Autor Thema: Das Wunder von Berlin  (Gelesen 4889 mal)

logo

  • Gast
Das Wunder von Berlin
« am: 28.01.08 (14:57) »
Hat es gestern einer der hier Beteiligten gesehen?
Mir hat es ganz gut gefallen, im Gegensatz zu bisherigen Verfilmungen von Geschichte im ZDF.
Als direkter Wendebeteiligter habe ich keine größeren Fehler erkennen können, Eure Meinung?
logo

Felix S.

  • Gast
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #1 am: 28.01.08 (20:13) »
Nette Sendung, kann mich aber nicht erinnern jemals die Buchstaben NVA an Kasernepforten gesehen zu haben, nur das Wappen mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz. Wurde das ab etwa Mitte der 80-er Jahre geändert ???
« Letzte Änderung: 28.01.08 (20:23) von Felix S. »

logo

  • Gast
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #2 am: 29.01.08 (07:59) »
Nee, ich denke mal die sind nach der Wende entfernt worden und man hatte nichts anderes.... ???
logo

waldi44

  • Stammmitglied
  • ***
  • Beiträge: 3050
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #3 am: 29.01.08 (13:46) »
Habe leider nur die Vorschau gesehen. Interessant bzw bemerkenswert fand ich die Tatsache, dass mal endlich kein Widerständler die Hauptperson war, sondern jemand, der nicht den ganzen Tag mit der Faust in der Tasche durch die DDR lief und darauf sann, das Arbeiter und Bauernparadies zu verlassen. Allerdings erscheint mir, angesichts meiner NVA Erfahrung, die Werdestory etwas an den Haaren herbeigezogen.
In der NVA wurde niemand zum linientreuen Kämpfer für den Sozialismus erzogen oder geläutert - das Gegenteil war da schon eher der Fall! Der Grund zur Verpflichtung zur NVA kommt der Wahrheit da schon eher entgegen, ob aber solche unsicheren Kandidaten dann ausgerechnet an die Grenze kamen?

logo

  • Gast
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #4 am: 29.01.08 (14:08) »
Der Film beruht auf eine Tatsachengeschichte des Thilo (?) aus Karl_Marx-Stadt die eine 3/4 Std später in ZDF History (diesmal nicht von Knopp) gezeigt wurde.
Dieser war Soldat einer Grenztruppenspezialeinheit die am 4.11.(Großdemo) das Brandenburger Tor sicherte und am Tag des Mauerfalls sich im Menschenstrom ins Nichts auflöste am Chackpoint Charlie. Die gemachten Fotos waren gut... ;)
logo

waldi44

  • Stammmitglied
  • ***
  • Beiträge: 3050
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #5 am: 29.01.08 (18:04) »
Hm, nun ja, wenn es ein auf Tatsachen beruhender Beitrag war....

Egal wie dem auch sei- die Ereignisse um den Mauerfall kann man sicher als "Wunder" bezeichnen und die "Mauerschützen-" und "Staasitäterjäger" sollten das nicht vergessen. Nicht vergessen, was damels eben NICHT passiert ist!!
Bei vergleichsweisen geringeren Ereignissen anderswo in der Welt gab es tausende Tote und mir fällt nur die portugisische "Nelkenrevolution" ein, die sich mit den Ereignissen von 1989 vergleichen lässt obwohl dort das Militär Träger und Auslöser war.

logo

  • Gast
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #6 am: 29.01.08 (19:53) »
Da hast Du recht @waldi, jedenfalls bei den Grenzsoldaten. Die Stasitäter aber hätten auf Befehl losgeschlagen, wenn Ihnen nur einer einen Befehl gegeben hätte ! Das haben genug Interviews gezeigt und in jeder Bezirksverwaltung waren bis zum sMG alle Infantriewaffen vorhanden. Es lag sehr wahrscheinlich an die glücklichen Umständen, dem senilen Politbüro oder weiß ich nicht an wen, aber die Legende der Stasiverantwortlichen die kein Blutvergiessen wollten, ist auf jeden Fall nicht richtig für Berlin Normannenstraße und Alfred Kowalke Straße !
logo

Matz

  • Gast
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #7 am: 29.01.08 (21:58) »
Die ZDF History Doku entspricht wirklich den Tatsachen und ich war erstaunt über die Ehrlichkeit von Tilo Koch, da ich ihn persöhnlich kenne.

