen zu tun hat, als "ewig gestrig" abzustempeln. und ja anderdenkende wurden auch 1939 verfolgt, das geschieht ja bis in die heutige zeit. Die "Katastrophe" löste aber die Verfolgung nicht aus - das war klar die Außenpolitik und nicht die Innenpolitik.

Alltagsleben 1939 war vorallem die Überraschung des Krieges (Testparade in Berlin, niemand zeigte Begeisterung). Bei diesem Thema passt sehr viel mehr rein, als hier nur angeschnitten. "Alltags"-Konstanz spielte deshalb im Gesamtrahmen kaum eine Rolle, oder sieht das jemand anders?
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: logo am 31.07.09 (14:50)
Also @waldi, diesen "beispiellosen " Terror nach Innen mußt du mal näher erklären. Die KZ's waren eben noch nicht die Todesmaschinen wie in Kriegszeiten (hier rede ich nicht von Vernichtungslager), das Lagerleben war weitaus humaner als zu damaligen Zeiten in den Gulags der UdSSR. Es gab Entlassungen und die Todeszahlen ab 1935 waren fast zu negieren(Siehe Quellen). Der Überwachungsapparat (Gestapo) war bei 60 Mill. Menschen nur halb so groß wie in der DDR mit 17 Mill. !
Nach der Progromnacht verschärfte man weiter das Leben der Juden in Deutschland aber bei weitem nicht so ,wie ab 1942 nach der Wannseekonferenz. Beispielloser Terror nach Innen sieht bedeutend anders aus und das habenn die Nazis dann zu Kriegszeiten auch gezeigt!
logo
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Frieda am 31.07.09 (19:20)
@ logo:

Zitat
Die KZ's waren eben noch nicht die Todesmaschinen wie in Kriegszeiten (hier rede ich nicht von Vernichtungslager), das Lagerleben war weitaus humaner als zu damaligen Zeiten in den Gulags der UdSSR. Es gab Entlassungen und die Todeszahlen ab 1935 waren fast zu negieren(Siehe Quellen). Der Überwachungsapparat (Gestapo) war bei 60 Mill. Menschen nur halb so groß wie in der DDR mit 17 Mill. !
Was macht es das es für einen Unterschied ob es sich um KZ´s vor oder während des Krieges  handelt? Unschuldige Menschen wurden ihrer Freiheit beraubt, erniedrigt, gefoltert, durch Zwangsarbeit in den Lagern ihrer Gesundheit beraubt. Es gibt viele Beispiele von Schicksalen die nach der Inhaftierung in KZ´s psychisch wie physisch völlig am Ende waren und an den Folgen der Inhaftierung gestorben sind. Allein die Tatsache, dass ein Staat seine Bürger in Konzentrationslager verfrachtet, nur weil sie einer anderen „Rasse“, Religion oder einer anderen politischen Gesinnung angehören, ist eine absolute Schweinerei und nicht zu tolerieren. Die Verhältnisse im Dritten Reich mit den Verhältnissen in anderen Ländern, bzw. mit anderen Zeiten (DDR) zu vergleichen, relativiert das Unrecht nicht. Man kann damit das Unrecht auch nicht schmälern. Aber dieses Thema hatten wir hier ja schon unzählige Male, es bringt wohl nichts, noch groß darüber zu schreiben.

Zitat
Nach der Progromnacht verschärfte man weiter das Leben der Juden in Deutschland aber bei weitem nicht so ,wie ab 1942 nach der Wannseekonferenz

