Autor Thema: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen  (Gelesen 21499 mal)

Niwre

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #15 am: 19.07.08 (15:49) »
Ehrlich gesagt habe ich mich bei meiner Frage auch nicht präzise genug ausgedrückt , ich hätte gern von Experten gewußt
welche Vorteil-und Nachteile die Drehstabfederung gegenüber einer herkömmlichen Federung (Schrauben- und Blattfedern)
besitzt (Federungsverhalten, Herstellungskosten u.ä.).

Ich bin kein Experte, aber das steht in meinem Kraftfahrzeugschlosserlehrbuch:

BezeichnungEigenschaften und Verwendung
Blattfederung
Blattfederpaket wird auf Biegung beansprucht
Billig und einfach herzustellen, kann Schub- und Seitenkräfte aufnehmen, Eigendämpfung, aber große Masse, Eigenreibung, benötigt regelmäßige Wartung und viel Platz

PKW, LKW, Anhänger, Sonderfahrzeuge, Schienenfahrzeuge
Schraubenfederung wird auf Verdrehung beansprucht
Einfache Herstellung, große Federarbeit auf kleinem Raum, wartungsfrei, aber keine Aufnahme von Schub- und Seitenkräften, ganz geringe Eigendämpfung

PKW, LKW, Kräder, Zusatzfedern für Anhänger
Drehstabfederung wird auf Verdrehung beansprucht
Wartungsfrei, Federwerkstoff besser ausgenutzt, sehr geringe Masse, platzsparend, teuer in der Herstellung, hochwertiges Material, besondere Empfindlichkeit der Oberfläche, arbeitet fast dämpfungsfrei

PKW, Spezialfahrzeuge

Fachkunde Kraftfahrzeugschlosser, VEB Verlag Technik Berlin, 4. Auflage 1966, S. 67.

awacs

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #16 am: 19.07.08 (16:38) »
Hallo Niwre!
die Aussagen in Deinem Handbuch sind schon für einen Laien ziemlich aufschlußreich, offensichtlich auch der Grund, weshalb diese Federungsart im KFZ-Bau nicht sehr verbreitet ist, ich meine die höheren Kosten, allerdings scheinen aber die Vorteile zu überwiegen (Panzerbau)?
mfg awacs

Simon H.

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #17 am: 20.07.08 (01:22) »
ich kann nur sagen was ich gehört habe

gibt es eigtl. eine hydralische panzerfederung?

Simon H.

Wolf310

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #18 am: 20.07.08 (03:43) »
Kommt darauf an wie man das Hydraulisch definiert, fast alle Pz hatten/haben Dämpfer die im weitesten Sinne hydraulisch sind.
Der schwedische Stridsvagn 103 und der japanische Typ 10 (auch TK-X oder MBT-X) haben hydropneumatische Federung.
Der Typ 10 kann sich dadurch Lowridermäßig flach machen.
Eine rein hydraulische Federung ist eigentlich nicht möglich, da sich das Hydrauliköl nicht komprimieren lässt, deswegen sind diese Pz Luftgefedert und mit der Hydraulik wird das Volumen (und dadurch der Druck) im Druckspeicher geändert

Simon H.

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #19 am: 20.07.08 (19:11) »
 ich bin auf diese frage gekommen,da ich einen M47 Patton als modell gebaut habe und es so aussieht als wäre die federung hydraulisch

Simon H.

Wolf310

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #20 am: 20.07.08 (21:09) »
Der Patton hatte Drehstabfederung, das was du für die Hydraulik hälst, sind die Stoßdämpfer. Die reduzieren das Nachfedern des Fahrzeugs.

Simon H.

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #21 am: 21.07.08 (09:01) »
aha vielen dank

JHILDE12

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #22 am: 07.01.09 (09:22) »
@awacs: Hast du wirklich noch keine Drehstabfederung im PKW gesehen? Als ich meinen Tiger I als Modell gebaut habe, wurde gesagt, er habe vorbildgetreue Drehstabfederung. Also hab ich mich selber ein wenig schlau gemacht und auch Bilder von PKW mit einer solchen gesehen.

