Hallo Dr.Krukenberg,
mein Vater ging Anfang Mai 45 mit den Resten der Sturmgeschütz Brigade 210 bei Plathe-Friedrichsmoor in amerikanische Gefangenschaft. Die Brigade 210 hatte im März im Brückenkopf Stettin-Altdamm mit der 1. Marine-Division gekämpft. Mein Vater fuhr als Zugführer in der 3./210 mit seinen Geschützen Nachhut. Er überquerte als letztes Fahrzeug die Autobahnbrücke über die Oder,die hinter ihm gesprengt wurde.
Nach weiteren Abwehrkämpfen an der Autobahn Berlin-Stettin bei Kolbitzow, Penkun und Schmölln, sowie bei der Verteidigung des Flugplatzes und der Stadt Prenzlau am 26.4., wo die Brigade 210 mit den Resten der SS Divisionen Langemark und Wallonie (Kampfgruppe Müller), sowie Resten des SS Fallschirmjäger Regimentes 600 (Solar) eingesetzt war, begann am 27.4. die beschleunigte Absetzbewegung in Richtung der Amerikaner nach Westen. Es ging über Woldegk, Neubrandenburg und Waren nach Crivitz bei Schwerin. Hier wurden die letzten Geschütze gesprengt.
Danach gingen die Soldaten der Heeresgruppe Weichsel, die es bis hierher geschafft hatten in amerikanische Gefangenschaft. Es war eine unüberschaubar lange Schlange deutscher Soldaten auf der Straße, die alle zu den Amerikanern wollten.
Keiner wollte in russische Gefangenschaft.
Der ehemalige Ordonanzoffizier der Brigade 322, die Anfang Februar 45 in der Brigade 210 aufgegangen war, erzählte mir, daß er seinen Fahrer mit seinem Kübelwagen in der Schlange stehen gelassen hatte, um nach vorn zu gehen und die Lage zu erkunden. Als er zu ihm zurückkommen wollte, war dieser mitsamt der persönlichen Habe des Ofiziers verschwunden. Aus welchen Gründen auch immer. Schlimmer als der Verlust seiner persönlichen Dinge bedauerte der Ordonanzoffizier jedoch den Verlust der Kriegstagebücher der Sturmgeschütz Brigadfen 322 und 210. Ob der Fahrer zurückgefahren ist in Richtung der Russen, einen anderen Weg zu den Amerikaner genommen hat oder sich dort in der Gegend irgendwo verdrückt hat um weder bei den Russen noch bei den Amerikaner in Gefangenschaft gehen zu müssen kann man nicht mehr sagen. Er ist nie wieder aufgetaucht, auch bei den späteren Traditionstreffen der Sturmartillerie nicht.
Prinzipiell kann man meiner Meinung nach sagen, daß in dem fraglichen Gebiet Soldaten aller möglichen Truppenteile der Heeresgruppe Weichsel in Gefangenschaft gegangen sein können, die es bis dort geschafft hatten. Oder weiß jemand genaueres?
Welcher Verband der US Armee hat die deutschen Soldaten dort aufgenommnden?
Auf dem Flugplatz von Hagenow war ein großes Gefangenenlager der Amerikaner. Die deutschen Soldaten wurden per Bahn in Gefangenenlager der Engländer bei Eutin in Schleswig-Holstein verlegt.
Dort wurden Sie recht ordentlich behandelt und waren in ihren alten Einheiten geschlossen untergebracht. Es gab Morgenapelle wie auf dem Kasernenhof. Es geht ja das Gerücht der sogenannten Churchillarmee um, das besagt, daß die Engländer die deutschen Soldaten wiederbewaffnen wollten, wenn die Rote Armee nicht gestoppt hätte an der Elbe!
Zu fragen, ob irgendwo die KTBs der Sturmgeschütz Brigadeb 210 u 322 aufgetaucht sind ist wohl sinnlos!??!
Gibt es Leute in Crivitz, die sich an die gesprengten Sturmgeschütze und deren Verbleib erinnern können?
Für weitere Details wäre ich sehr dankbar.
Viele Grüße!
Stuart