Howard Blum
"Ihr Leben in unserer Hand"
ISBN3-430-11565-5
Der Autor schildert in diesem Buch anhand von vielen Zeugenaussagen und Aktenlage den Einsatz der Jüdischen Brigade im 2. Wk.
Da die Brigade nur in den letzten 2 Monaten in Italien eingesetzt wurde ist die Beschreibung der Einsätze eher Nebensache. Ein Großteil des Textes schildert die Wege, wie die Soldaten hur Brigade kamen.
Was mich aber entsetzt hat ist die zweite Hälfte des Buches. In sehr offener Art wird ein eher unterschlagenes Kapitel der unmittelbaren Nachkriegszeit geschildert:
Der Einsatz der "Huliya", den Mordkommandos der Jüdischen Brigade.
Schon wenige Tage nach Kriegsende machten sich Teile der Brigade daran, in Europa nach den Tätern und Helfern des Holokaust zu suchen. Es reichten den Mordtrupps dazu bloße Verdächtigungen und Denunziationen von Personen, die ihr eigenes Leben retten wollten.
Es wurden dabei keine Verhandlungen abgehalten, die betreffende Person wurde einfach mit den Worten: "Im Namen des jüdischen Volkes verurteile ich Sie zum Tode!" per Kopfschuss hingerichtet. Teilweise noch beim Öffnen der Türe. Sicher wurden dabei auch Täter getötet, aber anzunehmen ist auch, dass Unschuldige oder Mitläufer durch diese Kommandos zu Tode kamen. Der Autor beschreibt aus jüdischer Sicht diese Kommandos, erwöhnt aber auch die Gewissensbisse, die die Kommdoangehörigen dabei hatten.
"Auge um Auge" war das Motto, oftmals einfache Rache das Motiv. Die Kommandos waren dabei Ankläger, Richter und Vollstrecker zugleich.
Erwähnt werden auch Pläne, die Wasserversorgungen deutscher Großstädte (speziell Hamburg, München und Nürnberg) zu Vergiften, um für die damalige Zahl von 6 Mio jüdischen Opfern mit 6 Mio deutschen Opfern "zu vergelten". Das Gift sollte aus Palästina über die Versorgungslieferungen der jüdischen Brigade ankommen. Ausgeführt der Plan nicht. Man hatte Angst, moralisch in Verruf zu kommen...
Die Juden arbeiteten dabei eigentlich im Auftrag des britischen Geheimdienstes und sollten die Täter an die Briten übergeben, aber nur "kleine Fische" wurden ausgehändigt. Die "Großen Fische" wurden selbst "behandlet".
Im letzten Teil des Buches wird beschrieben, wie die Jüdische Brigade Flüchtlinge unter Ausnutzung ihrer Logistik nach Palästina verbringt. Um die Fahrzeuge und die nahrungsmittel zu organisieren wurde von den Soldaten der Brigade ein neue Militäreinheit erfunden und mit gefälschten Papieren ausgestattet. Diese Episode beschreibt die Erfindungsgabe der teilweise hochgebildeten Angehörigen. Zum Beispiel hatte die Einheit den angeblichen Befehl, deutsche Kriegsgefangene in einen itialineischen Hafen zu bringen, in Wirklichkeit wurden auf diesem Wege tausende von jüdischen Flüchtlingen auf Schiffe gebracht, die dann illegal nach Palästina fuhren.
Ein interessantes Buch, welches von Rache, aber auch dem Wunsch erzählt, einen sicheren eigenen Staat zu gründen.