Autor Thema: Kaleu Heinz Eck von U 852 - Gerichtsopfer einer Feindfahrt  (Gelesen 27839 mal)

KGR Wahl

  • Gast

Bin gerade am Lesen einer hochinteressanten Geschichte.

Am 17.10.1945 wurden dem Kapitänleutnant und einem Teil seiner Besatzung der Prozess gemacht,da er am 13.März 1944
den 883 BRT Tonnen grossen griechischen Frachter "Peleus" versenkt hat,der unter englischer Fahne fuhr und Kriegsmaterial transportierte.Das Schiff war bewaffnet.

Um keine Spuren des sehr langsamen Untergangs zu hinterlassen,westlich der afrikanischen Küste herrschte Hitze und wolkenloser Himmel,gab Eck den Befehl,alles noch schwimmende mit MGs vom Turm zu beschiessen und evtl. auch mit Handgranaten zu vernichten,auch Schlauchboote,die mit Fässern unterfüttert,auf dem Meer noch trieben.
Es herrschte Nacht nahe dem Äquator.

Er übersah hierbei,das wohl ein oder zwei von diesen etwa 6 noch bemannt waren.

Dies war der Anlass, ihm und weiteren 4 Besatzungsmitgliedern den Prozess im Curio-Haus in Hamburg zu machen.

Die Richter bestanden fast ausschliesslich aus Militärs, englischen und griechischen Offizieren. 

Am 20.10.1945 folgten die Urteile:

Tod durch Erschiessen:

Kaleu Heinz Eck
Lt. zur See Hoffmann
Marine-Oberstabsarzt Weispfenning

Lebenslang:
Kaleu Lenz

15 Jahre Gefängnis
Matrosenobergefreiter Schwender

Die Aussage,die man für den späteren Prozess gegen Dönitz erwartete,dass ein Befehl bestand,auf Schiffbrüchige zu schiessen,verneinte Eck mehrfach!!!

Er wollte lediglich Spuren von Treibgut vernichten und eine Verfolgung des Bootes aus der Luft vermeiden.

Trotz einer Petition an Feldmarschall Montgomery das Urtel nicht zu vollstrecken,wurde diese ohne Begründung am 10.11.45
abgelehnt.

Letzlich wurden die 3 zum Tode verurteilten am 30.11.1945 auf dem Schiesstand der Borsteler Jäger an einer eigens hierfür hergerichteten Stelle exekutiert.

Eck und Hofmann lehnten Augenbinden ab.

Am 6.12.1945 wurden die drei späten Opfer des U-Boot Krieges auf dem Ohldorfer Friedhof bestattet.

Fallen die Gräber nun unter die Rebruik mit ewigem Ruherecht,also Kriegstote oder Tote der Gewaltherrschaft oder wurden sie wie in Landsberg oder in Hameln als "Kriegsverbrecher-Gräber" eingeebnet???


 


Andi

  • Gast
Hier noch paar weitere Daten zu Heinz-Wilhelm Eck:

- geb.: 27.3.1916 in Hamburg und in Berlin aufgewachsen
- Eintritt in die Marine 1934
- Beförderung zum Leutnant z.S. am 1.4.1937
- von 1937 - 1942 diente er auf Minensuchbooten (von 1939 - 1942 kommandierte er ein solches)
- im Februar 1942 meldete er sich freiwillig zu den U-Booten

Gruß,

Andreas

Quelle: Theodore P. Savas "Lautlose Jäger - deutsche U-Boot-Kommandanten im zweiten Weltkrieg"

KGR Wahl

  • Gast
Stimmt, genau so lese ich es auch, Andy.

Auch mit tollen Fotos drin,auch von Heinz Eck und dem Prozess.

Wen es mehr interessiert:

Hans Herlin: Verdammter AtlantikEcon-Verlag

Besonders toll ist der Anhang mit dem Schicksal aller Boote und deren letzten  Kommandanten von U1 bis U 5001.
mit etwas Lücken,versteht sich....

byron

  • Gast
Auf der Anklagebank, von links nah rechts:

Heinz Eck, August Hoffmann, Dr. Walter Weispfennig, Hans Lenz  und Wolfgang Schwender



oberes Photo:  der U-Boot Ing. Hans Lenz
unteres Photo:  Heinz Eck auf einem Photo von 1934.  Eck war der einzige U-Boot Kommandant, nach dem Krieg wegen Kriegsverbrechen exekutiert.




