Hier noch eine neue Fassung zum Thema: Frauen im Krieg.
Frauen im Krieg
Von den Amazonen bis zur US Army - die Geschichte weiblicher Kämpfer
von Michael Stürmer
Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus", so lautet der Titel eines Erfolgsbuches aus Amerika. Die psychiatrische These: Sie können einander nicht verstehen, sie meinen, wenn sie dieselben Worte brauchen, durchaus Verschiedenes, und ihre Emotionen sind nicht koordiniert. Es ist ein Wunder, wenn es gutgeht.
Das Problem ist älter als die Bundeswehr, 1955 ins Leben gerufen, älter auch als die durch emanzipatorische Vorgaben geregelte Einstellung von Frauen in deutsche Streitkräfte. Die Militärs selbst wären schwerlich auf die Idee gekommen. In der langen deutschen Militärgeschichte findet man keine Frauen als Kombattanten, allenfalls Krankenschwestern oder, im Zweiten Weltkrieg, die rückwärtigen Stäben zugeordneten "Blitzmädels" am Telefon, am Fernschreiber und an der Chiffriermaschine. Eine ganz andere Frage war immer die Beschäftigung im zweitältesten Gewerbe, der Spionage. Die legendäre Mata Hari, die im Ersten Weltkrieg im Auftrag der deutschen Abwehr französischen Offizieren mit den Waffen einer Frau ihre Geheimnisse entlockte, aber am Ende erschossen wurde, ist nur die berühmteste aller Agentinnen.
Die alten Griechen indes konnten sich kämpfende Frauen vorstellen. Im Kampf um Troja ritten sie, mit Speeren bewaffnet, in die Schlacht. Athena war die Göttin der Strategie, wie Ares der Gott des Krieges. Die Amazonen beschäftigten die Phantasie der Bildhauer, die auf diese Weise den Geschlechterkampf augenfällig machen konnten. Der römische Historiker und Militär Tacitus berichtet in seiner "Germania", daß die Germanenfrauen mit ihren rotblonden Mähnen die nackt kämpfenden Krieger durch gellendes Geschrei anfeuerten. Den Legionären gingen die schrillen Gesänge durch Mark und Bein.
Selbst in den Guerillakriegen der Neuzeit seit Napoleons Niederlage in Spanien wurden Frauen, als sei ein uraltes Tabu am Werk, immer nur zu Hilfsdiensten herangezogen, aber nicht zum blutigen Handwerk. In den bürgerkriegsartigen frühen Szenen der Französischen Revolution indes wurden, wie Schiller es in anderem Kontext in einer Ballade ausdrückt, "Weiber zu Hyänen". Sie zogen in den engen Gassen die Gardes Suisses, welche die Tuilerien und die königliche Familie verteidigten, von den Pferden und rissen sie in Stücke. Ähnliches wird aus der Russischen Revolution 1917/1919 berichtet. Für Clausewitz in seinem klassischen Werk "Vom Kriege" war das Thema keiner Erwähnung wert. Die gezähmte Bellona des 18. Jahrhunderts, die Göttin der möglichst unblutigen Manöverkriegführung, wurde zwar als Frau vorgestellt, ähnlich der Britannia, die die Wellen regiert. Aber Frauen als Krieger? Davor schreckten die Männer des europäischen 18. und 19. Jahrhunderts entschieden zurück. Seitdem ging es entweder um die Existenz oder um die Emanzipation.
In Israel, als der Staat nach seiner Gründung von fünf arabischen Armeen eingekreist wurde, ging es um die Existenz. Die biblische Judith, die dem feindlichen Feldherrn Holofernes den Kopf abschnitt, bahnte dem Rollenmodell der Partisanin/Spionin den Weg. Doch bleibt bis heute in Israel Frauen weiterhin die unterstützende Rolle zugewiesen. Die Wehrpflicht gilt auch für junge Frauen, aber nur zwei Jahre statt der üblichen drei, und Heirat oder Schwangerschaft dispensieren davon. In rückwärtigen Diensten - längst in jeder Truppe bis zu drei Viertel der Sollstärke - werden weibliche Soldatinnen eingesetzt wie auch in der Ausbildung. Aber selten bleiben sie lange genug, um in höhere Ränge aufzusteigen. Das nicht nur, weil die Machos die Spitzenposten als männliches Reservat betrachten, sondern auch, weil die Rolle der Frauen noch immer atavistischen Vorbehalten und Vernunftrestriktionen unterliegt: Sie sollen Leben schenken, nicht zerstören. Die erste Kampfpilotin stieg, wie in den US Forces, erst vor wenigen Jahren ins Cockpit einer F-16 I und bewies damit, daß unter den, wie es heißt, "Besten der Besten" auch Frauen ihren Platz haben. Andererseits beträgt der Frauenanteil in den USA seit Jahren recht konstant rund 14 Prozent. In der britischen Armee liegt er bei etwa 7,5 Prozent, in Dänemark bei rund vier, in Frankreich bei etwa 5,5 Prozent.
Artikel erschienen am Mit, 27. Oktober 2004
http://www.welt.de/data/2004/10/27/351904.htmlhttp://www.frauensolidaritaet.org/themen/kriegliteraturliste.htm