Jetzt wird sicher darauf gewartet, daß ich Punkte anführe wie:
Die USA versorgten Großbritannien mit allen möglichen Wirtschafts- und Rüstungsgütern, und damit nur eine Kriegspartei, ...
Die USA meldeten deutsche Kriegsschiffe, allen voran U-Boote, im Atlantik an die Briten, sie folgten ihnen und gaben immer wieder Standortmeldungen durch. Und dies nicht nur vor der eigenen Küste.
Und, und, und, ... als neutral würde ich etwas anderes bezeichnen.
Nun wird wieder das Argument kommen, man wollte ja nur seine eigenen Interessen schützen. Aha, ... also doch nicht neutral. Sowohl im Atlantik als auch im Pazifik dehnten die USA ihre sogenannten Interessensphäre immer weiter aus.
Im April 1941 erklärten sich die USA bereit Grönland zu verteidigen, im Juli 1941 geschah Gleiches für Island. Die USA verlegten Truppen nach Grönland, hauptsächlich Luft- und Seestreitkräfte. Ist das Neutralität ?
Im Sommer 1941 war der Atlantik längst Operationsgebiet der US-Streitkräfte geworden, man betätigte sich offensiv an den Gefechten. Die US-Marine arbeitete Hand in Hand mit den britischen Seestreitkräften. Das führte natürlich zu einer Reihe von "Zwischenfällen".
Einer dieser Zwischenfälle ereignete sich am 4. September 1941, als der amerikanische Zerstörer U.S.S. "Greer" von einem britischen Flugzeug auf ein U-Boot aufmerksam gemacht worden war, das vor kurzem vor dem Flugzeug weggetaucht war. Die "Greer" suchte und fand das deutsche U-Boot U-652, worauf das Flugzeug mehrere Wasserbomben auf die von der "Greer" gemeldete Position des U-Bootes warf. Der deutsche U-Boot-Kommandant glaubte daraufhin, er sei von dem Zerstörer selbst angegriffen worden, und griff ihn deshalb erfolglos mit Torpedos an. Daraufhin startete die "Greer" einen ebenfalls erfolglosen Wasserbombenangriff auf das U-Boot.
Ist das Neutralität ?
Wenige Tage nach dem Zwischenfall mit der "Greer" erhielt die US-Navy den sogenannten „Shoot-on-sight-Befehl“, der vorsah, dass US-amerikanische Streitkräfte auf Einheiten der Achsenmächte schießen durften, sobald sie gesichtet wurden.
Man sichtete selbst ! Man wurde also nicht angegriffen und verteidigte sich, nein, es war der Befehl, selbst den ersten Schuß abgeben zu dürfen !
Was hat das mit Neutralität zu tun ? Was hat das mit Wahrung der eigenen Interessen zu tun ? Hier geht es um eine Zone weit weg von den eigenen Küsten und mitten auf dem Atlantik. Warum so offensiv unbedingt hinein in den Krieg ?
Durch diesen "Shoot-on-sight-Befehl" befanden sich die amerikanischen Streitkräfte im Atlantik praktisch ab September 1941 in einem unerklärten Krieg mit den Achsenmächten.
Die USA fuhren nun in den alliierten Konvois mit, mit allen Konsequenzen. Und nun ist die Frage, wen trifft die Schuld, wenn nun US-amerikanische Schiffe angegriffen oder gar versenkt werden ? Die Rede ist hier wohlweislich von US-amerikanischen Kriegsschiffen ! Und das Monate vor dem offiziellen Kriegseintritt.
Man versetze sich in die Lage eines deutschen U-Boot-Kommandanten, der im Kampf gegen einen Geleitzug steht. Kommt er nun auf die Idee, daß der gerade angegriffene Begleitzerstörer ein US-amerikanischer war ? Nie und nimmer, denn die USA waren ja "neural".
Hier nur die bekanntesten Vorfälle:
Am 17. Oktober 1941 erhielt der US-Zerstörer U.S.S. "Kearny" einen Torpedotreffer, der 11 Tote und 22 Verwundete zur Folge hatte. Die "Kearny" hatte den Konvoi SC-48 begleitet und aktiv am Geleitkampf teilgenommen. Der Konvoi wurde am 17. Oktober 1941 von insgesamt 5 deutschen U-Booten angegriffen. Diese wurden von britischen und US-amerikanischen Zerstörern bekämpft. Die Torpedierung der "Kearny" war eine "normale" Aktion aus der Sicht der deutschen U-Boote.
Am 30. Oktober 1941 wurde der Konvoi ON-28 angegriffen. U 106 torpedierte dabei die U.S.S. "Salinas", ein Versorgungsschiff der US-Navy, eingesetzt in der Atlantikschlacht.
Der wohl bekannteste Vorgang ist die Versenkung der U.S.S. "Reuben James" am 31. Oktober 1941. Der US-Zerstörer fuhr Geleitschutz im britischen Konvoi HX-156. Der Konvoi wurde unter anderem angegriffen von U 552 unter Führung von Kapitänleutnant Erich Topp. Topp fuhr mehrere Angriffe, wurde aber immer wieder von den Geleitzerstörern abgedrückt. Daher entschied er sich für den Angriff auf einen der Zerstörer. Was er nicht wußte, es war der US-amerikanische Zerstörer U.S.S. "Reuben James". Von der Besatzung starben 85 Mann, 44 konnten gerettet werden.
Topp war einer jener deutschen U-Boot-Kommandanten, der nicht annehmen konnte, daß mitten in der Geleitzugsschlacht US-amerikanische Zerstörer "mitmischten". Als er zurück in den Heimathafen fuhr rechnete er mit dem Schlimmsten, Dönitz würde ihm schwere Vorwürfe machen, er habe den USA einen Grund für den Kriegseintritt geliefert. Aber Dönitz machte ihm keinen Vorwurf. Warum auch?
Das wären nur einige Beispiele, die mir auf die Schnelle einfallen. Aber das sollte eigentlich bekannt sein. Für die oben erwähnten Ereignisse wurden in der US-Navy auch Kriegsauszeichnungen verliehen. Die Verleihungsbegründungen sind im Netz einsehbar.
Es geht ja hier nicht darum, über all irgendeine Tendenz im Denken oder was auch immer heraus zu bilden, aber die Welt läßt sich halt nicht unterteilen in rein weiß und rein schwarz. Den Lauf der Geschichte beeinflussen immer mehrere Parteien. Nur sollte man dann auch alle Seiten betrachten.