AK 74 ZF

  • Gast
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #8 am: 31.01.08 (00:02) »
Irrtum Logo. Gerade beim MfS gab es Vorgesetzte welche Waffengebrauch verhinderten. Es gab Fälle wo Vorgesetzte sogar ihre Männer ohne Waffe einsetzten und diese unbewaffnet ihren Dienst versahen. Ãœbrigens ein Novum für viele MA, welche vorher ständiger Waffenträger waren und nun plötzlich ("Wo die Konterrevolution marschierte" ... so ja die Aussage manch Polits) ihre Waffen abgeben oder einschließen mußten. Es gab gerade in den Hochtagen der "Wende" bei den Jungs strikten Befehl den Einsatz der Schußwaffe um jeden Preis zu vermeiden. Auch wenn dies jeder heutigen Darstellung widerspricht, so gab es dies in vielen Dienstellen des MfS. Und dafür zolle ich den Kameraden höchsten Respekt. Auch sehr viele normale MA des MfS wußten daß da draußen ihr eigenes Volk steht. Und gerade viele MA des MfS kannten die Ursachen dafür ganz gut und waren stinkesauer auf die SED-Leitungen, welche ihre Lageberichte völlig ignorierten und sogar noch kurz vor 12 das schönfärberische Umschreiben von Berichten forderten, welche nicht in ihr rosarotes Weltbild paßten. ... Das Schießverbot im Bereich des MfS und der Befehl "Ruhe, Ordnung und Disziplin" zu wahren ... selbst bei größten persönlichem Risiko ...  ist geschichtlicher Fakt. Da kannst Du ehemalige MA dieser Behörde fragen.

Logo ... daß es auch Scharfmacher gab ... dem will ich nicht widersprechen. Der durchgeknallte AG Mielke ist da ja Paradebeispiel. Es ist auch ein Verdienst der MA des MfS daß das Ganze relativ friedlich blieb. Hätte nur einer der Jungs die Nerven verloren wär vieles ganz anders gelaufen. ... Wir können alle ... und ich betone "Alle" !!! ... froh sein daß nichts passiert ist.

Irgendwelche bescheuerten Szenarien von der "Volksmasse" kannste knicken. Und die Spinnerei von der "helfenden BuWe" genauso. Zum einen war die BuWE dazu weder in der Lage noch bereit ... und zum anderen wär spätestens dann der "Iwan" durchgedreht. Die Grenze als direkte Außengrenze des WV war auch zur Wende militärisch Tabu !!! ... Wäre  die Lage innerhalb der DDR völlig unkontrollierbar geworden und hätte sich von außen etwas getan wär die WGT eingeschritten. Der Großteil der russischen Militärs hätte auf den Herrn Gorbatschow und seine "Befehle" nämlich geschissen und wär dann gerollt. ... "Iwan" hat sich 1989 aus unserem innenpolitischem Hick-Hack rausgehalten, da es friedlich ablief. Aber nicht weil Gorbatschow das so wollte (Großteil der Hardliner im sowjet. Militär hätten dem Herrn gern auf seine Glatze gesch...en), sondern weil die Militärführung der WGT in ZA und Abstimmung mit der NVA-Fhrg Stillhalten vereinbarte. ... Wird übrigens heute auch anders dargestellt. "Gorbi der Held" macht sich in der Geschichtsschreibung eben besser als ein paar Generale der WGT und NVA. Gorbatschow war bei seinen eigenen Russen wesentlich unbeliebter als in der Bevölkerung der DDR und seine Macht innerhalb der UdSSR kränkelte damals schon gewaltig. Und von Offz der WGT  hörte ich schon 1986/87 ganz böse Meinungen und Ansichten zu Gorbi. Und wenn die subalternen Offz schon so redeten, möchte ich nicht wissen wie die goldbetressten "Falken" drauf warn.

