Autor Thema: "Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe  (Gelesen 10656 mal)

Frieda

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Hallo allerseits,

im  Konstanzer Rosgartenmuseum  findet vom 1.Juli bis 22. November 2009  die Ausstellung "Sommer 39", Alltagsleben am Anfang der Katastrophe statt.
Hier ein kurzer Auszug aus der Museumshomepage über den Inhalt der Ausstellung:
Zitat
Vor 70 Jahren begann der Zweite Weltkrieg, noch leben beiderseits der deutsch-schweizerischen Grenze Menschen, die sich an diese mörderischern Jahre erinnern und persönliche Zeugnisse aufbewahrt haben. Die Ausstellung zeigt, wie Konstanz und seine Nachbarn 1939 den letzten Bodensee-Sommer vor der europäischen Katastrophe erlebten: Zwischen Badefreuden und Terror. Verfolgung & Flucht. Die Schweizer Perspektive. Das Militär in Konstanz. Der Hitler-Attentäter Johann Georg Elser und andere Widerständige.
Ich war gestern in der Ausstellung. Ich finde, sie ist sehr gut gemacht. In der Ausstellung werden viele Exponate gezeigt, die Konstanzer Bürger für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben. Gezeigt werden beispielsweise Kleidungsstücke, Fotos, Spielzeug oder Briefe. Auch finden sich noch einige Relikte jüdischen Lebens in Konstanz, die von Freunden oder Nachbarn versteckt wurden und erst Jahrzehnte später auf Dachböden in Konstanz oder dem benachbarten Schweizer Kreuzlingen wieder aufgetaucht sind.
Zur Austellung gibt es auch einen kleinen Ausstellungskatalog.

una

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #1 am: 28.07.09 (18:00) »
Sommer 1939 ist aber nicht nur die beschauliche deutsch-schweizerische Grenze gewesen, wo so rein gar nichts los war. man sollte lieber auf die polnisch-deutsche grenze einen blick werfen wo auf deutscher seite flüchtlingslager für geflüchtete Volksdeutsche aus Polen entstanden. die hatten einen ganz besonderen badespass bei der durchquerung von Grenzflüssen und polnischen Beschuß.

Frieda

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #2 am: 28.07.09 (18:59) »
Deinen Beitrag verstehe ich nicht ganz  ???. Die Ausstellung hat es ganz sicher nicht von der "beschaulichen deutsch-schweizerischen Grenze" wo so rein gar nichts los war". Ich glaube Du hast den Sinn der Ausstellung nicht so ganz verstanden, aber vielleicht willst Du diesen auch gar nicht verstehen.  Manch einer hat nämlich bis heute immer noch nix verstanden (geschichtlich gesehen)  ::). Offenbar gehörst Du zu diesen "ewig Gestrigen".

waldi44

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #3 am: 28.07.09 (22:54) »
Es gibt "Gäste", bei denen man froh ist, sie besuchen einen nicht- es ist aber mühsam sich ihrer zu erwehren und so kommt es immer mal vor, dass so einer aufkreuzt und seinen Senf völlig unnötig und oft unsinnig abgibt. Wenn ich deinen Beitrag richtig verstanden habe, geht es in der Ausstellung überwiegend um das Leben 1939 in Konstanz und Umgebung. Da waren die Ereignisse im fernen Polen bzw. an den der dortigen Reichsgrenze höchstens aus Presse und Rundfung zu erfahren und das Leben im Reich, in Konstanz zB. verlief eben anders als in Posen, Bromberg oder Lodsch. Unvorstellbar für Leute wie @una.

una

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #4 am: 30.07.09 (18:31) »
ich würde jetzt nicht gleich überdramatisieren. das thema heißt "Sommer `39 Alltagsleben am Anfang der Katastrophe"  Das es eine Ausstellung über die Umgebung von Konstanz dazu gab hab ich auch gelesen. Nur: Alltagsleben gab es eben nicht nur in Konstanz. ansonsten ist es doch recht dürftig nur von konstanz schreiben zu wollen, ALS THEMA.  Dann hättest du, frieda, gleich konstanz schreiben sollen als thema, wenn du NUR über konstanz schreiben willst. deinen "ewig gestrigen" einwurf kannst du deshalb in der tüte lassen.
du kennst mich nicht und dich möchte ich auch nicht kennenlernen wollen.  bemühe eben dein thema konstanz weiter, vielleicht wohnst du ja dort, was deinen beitrag vielleicht verständlicher macht.