byron

  • Gast
Zu KGR Wahl

U-852  traf den griechischen Frachter Peleus (8.833 BRT) in der Nacht des 13-14 März 1944 mit zwei Torpedos.  Das Schiff
sank nach einer Zeit von höchstens drei Minuten.
Etwa 10  Matrosen von den 35 der Besatzung konnten auf Rettungsbooten steigen. Sie wurden danach mit Maschinengewehren und Handgranaten ermordet. Dies dauerte etwa 5 Stunden und es ist ein Wunder daß vier Verwundete
sich nach einer Odysee von 35 Tagen im Meer, außer einem der seinen Wunden erlag, retten konnten. Sie wurden von einem portugäsischen Frachter am 20. April in Sicherheit gebracht.
Die Entscheidung des achtundzwanzijährigen und unerfahrenen Kommandanten Eck die Spuren durch die Tötung der Matrosen zu verwischen, traff auf ernsthafter Gegenhaltung bei seiner Besatzung. Da haben sich Hoffmann und der Arzt des Bootes Walter Weispfennig freiwillig gemeldet sich an das Maschinengewehr zu betätigen, obwohl nach den Vorschriften dies bei Ärzten nicht gestattet war. Der erste Ingenieur Hans Lenz hat sich zuerst geweigert, dann aber hat er sich an der Beschießung doch beteiligt.
Es ist also nicht die Rede von Übersehen der Männer auf den Rettungsbooten. Es war klarer Mord.
Allerdings und wegen der historischen Wahrheit muß mann auch sagen, daß die Alliierten in sehr vielen Fällen ähnlich gehandelt haben.
Ich will hier als Beispiel einen solchen Fall erwähnen:
Im April 1940, als Norwegen noch neutral war, hat der britische Zerstörer COSSAC die norwegischen Gewässer verletzt um den deutschen Transporter ALTMARK  zu besetzen und 300 britische Gefangenen zu befreien. Deutsche Offiziere und Matrosen versuchten wegzuschwimmen. Sie wurden erbarmungslos beschoßen, sechs starben und viele wurden verwundet. Es ist eindrucksvoll daß der Kdt. der COSSAC vom König und dem Premie Chaurchill gratuliert wurde und  das Kreuz der besonderen Dienstleistungen erhielt.

"Ουέ τοις ηττημένοις" auf altgriechisch,   Oue tois itimenois, was auf deutsch "Wehe den Besiegten" bedeutet  >:(

 


[/quote]

KGR Wahl

  • Gast

Habe da bischen andere Meinung von den zizierten "Mord":

Seit 1940 fuhr die "Peleus" im Dienste der Engländer. Sie kam von England zunächst und hatte über Gibraltar Freetown erreicht,gelöscht und war wieder beladen auf dem Weg nach Südamerika.

Sie war bewaffnet und hatte 35 Mann an Bord.Ein Grossteil Griechen ebenfalls der Kapitän. Der funker und Chefstewart waren EngländerHeizer waren Chinesen,Ägypter ein Pole.

Nach seiner Gefangennahme unterzeichnet Eck am 06.06.1944 folgende eidesstattliche Erklärung,da man damals schon darauf hin arbeitete,den verantwortlichen Deutschen,hier Dönitz,später den Prozess zu machen:

"Ich,Kapitänleutnant Heinz Eck aus Berlin,Deutschland,versicher hier an Eides Statt:

Im März 1944 war ich Kommandant von U 853´2. Weder vor dem auslaufen noch während der Fahrt oder zu irgendeinem anderen Zeitpunkt erhielt ich Befehle,auf Überlebende irgendeines Schiffes,das mein Boot versenken könnte. zu schiessen oder sie zu töten.Ich mache diese beschworene Erklärung aus freiem Willen. Ich bin mir daher bewusst,dass sie in einem Verfahren gegen mich verwendet werden kann."

Die Frage stellt sich nun,weshalb die Angeklagten trotz vorprogrammierter Verurteilung im Prozess behaupten,bei Nacht ohne Mond also tiefer Dunkelheit niemand gesehen zu haben und Treibgut vernichteten ohne darauf Menschen geshen zu haben.

Gut,die einen mögen es als "Mord" bezeichnen,die andere sehen das eben als "Bauernopfer" jeder aus seinem Blickwinkel.

Wenn es tatsächlich so war,wie die Angeklagten aussagten,war es Rachejustiz oder eben "das Recht des Siegers".

