Die Andarten (Die Aufständischen) ....... auf diesen Marmorsteinen wird kein Rost gedeihen.......
Die Deutschen hatten 1941, als sie den italienischen Angreifern zur Hilfe kamen, die erschöpfte griechische Armee verhältnismäßig leicht besiegt. In Würdigung ihrer Tapferkeit und Ritterlichkeit hatte die deutsche Führung die gefangenen griechischen Soldaten freigelassen. Hier machte nun Hitler einen schweren psychologischen Fehler, indem er die Besatzungsmacht den Italienern übergab.
Die Griechen empfanden dies als eine schmerzhafte Demütigung, nachdem sie die italienischen Eindringlinge zusammengeschlagen hatten, bevor die kriegstüchtigeren Deutschen diese retteten. Sie schnitten ihr geliebtes Land in Stücke und überließen es den dem Löwen folgenden Schakalen. Mussolini annektierte die Ionischen Inseln, Bulgarien erhielt Ostmakedonien und Thrakien, ohne einen Schuß gefeuert zu haben.
Diese Kombination von Empörung über das, was sie als Verrat des sonst respektierten Siegers betrachteten, die Entziehung aller Lebensmittel seitens der Besatzer, die große Hungernot auslöste, und die barbarische Sühnepolitik der Wehrmacht waren die Hauptgründe der Widerstandsbewegung.
Die Tradition der Griechen ist äußerst kämpferisch, sie ist eine Tradition des Mannestums nach dem Spruch: "lieber stehend sterben als auf den Knien leben"; sie ist ohne Zweifel ein Element des Fortschritts in Freiheit.
In ihr verbindet die Aufopferung Leben und Tod.
Die Freiheit bleibt ein absolutes und unabänderliches Gut. Man merkt es durch die Jahrhunderte, in denen dieses Volk unzählige Schlachten dem Altar der Freiheit lieferte. Im Altertum gegen die Perser, später gegen die Türken und zuletzt gegen die Achsenmächte. Meistens gegen Übermacht, ohne Hoffnung auf Sieg, mit ungünstigen Orakeln.
Wie sagte aber der Athener General Themistokles vor der Seeschlacht von Salamis, als man ihm sagte, daß die Orakel schlecht stehen!
"ein Orakel soll uns als Bestes immer gelten, verteidigt das Vaterland"
Der Widerstanskampf der Griechen auf den Bergen des Festlandes begann im Spätsommer 1942. Es gab zwei Hauptgruppen der Aufständischen (Andarten):
1. E.D.E.S., eine rechtsnational gerichtete Gruppe unter General Napoleon Servas mit Sitz in Epirus und
2. E.L.A.S., eine in der Führung links gerichtete Gruppe unter Aris Veluchiotis. Sie war auch die weit stärkste und vom Volke am meisten unterstützte Gruppe. Sie operierte in Rumeli und Thessalien.
Beide Organisationen bekämpften die verhaßten Italiener, wenn sie sich auch wenig einig über die Zukunft waren. Die Italiener hatten sich in wohlbefestigten Siedlungen abgesondert und machten von hier aus gelegentliche Überfälle auf das umliegende Land, wo sie dann friedliche Dörfer zerstörten, Geiseln erschoßen, Gut und Habe plünderten und sich schnell wieder zurückzogen. Das brachte die Bevölkerung gegen sie auf und hatte eine rückhaltlose Unterstützung der Andarten zur Folge.
Unstreitig gaben die Aufständischen den Ton an, indem sie Sabotage verübten, italienische Convoys überfielen und überhaupt das Leben für ihre Besatzer unangenehm machten.
Nach dem Badoglio Putsch und dem leichteren Zugang der Bevölkerung zu den italienischen Waffen, vermehrten sich die Gruppen der Aufständischen im ganzen Land (Oktober 1943 etwa 15.000 Kämpfer, vor der Befreiung im Herbst 1944 über 50.000) und es verbesserte sich die Qualität der Bewaffnung. Die Befreiungsarmee konnte jetzt mit mehr Geschick, Stärke und Selbstvertrauen agieren.
Es wird von den "kommunistischen" E.L.A.S.-Partisanen gesprochen. Die jungen Männer Griechenlands sind auf die Berge aus Liebe zur Freiheit gegangen. Sie wollten die Okkupanten vernichten und nicht ein Leben in Sklaverei führen.
Die politische Führung von E.L.A.S. (griechische Volksbefreiungsarmee) war die kommunistische Partei, aber die Kämpfer gehörten allen ideologischen Richtungen an. Sie waren, im Grunde genommen, in beiden Gruppen ähnlich. Natürlich gab es bei Servas einige fanatische Antikommunisten und bei Aris Veluchiotis entsprechend fanatische Kommunisten. Die Masse der Männer aber war ohne besondere politische Belastung. Beide hatten das gleiche Ziel: sie bekämpften die Besatzer, zuerst die Italiener und später die Deutschen, sie entwaffneten die Polizisten, sie bestraften Landräuber und Verräter und töteten ihre Gefangenen. Oft bekämpften sich die zwei Gruppen und es gab Verluste von Bruderhand.