Richtschuetze

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #5 am: 31.07.09 (07:01) »
Zitat
Juli bis 22. November 2009  die Ausstellung "Sommer 39", Alltagsleben am Anfang der Katastrophe statt.


Nun Waldi wo er Recht hat.............. :P

Ich denke mal was una damit meint das der Terror nicht nur von Deutschland ausgegangen ist, sonder das auch Deutsche unter dem Terror der aus dem Ausland kam gelitten haben! (siehe Polen) und das eben vor Ausbruch der Katastrophe September 39!

Gruss

Balsi

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #6 am: 31.07.09 (07:22) »
sonder das auch Deutsche unter dem Terror der aus dem Ausland kam gelitten haben!

wobei wir ja auch wieder anmerken können, daß auch Deutsche unter dem Terror in Deutschland litten....

wir drehen uns im Kreis.....bzw. TRB aka una dreht sich im Kreis

Jan-Hendrik

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #7 am: 31.07.09 (07:25) »
Quasi der "ewige Kreis"...Ursache von soviel Unproduktivität  ;)

Jan-Hendrik

waldi44

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #8 am: 31.07.09 (10:14) »
Zitat
Juli bis 22. November 2009  die Ausstellung "Sommer 39", Alltagsleben am Anfang der Katastrophe statt.


Nun Waldi wo er Recht hat.............. :P

Ich denke mal was una damit meint das der Terror nicht nur von Deutschland ausgegangen ist, sonder das auch Deutsche unter dem Terror der aus dem Ausland kam gelitten haben! (siehe Polen) und das eben vor Ausbruch der Katastrophe September 39!

Gruss


Ahjao, du wieder :-*....
Nein! Es geht  und da gibt es auch ein Buch und einen Film darüber, wie das Leben im letzten Friedenssommer im 3. Reich war. Die überwiegend meisten Deutschen genossen diesen Sommer, nichts ahnend, dass des für lange Zeit ihr letzter Friedenssommer war. Die Ereignisse an der Ostgrenze waren lokal begrenzt und für den normalen Bürger eher weit weg- Betroffene natürlich ausgenommen.
Nur wer genauer hinsah und vor allem hinhörte, konnte ahnen was sich da zusammenbraute und zwar intenational, als eben auch an der Ostgrenze. So richtig rechnete kaum einer mit Krieg abe als er dann kam, war auch niemand so richtig erstaunt. Nichtdestotrotz ging das Leben in diesem letzten Sommer ganz normal weiter. DAS ist das eigentliche Anliegen der Ausstellungsmacher bzw Autoren und Filmemacher.
Aber, wie Balsi schon richtig sagte: daneben gab es in Deutschland schon einen jahrelangen Terror gegen Andersdenkende und Andersrassige, von dem man in der breiten öffentlichkeit auch kaum etwas mitbekam. Das Leben verlief für die meisten Deutschen bis zum 1. September 1939 fast ganz normal weiter obwohl im innern ein doch beispielloser Terror herrschte und nach aussen ein Krieg vorbereitet wurde!

una

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #9 am: 31.07.09 (11:35) »
ach endlich versteht man, was ich meine. Alltagsleben im sommer 39 muß man landesweit sehen und nicht lokal begrenzt. und wenn man die "Katastrophe" heraushebt, sollte man auch sich erklären, daß diese an der Ostgrenze geschah und nicht in Konstanz. das begreifen sogar schulkinder.  "unproduktiv" ist deshalb sich mit scheuklappen mit diesen thema befassen und alles was mit verbrechen an deutschen zu tun hat, als "ewig gestrig" abzustempeln. und ja anderdenkende wurden auch 1939 verfolgt, das geschieht ja bis in die heutige zeit. Die "Katastrophe" löste aber die Verfolgung nicht aus - das war klar die Außenpolitik und nicht die Innenpolitik.

Alltagsleben 1939 war vorallem die Ãœberraschung des Krieges (Testparade in Berlin, niemand zeigte Begeisterung). Bei diesem Thema passt sehr viel mehr rein, als hier nur angeschnitten. "Alltags"-Konstanz spielte deshalb im Gesamtrahmen kaum eine Rolle, oder sieht das jemand anders?

