Autor Thema: Ulrich, Ziemann: Frontalltag im Ersten Weltkrieg  (Gelesen 3810 mal)

Niwre

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Rezension

Zitat
Titel: Frontalltag im Ersten Weltkrieg. Ein historisches Lesebuch
Herausgeber: Ulrich, Bernd; Ziemann, Benjamin
Ort: Essen
Verlag: Klartext Verlag
Jahr: 2008
ISBN: 978-3-8375-0015-8
Umfang/Preis: Paperback; 160 S.; € 18,90

waldi44

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Re: Ulrich, Ziemann: Frontalltag im Ersten Weltkrieg
« Antwort #1 am: 04.11.08 (12:07) »
Ob es heute noch erforderlich ist, „die Wirklichkeit der Front zu rekonstruieren“ und sie „von den ausgebrannten Schlacken ihrer ideologischen Deformierungen zu befreien“ (S. 11), erscheint aber doch zweifelhaft; Ulrich und Ziemann tragen hier Eulen nach Athen.
Na, da bin ich aber anderer Meinung. Bei vielen von den wenigen die sich mit dem Thema beschäftigen kommt noch immer die "Dolchstosslegen" in dieser oder jener Form zum Tragen. Vielleicht nicht beim Herrn Martin Moll am Institut für Geschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz aber auch bei uns im Forum zB.

.....auf den Hund gekommene, schlecht geführte Armee mehr als vier Jahre gegen einen zahlenmäßig und materiell weit überlegenen Gegner nicht nur aushalten, sondern diesen bis in den Sommer 1918 in arge Bedrängnis bringen konnte.
Tja, da ist dem Herrn Moll wohl entgangen, dass es auch auf alliierter Seite tausende und abertausende Fahnenflüchtige gab und dass die französische Armee zeitweise vor dem Zusammenbruch stand, man es deutscherseits nur nicht bemerkte und man deutscherseits leider solchen "Rechenkünstler" oder sollte man sagen "Blutsäufer" (die Franzosen hatten ihren eigen "Blutsäufer) wie einen gewissen Falkenhayn.

.....und der Leser daher nicht beurteilen kann, ob die Lebensbedingungen der Soldaten der Ententemächte nicht etwa ähnlich beschaffen waren.
Richtig! Nur wurden die alliierten Soldaten viel öfter abgelöst und/oder an andere ruhigere Frontabschnitte verlegt. Da wo der deutsche Soldat stand, da stand er meist, bis er fiehl!

Als zentrale Themen schälen sich die tiefe Kluft zwischen Mannschaftssoldaten und militärischer Führung
HIER nämlich liegt einer der "Pudel Kerne" oder der "Hase im Pfeffer" und nicht in der "Dolchstosslegende. Besonders krass war diese Kluft bei der Marine und dort auf den grossen Kriegsschiffen ausgeprägt. Da hatte sich schon lange vor dem Befehl zum Kamikazeangriff eine Menge Sprengstoff angesammelt. Der Befehl zum Auslaufen war nur der zündende Funke oder der ominöse Tropfen, der das volle Fass zum überlaufen brachte.

Die edierten Zeugnisse werfen noch eine weitere Frage auf, deren Beantwortung freilich den Rahmen des Bandes gesprengt hätte:
Naja, auf 200 Seiten die Ereignisse von über vier Jahren Krieg unterzubringen ist nicht so einfach. Das sollten sich die Leute mal merken, die in einer 45 minütigen Sendung zB. über die Bismarck alles von Pontius bis Pilatus untergebracht wissen möchten und sofort Verschwörung und Absicht dahinter wittern, wenn das aus technischen Gründen einfach nicht geht!

Der Band eignet sich schon mangels echter Konkurrenz gut für die Verwendung im Schulunterricht.
Tja erst gestern wieder zeigten Zehnklässler im Fernsehen, was sie von Geschichte, selbst deutscher Geschichte, halten: NICHTS! Da ging der 1. WK schon mal von 1918 bis 1922 oder von 1922 bis 1924...und ich habe es schon gesehen, so es denn kein Fake war, dass manche mit dem 1. WK als historisches Ereignis überhaupt nichts anfangen können.
Ãœbrigens: Was meint Herr Moll mit mangels echter Konkurrenz ?

Das Buch were ich mir wohl mal zulegen! Bei dem Preis ::) und mangels echter Konkurrenz ;D!