Hier der Link: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3c/Stabilisator_%28Porsche%29.jpg
Der dazugehörige Artikel behandelt die Drehstabfederung allgemein: http://de.wikipedia.org/wiki/Drehstabfeder


FritzR

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #23 am: 13.01.09 (09:59) »
Man ging bei Einführung der Drehstabfederung im Panzer von folgender Überlegung aus:

Die Federung soll einen Panzer dazu befähigen, das mit starken Unebenheiten durchsetzte Gelände des Kampffeldes sicher, mit großer Wendigkeit und Fahrgeschwindigkeit zu bewältigen und dabei weiterhin eine ruhige Plattform für die Arbeit der Besatzung bilden.

Aus dieser Forderung ergeben sich zwei Komponenten, die berücksichtigt werden müssen. Das eine sind die Nickschwingungen (das "Wippen", hängt stark mit der Art der Dämpfung zusammen), das andere der Ferderungsweg. Ursprünglich sollte z.B. bei Entwicklung des Laufwerks des Panthers (wohl eines der besten, das es gab in Bezug auf Federung) Bodenwellen bis zu 500 mm Höhe mit hoher Geschwindigkeit befahren werden, ohne das die Besatzung an ihren Aufgaben behindert wurde - also z.B. Richschütze weiter seinen Kopf an der Optik lassen ohne sich blaue Augen zu holen. Um das zu Erreichen wurden allerdings auch zwei Drehstäbe je Laufrolle benötigt, die parallel geschaltet wurden.

Um einen so langen Federweg an der Laufrolle bei gleichzeitigem Sparen von Platz und Material zu realisieren, erwies sich die Drehstabferung als die geeignetste (wie Niwre in seiner Ãœbersicht schon zeigte)

Das eine was man wollte war also eine "weiche" (lange) Federung ohne "Durchschlagen", das andere, dass das Fahrzeug "ruhig" lief, also wenig wippte - die sogenannten Nickschwingungen.

Das wurde durch Einsatz der Drehstabferung, die von ihren Eigenschaften her schon dämpfend wirkt, zusammen mit einer wirkungsvollen Dämpfung an der richtigen Stelle (nicht alle Laufrollen bzw. Achsen brauchen gedämpft werden) beim Panther vervorragend gelöst.

Bei Versuchen in Kummersdorf auf einer Wellenbahn wurden beim Panzer IV und T34 bei Geschwindigkeiten von 22 bis 25 km/h die Versuche abgebochen, da die Erschütterungen so stark wurden, dass eine schnellere Fahrt nicht mehr möglich war, während der Panther mit höherer Geschwindigkeit immer "ruhiger" lief.

Der große Nachteil dieser Konstruktion des Pantherlaufwerks waren die hohen Kosten (siehe wieder Niwres Übersicht). Deshalb wurde bei der Konstruktion des Panther II wie auch des Tiger II für die Federung nur ein Drehstab je Laufrolle verwendet - eben aus Kostengründen.

Fakt ist aber, das die Drehstabfederung zwei wesentliche Vorteile gegenüber anderen Federungsarten im Panzerbau bringt: längere Federwege bei weniger Materialeinsatz und platzsparende Anordnung der Federungskomponenten sowie eine gewisse Selbstdämpfung, die anderen Federn fehlt.

Walter23

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #24 am: 15.01.09 (23:44) »
Moin

Kurzer Einwurf bzgl. der Drehstäbe beim Panther und Tiger I/II...

Der Panther hat wie schon geschrieben zwei Drehstäbe je
Rad-Station, diese sind im Bildvergleich jedoch auch sichtlich
dünner als die einzelnen Drehstäbe der Tiger (I/II).

Ich weiß jetzt jedoch nicht wie die beiden Drehstäbe konkret
miteinander gekoppelt waren. Dem Aufbau nach waren sie wohl
in Reihe "geschaltet", wodurch der ziemlich große Federweg erst
möglich wurde. Dies erfordert dann wohl eine im Vergleich zur
"einfachen" Drehstab-Federung eine/n größe/n Fertigspräzision/-
Aufwand.

Gruß

Walter

bernhard_63

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Re: Drehstabfederung in Militärfahrzeugen
« Antwort #25 am: 20.04.09 (20:59) »
Hallo,

hier
http://forum.panzer-archiv.de/viewtopic.php?t=5534&postdays=0&postorder=asc&start=45
gibt es einen Bericht über einen Vergleichstest zwischen Blatt- und Stabfederung.

Gruß

Bernhard