Britische Agenten unterstützten Servas mit Waffen und Gold. Sie gaben natürlich um zu nehmen! Sie unterstützten sogar Aris in seltenen Fällen und wenn sie ihn brauchten. Als ihnen später Servas nicht mehr von Nutzen war, ließen sie ihn fallen und verleumdeten ihn schamlos dazu.
Offiziel kamen ins Land ungefähr 150 britische Agenten - und später einige Amerikaner. Vassilis Petmesas, ein Mitarbeiter von Servas, sagte über die Präsenz der Briten auf den griechischen Bergen: "Für sie geht es nur darum, Griechenland nach dem Krieg wieder unter ihren Einfluß zu bringen. Da sie diesen Einfluß durch die Deutschen verloren haben, versuchen sie nun durch Intrigen uns zu teilen um dann ihre Ziele zu erreichen". Und so ist es leider auch gekommen. Das Land verblutete weitere vier Jahre, bis 1949, in einem fürchterlichen Bürgerkrieg.
Der Kampf gegen Italiener und Deutsche war ohne Gnade. Gefangene wurden auf beiden Seiten getötet. Jeder tat seine Pflicht wie er sie verstand. Für die Deutschen waren ihre Gegner Banditen, für das griechische Volk heroische Widerstandskämpfer.
Andere besetzte Nationen spielten die Rolle des Zuschauers. Der Widerstand eines besetzten Volkes mit der Waffe ist sehr selten. Nur Menschen mit äußerster Freiheitsliebe und fanatischer Begeisterung sind diesen Weg gegangen.
Die Andarten waren keine wilden Räuberscharen. Sie waren militärisch organisiert, hatten ehemalige Armeeoffiziere als Führer und unterstanden einer sehr harten Disziplin. Partisan sein war die höchste Ehre für sie. Es war der Beweis für Vaterlandsliebe und höchster Aufopferung.
Stehlen oder Plündern wurde mit dem Tode bestraft. Frauen mußten mit großem Respekt behandelt werden; fûr Verräter aber, Kolaborateure und den Feind gab es keine Gnade. Es war ein endloser Blutkreis.
Unter ihren Reihen kämpften Männer und sogar Frauen aus allen Volksschichten:
Bauern, Stadteinwohner, Pfarrer, sogar Erzbischöfe. Während den ununterbrochenen Märschen durch die unwegsame Berge Griechenlands, blieben bald die meisten barfuß. Sie nahmen sich die Stiefeln vom Feind. Sie ernährten sich mit Wurzeln und Schildkröten. Sie schliefen selten zweimal an der gleichen Stelle, das war ein Grundsatz.
Andarte zu sein bedurfte es Menschen von besonderem Stoff. Nur mit großer körperlicher und moralischer Widerstandskraft konnten sie die Schwierigkeiten überwinden. Sie mußten hart zu sich selbst und zu den anderen sein. In diesem Klima wurden natürlich auch viele Grausamkeiten von kriminellen Elementen aller Seiten verübt.
Aris sagte mit Leidenschaft zu seinen Kämpfern: "Es gibt zwei Wege zum Überleben, den des Bettlers und jenen des Kämpfers. Wir haben den zweiten gewählt; nicht aus der Not des Überlebens sondern aus dem Gefühl des nie Besiegten.... Wir werden hungern, verläusen, viele werden verwundet oder getötet. Häuser, sogar viele Dörfer werden vernichtet; es soll alles in Asche fallen! Sollen wir etwa Sklaven der Mauern sein? Wir werden alles in Freiheit wiederaufbauen, besser als vorher.....Unser Land muß sich der Willkür der Besatzer widersetzen; ohne Mitleid! Bei einer Sache, die so gefährlich ist wie der Krieg, ist Mitleid zum Feind der grösste Fehler.....Hier, in diesem Land hat alles einmal begonnen, die Politik, die Geschichte, das Theater, die Künste, alles! Hier ist der Mensch zu Mensch geworden! Ein solches Vaterland habt ihr die Ehre zu befreien!"
Aris ist in der griechischen Geschichte als eine sehr zweifelhafte Person geblieben, von Vielen verhasst aber von Anderen verehrt.
Sie waren, im Vergleich zur Wehrmacht, schlecht bewaffnet, immer hungrig, oft mit zerissenen Kleidern und ohne Schlaf; sie waren aber Patrioten, immer bereit für ihre Ideen zu sterben.
Ein deutscher Kommandeur beschreibt sie wie folgt:
"....in diesen schweren Kämpfen stehen die Bataillone der BRANDENBURGER gegen die Partisanen, um sie zu vernichten oder doch zu vertreiben. Es ist ein Kampf ohne Ende, denn wo sie auftauchen und sich in Kämpfen einlassen, geht es hart her, dann sind sie verschwunden, untergetaucht, um über Nacht an andere Stelle einen neuen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit aufzutun. Sie waren zähe Burschen: Unter Absingen von Liedern und mit Trompeten-Signalen verfolgten sie uns..."
...zu den Waffen, zu den Waffen, vorwärts zum Kampf für die allteuerste Freiheit...
aus meinem Buch:
www.wehrmacht-in-griechenland.de.vu