Autor Thema: Simo Häyhä - der weisse Tod....  (Gelesen 20417 mal)

Ronny22

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Simo Häyhä - der weisse Tod....
« am: 06.04.09 (21:09) »

Diesen interessanten Bericht fand ich einem anderen Forum:


Ergänzung v. mir

Der von Dir genannte Finne, Simo Hayha - oftmals auch Häha oder Hääha geschrieben - kämpfte nicht im Weltkrieg, sondern in dem als "Winterkrieg" bekannten (kurzen) Krieg zwischen Finnland und der Sowjetunion (1939/40).

Simo H. hatte vor Kriegsbeginn seinen Wehrdienst als Infantrist bereits beendet, diente danach in einer Formation, die einen (für mich) unaussprechlichen Namen trägt und Suojeloskunta geschrieben wird. Es handelt sich dabei um eine Formation, die in ihrer Organisation der amerikanischen "Nationalgarde" ähnlich ist. Simo H. war Bauer und Jäger.

Bei Kriegsausbruch wurde Simo H. einem Jägerregiment zugeteilt und kämpfte in Karelien / Lappland gegen die Sowjets.

Ich will hier nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber folgendes sei kurz angemerkt.

Simo H. war kein Scharfschütze, kämpfte sowohl mit einer Lahti-Maschinenpistole wie auch mit einem Standardgewehr (ohne Zielfernrohr). Dieses Gewehr war ein Sako M28 - genannt das "Suojeloskuntakivääri" - also das "Gewehr für die Nationalgarde", welches sein Privatbesitz war. Gardisten mussten sich ihre Waffen (wohl) selbst beschaffen.

Dieses Gewehr war / ist eine Abwandlung des russischen Mosin-Gewehrs Mod 1891/30 ... dem berühmten "Drei-Linien-Gewehr" ... das im Westen unter "Mosin-Nagant-Gewehr" bekannt ist.

Anmerkung: Ähnlich Deinem Protagonisten war Simo H. ein "Naturtalent", das schnell erkannt wurde, und welches man mit einem "richtigen Scharfschützengewehr" ausrüsten wollte. Er sollte eine "Schwedenmauser" mit Zielfernrohr erhalten, hat dies aber abgelehnt.

Simo H. war von der Körpergröße her recht klein, kam mit dem M28 "besser zurecht" und fürchtete - beim Zielen durchs ZF - wohl auch seinen Kopf zu sehr heben zu müssen. Er bleib also bei dem ihm vertrauten Gewehr.

Seine "Karriere" als Schütze endete kurz vor Ende des (kurzen) Winterkrieges, als er seinerseits Opfer eines Scharfschützen wurde. Er wurde von einem - laut Überlieferung - "Explosivgeschoss" aus einer Scharfschützenwaffe ins Gesicht getroffen, dadurch schwer entstellt, blieb zeitlebens behindert bzw stark eingeschränkt, und erlebte des Kriegsende im Lazarett.

Die sowjetischen Soldaten, die im Winterkrieg kämpften, hatten mit Kriegen in arktischer Umgebung keinerlei Erfahrung, so sie denn überhaupt Kriegserfahrung hatten - der Zeit geschuldet - und fürchteten die finnischen Kämpfer.

Auf Skiern, in weißer Tarnkleidung und generell Meister der Tarnung, mit exzellenten Schießkünsten - oftmals in jahrelanger Tätigkeit als Jäger erworben - nannten die sowjetischen Soldaten die Finnen ... белая смерть ... belaja smert ... den weißen Tod.

Simo H.'s "Abschüsse" sind nicht übertrieben ... er hat sie aber nicht "nur" mit dem Gewehr erzielt, auch mit der Maschinenpistole. Die Zahl schwankt jedoch - je nach Quelle. Simo H. ist auch erst vor wenigen Jahren verstorben.


Quelle: www.geschichtsforum.de
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Re: Simo Häyhä - der weisse Tod....
« Antwort #1 am: 18.04.09 (20:24) »
Über Haya gibt es durchaus einiges an Material. ... Seine Abschüsse als Scharfschütze bzw. "Jäger" erzielte er mit verschiedenen Waffen.

