Autor Thema: Robert Domes "Nebel im August; die Lebensgeschichte des Ernst Lossa"  (Gelesen 5477 mal)

Frieda

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"Nebel im August"
Autor: Robert Domes
Sprache: Deutsch
Verlag: Verlagsgruppe Random House, 2. Auflage, Originalausgabe April 2008
349 Seiten
ISBN: 978-3-570-30475-4

Zitat
Zum Buch:
Deutschland 1933: Ernst Lossa stammt aus einer Familie von "Jenischen", Zigeuner, wie man damals sagte, und war damit bei den Nazis für eine Heimkarriere ausersehen, die in den Tod mündete. Er gilt als schwieriges Kind, er wird von Heim zu Heim geschoben, bis er schließlich in die psychiatrische Anstalt in Kaufbeuren eingewiesen wird. Hier nimmt sein Leben die letzte, schreckliche Wendung: In der Nacht zum 9. August 1944 bekommt er die Todesspritze verabreicht. Ernst Lossa wird - obgleich geistig völlig gesund - mit dem Stempel aszozialer Psychopath" als unwertes Leben aus dem Weg geräumt.

Der Jorunalist Robert Domes erzählt aus der Perspektive des Jungen mit beeindruckender Intensität. Er macht die Denkstrukturen des nationasozialistischen Regimes sichtbar und berichtet von der damit einhergehenden Ideologie der Euthanasie.
Erschütternd an Ernst Lossas kurzem Leben ist der Automatismus, in den der Junge gerät; wie wenig Zuspruch und Hilfe er von der Umwelt erfährt; wie schnell er außerhalb und innnerhalb der Heime in eine Schublade gesteckt wird; wie selbsherrrlich er als nicht therapierbar eingestuft wurde; wie herzlos, ja grausam viele Erzieher handelten.

uwys

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Der Jorunalist Robert Domes erzählt aus der Perspektive des Jungen
[/quote]
wie hat er das nur geschafft?
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Richtschuetze

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Zitat
Denkstrukturen des nationasozialistischen Regimes sichtbar und berichtet von der damit einhergehenden Ideologie der Euthanasie.



Und was er noch alles kann!!! ::)

Gruss

Frieda

  • Gast
Zitat
Zitat
Der Jorunalist Robert Domes erzählt aus der Perspektive des Jungen
wie hat er das nur geschafft

Hier dazu ein kurzer Auszug aus der Homepage des Autors zum Buch.
Quelle: Internetseite Robert Domes http://www.robertdomes.com/nebel-im-august/making-of.html

Zitat
"Die Biografie eines Euthanasie-Opfers, noch dazu eines Mitglied des fahrenden Volkes, der Jenischen, zu schreiben, erforderte einen erheblichen Rechercheaufwand. Den Anstoß dazu gab vor fünf Jahren Dr. Michael von Cranach, damals Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren. Er hatte bereits erste Recherchen angestellt, weil er den Fall Lossa für sein Buch "Psychiatrie im Nationlsozialismus" (Oldenbourg Verlag 1999) verwendete.
Prägend für das Leben von Ernst Lossa waren fünf Stationen: Die frühe Kindheit bei den Eltern, die Zeit im Augsburger Waisenhaus, im Erziehungsheim in Markt Indersdorf, in der Heilanstalt Kaufbeuren und zuletzt in der Nebenanstalt Irsee. Diese fünf Stationen gaben letztlich die Struktur des Buches vor. Sie waren unterschiedlich schwer zu erforschen.

Zunächst begab ich mich auf eine ausführliche Akten- und Archivrecherche – zur Euthanasie im Allgemeinen, zur Situation in der Anstalt Kaufbeuren/Irsee, im Augsburger Waisenhaus und im Erziehungsheim in Markt Indersdorf. Ich forschte an den Originalschauplätzen, den Orten und Einrichtungen, in denen Ernst Lossa einen Teil seines Lebens verbracht hat. Aber wie der Alltag dort in den 30-er und 40-er Jahren aussah, blieb lange unklar. Hier halfen eine Reihe von Zeitzeugen und ein wenig Glück weiter..."

Für jeden den´s interessiert, lohnt es sich auf alle Fälle weiterzulesen.

@Richtschuetze
Zitat
Und was er noch alles kann!!!
Was soll das jetzt?  ???

Ronny22

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@Richtschuetze
Zitat
Und was er noch alles kann!!!
Was soll das jetzt?  ???

