Millers Meinung dazu ist sehr einsichtig.
Alois ließ immer seine >>blinde Wut<< (17) die kennzeichnend für den >Selbsthass< ist, über die Erniedrigungen seiner Kindheit aufkommen und hat diese >>in seinen Sohn hineingeschlagen<<(18). So sei es, laut Miller,vorstellbar, dass Alois seinen Sohn unbewusst beneidete. Denn Adolf war als >>legales<< (19), eheliches Kind eines Zollbeamten geboren. Er hatte eine liebende Mutter auf seiner Seite und einen Vater, den er kannte- all das, was Alois nie gehabt hatte.
Es ist daraus zu erschließen, dass Adolf gezwungernamaßen in einer >>Hölle lebte, in ständiger Angst und im realen Trauma<< (20). Er war gezwungen diese Gefühle zu unterdrücken, um in den Augen des Vaters nicht als Feigling darzustehen und so seinen Stolz retten zu können. Er musste seine Gefühle >abspalten<.
Die Abspaltung der Gefüle bedeutet eine >>Spaltung des Bewußtseins<< (21) , die wiederrum als
ein Symptom der Schizophrenie gilt.
Dabei werden die inneren Gefühle und Gedanken, also das „private Selbst“ von dem „öffentlichen Selbst“, die für die äußere Erscheinung, Handlungen und Wahrnehmung der Realität verwantwortlich ist, getrennt.
Die Erfahrung des Geschlagenwerdens, der seelischen Demütigungen und Grausamkeiten, aus der es kein Entrinnen gab, in dem Adolf >>am Ende keinen erlösenden Schrei<< geben durfte, der nur mit Hilfe der Abspaltung und der Verdrängung vergessen werden konnte, verschafften sich im späteren Wiederholngszwang, auf der weltpolitischen Bühne einen Ausdruck. Im Jubel des Krieges lebte seine Hoffnung auf, die einstigen Erniedrigungen endlich rächenzukönnen. Er hatte nun das Erlaubnis zu hassen und zu schreien. Als kleiner Junge drückte er es durch Kriegsspiele mit seinen Kameraden aus. Er führte zuerst die Indianer, dann die Buren >>zum Kampf gegen die Unterdrücker. Nicht lange dauerte es, und der >große Heldenkampf war [ihm] zum größten inneren Erlebnis geworden[...] Von nun an schwärmte [er] mehr und mehr für alles was irgendwie mit Krieg oder Soldatentum zusammenhing.< << (22)
Auf der Linzer Realschule beklagten sich die Lehrer über Adolfs Faulheit, Widerborstigkeit und Lügenhaftigkeit. Miller bedeutert, dass ein Kind nicht als >>Lügner<< auf die Welt kommen kann. Also bedeutet das für sie, dass Adolf durch die Lügen und den schlechten Schulzeugnisse >>[...]ein Stück Autonomie im Geheimen<< (23) entwickeln wollte.
Der sogennante „Lernstreik“ kam, Millers Ansicht nach, erst durch denn Druck des Vaters zu stande. Für mich ergibt sich aber dann die Frage, wieso dieser Zustand auch nach dem Tod des Vaters noch andeuerte?
Trotzdem sieht die Kindheitsforscherin gerade hier die Ursache für die spätere Verbrennung von Büchern von freidenkenden Menschen.
Es seien Bücher gewesen, die Adolf hasste und nie gelesen hatte, aber vielleicht hätte lernen und verstehen können, wenn man ihm von Anfang an ermöglichte, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Das Verbrennen von Büchern und die Verdammung von Künstlern seien auch eine Rache dafür gewesen, dass dieses begabte Kind >> um den Genuß der Schule gebracht worden ist[...]<< (24)
Desweiteren vergleicht Miller Adolfs Status in seiner Familie, mit dem eines >>Juden<< im Dritten Reich. Adolf war genau so rechtslos und namenlos wie ein >>Jude.<<
Die Notwendigkeit eines Rassengesetztes konnte beim genaueren Betrachten, zum einen auch Alois Hitler der >>gehasste Jude<< sein, den Adolf verachtete und jagte, mit Vorschriften bedrohte und ängstigen konnte. Denn, wäre sein Vater noch am Leben gewesen, dann hätten ihn auch die Rassengesetzt betroffen.
