Forum für deutsche Militärgeschichte

Militärgeschichte => Verlauf des 2. Weltkriegs => Thema gestartet von: Bigslide am 14.04.11 (21:57)

Titel: Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Bigslide am 14.04.11 (21:57)
Ich habe an die Experten hier eine Frage, deren Beantwortung je nach politischem Standpunkt ziemlich kontrovers ausfällt und deshalb regelmässig zu heissen Köpfen (es soll auch schon blutige gegeben habe  ;D ) führt.

Also: die Deutschen haben im 2. Weltkrieg mehr oder weniger alles, was auf dem europäischen Kontinent als eigener Staat vorhanden war, entweder plattgewalzt, annektiert oder durch "Freundschaftsbande" an sich gebunden. Nur die kleine Schweiz liess man unbehelligt. Weiss jemand, warum dem so ist? Zufall? Glück? Unpässlichkeit der Obrigkeit? Micht würde die Erklärung aus deutscher Sicht interessieren (die verschiedenen aus schweizerischer Sicht werde ich dann schon liefern, keine Angst.).
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Alfons Zitterbacke am 14.04.11 (22:07)
Vereinfacht dargestellt:
Die "Geschäfte" gingen vor, d.h. ein großer Teil der Geld- und Warengeschäfte wurden, vor und während des Zweiten Weltkrieges über die Schweiz abgewickelt.
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: IM am 15.04.11 (07:15)
Zitat
die Deutschen haben im 2. Weltkrieg mehr oder weniger alles, was auf dem europäischen Kontinent als eigener Staat vorhanden war, entweder plattgewalzt, annektiert oder durch "Freundschaftsbande" an sich gebunden.

Das klingt ja so als wäre der Verlauf des Krieges immer nur von Deutschland bestimmt worden.


Was die Schweiz betrifft, da sollte vielleicht nicht am Anfang die Frage stehen, warum das Land nicht angegriffen wurde, sondern warum man es denn hätte angreifen sollen ?

Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Bigslide am 15.04.11 (23:17)
Zitat
die Deutschen haben im 2. Weltkrieg mehr oder weniger alles, was auf dem europäischen Kontinent als eigener Staat vorhanden war, entweder plattgewalzt, annektiert oder durch "Freundschaftsbande" an sich gebunden.

Das klingt ja so als wäre der Verlauf des Krieges immer nur von Deutschland bestimmt worden.


Was die Schweiz betrifft, da sollte vielleicht nicht am Anfang die Frage stehen, warum das Land nicht angegriffen wurde, sondern warum man es denn hätte angreifen sollen ?



Es war ja wohl das erklärte Ziel, Europa zu beherrschen. Es sind neutrale Länder wie Belgien, Holland, Dänemark etc., die nun wirklich keine Absicht hatten, gegen Deutschland Krieg zu führen, einfach besetzt worden. Da fragt man sich doch, warum die Schweiz nicht gleich zum Durchmarsch nach Frankreich mitbenutzt wurde, zumal Oesterreich und Italien als an die Schweiz angrenzende Länder entweder "heimgeholt" oder durch Freundschaft quasi "dazugehörten".

Ich wollte einfach mal wissen, wie "das Ausland" das sieht, nach dem Rechtspopulisten (Blocher, SVP) Stein und Bein schwören, es sei nur der "Wehrhaftigkeit" der Armee geschuldet ("Der Eintrittspreis wäre zu hoch gewesen), was natürlich Blödsinn ist. Es ist natürlich den in der Schweiz angelegten Geldern der Nazi-Grössen zu verdanken. Einen besseren Schutzschild gibt es nicht.

Uebrigens: die schweizer Armee ist in der Bibel erwähnt! Dort steht irgendwo: in Lumpen gekleidet irrten sie umher. So gesehen wäre der Eintrittspreis möglicherweise tatsächlich zu hoch gewesen. Nicht auszuschliessen, dass sich allfällige Angreifer an der Grenze totgelacht hätten......
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Elbpirat am 16.04.11 (07:11)
Hallo zusammen,

ich denke die Faktoren: Kapitel und Wehrhaftigkeit (der Preis wäre zu groß gewesen) spielen eine gleich große Rolle.

Durch eine Besetzung der Schweiz, hätte Deutschland den finanzstärksten neutralen Staat in Europa verloren, um Außenhandelsgeschäfte abwickeln zu können.

Da die Schweiz über ein ausgezeichnetet Bunkersystem (Teilweise hergerichtet wie normale Almhütten oder Scheunen) verfügte und immernoch verfügt und das geografische Profil der Schweiz schon allein einen besonderen Schutz darstelt, ist auch die Aussage, daß die Wehrmacht bei einem Angriff auf die Schweiz enorme Verluste hätte verzeichnet, auch nicht ganz von der Hand zu weisen.
Hier eine interessante Seite zu den Bunker- und Geschützanlagen der Schweiz: http://www.festung-schweiz.ch/

Gruß
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Erichx am 17.04.11 (20:06)
Ist das überhaupt erlaubt Bunker als zivile Häuser zu tarnen ? Soldaten dürfen auch keine Zivilkleider tragen.
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: IM am 17.04.11 (20:15)
Auch beim deutschen Atlantikwall wurden Bunker als "normale Gebäude" getarnt.
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Erichx am 17.04.11 (22:53)
Ist aber ein Blankoscheck um alles niederzubomben. Jedes zivile Haus könnte ja ein Bunker sein.
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Richtschuetze am 18.04.11 (06:38)
Zitat
Es sind neutrale Länder wie Belgien, Holland


Neutrale Länder  ;D guter Witz!

