Franz von Werra
Baron Franz von Werra wurde am 13.7.1914 im Wallis, in der Schweiz geboren. Als seine Familie zerbrach, gaben seine Eltern ihn und seine Schwester zur Adoption frei. Ein adliges Ehepaar aus Süddeutschland nahm sich den beiden Kindern an, doch auch dieses Glück währte nicht lange, denn die Familie verarmte. Mit 18 Jahren floh Franz nach Hamburg, von wo er als blinder Passagier auf einem Schiff nach New Orleans gelangte.
Später versuchte er sein Glück in der Deutschen Luftwaffe zu finden. Er kam zum JG 3, das Einsätze über England flog. Er konnte 5 Luftsiege erringen. Dann meldete er die Zerstörung von weiteren 9 Hurricanes an einem Tag. Er gab an am 28.8.1940 über der Grafschaft Kent auf drei landende Hurricanes getroffen zu sein, die er abschoss. Bei mehreren Überflügen, so der junge Pilot weiter, hätte er weitere sechs abgestellte Flugzeuge zerstört.
Obwohl es keine Zeugen gab wurden diese Erfolge anerkannt und in der Propaganda gefeiert.
Der Weg in die Gefangenschaft
Am Donnerstag, den 6.9.1940 flog die II./JG 3 unter Hauptmann Selle Begleitschutz für einen Angriff auf den RAF-Flugplatz Biggin Hill. Oberleutnant Franz von Werra war als Rottenflieger des Kommandeurs dabei. Es kam zum Luftkampf, in dessen Verlauf die Bf 109 E des Oberleutnants Motortreffer erhielt. Sein Gegner - und Bezwinger - war Flight Lieutenant Pat Hughes. Gegen 10 Uhr legt er bei Marden eine saubere Bauchlandung hin und wird von Angehörigen einer Flak-Einheit gefangen genommen.
Er sollte später erzählen, er wäre nach dem Luftkampf von Flak beschossen worden. Bei der Notlandung sei seine Maschine in Flammen aufgegangen und er herausgeschleudert worden. Weiterhin behauptete er, dass er sich ein längeres Gefecht mit schwer bewaffneten Soldaten geliefert hätte, eher er sich ergeben musste.
Der erste "schwerbewaffnete" Soldat, der am beinahe unbeschädigten Flugzeug des Deutschen eintraf war der Koch der Flakbatterie.
Man brachte den Gefangenen nach Kensington, wo die ersten Verhöre stattfanden. Mehr als seinen Namen, seinen Rang und seine Personenkennziffer gab er jedoch nicht preis. Es erfolgte die Verlegung nach Trent Park, wo er sich weiterhin sehr bedeckt hielt und nur selten gelang es den Engländern Details aus ihm herauszuholen. Ende September brachte man ihn dann in das Offiziersgefangenenlager nach Grizedale Hall.
Erste Fluchtversuche
Schon länger hatte sich von Werra mit Fluchtgedanken getragen. Am 7.10.1940 nutzt er einen Ausmarsch zur Flucht. Während einer Rast verschwindet er unbemerkt über eine Mauer. Erst nach drei Tagen wird er bei Broughton Mills, an der Küste, entdeckt, doch erneut kann er fliehen. Zwei weitere Tage dauerte es, bis er völlig erschöpft aufgegriffen und zurück nach Grizedale Hall gebracht wurde.
Nach 21 Tagen Einzelhaft verlegte man Franz von Werra in das Durchgangslager 13 bei Swanwick und kaum dort angekommen plante er wieder zu fliehen.
Zusammen mit anderen Gefangenen gründet er die "Swanwick Tiefbau AG", die sich daran macht einen Tunnel zu graben. Nach einem Monat Bauzeit war der Fluchttunnel fertiggestellt. Am 17.12. nutzten von Werra und vier weitere Gefangene einen deutschen Luftangriff auf das nahegelegene Derby zur Flucht.
Der Ausbruch wird schnell entdeckt, da einer der Flüchtlinge ausgerechnet das Fahrrad eines Polizisten gestohlen hatte. Die drei anderen wurden nach etwa 100 km Flucht eingefangen, jedoch nicht Franz von Werra.
