Autor Thema: Sanitäts-Offiziere  (Gelesen 4870 mal)

Balsi

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Sanitäts-Offiziere
« am: 19.10.11 (09:37) »
Moin,

Einige hier haben doch sicher Kontakt zu Veteranen. Hört Euich doch mal bitte um, ob nicht Kontakt zu einem Sanitäts-Offizier habt, bzw. bekommen könnt. Ich habe da ein paar Fragen bzgl. der Installation von Hauptverbandsplätzen und den Formalien bei Einlieferungen in ein Lazarett. Ggf. (wenn einverstanden) könnte dazu auch ein Interview geführt werden, für eine Dokumentation (belg. Produzent). Schaut mal Eure Kontakte bitte durch.. ist wirklich wichtig!

Danke

IM

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Re:Sanitäts-Offiziere
« Antwort #1 am: 19.10.11 (10:08) »
Eventuell kann da unser Mitglied Jürgen helfen ? Das ginge doch in seine Themen-Richtung ??

Balsi

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Re:Sanitäts-Offiziere
« Antwort #2 am: 19.10.11 (20:00) »
mit Jürgen hab ich mich da schon ausgetauscht. Brauche aber die Details. Sprich.. woher stammen die Informationen zu einem Verwundeten, wenn der diese Angaben nicht machen konnte (Bewusstlosigkeit usw.). Aus dem Wehrpass? Wenn dieser aber nicht am Mann war, woher dann?
Wo erfolgte die Erstversorgung? Auf dem HVP... wenn ja. wo wurde der sog. "Laufzettel" erstellt? Wo blieben die pers. Sachen? Im Lazarett. Wurde ein Krankenblatt erstellt erst wenn der Verwundete auch wirklich vor Ort war? Wo wurden die pers. Sachen gelagert?

Im konkreten Fall bspw. stehen auf dem Laufzettel andere Angaben als auf dem Krankenblatt. Konkret standen auf dem LZ die aktuellen, richtigen Daten. Auf dem krankenblatt eben nicht. Ich brauche da einfach mal die Details.

Alter.Sammler

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Re:Sanitäts-Offiziere
« Antwort #3 am: 19.10.11 (20:08) »
Hallo zusammen, hallo Balsi,

die pers. Daten eines Verwundeten Soldaten wurden dem Soldbuch entommen, welches jeder Soldat allzeig bei sich tragen musste. Der Wehrpass wurde nicht am Mann getragen, sondern wurde in der Schreibstube beim Spieß verwahrt (meist in großen Kisten).

Bei Interesse kann ich gerne ein Krankenblatt aus meiner Sammlung hier einstellen. Es stammt vom 26.10.1943, der Verwundete war ein Obergefreiter der 14. Panzerjäger-Kompanie Grenadier-Regiment 245. Ausgestellt vom Kriegslazarett 3/591 (mot.).

Außerdem kann ich Dir, falls noch Interesse besteht, die Anschrift eines Assistenzarztes, welcher an der Ostfront kämpfte, zur Verfügung stellen.

Beste Grüße
Alter.Sammler

Balsi

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Re:Sanitäts-Offiziere
« Antwort #4 am: 19.10.11 (20:47) »
also ich hab so ein Krankenblatt zu dem von mir Gesuchten und den Laufzettel auch.

Er war 1944 Hauptschaarführer und ab März 1945 Untersturmführer. Auf dem Laufzettel steht das auch alles richtig so (war auf nem HVP). auf dem krankenblatt hingegen steht er wieder als Hauptschaarführer..eine andere Truppenteilangabe und die Adresse der Frau ist seit 1943 nicht mehr aktuell gewesen.

Theoretisch hätte das ja alles im Soldbuch geändert worden sein. Wenn die das nun im Lazarett übernehmen..hätte ja das gleiche draufstehen müssen wie auf dem Laufzettel. Ist aber nicht so. Demnach hatten HVP und Lazarett unterschiedliche Ursprungsdokumente.

Wenn Du mir die Adresse geben könntest, wäre ich Dir da sehr verbunden. Ich würde ihm dann gern einen Brief schreiben wollen.

IM

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Re:Sanitäts-Offiziere
« Antwort #5 am: 19.10.11 (22:22) »
Es lebt ja noch Alfred Koch, Chefarzt verschiedener Luftwaffenlazarette.

http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Koch_(Mediziner)

Jürgen Fritsche

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Re:Sanitäts-Offiziere
« Antwort #6 am: 20.10.11 (01:54) »
Moin zusammen,

es gab selbstverständlich vorgeschriebene Prozesse, wie Meldungen im Verlustfall (Verwundung, Verletzung, Erkrankung, Tod) zu erstatten waren.