Die physische Vernichtung der Juden begann nicht erst mit der Wannsee Konferenz.  So wurden beispielsweise bereits im Oktober 1940 badische und saarpfälzische Juden in das Lager Gurs nach Südfrankreich deportiert. Die offiziellen Deportationen der deutschen Juden begannen ebenfalls bereits   im Oktober 1941. Weiter bildete sich bereits mit Beginn des Überfalls auf die SU 1941 ein konkretes  Programm über die Vernichtung der Juden heraus. Auch existierte bereits seit November 1941 das Vernichtungslager Chelmno. 
Aber trotz alledem kann man meiner Meinung nach die schlimmen Zustände gegenüber den Juden, Andersdenkenden und Kranken 1938 nicht damit schmälern, das die Zustände später noch viel schlimmer wurden. Mir persönlich hätten die Zustände bereits 1938 schon gereicht, hätten sie mich betroffen. 
Gruß Frieda 
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: waldi44 am 31.07.09 (23:02)
Aber @logo, muss ich dir wirklich erklären, was in der Zeit von 33 bis 39 in Deutschland alles passiert ist? War das nicht schlimm gnug, nur weil es nach 42 noch schlimmer wurde?
Nun fangen wir mal mit dem gröbsten an:
Zerschlagung der Gewerkschaften und politischen Parteien. Einhergehend mit der Verhaftung und vielfachen Ermordung von Mitgliedern und Funktionären.
Nürnberger Gesetze, die hunderttausende deutsche Menschen ihre Lebensgrundlage entzogen und beraubten. Vielfach zum Selbstmord oder in die Emigration trieben.
Die Euthanasie an geistig und körperlich behinderten deutschen Menschen.
Die Arisierung.:Ab dem 1. Januar 1939 war Juden das Betreiben von Einzelhandelsgeschäften und Handwerksbetrieben sowie das Anbieten von Waren und Dienstleistungen untersagt. Im Herbst 1939 befanden sich von ehemals 100.000 Betrieben jüdischer Inhaber nur noch 40.000 in den Händen ihrer rechtmäßigen Eigentümer oder anders formuliert: 60.000 sind "arisiert" worden.
Das sind jetzt nur vier der bekanntesten Beispiele eben mal so aus dem Stehgreif. Nennst  du das normale Lebensbedingungen und findest du den Vergleich mit der Stasi nicht selber lächerlich? Nur weil andere ebenso böse oder noch böser waren, waren doch die Nazis nicht die lieben Onkel, wie es so mancher heute gern darzustellen versucht.
Sicher waren die meisten Deutschen von den Repressalien und dem Naziterror nicht betroffen, aber doch genug wie ich meine. Die werden aber eben gerne aussen vorgelassen, waren es doch nur Juden, Zigeuner, Behinderte.....

KZ: Ende waren 1938 fast 60.000 Menschen in Konzentrationslagern eingesperrt, von denen viele Juden (in ihnen befanden sich aber nicht nur Juden) mit der Massgabe wieder entlassen wurde, Deutschland umgehend unter Zurücklassung ihres Vermögens zu velassen.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: AK 74 ZF am 31.07.09 (23:04)
@ Frieda ... nur mal kleine Kritik zum letzten Beitrag.  ;)

Wenn hinsichtlich Zeitschiene der Termin/Zeitraum Sommer 1939 steht dann ist es doch nicht "konstruktiv" Ereignisse von 1940/41 zurück zu transferieren.

Was die Aussage Logos betrifft so sollte man dies nicht ganz mit den späteren "Erfahrungen" versuchen zu plätten. Gerade diese Arroganz der später alles besser Wissenden bzw. derer die alles angeblich schon vorher gewußt haben blockiert die Sicht auf bestimmte Geschichtsprozesse, bzw. Ursachen für weitere Entwicklungen.

Logos Aussage daß sich nach der Stabilisierung der Macht und der Abschaffung bzw. strengen Neuorganisation der ehemals "wilden KL (KZ)" die Verhältnisse in diesen "normalisiert" hatten ist bei genauerer Kenntnis nicht von der Hand zu weisen. Daß Kommunisten und bestimmte Randgruppen, welche als Systemfeindlich bzw. Gesellschaftsschädigend betrachtet wurden, auch Mitte der 30iger hart behandelt wurden ist sicher richtig. Aber es ist auch eine Tatsache daß in diesen KLs/KZs nicht nur politische Häftlinge saßen. ... Dadurch gab es in der Bevölkerung zum Bsp. die Meinung daß in diesen Lagern "Volksschädlinge", Asoziale und Verbrecher saßen, welche so harte Behandlung verdient hätten. ... Da das allgemeine Leben Mitte der 30iger ... insbesondere 36/37 bis Anfang des Jahres 38 von zunehmenden Wohlstand, KdF-Urlaub, wiedererstarkendem Nationalstolz und "organisiertem" Alltagsleben geprägt war, war der allgemeine PMZ (Politisch-Moralischer-Zustand) der Bevölkerung, lt. GeStaPo Berichten/Untersuchungen, sehr gut. ... Dies heißt übrigens nicht daß die deutsche Bevölkerung "Kriegsbereit" war !!! ... Insbesondere seit 1938 machten sich größere Teile der Bevölkerung durchaus Sorgen und waren hinsichtlich der Möglichkeit des Ausbruches eines Krieges eher besorgt als begeistert.