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #10 am: 31.07.09 (14:50) »
Also @waldi, diesen "beispiellosen " Terror nach Innen mußt du mal näher erklären. Die KZ's waren eben noch nicht die Todesmaschinen wie in Kriegszeiten (hier rede ich nicht von Vernichtungslager), das Lagerleben war weitaus humaner als zu damaligen Zeiten in den Gulags der UdSSR. Es gab Entlassungen und die Todeszahlen ab 1935 waren fast zu negieren(Siehe Quellen). Der Überwachungsapparat (Gestapo) war bei 60 Mill. Menschen nur halb so groß wie in der DDR mit 17 Mill. !
Nach der Progromnacht verschärfte man weiter das Leben der Juden in Deutschland aber bei weitem nicht so ,wie ab 1942 nach der Wannseekonferenz. Beispielloser Terror nach Innen sieht bedeutend anders aus und das habenn die Nazis dann zu Kriegszeiten auch gezeigt!
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Frieda

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #11 am: 31.07.09 (19:20) »
@ logo:

Zitat
Die KZ's waren eben noch nicht die Todesmaschinen wie in Kriegszeiten (hier rede ich nicht von Vernichtungslager), das Lagerleben war weitaus humaner als zu damaligen Zeiten in den Gulags der UdSSR. Es gab Entlassungen und die Todeszahlen ab 1935 waren fast zu negieren(Siehe Quellen). Der Überwachungsapparat (Gestapo) war bei 60 Mill. Menschen nur halb so groß wie in der DDR mit 17 Mill. !
Was macht es das es für einen Unterschied ob es sich um KZ´s vor oder während des Krieges  handelt? Unschuldige Menschen wurden ihrer Freiheit beraubt, erniedrigt, gefoltert, durch Zwangsarbeit in den Lagern ihrer Gesundheit beraubt. Es gibt viele Beispiele von Schicksalen die nach der Inhaftierung in KZ´s psychisch wie physisch völlig am Ende waren und an den Folgen der Inhaftierung gestorben sind. Allein die Tatsache, dass ein Staat seine Bürger in Konzentrationslager verfrachtet, nur weil sie einer anderen „Rasse“, Religion oder einer anderen politischen Gesinnung angehören, ist eine absolute Schweinerei und nicht zu tolerieren. Die Verhältnisse im Dritten Reich mit den Verhältnissen in anderen Ländern, bzw. mit anderen Zeiten (DDR) zu vergleichen, relativiert das Unrecht nicht. Man kann damit das Unrecht auch nicht schmälern. Aber dieses Thema hatten wir hier ja schon unzählige Male, es bringt wohl nichts, noch groß darüber zu schreiben.

Zitat
Nach der Progromnacht verschärfte man weiter das Leben der Juden in Deutschland aber bei weitem nicht so ,wie ab 1942 nach der Wannseekonferenz

Die physische Vernichtung der Juden begann nicht erst mit der Wannsee Konferenz.  So wurden beispielsweise bereits im Oktober 1940 badische und saarpfälzische Juden in das Lager Gurs nach Südfrankreich deportiert. Die offiziellen Deportationen der deutschen Juden begannen ebenfalls bereits   im Oktober 1941. Weiter bildete sich bereits mit Beginn des Ãœberfalls auf die SU 1941 ein konkretes  Programm über die Vernichtung der Juden heraus. Auch existierte bereits seit November 1941 das Vernichtungslager Chelmno. 
Aber trotz alledem kann man meiner Meinung nach die schlimmen Zustände gegenüber den Juden, Andersdenkenden und Kranken 1938 nicht damit schmälern, das die Zustände später noch viel schlimmer wurden. Mir persönlich hätten die Zustände bereits 1938 schon gereicht, hätten sie mich betroffen. 
Gruß Frieda 

