Der spätere Hauptmann der Bundeswehr Immendorf schrieb dazu als Teilnehmer in der Zeitschrift "Panzer" Nr.2/3 1960 :
Das Ganze halt - Abgesessen !
"Es war der 9.Juni 1945 . Einer der warmen Frühsommertage dieses unseligen Jahres der größten deutschen Niederlage . Nur die Natur zeigt den geschlagenen deutschen Soldaten durch besonders schöne Witterung ihr Mitleid.
In dem stillen Tal der Mur , unweit des kleinen steierischen Städtchen St.Michael , bot sich am Vormittag dieses Tages dem Zuschauer ein seltsames , fast unwirklich erscheinendes militärisches Schauspiel . Einen Monat nach der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht ritten die Schwadronen eines Kavallerie-Regiments der 4.Kavallerie-Division , des letzten und einzigen Kavallerie-Korps , welches am 11.Mai 1945 vor der 8.brit. Armee kapituliert hatte und - nach Abgabe der Waffen - mit Mann und Pferd im Mur-Tal interniert worden war , zur Parade .
Schwadron neben Schwadron , Pferd an Pferd ; es blitzten in der Sonne Zaumzeug , Bügel und Sporen . Ein Bild , aus einer Zeit zurückgekehrt , die doch schon Jahrzehnte zurückzuliegen schien - oder warens nicht schon Jahrhunderte ?
Schweigend ritten die Schwadronschefs durch die Glieder , überprüften Reiter und Pferde , ehe sie sich vor die Front ihrer Einheiten setzten .
Aus dem nahen Städtchen galoppierte ein Reiter heran : Der Regimentskommandeur ! Kommandos erschallten : "Stillgesessen - Zur Meldung - Augen Rechts ! " Die Reiter strafften sich , faßten die Zügel fester und blickten ihrem RgtKdr. entgegen . Hell klang nach der Meldung des ältesten Abteilungskommandeurs sein Grußwort , und einstimmig antwortete das Regiment . Dann ritt "der Alte" die Glieder entlang , sah jedem in die Augen , grüßend , dankend .
Er ritt langsamer , als es sonst üblich war , als ob er dieses endgültige Vorbei , was nun folgen mußte , hinauszögern wollte . Zum letzten Mal sprach der Oberst zu seinen Reitern : Kurz , knapp und klar , so wie stets seine Befehle waren , aber diese Worte faßten alles zusammen , was den anständig gebliebenen deutschen Soldaten auch damals noch prägte : Dank , Stolz , Gedenken , Zuversicht .
Es waren Minuten , die sich in die Erinnerung derjenigen hineinbrannten , die dabei sein durften .
Durch das Tal hinauf zu den nochschneebedeckten Gipfeln der steierischen Alpen hallte das letzte Hurra , ausgebracht auf das Regiment , auf die Kameradschaft , auf das Vaterland - Die Grußhand des Kommandeurs zitterte dabei und seine sonst klare Kommandostimme vibrierte bei seinem letzten Kommando ...Und dann schwangen sich die Reiter zum letzten Male aus den Sätteln über die Kruppen ihrer braven , vierbeinigen Kameraden .
Das Kavallerie-Regiment 5 , das voll stolz den Namen seines Chefs Generalfeldmarschall von Mackensen führte , hatte endgültig aufgehört zu bestehen ."
Anwesende Amerikaner bemerkten angesichts dieses militärsichen , der Gegenwart entrückt erscheinenden Schauspiels : "Dies ist keine geschlagene Truppe! "
:winken:
Jan-Hendrik