Wenn nein,haben sie eben zu Recht mit ihrem Leben gebüsst!!!!!Sie wurden ja hingerichtet........ohne Gehör zu finden.

byron

  • Gast
Eck und die anderen Angeklagten konnten alles behaupten um sich zu retten. Das tun fast alle die vor Gericht stehen was sich aber nicht oft mit der Wahrheit übereinstimmt.
Eck hat in seinem Prozess behauptet daß er nach Befehlen gehandelt hat.
Dönitz hatte nach der Versenkung der LAKONIA  am 17. und 20. September 1942 alle U-Boot Kommandanten befohlen von der Rettung aller Schiffsbrüchigen Abstand zu nehmen. Er sagte unter anderem...die Zerstörung der feindlichen Schiffe ind ihrer Besatzungen ist das Ziel der Kriegsmarine. .....Ihr müßt hart bleiben und nicht den Tod deutscher Kinder und Frauen vergessen wenn der Feind unsere Städte bombardiert.
Eck hat sich nicht auf diesen Befehl berufen sondern im allgemeinen auf höhere Befehle und das war gravierend. Seine Schuld
war außer Zweifel, deshalb war er auch der Einzige Uboot-Kdt. der zum Tod verurteilt wurde.
Die Ablehnung des größten Teils der Besatzung an der Beschießung der Schiffsbrüchigen teilzunehmen wurde während des Prozesses vorgetragen und bewies daß die angeklagten vorhatten keine Zeugen am Leben zu lassen.

Quelle:  Messimer Dwight, Heiz-Wilhelm Eck, Siegerjustiz and the Peleus Affair, ein Kapitel aus dem Buch "silent hunters"
Savas publishing co. Campbell Callifornia 1997, sihe auch  http://uboat.net/history/peleus 4.htm


Zerstörerfahrer

  • Gast
Mal kurz ein Einwurf zur Altmark.
Auch die Deutschen haben die Neutralität verletzt, als sie die Gefangenen den norw. Behörden nicht bekanntgaben, denn diese hätten nach internationalen Recht an Land gegeben und interniert werden müsse.

waldi44

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Ich kenne auch nur die von Byron erwähnte Version im Übrigen beinhaltet der "Lakonia Befehl" eine kleine juristische Spitzfindigkeit, welche die gesamte Marine, zu denen die U-Boote ja gehörten, vor einer Verurteilung, ähnlich der SS bewahrte. Es wurde nicht ausdrücklich befohlen die Besatzungen versenkter Schiffe zu töten, sondern "nur" ihnen die Hilfe zu verweigern auch unter Inkaufnahme ihres Todes!
Kapitänleutnant Heinz-Wilhelm Eck ging in seiner Handlungsweise, weit über den Inhalt und den Sinn dieses Befehles hinaus. Ausserdem sollte man nicht übersehen, dass Rache an den U- Bootmännern wohl anders ausgesehen hätte! Dieser Prozess war der einzigste, der gegen eine U- Bootbesatzung geführt wurde und wie ich meine zu recht!

Jan-Hendrik

  • Gast
Wäre auch ne ziemlich peinliche "Rache" geworden da sich gleichtzeitig die "Helden" der US-U-Bootfahrer gleicher Verfahrenweisen gegenüber den Japanern , also den "gelben Untermenschen" aus deren Sicht , öffentlich rühmten  ;)

Jan-Hendrik

Mastercloser

  • Gast
Wäre auch ne ziemlich peinliche "Rache" geworden da sich gleichtzeitig die "Helden" der US-U-Bootfahrer gleicher Verfahrenweisen gegenüber den Japanern , also den "gelben Untermenschen" aus deren Sicht , öffentlich rühmten  ;)

Jan-Hendrik

Das hätte ggfs. keine Rolle gespielt.

KGR Wahl

  • Gast
Also wenn das nun stimmt,was Byron schreibt, hätten sie sicher in Nürnberg Dönitz aufgehängt und nicht zu 10 Jahren Haft verurteilt!!! Wenn schon Eck für die Ausführung eines Befehls vom "BdU" exekutiert wurde.

Man darf sicher Captain Petterson glauben,der am 20.11. 1945 bei Eck erschien um Dönitz beim Nürnberger Prozess zu verteidigen,zu diesem Zeitpunkt war das Todesurteil bereits gesprochen.

Spätestes hier hätte der oder die zu Tode verurteilte umschwenken können, um evtl. zu überleben!!

Ich denke mal nach dem verlorenen Kriege muss man nicht mehr seine Vorgesetzten schützen,wenn es an das eigene Leben geht!!!!

Das Gericht bildeten ausser dem Gerichtsoffizier Melford Stevenson der einzige mit einer schwarzen Robe, Militärs mit langen Ordensspangen.