Übrigens ... so man das Thema "Juden" in der Rückblende betrachtet, wird auch dieses (angesichts des später erfolgten Dramas/Völkermordes) sehr stark überbewertet. ... Ein Teil der Bevölkerung war mit der deutsch-jüdischen Bevölkerung zum Teil sehr solidarisch. Das Problem wurde ab 1938, unter Ausnutzung der Ressentiments gegen die "Ostjuden" (meist "Galizische Juden" aus Polen/Ukraine/Weißrußland), propagandistisch hochgetrieben. ... Wobei es auch in der deutschen Bevölkerung (übrigens wesentlich "zivilisierter" und in geringerer Intensität als in vielen Nachbarländern !) eine gewisse Basis an antisemitischen Vorurteilen und "völkisch-rassische" (Haß)Gefühle gab.

Sowohl "Systemfeinde", "Volksschädlinge", "Asoziale", Kriminelle wie auch Juden waren Bevölkerungsstatistisch "Randgruppen" bei welchen der "Otto-Normalbürger" kein Problem darin sah wenn man diese .... "Zum Schutz des Deutschen Volkes" in "Schutzhaft" nahm. ... Daß diese "Schutzhaft" in den KZs später, zum Teil,  in gezielte Vernichtung ausartete hätte der normale deutsche Bürger 1938/39 weder für möglich noch für richtig gehalten. ... Erst im Krieg, was Deine angeführten Jahreszahlen ja bestätigen, war es durch die damit verbundene "Radikalisierung" der "Volksmeinung" möglich solche Exzesse zu begehen. ... Und selbst da scheute man die Öffentlichkeit und sorgte für Geheimhaltung.

1938/39 war es nur möglich die deutsche Bevölkerung mit gezielter "Opfer"- Propaganda, zum Teil sogar rechtmäßigen Forderungen (hinsichtlich Verwerfungen durch die Versailler Verträge) und Bedrohungsszenarien in den Krieg zu führen. ... Die deutsche Bevölkerung, bis hin zu führenden Kreisen in der Wehrmacht, waren wesentlich "Kriegsmüder" und gegenüber einem Krieg ablehnender als uns dies heute von der im Nachherein "besser wissenden" Geschichtsschreibung weis gemacht wird.

Spätestens Ende 1939/Anfang 1940 wurde der größte Teil der deutschen Bevölkerung aus ihrem "Friedensleben" gerissen und "taumelte", teilweise sogar begeistert oder von mißbrauchten patriotischen Gefühlen geleitet, in den II. Weltkrieg. ... Und gerade weil viele deutsche Bürger, noch mit Adolf Hitlers 1938 laut zelebrierten diplomatischen "Friedensbemühungen" im Gedächtnis,  so unvermittelt im Krieg landeten glaubten sie der Propaganda der Nazis daß sie Opfer der polnisch-englisch-"bolschewistisch-jüdischen" Weltverschwörung gegen Deutschland wären.
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Bitte das obige mit Verstand und im historischen Kontext der damaligen Zeit (1938/39) lesen ! ... Und bitte bedenken daß dieser Prozeß noch sehr viel Vielschichtiger, komplizierter und sicher aus verschiedenen Blickwinkeln auch unterschiedlich bewertbar ist. ... Um zu verstehen "Warum" es damals zu diesem Krieg und den dabei stattgefundenen Verbrechen kam, und "Weshalb" die Menschen damals in ihrer Zeit so dachten und handelten, muß man versuchen die Zeit und die damaligen Umstände klar zu analysieren. ... Feste Meinungen und ideologisch fest zementierte Denkmuster blockieren dabei häufig die Möglichkeit zur "Erkenntnis".

Es geht mir definitiv nicht um die Rechtfertigung der Politik der NS-Regierung ! ... Es geht um das Verstehen "Warum" dies damals so passieren konnte und "Weshalb" viele Deutsche (und dies gilt auch für die Bevölkerung der anderen kriegsführenden Länder) dabei "aktiv und passiv" mit und sich zum Teil auch "Schuldig" machten.  >:(

@ Logo ... die KZs waren sicher zu keiner Zeit "human". ...
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: AK 74 ZF am 31.07.09 (23:10)
@ Waldi ... Du hast sehr wohl Recht. ... Nur kam diese Sicht bzw. diese Tatsachen/Wahrheiten nicht in den breiten Kreisen der deutschen Bevölkerung an, bzw. wurde (zum Teil gezielt oder wider besseren Wissens) "verdrängt".

