Weil es den Nazis, später ihren Schönrednern in der Bundesrepublik und unter umgekehrten Vorzeichen auch den DDR-Machthabern in den Kram passte, hat sich der Mythos der Roten Kapelle als Spionagering Stalins hartnäckig gehalten. Dabei haben die Mitglieder, von denen über 50 hingerichtet wurden, genau so viel Energie, Mut und Erfindungsreichtum darin gesteckt, verfolgten Juden zu helfen, Zwangsarbeitern Mut zu machen und ihre deutschen Mitbürger durch todesmutig verteilte Flugblätter oder Parolen wachzurütteln. "Rot" waren die meisten von ihnen schon gar nicht.
Anne Nelson: "Die Rote Kapelle - Die Geschichte der legendären Widerstandsgruppe", Bertelsmann Verlag, München, 512 Seiten, ISBN 978-3-570-10021-9, 24,95 Euro.