Militärgeschichte > Verlauf des 2. Weltkriegs

Flucht aus Stalingrad ?

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mpenza:
Hallo !

Gab es eine erfolgreiche Flucht deutscher Soldaten aus dem Kessel
von Stalingrad 1942/43,
und wenn ja, wo ist darüber berichtet worden (Quelle).

Mit besten Dank im voraus !!

hec801:
Hallo,

ich habe daheim einen alten Schinken rumzustehen, mit dem üblichen Titel "Der Zweite Weltkrieg", in dem wird von einer Gruppe von Landsern gesprochen, welche ausgebrochen ist. Nur ein Unteroffizier soll es geschafft haben! Muss mal genau nachschauen, aber ob das so stimmt, na ja...

Gruss

Hannes

Ronny22:
Karl Betting gelingt die Flucht aus Stalingrad

DENKINGEN - Der Denkinger Unteroffizier Karl Betting ist der Hölle knapp
entkommen. An Silvester 1942 ist er aus dem Kessel von Stalingrad ausgebrochen.

Über 334 000 deutsche Soldaten gerieten im November 1942 in die
russische Winteroffensive um Stalingrad. 90 000 von ihnen wurden in die
Gefangenschaft getrieben. Nur knapp 5 000 überlebten eine teilweise bis
zu zehn Jahren dauernde Gefangenschaft . Einer der Überlebenden ist der
85-jährige Denkinger Karl Betting, einer der 21 Autoren, die in einem
Band ihre ganz persönlichen Kriegserinnerungen der Nachwelt hinterlassen
haben.

Stalingrad wurde nie vollständig erobert. Im Gegenteil: Im November
1942 begann die zweite russische Winteroffensive, der es gelang, die 6.
Armee von der Landverbindung zum deutschen Nachschub abzuriegeln. Die
drei Flugplätze innerhalb des Kessels konnten fast bis zur Kapitulation
am 31. Januar und 2. Februar 1943 mit Versorgungsgütern angeflogen
werden. In den „Genuss“, ausgeflogen zu werden, kamen nur Verwundete,
ungefähr 29 000, darunter auch der Denkinger Wilhelm Roth. Außer Karl
Betting waren noch fünf weitere Denkinger im Kessel: Moritz
Schnee, Erich Schnee, Viktor Benne, Max Fetzer und Richard Mauch. Sie
haben die Heimat nie mehr gesehen. Ein Ausbruch der Armee aus dem Kessel
wäre durchaus erfolgversprechend gewesen, durch das Machtwort des
Führers zwei Tage vor Weihnachten aber wurde die gesamte Truppe in die
Vernichtung geführt. Stalingrad ist zum Inbegriff eines unsinnigen und
überaus unmenschlichen Krieges geworden.

Karl Betting bezeichnete es mehrfach als höhere Vorsehung, wenn ihm und
20 weiteren Kameraden der Ausbruch aus dem Kessel gelungen ist. Als
Gerätewart war er für die Instandsetzung von Kanonen, MGs und
Zielfernrohren und deren Justierung zuständig. Diese wurden
abgeschossenen Panzern zur Wiederverwendung ausgebaut. Das bedeutete
gleichzeitig, die bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten toten Kameraden
aus den Fahrzeugen zu bergen.

Dafür stand ihm ein Lastwagen, ein Dreitonner, zur Verfügung. Mit dem
Gedanken, den Kessel zu verlassen und jede Möglichkeit erwägend, hatte
sich jeder Landser beschäftigt, seit vom 22. November an der Kessel
geschlossen war. Als Lastwagenfahrer konnte sich Karl Betting
vorsorglich mit Kraftstoffvorräten für zwei Lastwagen und eine
Zugmaschine eindecken.

Als der Russe am Tag vor Silvester 1942 nochmals einen Großangriff
gestartet hatte und die Truppe in völlige Auflösung geraten war, hielten
es die 21 Mann für höchste Zeit, das Vorhaben zu riskieren.

„Wenn wir liegenbleiben, haben wir keine Chance mehr“

Am Tag vor Silvester 1942 brach Karl Betting mit weiteren 20 Kameraden
aus dem Kessel von Stalingrad aus. „Von dem Standort ausgehend, stellten wir fest, dass der Don, den wir ja überqueren müssten, 180 Kilometer entfernt ist. Wir waren uns auch darüber klar, dass, wenn wir in der Steppe liegenbleiben und am andern Tag die Sicht gut ist, keine Chance mehr haben. Auf jeden Soldaten machten die russischen Flugzeuge Jagd.“

Wir riskierten dieses gewagte Unternehmen. Ich hatte einen russischen
Marschkompass, der wie eine Armbanduhr getragen wurde. Wir fuhren in
westlicher Richtung ohne Straße, alles Steppengebiet, Stunde um Stunde.
Mit dem Wetter hatten wir großes Glück. Es war nicht ganz Vollmond,
nebelfrei. In der Steppe lag eine leichte Schneedecke, und wir konnten
kilometerweit sehen.