Es ist nicht so daß mein obiger Beitrag das von Dir geschriebene "negieren" soll. ... Nur war eben 1938/39 die Wahrnehmung bzw. Befindlichkeit (eines Teils) der Bevölkerung auf "Friede, Freude, (Wohlstand), Eierkuchen" geschaltet. :'(
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Walter23 am 01.08.09 (07:36)
Moin

Ja - Geschichte aus "rein deterministischer" Sicht zu betrachten hilft nicht immer
wirklich dabei das/die Handeln/Befindlichkeiten der Menschen von damals zu
bewerten und damit letztlich darüber zu urteilen.


bzgl. der Humanität und der 'Lager' in verschiedenen Systemen
Humaner bedeutet ja nicht, dass das 'humanere Lager' ein schöner
Ort war. Da könnte man auch ein 'weniger Verbrecherisch' nehmen, was
für die davon Betroffenen in letzter Konsequenz an sich egal ist.
=>
Aus diesem Vergleich würde ich da eher die Frage ableiten, was von
dem Gulag-System in der UdSSR in der Welt überhaupt zu der Zeit
ans Licht kam. Auch herrschte in Europa ja alles andere als friedliche Stille...
Aber die Erörertung dieser Frage gehört vielleicht eher in ein eigenes Thema.

Bestens Grüß

Walter
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: waldi44 am 01.08.09 (11:33)
@ Waldi ... Du hast sehr wohl Recht. ... Nur kam diese Sicht bzw. diese Tatsachen/Wahrheiten nicht in den breiten Kreisen der deutschen Bevölkerung an, bzw. wurde (zum Teil gezielt oder wider besseren Wissens) "verdrängt".

Es ist nicht so daß mein obiger Beitrag das von Dir geschriebene "negieren" soll. ... Nur war eben 1938/39 die Wahrnehmung bzw. Befindlichkeit (eines Teils) der Bevölkerung auf "Friede, Freude, (Wohlstand), Eierkuchen" geschaltet. :'(

Genau das war es ja, was ich zu Beginn zum Ausdruck bringen wollte, bis ein gewisser Einwand mich zum weiter Ausholen zwang. Die meisten Leute damals und das schrieb ich ja auch, waren zufriden und sahen eher optimistisch in die Zukunft. Selbst die KdF Schiffe wurden erst im allerletzten Moment zurück gerufen. Wie du richtgig angemerkt hast: "Otto Normalverbraucher" lebte oder spielte zumindest "Heiel Welt" und für die meisten war sie ja auch heil, geörte man nicht gerade besagten "Randgruppen" an.
Dennoch meine ich, sollte man nicht verharmlosend auf die von mir erwähnten Ereignisse reagieren, nur weil noch viel schlimmeres folgen sollte. DAS wussten die Menschen 1939 ja auch nocht nicht, also war das Schlimmste, das jetzt passierende, von dem viele nichts wussten und viele nichts wissen wollten.
Da @logo das Beispiel DDR erwähnte, so kann man das Beispiel tatsächlich benutzen: Die meisten DDR Bürger störten sich an der Innerdeutschen Grenze, wussten oder ahnten um die Zustände in Bautzen oder Hoheneck. Wussten uim die Mauertoten, gingen nicht gerne zur NVA usw. usw. und dennoch lebten sie lustig und zufrieden auf ihren Datschen oder fuhren über den FDGB ins Sozialistische Ausland.
Trotz des allgegenwärtigen Unrechts, war man meist glücklich und zufrieden und lief nicht immer mit der geballten Faust in der Tasche umher und die, die das dennoch taten sassen meist in Bautzen, Brandenburg oder Hoheneck oder hatten den Sprung in den Westen schon geschafft.
So ähnlich stelle ich mir das Leben im Grossen und Ganzen im Deutschen Reich von 1939 vor.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Wolfshund am 03.08.09 (17:30)
Ja da gibts Berührungspunkte. nach Ansicht eines mir bekannten Waldarbeiters war die DDR der gleiche Sch..haufen wie das Dritte Reich, nur andere Fliegen drauf. Für jede Organisation hat man nur ein neues Wort erfunden, machte aber wirtschaftlich erstens alles viel schlechter und zweitens war die DDR bis zum Schluß Besatzungszone geblieben. Letzteres ist auch der große Unterschied zum Dritten Reich, was eine souveräne macht war.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Niwre am 03.08.09 (17:42)
nach Ansicht eines mir bekannten Waldarbeiters war die DDR der gleiche Sch..haufen wie das Dritte Reich, nur andere Fliegen drauf. Für jede Organisation hat man nur ein neues Wort erfunden, machte aber wirtschaftlich erstens alles viel schlechter und zweitens war die DDR bis zum Schluß Besatzungszone geblieben. Letzteres ist auch der große Unterschied zum Dritten Reich, was eine souveräne macht war.
Der Waldarbeiter sollte lieber in seinem Wald bleiben und sich nicht über Politik und Geschichte auslassen, wenn das dabei herauskommt.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: logo am 03.08.09 (17:48)
waldi in einem anderen thread schreibst Du im Sommer 1935 gab es 5 KZ's mit 3.500 Gefangenen , Wähler der KPD im Jahre 1933 ca. 730.000 Menschen, nur mal so am Rande und zum Vergleich angereget. Ansonsten deckt sich die Aussage von AK 74 ZF fast identisch mit meiner.Übrigens nicht zu vergessen die Homosexuellen die als Randgruppe (nach den Homo§) ebenfalls in KZ saßen. @Frieda und beileibe alle waren nicht unschuldig wie bei Schwerverbrechern und Schwerstverbrechern zu sehen ist, das Wort Sicherheitsverwahrung nach den "viel zu niedrigen " Strafen in der Weimarer Republik ist eben damals das KZ gewesen.
Im Übrigen müssen wir uns nicht nach Jahren uns um die Ohren hauen was Unrecht war oder nicht, ich denke mir da sind wir wohl alle (fast) einer Meinung !
Hier geht es um das feine Herausdefinieren der Geschichte und welche Lehren z.B. später gezogen wurden, auch in der DDR ! Das hat überhaupt nichts miit relativieren zu tun ! Übrigens, mein Vater war im Arbeittslager Klotzsche (wie ich ja schon mehrfach schrieb), dort war die ausgeteilte Tagesration an Calorien 1953 genauso groß wie in Buchenwald 1937 (Quelle : KZ Buchenwald . Internationales Buchenwaldkomitee 1945).
Ansonsten hast Du recht mit Deiner DDR Einschätzung un d den Bezug zum III. Reich.
logo
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: waldi44 am 04.08.09 (14:31)
.... das Wort Sicherheitsverwahrung nach den "viel zu niedrigen " Strafen in der Weimarer Republik ist eben damals das KZ gewesen.