Durch die Einführung der Rassengesetzte wurde es für jeden Bürger notwendig, seine Herkunft bis in die dritte Generation nachzuweisen und zu legitimieren. Die möglicherweise daraus ergebenden Folgen hatte man zu ertragen. Schmach einer falschen oder unklaren Herkunft, konnte einen Menschen erniedrigen und sogar den Tod bedeuten. Dieses Ereignis hatte es in der Geschichte noch nie gegeben.
Sogar die Inquisition verfolgte die Juden wegen ihren Glaubens und gab ihnen sogar die Chance auf Ãœberleben, wenn sie konvertierten.
Zum anderen aber, sah Hitler das Judentum nicht als Religion, sondern eher als eine „Rasse“. Also konnten kein Verhalten, keine Verdienste und keine Leistungen dem Juden im Dritten Reich helfen. Er war aufgrund seiner Herkunft zur Erniedrigung und später zum Tode verurteilt.(25)
Alice Miller erkennt hier eine Wiederspiegelung Hitlers Kindheitsschicksal:
Offensichtlich hatte der Jude keine Chance den „Strafen“ zu entgehen, wie einst >>das Kind Adolf den Schlägen seines Vaters[...]<< (26) nicht entgehen konnte, denn die Ursachen der Schläge waren die ungelösten Probleme des Vaters, die Abwehr seiner Trauer um die eigene Kindeit[...]>> nicht aber das Verhalten des Kindes[...].<< Adolf war seinem Vater wehrlos ausgeliefert. Jeden Moment konnte über ihm ein Gewitter losbrechen, >>ohne daß er es mit irgendeinem Einfall, irgendeiner Leistung hätte von sich abwenden oder vermeiden können.<< (27)
Die meisten Historiker sind der Meinung, dass es zu der damaligen Zeit üblich war, bei der Erziehung zur derartigen Maßnahmen zu greifen. Deshalb sehen sie Hitlers „Wahnkarriere“ nicht in seiner Kindheit begründet.
Auch wenn die meisten Kinder von ihren Eltern des öfteren geschlagen wurden, erfuhren sie trotzdem ab und zu Liebe, Zuwendung und Zärtlichkeit von ihren Eltern, sodass der Hass in seiner reinen Form nicht so kultiviert werden konnte. In Hitler aber wuchs der Hass kontinuierlich und eindeutig, da er von seinem Vater niemals die nötige Zuwendung erhalten hatte. In „Mein Kampf“ nannte Adolf ihn >>Herr Vater<< (28), was auf den Distantz der Beiden vermuten ließ.
Der daraus entstandene >>Selbsthass<< zeichnete sich bei Adolf Hitler so aus, dass der >>Jude<< den gedemütigten und geschlagenen Teil seines kindlichen Selbst repräentierte. Er versuchte ihn mit allen Mitteln aus der Welt zu schaffen. Man lernt ja schon als Kind, alle Grausamkeiten der Erziehung als >>Straftaten<< für das eigene Verschulden anzusehen.(29) Nach Millers Meinung, nahm die unbewusste symbolische Zielsetzung einen wahnhaften Charakter an.
Das huldigende deutsche Volk stellte den guten Teil seiner Seele dar, die den Vater liebt und vom Vater geliebt wird. Der Vater sollte die reine, kindliche Seele schützen, indem er >>die bösen Juden<< d.h., auch die >>bösen Gedanken<< vertrieb und vernichtete, damit die ungestörte Einheit zwischen Vater und Sohn einziehen konnte.(30) Somit sollte auch Adolf mit seiner Mutter in Ruhe und Frieden leben.
Alle Hitler-Biographen sind sich darüber einig, dass Adolfs Mutter, Klara Hitler, ihren Sohn sehr liebte und verwöhnte.
Alice Miller widerspricht dem aber: Hätte Adolf >>Liebe<< in dem Sinne erfahren, so wäre er später liebesfähig geworden und seine Beziehungen zu Frauen wären auf einer emotionaller Ebene gewesen. Seine Distanz, seine kalte Beziehungen zu Menschen im allgemeinen und seine Perversion zeigen aber, dass er von keiner Seite Liebe erfahren hatte.(31)
Adolf wurde tatsächlich von seiner Mutter verwöhnt. Er wurde mit Dingen verwöhnt, die er als Kind nicht gebraucht hatte. Dies war nur ein >>Ersatz für das, was man dem Kind aus eigener Not eben nicht zu geben[...]<< (32) vermochte.