waldi44

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #12 am: 31.07.09 (23:02) »
Aber @logo, muss ich dir wirklich erklären, was in der Zeit von 33 bis 39 in Deutschland alles passiert ist? War das nicht schlimm gnug, nur weil es nach 42 noch schlimmer wurde?
Nun fangen wir mal mit dem gröbsten an:
Zerschlagung der Gewerkschaften und politischen Parteien. Einhergehend mit der Verhaftung und vielfachen Ermordung von Mitgliedern und Funktionären.
Nürnberger Gesetze, die hunderttausende deutsche Menschen ihre Lebensgrundlage entzogen und beraubten. Vielfach zum Selbstmord oder in die Emigration trieben.
Die Euthanasie an geistig und körperlich behinderten deutschen Menschen.
Die Arisierung.:Ab dem 1. Januar 1939 war Juden das Betreiben von Einzelhandelsgeschäften und Handwerksbetrieben sowie das Anbieten von Waren und Dienstleistungen untersagt. Im Herbst 1939 befanden sich von ehemals 100.000 Betrieben jüdischer Inhaber nur noch 40.000 in den Händen ihrer rechtmäßigen Eigentümer oder anders formuliert: 60.000 sind "arisiert" worden.
Das sind jetzt nur vier der bekanntesten Beispiele eben mal so aus dem Stehgreif. Nennst  du das normale Lebensbedingungen und findest du den Vergleich mit der Stasi nicht selber lächerlich? Nur weil andere ebenso böse oder noch böser waren, waren doch die Nazis nicht die lieben Onkel, wie es so mancher heute gern darzustellen versucht.
Sicher waren die meisten Deutschen von den Repressalien und dem Naziterror nicht betroffen, aber doch genug wie ich meine. Die werden aber eben gerne aussen vorgelassen, waren es doch nur Juden, Zigeuner, Behinderte.....

KZ: Ende waren 1938 fast 60.000 Menschen in Konzentrationslagern eingesperrt, von denen viele Juden (in ihnen befanden sich aber nicht nur Juden) mit der Massgabe wieder entlassen wurde, Deutschland umgehend unter Zurücklassung ihres Vermögens zu velassen.

AK 74 ZF

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #13 am: 31.07.09 (23:04) »
@ Frieda ... nur mal kleine Kritik zum letzten Beitrag.  ;)

Wenn hinsichtlich Zeitschiene der Termin/Zeitraum Sommer 1939 steht dann ist es doch nicht "konstruktiv" Ereignisse von 1940/41 zurück zu transferieren.

Was die Aussage Logos betrifft so sollte man dies nicht ganz mit den späteren "Erfahrungen" versuchen zu plätten. Gerade diese Arroganz der später alles besser Wissenden bzw. derer die alles angeblich schon vorher gewußt haben blockiert die Sicht auf bestimmte Geschichtsprozesse, bzw. Ursachen für weitere Entwicklungen.

Logos Aussage daß sich nach der Stabilisierung der Macht und der Abschaffung bzw. strengen Neuorganisation der ehemals "wilden KL (KZ)" die Verhältnisse in diesen "normalisiert" hatten ist bei genauerer Kenntnis nicht von der Hand zu weisen. Daß Kommunisten und bestimmte Randgruppen, welche als Systemfeindlich bzw. Gesellschaftsschädigend betrachtet wurden, auch Mitte der 30iger hart behandelt wurden ist sicher richtig. Aber es ist auch eine Tatsache daß in diesen KLs/KZs nicht nur politische Häftlinge saßen. ... Dadurch gab es in der Bevölkerung zum Bsp. die Meinung daß in diesen Lagern "Volksschädlinge", Asoziale und Verbrecher saßen, welche so harte Behandlung verdient hätten. ... Da das allgemeine Leben Mitte der 30iger ... insbesondere 36/37 bis Anfang des Jahres 38 von zunehmenden Wohlstand, KdF-Urlaub, wiedererstarkendem Nationalstolz und "organisiertem" Alltagsleben geprägt war, war der allgemeine PMZ (Politisch-Moralischer-Zustand) der Bevölkerung, lt. GeStaPo Berichten/Untersuchungen, sehr gut. ... Dies heißt übrigens nicht daß die deutsche Bevölkerung "Kriegsbereit" war !!! ... Insbesondere seit 1938 machten sich größere Teile der Bevölkerung durchaus Sorgen und waren hinsichtlich der Möglichkeit des Ausbruches eines Krieges eher besorgt als begeistert.

Übrigens ... so man das Thema "Juden" in der Rückblende betrachtet, wird auch dieses (angesichts des später erfolgten Dramas/Völkermordes) sehr stark überbewertet. ... Ein Teil der Bevölkerung war mit der deutsch-jüdischen Bevölkerung zum Teil sehr solidarisch. Das Problem wurde ab 1938, unter Ausnutzung der Ressentiments gegen die "Ostjuden" (meist "Galizische Juden" aus Polen/Ukraine/Weißrußland), propagandistisch hochgetrieben. ... Wobei es auch in der deutschen Bevölkerung (übrigens wesentlich "zivilisierter" und in geringerer Intensität als in vielen Nachbarländern !) eine gewisse Basis an antisemitischen Vorurteilen und "völkisch-rassische" (Haß)Gefühle gab.

