Autor Thema: Grayling: "Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen?"  (Gelesen 2155 mal)

Niwre

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Militärisch nutzlos

Zitat
A. C. Grayling hat eine kluge Analyse des britischen Bombenkrieges gegen Nazideutschland geschrieben, die übers Zeitgeschichtliche hinausweist

[...]

A. C. Grayling: "Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen?" C. Bertelsmann, München 2007, 416 Seiten, 22,95 Euro

Ronny22

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Zitat
Die Verteidiger des Bombenkrieges argumentieren, dass die Bomben deutsche Panzerabwehrkanonen und Jagdflugzeuge banden, die sonst an der Ostfront eingesetzt worden wären.

 

Hatte die 8,8 PaK so einen großen Höhenrichtwinkel das man mit ihr wirksam britische Bomber bekämpfen konnte???  ;D

Die Weltgeschichte ist auch die Summe dessen, was vermeidbar gewesen wäre.
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Jan-Hendrik

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Ein moralisches Verbrechen
Anthony Grayling hat einen Meilenstein in der Aufarbeitung der Geschichte des Bombenkrieges im Zweiten Weltkrieg geschaffen
Horst Boog

Das derzeit besonders in Großbritannien heiß diskutierte Buch von Anthony Clifford Grayling behandelt insbesondere die britischen, daneben auch amerikanische Bombardements von Städten im Zweiten Weltkrieg. An Fakten und Argumenten bringt es für den Kenner des Geschehens nichts Neues. Aber es unterwirft dieses erstmals in England einer konkludenten, umfassenden und unbarmherzig rigorosen moralischen Kritik, wie sie in dieser Vollständigkeit noch nicht vorgenommen worden ist.

Die Inhumanität des unterschiedslosen Bombenwurfs der Alliierten auf Städte und Zivilisten ist im Westen im Gefühl des Sieges in einem als gerecht empfundenen Krieg lange Jahre hinweg nicht thematisiert, teilweise sogar entschuldigt und meist nur am Rande erwähnt worden, rückte aber in letzter Zeit immer mehr in das historische Interesse. So finden sich bereits viele der Argumente und Fallbeispiele in den englischsprachigen Veröffentlichungen von Michael Sherry, Ronald Schaffer, Geoffrey Best, Stephen Garrett und Tami Davie Biddle und anderen, in der deutschsprachigen Literatur bei Winfried Georg Sebald und Jörg Friedrich.

Ganze Rezension von Horst Boog

Jan-Hendrik

waldi44

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Die Frage sollte aber nicht heissen: "Waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen?", sondern "Ab wann waren die alliierten Bombenangriffe Kriegsverbrechen?". Diese Formulierung triff auch auf die deutschen Bombardements auf England zu.
Dresden war eindeutig ein Kriegsverbrechen, aber der eher ziellose Einsatz der V-1 und V-2 auch! Das Argument, dass Kampf- und Rüstungspotential gebunden wurde mag zutreffen, trifft dann aber auch für den Einsatz zumindest der V-1 zu. Allerdings steht das hier nicht zur Debatte.
Auch darf man bei der Betrachtung nicht übersehen, dass die Amerikaner gegen Kriegsende (ausgerechnet dann), auch zu Flächenbombardements übergingen. Richtig ist, dass sich die Zielsetzung der Bombardements änderte. Nicht mehr Fabrikanlagen und ihre Arbeiter waren das Ziel, sondern das "Moral Bombing"! Das aber hatte schon im ersten Weltkrieg bei ihnen selbst nicht funktionier und auch nicht in der sogenannten "Luftschlacht um England"! Warum also sollte es ausgerechnet bei den Deutschen funktionieren?
Ganz einfach: Harris setzte auf Masse. Klasse brauchte er bei seinem "area bombing“ nicht und je weiter sein Luftsieg in die Ferne rückte, desto fester glaubte er mit noch mehr Masse den Sieg, seinen Sieg, herbeibomben zu können und damit hatte er schon am 10. Mai 1940 angefangen. Diese Bombardements, also noch vor Rotterdam und lange vor Coventry, mag man noch als gerechtfertigt ansehen, womit aber will man die Angriffe 1945 auf Würzburg oder Dresden begründen; „dehousing“? Aber warum JETZT noch? Um es den Russen zu zeigen?

Niwre

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Die Moral des Philosophen

Zitat
Die gnadenlose Bombardierung der deutschen Städte hatte schon während des Zweiten Weltkrieges in Großbritannien erhebliche moralische Bedenken geweckt, auch wenn eine Mehrheit der Bevölkerung das Bedürfnis nach Vergeltung für die vorangegangenen deutschen Angriffe verspürte. [...]

(Rolf Dieter Müller)