Zitat
Dort steht irgendwo: in Lumpen gekleidet irrten sie umher. So gesehen wäre der Eintrittspreis möglicherweise tatsächlich zu hoch gewesen. Nicht auszuschliessen, dass sich allfällige Angreifer an der Grenze totgelacht hätten......

Auch der ist gut!!!  :D


 
Zitat
auch die Aussage, daß die Wehrmacht bei einem Angriff auf die Schweiz enorme Verluste hätte verzeichnet, auch nicht ganz von der Hand zu weisen.

Damit dürfte Elbpirat mehr als Recht haben!!
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: logo am 18.04.11 (17:24)

Es war ja wohl das erklärte Ziel, Europa zu beherrschen. Es sind neutrale Länder wie Belgien, Holland, Dänemark etc., die nun wirklich keine Absicht hatten, gegen Deutschland Krieg zu führen, einfach besetzt worden. Da fragt man sich doch, warum die Schweiz nicht gleich zum Durchmarsch nach Frankreich mitbenutzt wurde, zumal Oesterreich und Italien als an die Schweiz angrenzende Länder entweder "heimgeholt" oder durch Freundschaft quasi "dazugehörten".

Ich wollte einfach mal wissen, wie "das Ausland" das sieht, nach dem Rechtspopulisten (Blocher, SVP) Stein und Bein schwören, es sei nur der "Wehrhaftigkeit" der Armee geschuldet ("Der Eintrittspreis wäre zu hoch gewesen), was natürlich Blödsinn ist. Es ist natürlich den in der Schweiz angelegten Geldern der Nazi-Grössen zu verdanken. Einen besseren Schutzschild gibt es nicht.

Uebrigens: die schweizer Armee ist in der Bibel erwähnt! Dort steht irgendwo: in Lumpen gekleidet irrten sie umher. So gesehen wäre der Eintrittspreis möglicherweise tatsächlich zu hoch gewesen. Nicht auszuschliessen, dass sich allfällige Angreifer an der Grenze totgelacht hätten......


Na, ja erklärtes Ziel Europa zu beherrschen ist eine, gelinde gesagt "Feindpropaganda". Dies war nie das Ziel, wie z.B. die Eskalierung des Krieges zum II.WK nie das Ziel war, weil Das DR zu solchen Krieg 1939-1940 noch gar nicht fähig war. Dieser Krieg ist nur in Gesamtzusammenhängen zu sehen. Ein Hitler hat Lebensraum im Osten gesucht und nicht im Westen, Norden und Süden. Die Kriegserklärungen Frankreichs und des V. Königreichs haben ihn dazu gezwungen halb Europa zu überrennen. Neutrale Länder gab es dabei nicht, weil sie sich nicht neutral gaben, sondern klar gegen das Reich Stellung bezogen. Klare Neutralität wurde auch klar beantwortet, nämlich kein Einmarsch, siehe Schweiz oder Schweden oder auch Portugal. Es war auch weltpolitisch ein klares Zeichen, für die nichtkolonialen Länder , nicht sofort gegen Deutschland in den Krieg einzusteigen, trotz anglo-amerikan. Drucks. Es ist einfach Unsinn von Europa- oder gar Weltherrschaftsvisionen zu reden (wie auch im Charlie Chaplin Film suggeriert wird), Hitler ging immer nur Zug um Zug vor.
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Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Amselfeld am 18.04.11 (20:43)
Hitler meinte mal die Schweizer taugen nur als Gastwirte was. Das Land war für das DR eine exellente Rüstungsschmiede und wäre nach dem Endsieg ideologisch weich gekocht worden. Es gab genug Schweizer die dann das Land ohne wenn und aber angliedern wollten, egal in welcher Form auch immer.
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Alfons Zitterbacke am 18.04.11 (21:36)
Hitler meinte mal die Schweizer taugen nur als Gastwirte was. Das Land war für das DR eine exellente Rüstungsschmiede und wäre nach dem Endsieg ideologisch weich gekocht worden. Es gab genug Schweizer die dann das Land ohne wenn und aber angliedern wollten, egal in welcher Form auch immer.