Ach hier steht das mit den zu niedrigen Strfen. Dazu von mir :[ur]lhttp://forum.balsi.de/index.php?topic=5610.45[/url
In einer Demokratie versuchen die Politiker es möglichst vielen Mensche recht zu machen, was ihre Vorzüge ausmacht, aber gleichzeitig auch ihre Schwächen. Eine Diktatur, wie die der Nazis macht es sich da viel einfacher. Sie teilt ihre Bevölkerung in gute und böse Menschen ein. In Volksgenossen und Volksschädlinge, so wie die Nazis. Für die Volksgenossen tat man alles um sie froh und glücklich zu machen (meist nicht ohne Hintergedanken) und für die Volksschädlinge tat man auch alles, um sie unschädlich zu machen.
Oft durch eigenes Zutun, aber manchmal auch ohne , fand man sich entweder auf der einen oder anderen Seite wieder. Im Zweifelsfall entschieden die Nazis, wer Volksgenosse und wer Volksschädling war. Die meisten Deutschen waren eben Volksgenossen und so ging es ihnen den Nazidoktrien (KdF z.B.) entsprechend auch gut.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Frieda am 05.08.09 (18:30)
@ logo
Zitat
@Frieda und beileibe alle waren nicht unschuldig wie bei Schwerverbrechern und Schwerstverbrechern zu sehen ist, das Wort Sicherheitsverwahrung nach den "viel zu niedrigen " Strafen in der Weimarer Republik ist eben damals das KZ gewesen.
Ich habe auch nicht behauptet das ALLE unschuldig in "Schutzhaft" saßen. Auch wenn Kriminelle und Schwerstverbrecher ebenfalls in KZ´s "untergebracht" waren, rechtfertigt dies meiner Meinung nach nicht das Bestehen von KZ´s.