Übrigens Logo ... Du bist doch Berliner ... oder ? ... Stell mal Deinen Stasihaß ganz kurz ab (zwecks rationalem Denken) ... und überleg mal wer im Oktober/November zugeführt und geknüppelt hat. ...

Übrigens Normannenstraße ... weil Du es anführst ... was war da mit "Blutvergießen" ??? ... So wie ich weiß hat da kein MfS-Angehöriger geschossen ! ... Und es waren schon noch ein paar bewaffnete MA im Haus. ...

Man sollte nicht vergessen daß bestimme "Erstürmungen" von Dienststellen des MfS anfänglich nur stattfinden konnten weil die MA eben keinen Gebrauch von ihren Waffen machten. Als dies sich rumsprach wurde der Mob "mutig". ... Und auch da wurde nicht geschossen ! ... Weil die Kameraden nämlich Befehl hatten nicht zu schießen. Und sie waren gewohnt Befehle strikt auszuführen. ... Auch die meisten MfS-MA waren der Meinung sie dienen ihrem Volk. ... Nur weil Mielke alterssenil und ein skrupelloser Machtmensch war muß dies nicht auf alle seine MA zutreffen.

Nun was solls ... eh Geschichte. ... Und die ist zum Teil Ansichtssache ... und jede Epoche hat auch ihre "Sündenböcke" welche an allem Schuld waren und für alles Schlechte verantwortlich genmacht werden.  (Ach ja ... Knüppelorgie im Oktober ... mal nachgedacht ?)

logo

  • Gast
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #9 am: 01.02.08 (16:34) »
Hallo AK74 ZF,
meine Rede galt den Monaten vor und kurz nach der Wende. Nicht beim Stasisturm in der Normannenstraße der erst viel später war, da war schon alles gegessen (Runder Tisch, Bürgerkomitees etc.) Entscheident ist der November '89 und nach Aussagen (bei eigenen Erleben) haben mir Stasimitarbeiter der Bezirksverwaltung eindeutig gesagt auf Befehl hätten sie die Zentralen verteidigt. In einer hektischen Sitzung am Runden Tisch , wurdenBürgerkomitees und Volkpolizei zur Sicherung der Stasizentralen eingesetzt (außer Niormannenstraße da HVA). Danach gaben die Stasiführung es auf die Zentralen zu verteidigen.
Bei den Knüppeldemos in Berlin wurde natürlich von der VP geknüppelt , es waren aber auch Zivile darunter. Wer , wo hingehörte ließ sich nie nachweisen , und komischerweise war auch keiner Verantwortlich.
logo

AK 74 ZF

  • Gast
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #10 am: 02.02.08 (13:31) »
Richtig Logo ... auf Befehl hätten sie zur Verteidigung ihrer Diensstellen geschossen. ... Halte ich übrigens für richtig und auch legitim ! ... Aber der Befehl der Führung des MfS lautete eben, daß nach Möglichkeit unter allen Umständen der Gebrauch der Schußwaffe möglichst zu unterlassen ist. Und das ist schon ein Novum und nicht nur oder vordergründig ein Verdienst des "Runden Tisches". Denn auch diese "Runden Tische" bzw. Überhaupt den direkten Einfluß der sogenannten "Bürgerkomitees" gab es erst relativ spät.

Die "Knüppeldemo" war ein Versagen der VP. Die Volkspolizisten waren mit der gesamten Situation völlig überfordert und denen gingen irgendwie völlig die Nerven durch. Ich kenne Angehörige der Anti-Terroreinheiten des MfS, welche bis heute den Kopf darüber schütteln wie die VoPos so unkontrolliert und ziellos losknüppeln konnten.