Zitat
Fall 1: Ein Soldat fällt

- Die Kompanie erstellt eine namentliche Verlustmeldung, schickt den Nachlaß mit Beileidschreiben an die Angehörigen, trägt den Abgang in die Veränderungsmeldung zum Erkennungsmarkenverzeichnis ein, verfaßt eine Grabmeldung für den Gräberoffizier (WGO), meldet den Todesfall numerisch (bei Offizieren auch namentlich), übersendet das Kriegsstammrollenblatt an die Wehrersatzdienststelle und den Wehrpaß an den Ersatztruppenteil.
- Der Arzt meldet den Todesfall numerisch, trägt ihn in das Truppenkrankenbuch ein und schließt das Gesundheitsbuch ab.
- Nach Erhalt des Wehrpasses vom Ersatztruppenteil ergänzt die Wehrersatzdienststelle eventuell fehlende Eintragungen und übergibt den Wehrpaß an die Angehörigen.
- Der Wehrmachtsgräberoffizier meldet das Grab an die WASt.
- Die WASt registriert die Grabmeldung und die Veränderungsmeldung zum Erkennungsmarkenverzeichnis, erstattet aufgrund der Verlustmeldung eine Kriegsfallsterbeurkunde und übersendet eien Ausfertigung an die Angehörigen.

Falls sich die Meldung als falsch erwies oder der Soldat nachträglich befördert werden sollte, waren die namentlichen Meldungen und die entsprechenden Unterlagen zu korrigieren bzw. zu ergänzen.


Fall 2: Ein Soldat wird schwerverwundet von der Einheit an ein Lazarett übergeben


- Die Kompanie erstellt eine namentliche Verlustmeldung, teilt den Sachverhalt den Angehörigen mit, trägt den Abgang in die Veränderungsmeldung zum Erkennungsmarkenverzeichnis ein, meldet den Verlust numerisch (bei Offizieren auch namentlich), übersendet das Kriegsstammrollenblatt an die Wehrersatzdienststelle und den Wehrpaß an den Ersatztruppenteil.
- Der Arzt meldet die Verwundung numerisch, trägt sie in das Truppenkrankenbuch und in das Gesundheitsbuch ein.
- Das Lazarett erfaßt den Verwundeten im Lazarettkrankenbuch, erstellt ein Krankenblatt, meldet den Zugang im Rahmen der wöchentlichen Meldung und nochmals beim monatlichen Lazarettkrankennachweis. Nach Abschluß der Behandlung sendet das Lazarett das Krankenblatt zur Auswertung an das Zentralarchiv ein.
- Dier WASt registriert die Veränderungsmeldung zum Erkennungsmarkenverzeichnis, die Verlustmeldung der Einheit sowie die Zugangsmeldung des Lazaretts und leitet diese an das Zentralarchiv weiter.

Wenn ein Soldat von einem Lazarett in ein anderes verlegt wurde, weil die Krankheit bzw. die Verwundung langwieriger als erwartet war oder Spezialbehandlungen bzw. Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich waren, wiederholten sich die Meldevorgänge.

Immer wenn in diesem Informationssystem Friktionen eintraten, etwa wenn ein Nachlaß nicht zustellbar war, Angehörige zwar vorhanden, die Adresse jedoch unbekannt war, Gräberoffiziere unbekannte Tote fanden, etc., mußte die WASt eingeschaltet werden. Damit besaß die WASt eine exklusive Stellung in allen Fragen, die den Verbleib von Soldaten betrafen, mit der Folge, daß ihr Informationsstand so umfassen wie nur möglich war.

Im Zusammenhang mit den Versuchen, das Verlustmeldewesen effizienter zu organisieren, müssen auch zwei weitere, wesentliche Änderungen gesehen werden, die zum 1. Januar 1943 in Kraft traten. Zum einen wurde das numerische Meldewesen dahingehend verändert, daß nun der IVb-Weg als der offizielle Meldeweg galt. Die Truppe wurde verpflichtet, Differenzen zwischen den IIa- und den IVb-Meldungen an der Basis abzugleichen. Spätestens seit diesem Zeitpunkt sind es - für den Bereich des Heeres, das aber die Mehrzahl der Verluste aufwies - die IVb-Meldungen, die allen Führungsentscheidungen zugrunde lagen.


Quelle: Rüdiger Overmans, Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg, S. 22-28

Und ebenso gab es im Fall des Falles, je nach Situation, auch unvermeidliche Abweichungen davon, wenn es darum ging, zunächst mal in höchster Eile ein Leben zu retten ...


Nein, leider kenne ich keinen lebenden San-Offz. mehr, und auch mein Vater ist - damals Arzt im Feldlazarett (besp) 642 und im Kriegslazarett 3/591 - schon vor bald 11 Jahren in hohem Alter in Gottes Große Armee einberufen worden.
Viele Grüße,
Jürgen



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