Durch eisiges Wasser

Es mochte ungefähr 1 Uhr nachts gewesen sein, als wir am Horizont einen
dunklen Streifen entdeckten. Beim Näherkommen konnten wir Bäume und
Hecken ausmachen. Tatsächlich, wir waren am Don. Die Uferböschung war
bewachsen, und der Fluss lag vier bis sechs Meter tief im Gelände
eingeschnitten. Auf beiden Seiten war der Don zugefroren und in der
Mitte eisfrei. Die große Frage, wie kommen wir über den Don. Als letzten
Ausweg schlug ich noch vor, uns auszuziehen, unsere Klamotten
zusammenzubinden und durch das eisige Wasser zu schwimmen.

Russische Einheit

Da wurde es plötzlich auf der anderen Seite lebendig. Eine russische
Einheit zog auf der westlichen Seite flußabwärts. Von unserem
Vorhandensein wussten sie natürlich nichts. Da es Silvesternacht war,
waren sie ziemlich laut. Kaum waren diese vorbei, kam eine motorisierte
Kolonne und fuhr in der gleichen Richtung. Uns kam der Gedanke, ob diese
Einheiten wohl einer Brücke zustrebten. Kämen sie von einem Übergang,
wären sie wohl ins Landinnere gezogen. Wir bestiegen die Fahrzeuge und
fuhren auf der Uferböschung in die gleiche Richtung, nur auf der
östlichen Seite. Eine Fahrt ohne Licht, so schnell es den Umständen
entsprechend ging. Auf der westlichen Seite die russische Kolonne mit
vollem Scheinwerferlicht.

Eine Brücke

Unsere Fahrt war jedoch schneller, und wir ließen jene Fahrzeuge zurück.
Nach einer Stunde sahen wir in gespenstischen Umrissen - oder war es
eine Fata Morgana? - eine Brücke. Wir fuhren bis etwa 50 Meter heran und
starrten dieselbe an wie ein Geschenk des Himmels. Uns war klar, diese
Brücke entscheidet über Liegenbleiben und Gefangenschaft oder einen
Funken Hoffnung. Wir mussten feststellen, ob die Brücke vermint oder
eine Brückenwache vorhanden war. In Eile näherte ich mich mit noch einem
Kameraden der Brücke, wir schlichen zur Hälfte hinüber, konnten aber
nichts Verdächtiges feststellen. Wir sprangen zurück zu den andern und
wagten die Überfahrt. Ich weiß noch genau, ich fuhr mit dem zweiten Gang
und war kaum fähig, eine Lenkbewegung zu machen. Kaum auf der anderen
Seite, und schon leuchteten die Scheinwerfer der russischen Fahrzeuge auf.

„Wir waren nun auf der westlichen Seite. Der Mond wurde von Wolken
verdeckt. Bald fielen die ersten Schneeflocken. Der Schneefall wurde
stärker, und bei der anbrechenden Morgendämmerung befiel uns eine große
Müdigkeit. Wir hatten ja zwei Tage und Nächte kein Auge zugemacht. An
einem Waldrand ruhten wir ein bisschen“, erinnert sich Betting.

Hauptkampflinie überquert

Die Fahrt nach Westen ging weiter. Sie hörten in der Ferne MG-Bellen,
Stalinorgeln, Artilleriedonner und Motorenlärm. Erst nach etwa 60
Kilometern, nach einem ganzen Tag, trafen sie auf Menschen, deutsche
Soldaten bei Schanzarbeiten bei der von Deutschen besetzten Stadt Schachti.
Ohne es geahnt zu haben, hatten die 21 Flüchtlinge vor wenigen Stunden
die Hauptkampflinie überquert. In Stalino konnten sie sich bei einer
Sammelstelle für Stalingrad-Versprengte melden.

Vier Wochen später kapitulierten die Kessel, nachdem auch die
Flugverbindung unmöglich geworden war. Für kurze Zeit verschlug es Karl
Betting nochmals nach Frankreich, wo er einer neu aufgestellten Einheit
zugeteilt wurde. Dann ging es im Herbst 1943 abermals nach Russland in
den Kampfraum Kriwoi-Rog.

Anschließend im Sommer 1944 versetzte man ihn nach Rumänien, im Herbst
nach Litauen. Die Kompanie lag über den Winter in der Nähe von Riga. Als
die Ostfront näher rückte und Danzig abgeschnitten war, blieb nur noch
der Wasserweg nach Swinemünde. Von dort ging es zur Berlinverteidigung,
später nach Flensburg, wo er in englischer Gefangenschaft bis zu seiner
Entlassung am 1. August 1945 von den Besatzern als Ordnungspolizist
eingesetzt wurde. Am 7. August erreichte er den Heimatort Denkingen.

Josef Fetzer

Quelle: http://www.volksbund.de

Balsi:
Promesberger, Ludwig - RK-Träger - http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Infanterie/Promesberger-Ludwig.htm

Ronny22:

--- Zitat von: Balsi am 11.01.06 (12:19) ---Promesberger, Ludwig - RK-Träger - http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Infanterie/Promesberger-Ludwig.htm

--- Ende Zitat ---

Respekt!!!

Der Mann lässt sich nicht fangen...aus 2 Kesseln herausgekommen und aus der Gefangenschaft entkommen.

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