Genug Schweizer?? ;D
Dafür war aber die sog. "Legion Wilhelm Tell" bzw. deren etwas über 800 Mann, welche im Zweiten Weltkrieg als Freiwillige auf deutscher Seite an der Ostfront kämpften, nur wenig geeignet oder besser gesagt: Nicht der Maßstab für die gesamte Schweiz! 8)
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: steffen04 am 19.04.11 (08:45)
Ralph Giordano erwähnt in "Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte" eine "Operation Tannenbaum" und eine geplante Aufteilung der Schweiz unter den faschistischen Nachbarn Deutschland, Italien und Frankreich entsprechend der Sprachgebiete,

Giordano zitiert wiederum aus Heydecker / Leeb 1979 "Die Nürnberger Prozesse" 

Welche Rolle spielten eigentlich faschistische Organisationen / Parteien in der Schweiz?
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Amselfeld am 22.04.11 (14:58)
Zitat
Nicht der Maßstab für die gesamte Schweiz!

du solltest die Abfolge im Text beachten. Nach dem Endsieg die verstärkte ideologische  Einflussnahme und der Rest wäre von selbst angerannt gekommen. Oder was meinst du, wie die Schweiz sich nach einem deutschen Endsieg benommen hätte? Etwa als Querulanten-Staat, der via Luftbrücke mit der restlichen Welt paktiert hätte?  8)
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Alfons Zitterbacke am 22.04.11 (17:05)
Zitat
Nicht der Maßstab für die gesamte Schweiz!

du solltest die Abfolge im Text beachten. Nach dem Endsieg die verstärkte ideologische  Einflussnahme und der Rest wäre von selbst angerannt gekommen. Oder was meinst du, wie die Schweiz sich nach einem deutschen Endsieg benommen hätte? Etwa als Querulanten-Staat, der via Luftbrücke mit der restlichen Welt paktiert hätte?  8)

Was ich beachte oder nicht, sollte Dir doch "schnurz" sein! ::)
Ich habe lediglich meine Ansicht hier im Beitrag geschrieben, und nicht damit ich mich für mein Statement rechtfertigen muss oder in einem sinnlosen Disput "aufreibe". 8)
D.h. meine Prämisse ist hier:
"Hätte, wenn und aber gibt immer unnütz Gelaber"! ;D
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Amselfeld am 03.05.11 (22:30)
Zitat
Was ich beachte oder nicht, sollte Dir doch "schnurz" sein!

ach deine meinung folgte auf meiner - ich wollte dir nur aufzeigen, dass du unlogischen "schnurz" postulierst. es ist schließlich etwas anderes auf dem kontinent eigenstaatlich zu bleiben, als  auf irgendeiner insel. ich hoffe du erkennst es jetzt selbst, wenn du den schulatlas aufschlägst.  8)
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Alfons Zitterbacke am 04.05.11 (09:19)
Hitler meinte mal die Schweizer taugen nur als Gastwirte was. Das Land war für das DR eine exellente Rüstungsschmiede und wäre nach dem Endsieg ideologisch weich gekocht worden. Es gab genug Schweizer die dann das Land ohne wenn und aber angliedern wollten, egal in welcher Form auch immer.

Ohne Quellenangaben oder Zitierstellen sind Deine Einlassungen m.E. kontraproduktiv.

PS: Deine persönlich gefärbten und "schulmeisterlichen" Attitüden kannst Du Dir schenken. 8)
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: Amselfeld am 08.05.11 (10:11)
Zitat
Ohne Quellenangaben oder Zitierstellen sind Deine Einlassungen m.E. kontraproduktiv

auch auf die gefahr hin, dass ich wieder als schulmeister gelesen werde: du findest dazu alles im internet, wenn du es wirklich wissen willst. kontraproduktiv ist nur jemand, der eine vorgefertigte einbetonierte meinung hat. aber einen tip geb ich dir: such dir den namen des schweizer regierungschefs (amtszeit 2.WK)  heraus und google, was du über ihn zu lesen findest.
Titel: Re:Frage betr. Schweiz
Beitrag von: steffen04 am 23.06.11 (13:03)
Hier noch eine Quellenangabe zum Thema Einmarschpläne in die Schweiz aus einem anderen Forum:

Klaus Urner
"Die Schweiz muss noch geschluckt werden!"
Hitlers Aktionspläne gegen die Schweiz
Pendo Verlag 1998

Im Buch findet man neben den Karten aus dem Jahr 1940 auch Quellen, unter anderem eine Vortragsnotiz über den Angriff gegen Schweiz vom 25.6.1940.

Kurz aus dem Vorwort des Buches:

(...) Begonnen hat sie im Juni 1940, als Deutschland und Italien kurz vor der Kapitulation Frankreichs versuchten, mit einer handstreichartigen Abschnürungsaktion auch die Schweiz vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Deren Verlauf und nach dem Scheitern die dramatische Zuspitzung im Führerhauptquartier, die rasche Heranführung der 12. Armee mit 9 Divisionen an die Schweizer Westgrenze und die Vorbereitung für die Sonderaufgabe sind durch die hier dargelegten Forschungsergebnisse erstmals offen gelegt worden. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei den gegen die Schweiz gerichteten deutschen Operationsentwürfen vom Sommer/Herbst 1940 nicht um die vermeintlichen fiktiven Präventivplanungen unterbeschäftigter Stäbe, sondern um fortlaufend revidierte Angriffskonzepte, jeweils abgestimmt auf die verfügbaren Truppen. (...)