Jedoch war, zu der Zeit die psychesche Lage Klaras einer sehr schweren Belastung ausgesetzt. Sie hatte innerhalb vier bis fünf Wochen eine Geburt und den Tod von drei Kindern überstehen müssen. Während das neugeborene Kind, Adolf, Ruhe, Zufriedenheit und Geborgenheit brauchte, spürte der Neugeborene die Unruhe und die Angst der Mutter, sie könnte auch ihr nun einziges Kind verlieren.
Zudem wurde Klara von ihrem Mann unterdrückt und mit ihren Leiden völlig allein gelassen.
Adolf durfte nie seine tiefe Beunruhigung, die er aus der früh gestörten Mutterbeziehung ausschöpfte, ausdrücken.(33)
Mütter, die ein Kind nach einem verstorbenen gebären, idealisieren oft das verstorbene Kind, wodurch sich das lebende Kind angespornt fühlt, sich ganz besonders anzustrengen und Außergewöhnliches leisten zu müssen, um den Verstorbenen nicht nachzustehen. Aber die
wahre Liebe der Mutter gehört dem toten, idealisierten Kind.
Auch nach dem Tod von Alois hatte Klara noch den Ehrfurcht vor ihm. Deshalb konnte Adolf ihr gegenüber seine Gefühle nie anvertrauen. So versperrte er außerdem den Weg zu seinem „privaten
Selbst“.
Miller versucht dem Leser zu vermitteln, was mit einem Kind geschieht, >>wenn es immer wieder erfahren muß, daß die gleiche Mutter, die ihm vom Liebe spricht, ihm das Essen sorgfältig bereitet, ihm schöne Lieder singt, zur Salzsäure erstarrt und bewegungslos zusieht, wenn dieses Kind vom Vater blutig geschlagen wird. Wie muß es sich fühlen, wenn es immer wieder vergeblich ihre Hilfe, ihre Rettung erhofft[...]? Aber diese Rettung findet nie statt.<< (34) Man kann sicherlich nicht erwarten, dass das Kind die Situation der Mutter versteht. Jedoch ist es anzunehemen, dass das Kind bei anderen Menschen immer das Gefühl haben wird, >>ausgeliefert, preisgegeben, verraten worden zu sein.<< (35)
Darüber hinaus leitet Miller Hitlers Beziehungen zu Frauen von seiner früh gestörten Beziehung zu seiner Mutter ab. Er >>schmeichelte der >deutsch, germanischen< Frau, weil er ihre Huldigungen, ihre Wahl-Stimmen und ihre sonstigen Dienste brauchte.<< (36) Obwohl Adolf seine Mutter auch brauchte, konnte er keine wirkliche Vertrautheit entwickeln.
Stierlin zitiert N. Bromberg (1971) über Hitlers sexuealle Gewohnheiten: >>[...] um zu einer vollen sexuellen Befriedigung zu gelangen, war es für Hitler notwendig, eine junge Frau über seinem Kopfe hockend zu beobachten, die in sein Gesicht urinierte oder defäzierte.<< (37) Miller sieht darin den Beweis, dass Hilter von seiner Mutter nie zärtlich geliebt worden wäre. Solche sadomasochitischen Zwänge, würden auf eine sehr frühe Störung hinweisen, unter der Hitler gelitten hätte. Der Altersunterschied zwischen Adolf Hitler und den Frauen, mit denen er sich auf eine Beziehung einließ, entsprach meistens c.a. 23 Jahren. Alois war exakt 23 Jahre älter als Klara.(38)
Weiterhin schreibt Miller, sei Hitlers spätere Abneigung gegen geistig behinderte Menschen, an seiner schizophrenen Tante Johanna, gelegen, die, seit seiner Geburt an, im gleichem Haushalt lebte. Ein Kind ist in der Lage die Gegegenwart einer schizophrenen Tante positiv zu verarbeiten, wenn es mit seinen Eltern über seine Gedanken und entstandene Angst, aufgrund ihres absurden Verhaltens, offen redet. Dies war aber für Adolf unmöglich.
Als der deutsche Diktator, konnte sich Adolf an seiner >>unglücklichen Tante<< für sein >>Unglück<< rächen.(39) So ließ er im Dritten Reich alle Geisteskranken in Deutschland töten. Seiner Auffassung nach waren solche Menschen >>für die >gesunde< Gesellschaft<< (40), d.h. auch für ihn als kleines Kind >>unbrauchbare Menschen<< , denn damals konnte seine Tante ihn vor seinem Vater nicht beschützen.