Sowohl "Systemfeinde", "Volksschädlinge", "Asoziale", Kriminelle wie auch Juden waren Bevölkerungsstatistisch "Randgruppen" bei welchen der "Otto-Normalbürger" kein Problem darin sah wenn man diese .... "Zum Schutz des Deutschen Volkes" in "Schutzhaft" nahm. ... Daß diese "Schutzhaft" in den KZs später, zum Teil,  in gezielte Vernichtung ausartete hätte der normale deutsche Bürger 1938/39 weder für möglich noch für richtig gehalten. ... Erst im Krieg, was Deine angeführten Jahreszahlen ja bestätigen, war es durch die damit verbundene "Radikalisierung" der "Volksmeinung" möglich solche Exzesse zu begehen. ... Und selbst da scheute man die Öffentlichkeit und sorgte für Geheimhaltung.

1938/39 war es nur möglich die deutsche Bevölkerung mit gezielter "Opfer"- Propaganda, zum Teil sogar rechtmäßigen Forderungen (hinsichtlich Verwerfungen durch die Versailler Verträge) und Bedrohungsszenarien in den Krieg zu führen. ... Die deutsche Bevölkerung, bis hin zu führenden Kreisen in der Wehrmacht, waren wesentlich "Kriegsmüder" und gegenüber einem Krieg ablehnender als uns dies heute von der im Nachherein "besser wissenden" Geschichtsschreibung weis gemacht wird.

Spätestens Ende 1939/Anfang 1940 wurde der größte Teil der deutschen Bevölkerung aus ihrem "Friedensleben" gerissen und "taumelte", teilweise sogar begeistert oder von mißbrauchten patriotischen Gefühlen geleitet, in den II. Weltkrieg. ... Und gerade weil viele deutsche Bürger, noch mit Adolf Hitlers 1938 laut zelebrierten diplomatischen "Friedensbemühungen" im Gedächtnis,  so unvermittelt im Krieg landeten glaubten sie der Propaganda der Nazis daß sie Opfer der polnisch-englisch-"bolschewistisch-jüdischen" Weltverschwörung gegen Deutschland wären.
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Bitte das obige mit Verstand und im historischen Kontext der damaligen Zeit (1938/39) lesen ! ... Und bitte bedenken daß dieser Prozeß noch sehr viel Vielschichtiger, komplizierter und sicher aus verschiedenen Blickwinkeln auch unterschiedlich bewertbar ist. ... Um zu verstehen "Warum" es damals zu diesem Krieg und den dabei stattgefundenen Verbrechen kam, und "Weshalb" die Menschen damals in ihrer Zeit so dachten und handelten, muß man versuchen die Zeit und die damaligen Umstände klar zu analysieren. ... Feste Meinungen und ideologisch fest zementierte Denkmuster blockieren dabei häufig die Möglichkeit zur "Erkenntnis".

Es geht mir definitiv nicht um die Rechtfertigung der Politik der NS-Regierung ! ... Es geht um das Verstehen "Warum" dies damals so passieren konnte und "Weshalb" viele Deutsche (und dies gilt auch für die Bevölkerung der anderen kriegsführenden Länder) dabei "aktiv und passiv" mit und sich zum Teil auch "Schuldig" machten.  >:(

@ Logo ... die KZs waren sicher zu keiner Zeit "human". ...

AK 74 ZF

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Re:"Sommer '39" Alltagsleben am Anfang der Katastrophe
« Antwort #14 am: 31.07.09 (23:10) »
@ Waldi ... Du hast sehr wohl Recht. ... Nur kam diese Sicht bzw. diese Tatsachen/Wahrheiten nicht in den breiten Kreisen der deutschen Bevölkerung an, bzw. wurde (zum Teil gezielt oder wider besseren Wissens) "verdrängt".

Es ist nicht so daß mein obiger Beitrag das von Dir geschriebene "negieren" soll. ... Nur war eben 1938/39 die Wahrnehmung bzw. Befindlichkeit (eines Teils) der Bevölkerung auf "Friede, Freude, (Wohlstand), Eierkuchen" geschaltet. :'(

 

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