Gruß Frieda
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Frieda am 06.08.09 (11:57)
Hallo allerseits,

zum Thema "Sommer 39" zeigt ARTE am Mittwoch den 12.8.09 um 21 Uhr den Dokumentarfilm "Der Sommer 1939". Die Vorschau auf ARTE klang ganz interessant.

http://www.arte.tv/de/Die-Welt-verstehen/geschichte/2781192.html (http://www.arte.tv/de/Die-Welt-verstehen/geschichte/2781192.html)
Grüße
Frieda
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Wolfshund am 08.08.09 (11:33)
@Niwre

Die Meinung dieses Waldarbeiters ist eben eine erlebte Meinung gewesen. Deine Meinung darüber kann da sicher nicht mithalten, sie kennt wohl nur die DDR und wohl kaum die selbsterlebte Dritte Reich Geschichte. (keine Ahnung wie alt du ist, aber sicher bist du kein PC Rentner)

Nehm doch einfach die Massenorganisationen, für jede NS Organisation gabs das gleiche in der DDR, nur eben unter einem anderen Namen, aber ganz sicher mit der gleichen/ähnlichen Funktion. In der DDR sprach man dann in der Zusammenfassung von den "inneren Organen", die im Prinzip immer eine Kontroll- und Erfassungsrolle spielten, alles war durchwebt mit Funktionären und IMs, der Einzelne nur eine Nummer die zu funktionieren hat. Auf Funktionärsebene wurden eben nur die PGs der NSDAP durch die PGs der SED ausgetauscht, fertig war der Lack. Oder noch einfacher: Sehr viele wurden einfach umgedreht oder drehten sich bereitwillig um, zum Beispiel Herr Paulus. An dem ganzen kann man auch sehr gut erkennen, wie lächerlich leicht manch einer seine Ideologie über Bord warf und durch eine andere ersetzte.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: waldi44 am 08.08.09 (12:07)
Nun, die Meinung des Waldarbeiters ist eine tatsächlich sehr verbreitete Meinung zum Thema DDR und 3. Reich. Wer sich ihr aber anschliesst, will die Unterschiede nicht erkennen oder sie interessieren ihn überhaupt nicht. Worin nun diese Unterschiede lagen/liegen, kann man aus einigen Beiträgen in diesem Forum entnehmen. Lesen bildet, vor allem in diesem Forum ::).
Übrigens, gab es die von dir angesprochenen DDR Organisation schon lange vor den Nazis, bei den Kommunisten und den Sozis. Sie waren keine spezifische Erfindung des 3. Reiches, sondern bildeten deren Ersatz und Sammelbecken. Auch viele der FDJ Lieder zB. sind damals von den Nazis den Roten einfach geklaut und neu betextet worden. Da fühlte man sich als alter Rotfront Kämpfer doch gleich viel wohler. Ein Umstand, der mitunter viel Aufklärungsarbeit der Agipropleute bedurfte.
Wendehälse gab es überall, das ist auch keine DDR spezifische Eigenschaft. Immerhin schafften manche DDR Bürger diesen Trick gleich mehrfach, weswegen man ihnen aber nicht gleich den Hals umdrehen sollte ;D oder einen Nazi (Neonazi) draus konstruieren.
Titel: Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
Beitrag von: Wolfshund am 13.08.09 (18:12)
Das davor ist doch nicht das Thema, da leben sowieso immer weniger Zeitzeugen. Der DDR Alltag war ganz sicher dem des Dritten Reiches ähnlich. Statt braune Propaganda gabs dann rote Propaganda. Alles war organisiert in Massenorg. Überall lauerten Denunzianten, unbeliebte Nachbarn wurden durch Beschuldigungen in den Knast gebracht. Halt Diktatur eben gegen alle Andersdenkenden.
 Ein großer Unterschied des Alltags war aber auch, daß der DR Alltag kein "Eingesperrtsein" vermittelte, der DDR Allltag dagegen schon. Wer Richtung Sonnenuntergang spazierte traf irgendwann auf Stacheldraht, Minen und Wachtürme. Später kam noch die 10 km Extrazone dazu, wo man nur mit Roter Balken - Ausweis reindurfte. Im Prinzip war die ganze DDR nur ein Riesen-gulag mit ein paar Freizeitmöglichkeiten. Während man im Dritten Reich im Sommer kaum an Krieg dachte, wurde in DDR sogut wie alles "militärische" nachgeäfft, inclusive der "vormilitärischen Ausbildung" die es schon im DR gab.

Warum wollten eigentlich soviele Menschen aus der DDR auch weg? Weil die von Diktatur und roten Bonzentum die Schnauze voll hatten. Gottseidank ist dieser Gefängnisstaat Vergangenheit.