Militärgeschichte > Verlauf des 2. Weltkriegs

Flucht aus Stalingrad ?

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Balsi:
ist leider vor zwei Jahren verstorben.. so weit ich gehört habe wurde er sogar noch degradiert weil er einen Offizier beschimpft haben soll.. muss ich erst nachfragen. Hatte seinen Sektionsleiter bei der OdR - Kressmann angeschrieben.. aber leider keine Antwort errhalten...

Arnold:
Hallo,
zu der oben erwähnten Flucht von Karl Betting ist zu sagen, daß es sich dabei wohl um eine falsche Erinnerung handelt und er wohl nicht in den Kessel kam. Ich führte mit ihm dazu ein Gespräch. Er ist leider jetzt auch verstorben.
Ich hatte bereits mehrmals versucht, hier weitere Informationen zu der Flucht von Promesberger zu bekommen. Gibt es dazu irgendwelche Quellen, die das belegen? In den Unterlagen des Abwicklungsstabs Stalingrad findet sich dazu nichts.
Beste Grüße
Jochen

Loerscher:
Hallo,
ich persönlich glaube das auch nicht so Recht, wie Du schon sagst, Abwicklungsstab hat doch eher vergeblich nach "echten" Rückkämpfern aus dem Kessel gesucht.

Eine Frage, aus Interesse:
Karl Betting war im Pz.Rgt. 36, dann nach Neuaufstellung in der III./Pz.Rgt. 36, richtig? Das würde mich von der Einheit her interessieren, da ich da einige Männer kenne/gekannt habe.

Oliver

Arnold:
Hallo Oliver,

das ist, glaube ich, die richtige Einheit. Herr Fetzer hatte nach Rücksprache den Beitrag über Karl Betting bei volksbund.de herausnehmen lassen.
Beim Abwicklungsstab wurden einige Soldaten ausführlich vernommen, die es später über die Front zurückschafften. Soweit ich sehe, waren das alles Volksdeutsche, einer etwa als "Hiwi" bei der Roten Armee in einer Strafeinheit eingesetzt, aus der er später floh. Vor allem aber konnten sie aufgrund perfekter Russischkenntnisse bei der Bevölkerung unterkommen, sonst war eine Flucht über Hunderte Kilometer sehr schwer möglich. Allerdings ist nicht sicher, ob darunter Agenten waren, die das NKWD losschickte. Deshalb wurden über sie Aussagen von Angehörigen ihrer Einheiten eingeholt, und sie wurden eingehend über das Schicksal ihrer Kameraden befragt und ganze Listen dazu aufgestellt.
Gruß
Jochen

Arnold:
Hallo,

hier einmal ein Eindruck von einer Vernehmung eines Volksdeutschen durch den Abwicklungsstab. Es handelt sich um Eduard Schell. Dazu siehe auch Timothy P. Mulligan: Escape from Stalingrad: Soviet Nationals with the German sixth army, in: Journal of Slavic Military Studies 20 (2007), S. 739-748.

Vernehmung des Volksdeutschen Eduard Schell, 16.2.1944
(...) Nach unserer Gefangennahme wurden wir in ein Lager nach Kraßnoarmesjk über Beketowka (Nähe Stalingrad) in Marsch gesetzt. Dort war ein grösseres Lager. Verpflegung bekamen wir dort nicht. In diesem Lager wurden wir ausgesondert, unser Haufen wurde wieder nach Stalingrad zurückgebracht. Unterwegs sind wir auch gefilmt worden. Alle Offiziere, die in Gefangenschaft gerieten, waren noch bei uns und sind auch in Stalingrad bis zu meiner Flucht bei uns geblieben. Die Offiziere mußten mitarbeiten wie die Mannschaften. Die erste Verpflegung bekamen wir nach 3 Tagen auf dem Marsche von Kraßnoarmejsk nach Stalingrad, Brot und Salzfische. In Stalingrad befand sich das Lager in Stadtmitte. Bewacht wurden wir zuerst von Rumänen, zuletzt von Russen. (...) Das die Schwerverwundeten von den Russen in ihren Unterständen mit Handgranaten niedergemacht wurden, habe ich selbst gesehen. Wenn ich nach meiner Meinung über das fernere Schicksal der deutschen Gefangenen befragt werde, so glaube ich, sagen zu können, daß keiner die Behandlung auf die Dauer überstehen kann. (...) Auf dem Marsch von Stalingrad nach Kraßnoarmejsk wurden viele deutsche Gefangene, die nicht mehr laufen konnten, einfach erschossen. (...) Die russische Bevölkerung, soweit sie irgendwie mit den Deutschen zusammengearbeitet hat (besonders auch Starosten oder Hilfswillige und Ordnungsdienstleute) ist ohne weiteres getötet worden. Dazu genügte z.B. schon eine Anzeige, daß eine Frau für einen deutschen Soldaten Wäsche gewaschen hat. (...) Dies haben mir russische Kameraden aus dem von den Deutschen besetzten Gebieten beim Ersatzregiment erzählt (Schell wurde bei einem sowjetischen Strafregiment eingesetzt, von dem er floh, Anmerkung von mir). Nach etwa 10 Tagen nach unserer Gefangennahme wurden bei Säuberung des Kampffeldes von den Russen immer noch deutsche Soldaten gefunden und gefangen genommen. So kamen etwa am 13.2. noch von dem Bodenpersonal des Flugplatzes Gumrak 2 Mann in unsere Außenstelle in Stalingrad und später nach Kraßnoarmejsk. Sie wurden auch besonders bewacht. Die meisten dieser deutschen Soldaten hatten sich unter den Zivilisten in deren Bunkern versteckt gehabt, die Zivilbevölkerung hat teils auch mit ihnen durchgesteckt. Von diesen später gefangenen Deutschen sind auch welche von den Russen einfach erschossen worden, obwohl sie keine Waffen mehr hatten. Dies haben mir die 2 vom Bodenpersonal erzählt. Auch die Einwohner, die deutsche Gefangene nicht meldeten, wurden erschossen....“
(Quelle: BAMA, RH 15-311)
             

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