II. Spekulationen über Hitlers PsychosenNachdem ich für Adolf Hitlers Psychologie wichtige Aspekte seiner Kindheit geschildert habe, werde ich wesentliche Behauptungen von Historikern und Psychohistorikern aufgreifen, die besagen, dass Hitler unter Psychosen, in Form von Destruktivität, Wahnvortellungen oder Ähnliches, litt.
Zu den interessantesten Spekulationen gehört die Nekrophilie* Diagnose, die Erich Fromm bei Adolf Hitler festgestellt haben will.(1) Sie machte ihn zu einem Mann, der >>fortwährend alles in seiner Reichweite zu erniedrigen, töten, vernichten, zerstören trachten mußte.<< (2) Außerdem wies er einen erheblichen Mangel an Loyalität, Liebe und Realismus auf. Die Ursache hierfür liege in einer >>inzestuösen Bindung<< (3) zwischen Adolf und seiner Mutter, die jegliche Emotionen ausgeschlossen hätte. Nach Fromms Auffassung, bliebe so ein Mensch narzißtisch, kalt und reaktionsunfähig. Weiter schreibt er, Hitler >>[...] fühlt sich zu ihr [der Mutter] hingezogen, [...] sie ist das Meer, in dem er ertrinken möchte; die Erde, in der er begraben werden möchte.<< (4) Charakterzüge, die dieser Diagnose widersprechen, werden als Abwehrreaktion bzw. als Ausdruck von Verdrängungen erkärt, in der Hitler nicht zuließe, dass seine Fehler in sein Bewusstsein eindringen.(5)
Weiterhin meint Fromm, dass Adolf somit, als eine >>stark destruktive Persönlichkeit,<< eine Fassade von Höflichkeit, Freundlichkeit und Gefühlswärme aufbauen konnte, und von Idealen und guten Absichten redete, um sich selbst und andere zu täuschen.(6)
Der Psychoanalytiker und Spezialist für Problemkinder, Helm Stierlin, ist davon überzeugt, dass Hilter gelungen sei, seine Psychosen abzustoßen, indem er sie mit einer >>kollektiven Psychose „synchronisierte“.<< (7) Dabei gebrauchte er die Begriffe >>Schuld und Scharm,<< die Adolf in eine Endlosspirale gezogen hätten. Er hatte ständig wachsende Stärke und Kühnheit beweisen müssen, um die Scham auszulöschen. Folglich wurde er in die >>Verleugnung der Realität<< gezogen.
Weitere Spekulationen deuten auf Verfolgungswahn hin.
Alice Miller spricht in >>Am Anfang war Erziehung<< einen wesentlichen Punkt der Persönlichkeitsspaltung an. So habe Hermann Rauschning über die Schlaflosigkeit Adolf Hitlers berichtet, die auf eine Überreizung des Nervensystems zurückzuführen sei. Ihm soll eine sehr vertraulichen Quelle folgendes erzählt haben: >>[...] er wache Nachts mit Schreikrämpfen auf. Er schreie um Hilfe. [...] Die Furcht schüttle ihn, sodaß das ganze Bett vibriere. Er stoße verworrene, völlig unverständliche Wörter hervor. [...] Taumelnd habe er im Zimmer gestanden, irr um sich blickend. >Er! Er! Er ist dagewesen< , habe er gekeucht. Die Lippen seinen blau gewesen. Plötzlich habe er Zahlen vor sich hergesagt. [...] Dann habe er ganz still gestanden und die Lippen bewegt. [...] Dann habe er plötzlich gebrüllt: >Da, da! In der Ecke! Wer steht da?< Er habe aufgestampft, habe geschrien.[...]<<(
Nach Millers Auffassung nach, blieb das für die meisten Menschen in Hitlers Umgebung, gerade weil sie alle einst >>geschlagene Kinder<< waren, ein Rätsel. Sie hätten den Zusammenhang zwischen seiner >>panischen Angst und den >unverständlichen Zahlen< << (9) nicht erkennen können. Die Angst, die Hitler als kleines Kind unterdrückt hatte, als er die Schläge des Vaters zählte, kam später zum Zeitpunkt seines poltischen Höhepunktes in seinem Unterbewusstsein wieder auf.