Der Begriff "Scharfschütze" ist nicht unbedingt an ein Gewehr mit ZF gebunden. ... Simo Haya wußte schon warum er, als "Jäger"/Scharfschütze unter den speziellen Bedingungen der karelischen Urwälder, noch dazu unter arktischen Bedingungen ( im russisch-finnischen Winterkrieg herrschten zum Teil Temeraturen jenseits von Gut und Böse ! ... ), ein Gewehr ohne ZF verwendete.  ...

Kurz zur Erklärung warum er auf das ZF verzichtete :

1. die Schußentfernungen in den karelischen Wäldern waren zum Teil sehr gering -> die Finnen kämpften viel aus dem Unterholz -> dabei ist ein ZF (durch eingeschränktes Sichtfeld und "Verkürzung der Sichtperspektive/Distanz" ... etwas schwer zu beschreiben ... einfach mal mit hohem Zoom auf kurze Distanz mit der Handy-Kamera ausprobieren und man merkt was ich meine) eher hinderlich.

2. bei den Extremtemperaturen bei bis zu - 50°C (dieser Winter war in Karelien/Finnland einer der kältesten Winter des vorigen Jhdts) ist die Gefahr des Beschlagens und Vereisens der Optik (eagal ob durch Atemwärme oder beim Verbringen der Waffe in Unterkünfte o. durch andere Umstände) bzw. das Zuwehen/Zusetzen der vorderen Linse der Optik durch Schnee (beim Bewegen durch die tiefverschneiten Urwälder) äußerst hinderlich und mindert die Einsetzbarkeit einer Waffe mit ZF gewaltig.

Simo Hayas Leistungen als Jäger/Scharfschütze sind unter Soldaten (insbesondere der Zunft der Scharfschützen) anerkannt und er wurde/wird in Finnland sehr verehrt. ... Vor einigen Jahren gab dieser bescheidene alte Mann noch ein paar Interviews ... wo er betonte daß er als Soldat nur seine Pflicht tat. ... Das Auflisten seiner "Abschüsse" und das Gewese darum, durch verschiedene Journalisten oder "Fans", war ihm eher peinlich und unerwünscht.
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Zum russisch-finnischen Winterkrieg läuft bei DMAXX ab und an eine Reportage ... glaub die heißt direkt "Der weiße Tod" (?) ... welche die extremen Bedingungen ... aber auch die fast unglaubliche Leistung der Finnen im Kampf mit den zigfach an Menschen und Material überlegenen Sowjets sehr gut darstellt.

Die extrem hohen Verluste der Sowjets und der mehr als schwierig erkämpfte Sieg der Russen haben damals auch bei der Sowjetarmee/Roten Armee einen regelrechten Schock ausgelöst. ... Wobei der Russe, hinsichtlich "Winterkrieg" in diesem "Kleinkrieg", unter unseeligen Opfern, blutig dazugelernt hat.

Die finnischen Ski-Jäger waren als Einzelkämpfer und Scharfschützen (ob nun mit ihrem scharf geschliffenen Puuko, der Suomi MPi M31 bzw. dem Gewehr mit oder ohne Zielfernrohr) gefürchtet und haben ihren Namen "Der Weiße Tod" Ehre gemacht.
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Simo Haya als "kein Scharfschütze" zu bezeichnen, weil er einen großen Teil seiner Abschüsse ohne Zielfernrohr erzielte, ist eine sehr gewagte These ... und ist ähnlich dämlich wie sowjetischen/russischen Scharfschützen ihren Status als "Scharfschütze" absprechen zu wollen, nur weil das SSG SWD "Dragunow" für heutige (meist ungediente) "Internet-Counterstrike-Scharfschützen" nicht die Parameter heutiger moderner SSG erfüllt. ...

Andererseits  ... nicht jeder Schütze mit einem Zielfernrohr auf dem Gewehr ist ein Scharfschütze. ... Und Scharfschütze hat auch nichts nur mit sehr guten Schießergebnissen zu tun. Auch wenn sie eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für die Auswahl zur Ausbildung als Scharfschütze darstellen.

Hier mal ein Bild von Simo Haya ... mit einem Gewehr mit Zielfernrohr ... nur mal so ...
http://img206.imageshack.us/my.php?image=snipersimohayha.jpg
« Letzte Änderung: 19.04.09 (10:33) von AK 74 ZF »

Ronny22

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Re: Simo Häyhä - der weisse Tod....
« Antwort #2 am: 17.05.09 (09:49) »
Hab nochmal nach ein paar Bildern gesucht weil AK's Link nicht mehr funktioniert......









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