Also zu Georg Gärtner hab ich gerade eine kleine Zusammenfassung gefunden. Ich habe vor einiger Zeit mal eine DOKU über sein Leben gesehen, die mich auch aus den Socken kippen ließ. Ich hätte es vorher niemals für möglich gehalten, dass jemand wirklich so ein extremes Doppelleben führen kann.
Aber lest selbst:
Georg Gärtner - Hitlers letzter Soldat
V.l.n.r.: Originalfahndungsphoto des FBI 1946, Georg Gärtner 1939 und Gärtner 1990 © SWR/Gärtner
Georg Gärtner hat ein ungewöhnliches Schicksal erleiden müssen - ein Schicksal, das er mit keinem anderen Menschen auf der Welt teilt. Für ihn war der Zweite Weltkrieg keineswegs im Jahr 1945 zu Ende. 1943 gerät der junge deutsche Soldat des Afrika-Korps in Gefangenschaft und wird in die USA verschifft. Zwei Jahre später gelingt ihm die Flucht aus dem POW Camp in Deming, New Mexico. Getrieben von der Angst vor der Rücküberstellung ins schlesische Schweidnitz, das inzwischen von den Russen besetzt war, führt Georg Gärtner bis 1985 ein Doppelleben. Ein Leben auf der Flucht, die 40 Jahre dauern sollte.
Die Familie Gärtner 1938
Ein unstetes, angsterfülltes Leben als Dennis Whiles. Dann stellt er sich den Behörden und bittet öffentlich um das Aufenthaltsrecht in den USA: "Ich bin der letzte deutsche Soldat aus dem Zweiten Weltkrieg (...)". Die Geschichte von Georg Gärtner ist die Geschichte eines Mannes, dessen Leben von der Angst bestimmt wurde, vom FBI doch noch gefasst zu werden. Er ist nicht der einzige POW Kriegsgefangene, dem die Flucht aus einem amerikanischen Lager gelang. Er ist aber der einzige, der trotz intensivster Bemühungen des FBI nicht gefasst werden konnte. Fahndungsplakate werden in Postämtern und auf Bahnhöfen ausgehängt. Hunderte werden in den folgenden Jahren verhaftet, weil sie mit deutschen Kriegsgefangenen verwechselt werden. Gärtner, nunmehr Dennis Whiles, macht auf seine Art Karriere: Tellerwäscher, Wanderarbeiter auf Obstplantagen, Holzfäller. Er macht seine Hobbys zum Beruf und wird Tennislehrer an der Pazifikküste, Skilehrer in der Sierra Nevada.
Georg Gärtner 1939
1953 verunglückt in der Nähe ein Zug in einer Schneewehe. Georg Gärtner hilft 156 eingeschlossenen Menschen, ihr Leben zu retten. Die Medien berichten über den selbstlosen Retter - und treiben ihn wieder einmal in die Flucht. Als Held kann er sich unmöglich feiern lassen, denn öffentliche Beachtung könnte zu seiner Verhaftung führen. 1964 heiratet Georg Gärtner alias Dennis Whiles eine Amerikanerin. Jean weiß 20 Jahre lang nichts von seiner wahren Identität, ahnt aber, dass mit ihrem Mann etwas nicht stimmt. Sie bringt ihn schließlich dazu, ihr die Wahrheit zu erzählen und dann auch offiziell einen neuen Anfang zu wagen. Bis sich Mitte der Achtziger das Rätsel löste. Gärtner alias Dennis Whiles bat zur Pressekonferenz, es kam zum tränenreichen Outing. "Ich bin Hitlers letzter Soldat", sagte er. Gärtner flehte um Gnade - und bekam sie von den Behörden auch gewährt.
Mach seinem Outing stürzt Gärtner in neue Abgründe. Er trennt sich von seiner Frau, vagabundiert als Kunstmaler durch Deutschland. Erstmals nach all den Jahrzehnten macht sich Gärtner-Whiles auch auf die Suche nach seiner Familie in Deutschland. Die Auseinandersetzung mit seiner doppelten deutsch-amerikanischen Identität beginnt. Sie ist bis heute nicht abgeschlossen. Aus den zwei Lebenshälften lässt sich keine ganze mehr machen. Die Lüge und die Verstellung haben seiner Existenz eine Form gegeben, er findet keine andere mehr. "Hitlers letzter Soldat" aber auch eines "Hitlers letztes Opfer" ist der Untertext dieses Lebens. Dennis Whiles Gärtner lebt heute alleine in Boulder, Colorado. Ein Dokumentarfilm von Wolfgang Schoen.
"Schoens Film ist keine nüchterne Faktensammlung, er vermittelt vielmehr ein Gefühl für die Drangsal eines gespaltenen Menschen, der auf den farbsatten Privatvideos zwar stets lächelnd in die Kamera blickt, aber nur zur Tarnung sein zweites Gesicht wahrt. Als Georg Gärtner war er ein Mann ohne Zukunft, als Dennis Whiles ein Amerikaner, dem die Jugend fehlte. Dem Filmporträt ist ein poetischer Ton eigen, der mehrfach die Metapher aufschäumender Wellen beschwört. Gärtner selbst hat sie zum Hauptmotiv seines Lebens erkoren. Einfühlsam und ungemein spannend zeigt Schoen an einem wohl einzigartigen Schicksal, wie der Zweite Weltkrieg bis in die Gegenwart fortwirkt." FAZ vom 03.07.2002
Tja es ist echt der Wahnsinn was für Geschichten das Leben schreibt....