Autor Thema: Dienstgrade in der Luftwaffe  (Gelesen 5687 mal)

horsthans

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Dienstgrade in der Luftwaffe
« am: 11.10.07 (18:44) »
Guten Tag Kollegen,

ich versuche eine Unstimmigkeit bei Dienstgraden zu klären. Es geht um meinen Vater. Er war vor dem Krieg als Bauingenieur bei der Baulietung der Luftwaffe. Mit Kriegsbeginn wurde er zum Luftgau nach Norwegen als Zivilangestellter versetzt, Bauleitung der Luftwaffe Sola-See. Nach einigen fachlichen Widerspüchen, die er sich leistete, wurde er ganz rasch Reg.-Bauinsp. a.K. und vorbei war die schöne Zeit. Da ja die a.K.'s militärisch nichts zu melden hatten, ging mein Vater von März bis November zur 21. Lw.-Felddivision zur Frontbewährung nach Rußland. Danach wurde er Reg.-Bauinsp. d.B. im Rang Oberleutnant, war also Wehrmachtsbeamter im Offiziersrang. Als solcher war er in Oslo beim Luftgau auch als Offizier für die Verteidigungsanlagen eingesetzt.
Als er sich zur Verteidigung an die Ostfront meldete kam er zur 9. FJD. Ich habe ihn als Kind noch im März als Oberleutnant gesehen. In der Suchliste des DRK ist er aber als Oberjäger geführt. Das ist doch Unteroffizier. Wie geht so etwas?

Gruß aus der Pfalz
Horst

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Re: Dienstgrade in der Luftwaffe
« Antwort #1 am: 11.10.07 (18:56) »
Eine kleine Zwischenfrage. Wofür steht a.K. und d.B. ?

horsthans

  • Gast
Re: Dienstgrade in der Luftwaffe
« Antwort #2 am: 11.10.07 (22:49) »
a.K. = auf Ktriegsdauer; d.B. = des Beurlaubtenstandes (etwa "der Reserve" vergleichbar)

Gruß
Horst



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Re: Dienstgrade in der Luftwaffe
« Antwort #3 am: 12.10.07 (14:08) »
Aha, vielen Dank. Das war mir noch nicht bekannt.

Sind die Wehrmachtsbeamten eigentlich mit den Offizieren gleichgesetzt ?

Eigentlich sind es doch keine Soldaten, eher mehr Zivilisten in Uniform und mit expliziten Aufgaben betraut. Ich könnte mir vorstellen, daß die Erklärung Deiner Frage in diese Richtung geht. Ein Wehrmachtsbeamter im Rang eines Offizieres ist sicher nicht gleichzusetzen mit einem Offizier einer Kampftruppe, ...

horsthans

  • Gast
Re: Dienstgrade in der Luftwaffe
« Antwort #4 am: 12.10.07 (21:09) »
Guten Abend IM,

anders als bei den alliierten Streitkräften, in denen Ingenieure Offiziere waren, bezogen auf ihren Fachbereich, war ein Ingenieur damals ein Wehrmachtsbeamter (a.K.) „auf Kriegsdauer“. Damit war aber kein regulärer Rang verbunden. A.K.’s trugen keine Rangabzeichen auf den Spiegeln und schmale Achselklappen (der Landserjargon benannte sie "Schmalspuroffiziere"). Als solche konnten sie keine direkt wirksamen Befehle geben. Nur indirekt, durch eine allgemeine Weisung über den für die Soldaten zuständigen Offizier, war eine Dienstanordnung möglich (Ungehorsam war also keine Befehlsverweigerung).
Das mag nun in Friedenszeiten noch angehen, im Kriegsfalle aber war es ein Unding. Deshalb war der Status des Reg.-Bauinspektors a.K. für meinen Vater mehr als unbefriedigend. Es war wichtig, selbst Entscheidungen zu treffen und ohne Umwege auch für die Ausführung  seiner Anordnungen zu sorgen. Dazu mußte er aber „Reg.-Bauinspektor des Beurlaubtenstandes" (d.B.) sein. Diese trugen volle Rangabzeichen und waren somit als Offiziere befehlsbefugt.
Dazu war aber erst ein Unteroffizierslehrgang mit anschließenden Kampfeinsatz als Soldat von sechs Monaten als Frontbewährung notwendig. Danach erfolgte die Beförderung zum Unteroffizier. War dann der beglaubigte einwandfreie Lebenswandel und der Nachweis der arischen Abstammung in Ordnung, stand der Ernennung zum vollwertigen Offizier nichts mehr im Wege. Frontbewährung hieß aber Kampfeinsatz. Die Wahrscheinlichkeit zu fallen war sehr hoch. So ist es mehr als einmal geschehen, daß die Nation zwar einen Helden mehr auf dem Ehrenschild hatte, aber einen dringend nötigen Spezialisten, z.B. für die Radartechnik, weniger. Diese Albernheit leistete sich nur unser Militär.
Mein Vater meldete sich einige Male als Soldat an die Front, wurde aber wegen seines Gesundheitszustandes (nur noch ein Drittel Magen) immer wieder zurückgestellt. Er wollte unbedingt zur Truppe, bei der d.B. Geschichte klappte es für ein halbes Jahr. Später für den Endkampf um Berlin ging es dann auch. Warum er so versessen auf die Fallschirmtruppe war, weiß ich auch nicht.

mit freundlichen Grüßen aus der Pfalz
Horst

IM

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Re: Dienstgrade in der Luftwaffe
« Antwort #5 am: 12.10.07 (21:15) »
Hallo Horst,

mit Deiner ausführlichen Schilderung gibst Du doch eigentlich fast selbst die Antwort auf Deine Frage. Oder was wäre Dir daran noch unklar ?

Deine Erklärung geht in die Richtung, wie ich mir schon dachte, ...

 

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