Tortenarsch

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Re: Ulrich, Ziemann: Frontalltag im Ersten Weltkrieg
« Antwort #2 am: 05.11.08 (11:47) »
Hallo Waldi44 und auch an dich Niwre, der du den  aufrechten Streit  gegen das Vergessen kämpfst, geht mein Gruß.   8)
Unter Historikern gilt der Spruch, das bewegende Ereignisse nach 60 Jahren sich aus dem Bewusstsein einer Gesellschaft verabschiedet haben. Lieber Niwre, so ist das nun mal. Da hilft auch ein `` Krampf gegen Rechts`` , auch kein Sühneseminare an der Gesamtschule etwas. Der ganze Kram dient ausschließlich dazu dummdreisten Antifa Pack noch mehr Staatsknete zu zuführen . Im Alltag  spielt es keine Rolle.
Einfach mal die `` Generationenfrage`` stellen. Also, zwei meiner Enkel ( * 1998 , *2001) sind Schüler. Irgendwann kommt auch für sie die Zeit mal was über Hitlers Krieg in ihren Schulbüchern zu finden.
Der Krieg von wenn war das denn??? Ihrer? Nein! Der Krieg ihres Vaters (* 1976) Nein! Der Krieg ihres Großvaters (*1947) ? Nein! Der Krieg ihres Urgroßvaters(*1910 + 1976 ) ? Ja. Echt lange her. Und der 1.WK?
Das war der Krieg ihres Altvaters ( Ur-Urgroßvaters  * 1869 + 1947) . 5 (in Worten   FÃœNF ) Generationen vorher) . Beziehe ich das mal auf mich, so war mein Ur-Urgroßvater  (* 1786 + 1861 ) , der sein ganzes Leben als Bauer und Hufschmied in der Gegend von Velbert verbrachte , ein Zeitgenosse des Herrn Napoleons .
Ergo tangiert mich im Alltag die Zeit Napoleons , ähnlich wie die Zeit des 1. WK meine Enkel.
Schau ich mir mal so die Klassen meiner Enkel an so stelle ich fest, dass das Sündepotenzial am aussterben ist.
Kaum noch Nachfahren der Mörder von Auschwitz, dafür Nachkommen der Verfolgten: Polen, Russen, Balkanesen, Griechen. Nachfahren von Nationen die überhaupt nur am Rande beteiligt waren: Türken, Kongolesen, Chilenen , Iraker, Iraner . Was soll es also noch?
Lest weiter alles über Himmler oder  bastelt am Dolch für die gleichnamige Legende, aber bitte nehmt es nicht zu ernst. Es geht der Welt nun mal am Arsche ab.

Gruß   ;D

waldi44

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Re: Ulrich, Ziemann: Frontalltag im Ersten Weltkrieg
« Antwort #3 am: 05.11.08 (18:52) »
Hallo Waldi44 und auch an dich Niwre, Lest weiter alles über Himmler oder  bastelt am Dolch für die gleichnamige Legende, aber bitte nehmt es nicht zu ernst. Es geht der Welt nun mal am Arsche ab.

Gruß   ;D


So ganz habe ich dich nicht verstanden ???? Weder Niwre, noch ich gehören zu "Dolchbastlern", eher wohl im Gegenteil und wie du Himmler in Bezug auf meinen Beitag bringst, enzieht sich meiner Logik- nunja, du hast da wohl eine andere! Richtig hingegen ist deine Festellung auf das Geschichtsinteresse und  -verständnis der heutigen Jugend. Aber wie heisst es doch so schön (richtig?): wer seine Vergangenheit nicht kennt, wird seine Zukunft nicht meistern können (unterschiedliche Versionen). Ein Volk ohne Zukunft braucht auch keine Vergangenheit.
Natürlich haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte auch die Wertigkeiten für den Begriff "Allgemeinbildung" geändert. Aber gewisse "Grundwerte" sollte es schon geben und dazu gehört zumindest das Wissen um die Ereignisse in seinem Heimatland (Vaterland traut man sich ja schon nicht mehr zu sagen), dem millionen Menschen zum Opfer fielen und die sich zum Teil bis heute auf unser heutiges Leben auswirken.
Der 1. WK ist kaum noch existent und der 2. WK beschränkt sich auch "Kristallnacht" und den Holokaust. Ein bischen wenig und selbst der Begriff DDR wird oft nicht mehr korrekt ausgelegt, weil man ihn nicht mehr kennt, sich nicht mehr für die DDR interessiert, aber in FDJ Kneipen über die Vorteile des Sozialismus schwadroniert, obwohl man ihn nie erlebt hat!
Wer will schon gerne Nachfahre eines NS Verbrechers sein. Opfer ist heutzutage immer besser, selbst wenn nur Nachfahre oder jemand, der den Nachfahren eines Opfers kannte.....
Kriminelle sind heute ja auch keine Täter, sonder Opfer von irgendwas- im Zweifelsfall einer schweren Kindheit ::).

steffen04

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Re: Ulrich, Ziemann: Frontalltag im Ersten Weltkrieg
« Antwort #4 am: 12.11.08 (09:46) »
Der Erste Weltkrieg in Farbe:


http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/3141/die_farbe_des_krieges.html


Bilder und Verweis auf´s Buch in einestages