Er hatte sich in der Nähe des Lagers gehalten und machte sich auf die Suche nach einem RAF-Flugplatz. Sein Plan war ein Flugzeug zu stehlen und damit nach Deutschland zu fliegen.
An einem Bahnhof gibt er an, dass er ein holländischer Pilot sei und dringend zum nächsten Flugplatz müsse. Daraufhin holte ihn ein Wagen der RAF ab und brachte ihn zum Flugplatz Hucknall. Unter einem Vorwand verließ er das Büro des Flugplatzes und ging aufs Flugfeld. Dreist gab er sich als Überführungspilot aus und trug sich auf Verlangen unter falschem, holländischem Namen in das Besucherbuch ein.
Geduldig lies er sich in eine der nagelneuen, noch geheimen Hurricane Mk II einweisen. Doch genau in dem Moment, als er den Motor anlassen wollte, erschien ein Offizier mit gezogener Waffe neben ihm. Die Flucht war vorbei!
Kanada!
Wieder gab es Einzelhaft, auf die erneut eine Verlegung folgte: Mit 1000 Mitgefangenen brachte man von Werra per Schiff nach Halifax in Kanada. Dort stand der Zug zum Transport zum Lake Superior bereit.
Kurz nach Montreal stemmte von Werra ein Fenster auf und sprang aus dem fahrenden Zug. Er wanderte gen Süden, wo ja die damals noch neutralen USA lagen.
Durchgefroren erreichte er den St.-Lorenz-Strom, die Grenze. Als er versuchte den zugefrorenen Fluss zu Fuß zu überqueren stellte er fest, dass in der Mitte eine Rinne eisfrei war. Also musste er umkehren. Am Ufer fand er ein festgefrorenes Ruderboot, dass er nur mit seinen Händen freilegte. Dann musste er es über das Eis ziehen und ins Wasser setzen. Das kostete soviel Energie, dass er nicht mehr in der Lage war das Boot ans andere Ufer zu rudern.
Als er schließlich an Land getrieben wurde ging er auf die Lichter eines Gebäudes zu. Es war ein Krankenhaus, wo er sich erkundigte, ob er denn in den USA oder in Kanada sei. Es waren die USA, von Werra hatte es geschafft.
Das deutsche Konsulat organisierte seine Rückkehr in die Heimat und so reiste er am 24.3.1941 von New York aus über Mexiko, Panama, Peru, Rio de Janeiro, Barcelona und Rom nach Berlin, wo er am 18. April eintraf.
Wieder in der Heimat - und wieder im Krieg
Die Propaganda feierte ihn als Helden und Hitler verlieh ihm persönlich das Ritterkreuz für die neun zerstörten Hurricanes, wofür es bis heute keinen Beweis gibt.
Franz von Werra beriet in der Folgezeit die Wachmannschaften von Gefangenenlagern, doch es zog ihn wieder in den Kampf.
Am 1.7.1941 erhielt er den Posten als Kommandeur der I./JG 53 an der Ostfront. Dort blieb er bis Mitte August. In dieser Zeit erzielte er weitere 13 Luftsiege. Anschließend erfolgte die Umrüstung der Gruppe auf Bf 109 F-4 und die Verlegung zum Küstenschutz nach Katwijk in Holland.
Am 25.10.1941 befand sich von Werra auf einem Patrouillenflug entlang der Küste. Plötzlich fiel sein Motor aus und seine Bf 109 F-4 bohrte sich in den Ärmelkanal.
Die Meldung von seinem Tod wurde erst spät und verfälscht bekannt gegeben. Die Propaganda meldete:
"Hauptmann von Werra fiel in einem heldenhaften Luftkampf."
Er hatte 21 Gegner besiegt.
Franz von Werra sollte der einzige bleiben, dem die Flucht aus einem englischen Kriegsgefangenenlager gelang.
Die Engländer würdigten diese spektakuläre Flucht 1956 in einem Film. Er trug den Titel "The One that Got Away", in Deutschland hieß er "Einer kam durch". Die Rolle des deutschen Fliegers spielte Hardy Krüger.
weiss jemand noch mehr über ihn ? besonders zu seinem tod und die neun zerstörten Hurricanes (gibts es da mitlerweile belege für?)?
gruss
Falke