Militärgeschichte > Wehrmacht

Fünfte Kolonne

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StabFeld:
Noch ne Frage:
Wer hat schon mal etwas von einer Fünften Kolonne während des Einmarsches der Wehrmacht 1938 in die Tschecheslowakei gehört?
Habe mal vor Jahren etwas darüber gelesen. Leider komme ich nicht mehr an diese "Verbotene Zeitschrift " heran.
Soll eine militärisch unterstützte "Partisaneneinheit" der Sudetendeutschen gewesen sein.
Wer kann mir hierzu Helfen?

Jan-Hendrik:
Welche Fünfte Kolonne ? Der EInmarsch ins Sudetenland 1938 erfolgte aufgrund des Müncheners Abkommens in friedlicher Weise . Die endgülitige Besetzung der Tschechei im Zuge der Auflösung der Tschoslowakei im Frühjahr 1939 verlief ebenfalls kampflos .

Das Märchen von der "5.Kolonne" wurde nach dem Krieg von Benes genutzt , um die Greueltaten während der Vertreibung der deutschen Bevölkerung propagandistisch zu rechtfertigen  ;)

Jan-Hendrik

widdy:
Hallo,

also unter den Begriff 5. Kolonne kenne ich nur eine Version:
Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour starteten die Vereinigten Staaten ein großes Programm gegen die vermeindliche "Fünfte Kolonne" von Deutschen, Italienern und vor allem Japanern, um zu verhindern,
daß Geheimagenten in ihr Land eindringen. Also reine 'Schikane' gegen Zivilisten.

Gruß an alle
Widdy

Richtschuetze:
@Stabfeld mit Fünften Kolonne meinte die CSSR die angebliche aktive hilfe der deutschen Bevölkerung im Land!
Wobei es ja garnicht zu Kampfhandlungen gekommen ist wie Jan schon schrieb.


Gruss

AK 74 ZF:
nun ja ... die Antworten sind so nicht ganz korrekt bzw. vermischeln so einiges.

Der Begriff 5. Kollonne stammt an sich aus dem Spanischen Bürgerkrieg wo vier Kolonnen auf Madrid vorrückten und Franco davon sprach, daß eine 5. Kolonne sich schon innerhalb der Stadt befinden würde.
Später hat auch Hitler, in einem Gespräch zur Frage Danzig, Korridor und Polen, den Begriff 5. Kolonne (für schon infiltrierte Diversionseinheiten) benutzt, womit er endgültig in die Militärgeschichte Einzug fand.

Zur Frage 1938 hinsichtlich Tschechei bzw. CSR . Es gab da sehr wohl eine Vorgeschichte, hinsichtlich des Umgangs der Tschechen mit der deutschen Minderheit und auch der entsprechenden Gegenwehr der Deutschen (insbesondere der Sudetendeutschen). Und in dem Fall gab es durchaus bewaffnete Selbstschutzeinheiten der deutschen Minderheit unter Führung der Sudetendeutschen Partei SdP (Vorsitzender Konrad Henlein http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/HenleinKonrad/index.html ), welche beim Aufbau von der SA unterstützt wurden. Mit Vorbereitung der "Aktion Grün"  nimmt am 22. April ... der Generalstab der Wehrmacht die strategische Überfallplanung gegen die CSR in Angriff".  Am 14. Mai wird mit Hilfe der "Abwehr" in Eger/Cheb (CSR) als bewaffnete Formation der "Fünften Kolonne" der "Freiwillige Schutzdienst"  (FS) der "Sudetendeutschen Partei" aufgestellt.  Am 19. September wird mit Unterstützung der "Abwehr" als Diversanteneinheit das "Sudetendeutsche Freikorps" aufgebaut (Hauptquartier Schloß Donnhof bei Bayreuth/Bayern). Das "Sudetendeutsche Freikorps" geht in der CSR zu bewaffneten Aktionen über, wobei es bis Ende September 1938  in der CSR  zu rund 300 Störaktionen, Sabotageakten/Diversionshandlungen und Zusammenstößen mit tschechischen Nationalisten und Sicherheitskräften kommt. In der Zeit vom 1. bis 10. Oktober, bei der Besetzung der Sudeten (Grenzgebiete) unterstützt und sichert das "Sudetendeutsche Freikorps" den Einmarsch der Wehrmacht.

Aus heutiger Sicht ist dazu zu bemerken, daß es im Grenzgebiet bzw. den Gebieten mit gemischten Bevölkerungsanteilen, welche ja Hoheitlich gesehen damals zur CSR gehörten, durchaus Auseinandersetzungen gab, welche häufig auch von der tschechischen Seite ausgingen. Daß die deutsche Minderheit, bzw. in bestimmten Gebieten ja eigentlich Bevölkerungsmehrheit, sich gegen Terror und Übergriffe schützen wollte, und dazu Unterstützung aus dem Reich erhielt ist an sich aus der Zeit heraus verständlich.

Übrigens wurden viele ehemalige Angehörige der "Sudetendeutschen Kompanie" später von der "Abwehr" in Polen eingesetzt, und bildeten zum Teil den personellen Grundstock für die späteren "Brandenburger".  ...

Daß die Besetzung der Sudeten und spätere Besetzung der "Resttschechei" militärisch gesehen friedlich ablief ... hat ja nichts mit den unterschwellgen bürgerkriegsähnlichen "Kleinkämpfen" bzw. einzelnen Terrorakten (gegen und untereinander) in den Grenzgebieten zu tun. Diese werden zum einen selten von der offiziellen Militärgeschichte erfaßt und werden zum anderen auch im Nachherein gern einseitig propagandistisch genutzt. ... Die Besetzung verlief zwar "Kampflos", aber nicht immer nur friedlich und freudig. Die Tschechen fanden es sicher nicht unbedingt lustig. ... Und die "Vorgeschichte" war es ebenfalls nicht. Und "friedlich" war diese auch nicht. Im Gegenseitigen Hauen und Stechen nahmen sich da beide Seiten nichts. Gerade der Kampf von "Nationalisten" erfolgt ja meist von beiden Seiten sehr unversöhnlich und hart. ... Im Übrigen zählt z.Bsp. die Sicherung/Besetzung bestimmter Schlüsselpositionen und wichtiger Objekte militärisch gesehen als "Einsatz". Wobei dabei häufig kein einziger Schuß fiel ... und die Besetzung somit "friedlich" verlief. Der tschechische Grenzbeamte, Polizist oder auch "Nationalist" empfand es aber bestimmt als Gewalttätig oder auch Demütigend als ihm das "Sudetendeutsche Freikorps" entwaffnete.

Auch heute zählt man bestimmte Kdo-Einsätze im Vorfeld bzw. unterhalb einer bestimmten Eskalationsstufe nicht zu den "Kriegshandlungen", da sie offiziell vor oder außerhalb eines "Krieges" erfolgen. Diese "verdeckte" bzw. "unkoventionelle Kampfführung" kann auch unterhalb der offenen Eskalation (Krieg) geführt werden. ... Und sehr häufig gibt es darüber offiziell auch nichts zu hören, zu lesen oder zu sehen. ... 

Der Begriff "5. Kolonne" ist doch schon älter. War aber zur Zeit des II. WK und in der Nachkriegsära doch sehr verbreitet.

Hoffe ich konnte die Frage etwas tiefgehender beantworten.

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