Aber ... ich weiß daß das jetzt bei Dir "verharmlosend" ankommt, die ganze Anwendung von Gewalt in Form "polizeilicher Mittel"  war im Vergleich zu damaligen oder heutigen Großdemos in der BRD eigentlich relativ harmlos. Jeder "Wackersdorf-Kämpfer" hätte über das bissel Keile nur müde gelächelt. :-\ Unser Problem in der sonst doch sehr friedlichen DDR war doch, daß wir solche Gewaltexzesse ansich (bis auf wenige Ausnahmen) nicht gewöhnt waren.

Daß die Demos solche Größenordnungen annahmen hatte sicher viele Ursachen. Eine davon war auch darin zu sehen daß der "Staat" eben nicht reagierte bzw. die "Partei- und Staatsführung" der Bevölkerung keine "Antworten" mehr geben konnten, außer dem allseits bekannten blöden Gefasel vom bösen Klassenfeind, welcher an allen hausgemachten Problemen der DDR angeblich Schuld wäre. Der größte Teil der Demonstranten wollte endlich ehrliche Antworten und nicht mehr hinnehmen daß angeblich alles in bester Ordnung ist, währenddessen jeder Bürger sah daß Realität und Propaganda immer weiter auseinander driften. ... Und das sahen so ziemlich alle Bürger der DDR immer klarer. Auch bei NVA, VP, MfS und selbst in der SED gab es nicht nur 150ig Prozentige Realitätsverweigerer.

Übrigens hab ich in der Zeit mir auch ganz schön böse Fragen gestellt. ... Ich hab zwar die Leipziger und die Berliner nicht verstanden (im Rest der DDR war es ja eher noch ruhig und die "Montagsdemos" klein und überschaubar), aber daß das nicht alles "Konterrevolutionäre" sondern zum größten Teil unzufriedene Bürger waren schwante uns auch. Wie gesagt, wir waren ja auch Teil dieses Volkes.

Übrigens Logo ... der Denkfehler heute liegt in der Fixierung auf das MfS. Das eigentliche Problem war die erodierende SED. Und da machte sich der Vertrauensverlust der kleinen SED(Volks)Genossen zum Politbüro doch rasant bemerkbar. Das Abbröckeln der Basis machte die Politoberen zusehens immer Ratloser. ... Ratlosigkeit und Entschlußlosigkeit der SED-Führung waren, aus heutiger Sicht, die eigentliche Bankrotterklärung und Schlüssel zur Umgestaltung (Wende ? ... kurz vor Ende !) der DDR. ... Zu retten war da eh nichts mehr. Aber das ist ein anderes (kompliziertes) Thema.


uwys

  • Mitglied
  • **
  • Beiträge: 769
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #11 am: 03.02.08 (09:50) »
AK 74 ZF
da ich mich, ehrlich gesagt, an die vorgänge vor und wärend der wende oder auch deren genauer umstände nicht mehr so genau erinnern kann, möchte ich dir auch sagen das wackersdorf ein überaus schlechter vergleich ist!
denn manch einer der demanstranten betrachtete das als krieg! ich glaube das selten in der BRD so brutale demos stattgefunden haben wie in wackersdorf!
da kommen all die friedensdemonstrierer, und verprügeln polizisten! irgendwie aberwitzig oder?
aber das ist eigentlich offtopic!
Keine Macht den doofen!
www.deutsche-ehrenmale.de

logo

  • Gast
Re: Das Wunder von Berlin
« Antwort #12 am: 03.02.08 (10:31) »
Also AK74ZF, wir werden wohl niemals auf ein Nenner kommen, ich pflichte Dir aber bei eins bei, das die Stasi Staat im Staate ar glaube ich eher nicht, sondern absulut den Befehlen von oben gehorchend (ZK). Da nichts kam, haben sie schon eigenverantwortlich gehandelt, es hätte aber auch anders kommen können, da bewegen wir uns aber auf das Terrain der Spekulation.
logo
P.S. Verabschiede mich jetzt für 1 Woche ins Krankenhaus  :'(

 

post