Manchen stossen solche Themen bitter auf..........aber das ist nicht die Grundhaltung des Forums oder
der Betreiber.  :-X
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uwys

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Mir stösst nur bitter auf, wen jemand sagt er habe die Geschichte aus der Perspektive eines toten geschrieben!
Dabei kann er nur eigene Empfingungen einfliessen lassen und seine eigene Meinung, oder willst du dir etwa anmassen du wüsstest was ich bei diesem oder auch anderen Themen empfinde?
Wohl kaum!
Das dies alles ein grosses Verbrechen war steht doch auf einem ganz anderem Blatt!
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Frieda

  • Gast
Zitat
Dabei kann er nur eigene Empfingungen einfliessen lassen und seine eigene Meinung, oder willst du dir etwa anmassen du wüsstest was ich bei diesem oder auch anderen Themen empfinde?

Ich kann Dich da sehr gut verstehen. Man darf beim Lesen solcher "Romane" nicht vergessen, dass eine in Teilen fiktive Handlung in einen historischen Hintergrund gesetzt wurde. Das ändert aber nichts an der Korrektheit des historischen Hintergrunds. Das Ganze ist natürlich nur eine Anregung um sich dann über Sachliteratur weiter mit dem Thema zu beschäftigen.

Ich habe mir die Lesung von Domes zu diesem Buch angehört. Ursprünglich sollte das Buch ein Sachbuch werden. Er hat sich dann aber für einen Roman entschieden. Er hat uns im Gespräch erklärt, dass er sich bewusst ist, das er nur versuchen kann sich in die Lage des Jungen hineinzuversetzen. Wie es tatsächlich war, könnte uns nur Ernst Lossa selbst erzählen, wenn er denn noch leben würde.

Trotz alledem, ich finde das Buch ist ein sehr gelungenes Buch, das mit Sicherheit auch nicht geschichtsverfälschend ist. Man muss es aber in erster Linie eben als Roman sehen.

Jan-Hendrik

  • Gast
Zitat
das mit Sicherheit auch nicht geschichtsverfälschend ist.

Genau das stößt mir bei sowas immer sauer auf! Wer von uns kann sich anmaßen genau dies beurteilen zu können? Wir (inklusive dem Autor) können uns höchstens zumaßen, eine jeweils eigene Interpretation anhand der uns zur Verfügung stehenden Informationsbröckchen zu präsentieren. Und genau da sehe ich die Gefahr, die sich bei dieser historisierenden Roman-Literatur ergibt, zuviele Menschen werden sich, analog zur Verknoppung, einbilden anhand des Lesens selbiger etwas zu "wissen"  ::)

Jan-Hendrik

Richtschuetze

  • Gast
Zitat
Man darf beim Lesen solcher "Romane" nicht vergessen, dass eine in Teilen fiktive Handlung in einen historischen Hintergrund gesetzt wurde

@Frieda das meinte ich eben wie kann der Herr sich das anmaßen darüber Fiktive zu Urteilen und den Lesern alles für die Wahrheit zu verkaufen???

Gruss


Frieda

  • Gast
@ Jan Hendrick:

Der historische Hintergrund wurde von Domes nicht interpretiert. Domes hat 5 Jahre lang für sein Buch recherchiert. Er hat lediglich die Person Ernst Lossa fiktiv wieder aufleben lassen. Dabei hat er aber auch Zeitzeugen wie Anstaltspfleger, Mitpatienten, noch lebende Verwandte usw. zu Ernst Lossa befragt um ein möglichst passendes Bild der Person hinzubekommen. Der historische Hintergrund ist aber nun mal leider tatsächlich so passiert. Zu dieser Zeit gibt es nicht nur ein paar "Informationsbröckchen" die Domes bei seiner Recherche zur Verfügung standen.

@richtschuetze:
Zitat
wie kann der Herr sich das anmaßen darüber Fiktive zu Urteilen und den Lesern alles für die Wahrheit zu verkaufen???
Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Er hat nicht fiktiv über das historisch Geschehene geurteilt, lediglich das "Wiederaufleben der Person Lossa" im Roman ist in Teilen fiktiv( z.B. die Gedankengänge von Lossa, das persönliche Empfinden usw. , nicht fiktiv sind jedoch wiegesagt die Handlung beziehungsweise die Erlebnisse der Person, die anhand von Zeitzeugen und Archivmaterial nachvollzogen werden konnten.)