*Nekrophilie Sexualtrieb, angerichtet auf Leichen; Nach Erich Fromm: eine >>Charakterorientierung[...] die in Verkehrung mit biophilen (Liebe zum Lebendigen) Kräfte des Menschen im modernen Sozialcharakter eine zunehmende Tendenz zur Zerstörung neigt. Nekrophilie und Destruktivität ist nach Fromm die „Folge ungelebten Lebens“<< Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nekrophilie
I.II. Schizophrenie oder Wahnsinn? Fromm, Stierlin und Miller, sind nur einige vieler Psychoanalytiker, die bei Adolf Hitler eine Form der >>menschichen Destruktivität<< feststellten.
Obwohl Hitler nur wenige Symptome der Schizophrenie (Perönlichkeitsstörung) aufzeigte, sind Paul Matussek, Peter Matussek und Jan Marbach der Überzeugnung, dass der skrupellose Diktator tatsächlich an dieser Krankheit gelitten habe.
Die Erfolge eines Schizophrenen in der Öffentlichkeit begründen sie dadurch, dass Hitler auf ein Publikum traf, das >>seinen Wahn durch eine ungeheure Akzeptanzbereitschaft stabilisierte.<< (1)
Diese Behauptung versuchen sie in ihrer Studie >>Hitler- Karriere eines Wahns<< aus psychologischer, kulturwissenschaftlicher und sozialer Sicht zu ergründen:
II.II.Paul/Peter Matussek, Jan Marbach: >> Hitler- Karriere eines Wahns <<Unter den Hitlerforschern gibt es eine gespaltene Meinung:
Zum einen glauben die „Intentionalisten“, dass die Persönlichkeit Hitlers die maßgebliche Rolle für die Politik des Dritten Reiches zu zuschreiben hat, insbesonders auch für die systematische Vernichtung der Juden. Sie schließen eine mögliche Wiederholung solcher Ereignisse nicht aus.Â
Zum anderen gibt es die „Funktionalisten“, die Hitlers Taten als eine >>Folge militärischer, wirtschaftlicher und bürokratischer Zwänge<< sehen, in der, >>der Führer<< eher eine getriebende, als treibende Kraft gewesen sei.(1)
Aufgrund der Erschöpfungen nach dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise, war das deutsche Volk auf populistische Propaganda sehr anfällig. Unter der Bevölkerung entstand eine >>Atmosphäre der Volksbereitschaft<< (2), die weitgehend ohne Druck „von oben“ zustande kam. Die Regierung und die Reichswehr arbeiteten nach dem Prinzip des Gehorchens. Hitler brauchte nicht viel zu tun, um seine Führungsunfähigkeit zu verdecken. Er überzeugte unterdessen das Volk durch seine ungeheure Kunst des Redens.
Dieses Phämomen seiner Redenkust, sei, laut Marbach, für die psychotischen Züge einer Persönlichkeit kennzeichnend. >>Hier fand ein Sonderling, der [...] unter dem Spott der anderen um so tiefer in die Wahnvorstellung der eigenen Gradniosität verspann, plötzlich ein Publikum.<< (3)
Gustav Bychowski schreibt über Hitler, dass er am Rande der Schizophrenie gewesen sei. Er hätte sich von der Realität abgewandt, mied jede Ausbildung und verfolgte hartnäckig sein Ziel, an die Kunstakademie oder Architektenschule zu gehen, obwohl er durch mangelnder Begabung mehrere Male abgelehnt wurde. Seine tiefere Beziehung zu seiner Mutter verschaffte ihm ein aufgeblähtes Ego. Er zog sich von allen menschlichen Beziehungen zurück. All das führte zu seiner Anpassungsunfähigkeit und Kontaktscheue.(4)
Lang äußerte sich in seinem >>Adolf-Hitler-Psychogramm<< von 1943, über viele Merkmale der Psyche Hitlers, die an Schizophrenie grenzten. Das bedeutete aber für ihn nicht, dass Hitler geisteskrank im üblichen Sinne des Wortes gewesen wäre, sondern neurotisch. Er hätte nicht jeden Zusammenhang mit der Realtät verloren, doch bliebe bestrebt, sich soweit seelisch anzupassen, dass er sich innerhalb der Gesellschaftsschicht sicher bewegen könne.(5)
Ferner ist der Psychologe, Wolfgang Treher, einer der Wenigen,die bei Hitler Schizophrenie diagnostiziert. Jedoch kommt er nach Martussek/Marbach zu einer falschen Schlussfolgerung. Treher meint nämlich, dass es keine moralische Schuld Hitlers oder des Dritten Reiches nach 1933 gegeben hätte.(6)