4 Engländer und 2 Griechen.

Die Griechen waren Kapitäne der königlich griechischen Kriegsmarine.

Was erwartest du da,eine Rechssprechung im üblichen Sinne????

Dann lies mal die mit stenografierten Protokolle des Prozesses.

Adi Schnee ( er wurde als Zeuge vereidigt ) und auch Eck haben niemals einen solchen Befehl von BdU erhalten auch wenn man ihnen das mehrfach in den Mund legen wollte......


byron

  • Gast
Also wenn das nun stimmt,was Byron schreibt, hätten sie sicher in Nürnberg Dönitz aufgehängt und nicht zu 10 Jahren Haft verurteilt!!! Wenn schon Eck für die Ausführung eines Befehls vom "BdU" exekutiert wurde.

Man darf sicher Captain Petterson glauben,der am 20.11. 1945 bei Eck erschien um Dönitz beim Nürnberger Prozess zu verteidigen,zu diesem Zeitpunkt war das Todesurteil bereits gesprochen.

Spätestes hier hätte der oder die zu Tode verurteilte umschwenken können, um evtl. zu überleben!!

Ich denke mal nach dem verlorenen Kriege muss man nicht mehr seine Vorgesetzten schützen,wenn es an das eigene Leben geht!!!!

Das Gericht bildeten ausser dem Gerichtsoffizier Melford Stevenson der einzige mit einer schwarzen Robe, Militärs mit langen Ordensspangen.

4 Engländer und 2 Griechen.

Die Griechen waren Kapitäne der königlich griechischen Kriegsmarine.

Was erwartest du da,eine Rechssprechung im üblichen Sinne????

Dann lies mal die mit stenografierten Protokolle des Prozesses.

Adi Schnee ( er wurde als Zeuge vereidigt ) und auch Eck haben niemals einen solchen Befehl von BdU erhalten auch wenn man ihnen das mehrfach in den Mund legen wollte......


Haben Kapitäne der königlich griechischen Marine keinen gesunden Menschenverstand?
Ist es Privileg allein der Berufsrichter? Dann sollte man die Schöffengerichte abschaffen!!!
Man kann von Niemanden verlangen die stenografierten Protokolle des Prozeses zu lesen.
Die Frage , hat sich der größte Teil der Besatzung geweigert zu schießen, beweist etwas?
Das Gericht hat entschieden und Keiner kann heute behaupten das der Andere in Unrecht ist.
Eck hat aus eigenem Ermessen die Matrosen ermordet und keinen Befehl befolgt. Ja ermordet, so nennt man
es wenn man auf hilflose Schiffsbrüchige schießt.
« Letzte Änderung: 10.03.07 (23:24) von byron »

KGR Wahl

  • Gast
Das wussten wohl nur die Angeklagten ob sie Menschen in den Booten sahen.

Weder du noch ich.

Ich unterstelle griechischen Kapitänen schon Menschenverstand,sicher.

Aber auch eine gewisse Befangenheit und auch Rachegefühle. Solche,die du auch heute noch hegst und genauso  in diesem Falle urteilen würdest.

Aber erwartest du Gnade von griechischen und englischen Militärrichtern??

Die "Strafen" standen doch bereits im Vorfeld fest,das kennen wir doch.

Mit Peiper und anderen in dem Fall Malemedy sowie in den anderen Prozessen in Dachau.

Kennst du Fälle,wo jemals einem Allierten der Prozess gemacht wurde,weil er oder eine Gruppe "entgleisst" ist,dann nenn mal Ross und Reiter?! ???



waldi44

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Ich sagte doch in meinem Beitrag, dass es lediglich der Formulierung des Lakonia Befehls zu verdanken war, dass Dönitz nicht gehängt wurde und Eck hätte sich auch nie auf den Lakonia Befehl berufen können, da dort kein Befehl zum Töten von Schiffsbrüchigen ergangen war. Natürlich ist es nur ein schmaler Grat zwischen nicht töten und Hilfe zum Überleben verweigern. Den Juristen, deutschen Juristen, in Nürnberg reichte dieser kleine Unterschied um zB. eine Verurteilung der Marine als verbrecherische Organisation und die Todesstrafe für Dönitz zu verhindern.
DAS sollte im Mittelpunkt der Betrachtung stehen und dann erscheint das Urteil gegen Eck in einem anderen Licht und ob das Urteil gegen Dönitz schon vorher feststand ist nur in sofern von Bedeutung, als dass sich die Richter wohl durch deutsche Verteidiger vom Gegenteil überzeugen liessen, sonst wäre Dönitz gehängt worden!

 

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