Guten Abend IM,
anders als bei den alliierten Streitkräften, in denen Ingenieure Offiziere waren, bezogen auf ihren Fachbereich, war ein Ingenieur damals ein Wehrmachtsbeamter (a.K.) „auf Kriegsdauer“. Damit war aber kein regulärer Rang verbunden. A.K.’s trugen keine Rangabzeichen auf den Spiegeln und schmale Achselklappen (der Landserjargon benannte sie "Schmalspuroffiziere"). Als solche konnten sie keine direkt wirksamen Befehle geben. Nur indirekt, durch eine allgemeine Weisung über den für die Soldaten zuständigen Offizier, war eine Dienstanordnung möglich (Ungehorsam war also keine Befehlsverweigerung).
Das mag nun in Friedenszeiten noch angehen, im Kriegsfalle aber war es ein Unding. Deshalb war der Status des Reg.-Bauinspektors a.K. für meinen Vater mehr als unbefriedigend. Es war wichtig, selbst Entscheidungen zu treffen und ohne Umwege auch für die Ausführung seiner Anordnungen zu sorgen. Dazu mußte er aber „Reg.-Bauinspektor des Beurlaubtenstandes" (d.B.) sein. Diese trugen volle Rangabzeichen und waren somit als Offiziere befehlsbefugt.
Dazu war aber erst ein Unteroffizierslehrgang mit anschließenden Kampfeinsatz als Soldat von sechs Monaten als Frontbewährung notwendig. Danach erfolgte die Beförderung zum Unteroffizier. War dann der beglaubigte einwandfreie Lebenswandel und der Nachweis der arischen Abstammung in Ordnung, stand der Ernennung zum vollwertigen Offizier nichts mehr im Wege. Frontbewährung hieß aber Kampfeinsatz. Die Wahrscheinlichkeit zu fallen war sehr hoch. So ist es mehr als einmal geschehen, daß die Nation zwar einen Helden mehr auf dem Ehrenschild hatte, aber einen dringend nötigen Spezialisten, z.B. für die Radartechnik, weniger. Diese Albernheit leistete sich nur unser Militär.
Mein Vater meldete sich einige Male als Soldat an die Front, wurde aber wegen seines Gesundheitszustandes (nur noch ein Drittel Magen) immer wieder zurückgestellt. Er wollte unbedingt zur Truppe, bei der d.B. Geschichte klappte es für ein halbes Jahr. Später für den Endkampf um Berlin ging es dann auch. Warum er so versessen auf die Fallschirmtruppe war, weiß ich auch nicht.
mit freundlichen Grüßen aus der Pfalz
Horst