Forum für deutsche Militärgeschichte
Interna => Linkforum => In der Presse => Thema gestartet von: IM am 16.03.08 (13:35)
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Ivan Rebroffs Bruder schoss Saint-Exupéry ab
Mit der Parabel "Der kleine Prinz" wurde Antoine de Saint-Exupéry weltberühmt, im Zweiten Weltkrieg kehrte er von einem Fliegereinsatz nicht zurück. Über 60 Jahre später ist das Rätsel um sein Verschwinden gelöst.
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,541775,00.html
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Die Geschichte nimmt eine überraschende Wende und stellt wieder alles in Frage.
In einem Interview mit der FAZ gibt Horst Rippert an, er hätte bei Kriegsende 28 Abschüsse gehabt und wäre Träger des Deutschen Kreuz in Gold und des Ritterkreuzes !!
Das ist glatt eine Lüge. Damit ist natürlich auch an seinen anderen Aussagen sofort zu zweifeln.
Hier der Link zum kompletten Interview:
http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E030F667DCFA84F73BC288D20BF0971D1~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Fakt ist. Horst Ripper war tatsächlich Jagdflieger. In der Literatur steht er mit 29 Abschüssen, zumindest dies scheint zu stimmen. Einen Hinweis auf eine Verleihung des Deutschen Kreuz in Gold lassen sich nicht finden. Daß er angibt, Ritterkreuzträger zu sein, ist eine freche Lüge.
Auch gibt er in dem Interview an, Leutnant gewesen zu sein. Sein letzter Dienstgrad war jedoch Feldwebel. Auch hier macht er also falsche Angaben.
Mein Fazit wäre, da hat jemand ein Buch über seine "Lebenserinnerungen" geschrieben und macht dafür nun mehr als zweifelhafte Werbung. Leider wird dies aufgehen, denn ins Gespräch hat er sich damit gebracht, ...
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also für 28 Abschüsse hatte man höchstens das RK als Nachtjäger bekommen.. aber das war er ja nicht mit seiner Me 109....
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Die Diskussion mit den Auszeichnungen hatten wir ja schon mal an anderer Stelle, daher sage ich noch mal, das kann man so nicht verallgemeinern, da muß man jede Verleihung für sich betrachten.
Mal als Beispiel: Willi Reschke hatte "nur" 27 Abschüsse, davon jedoch 21 Viermots. Zum Zeitpunkt der Ritterkreuzverleihung hatte er 25.
Die Angaben von Horst Rippert stimmen jedoch hinten und vorne nicht.
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Hier mal einige Stellen aus dem Interview:
Ich war Jagdflieger und hatte den Auftrag, einen Aufklärungsflug im Gebiet über Toulon zu machen. Da habe ich dann ein Flugzeug gesehen und an der Kokarde erkannt, dass es feindlich war. Ich habe es verfolgt und abgeschossen.
Das dürfte schon mal ungewöhnlich sein. Wieso will er allein unterwegs gewesen sein ? Zum angegebenen Zeitpunkt war er übrigens Obergefreiter.
Haben Sie immer sofort Jagd auf feindliche Flugzeuge gemacht?
Na klar, sofort.
Aus was für einer Entfernung haben Sie ihn abgeschossen?
Vielleicht 200 Meter. Aber ich konnte natürlich weder durch meine Glasscheibe der Kabine noch durch dessen Glasscheibe sehen, dass es mein Freund Exupéry war. Man sieht da nichts.
Am 31. Juli 1944 werden viele Luftkämpfe stattgefunden haben. Wann haben Sie erfahren, dass er es war?
Nach Kriegsende. Da hieß es, an dem Tag ist er um die Zeit abgeschossen worden. Aber ich konnte natürlich nicht beweisen, dass ich es war. Ich dachte nur: traurig, traurig, traurig. Ich bedauere zutiefst, den von mir sehr verehrten Autor getötet zu haben.
Wenn er es damals schon nicht beweisen konnte, daß er ihn abgeschossen hat, dann wurde ihm dieser Abschuß auch nicht zuerkannt.
Behält man bei so vielen Abschüssen eigentlich den Überblick? Haben Sie jeweils notiert, wann und wo das geschah?
Das musste ich natürlich angeben. Über Funk haben wir das der Bodenstelle gemeldet: „Das und das Flugzeug habe ich getroffen, jetzt fällt er runter, patsch.“ Aber doch nicht, wer drinsitzt!
Die Frage ist zuerst einmal typisch für einen FAZ-Mann. Die Antwort läßt natürlich ebenfalls wieder zweifeln. Nach seinem Abschuß hätte er einen detaillierten Bericht schreiben müssen, um seinen Abschuß eben anerkannt zu bekommen, ...
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Bei welchem Geschwader flog denn der Herr Rippel?
Kann man nicht in den Archiven die Berichte der Einheit einsehen? Darin müsste ja der Abschuss vermerkt worden sein!? ::)
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Das ist es ja, bis jetzt läßt sich da nichts finden, was einen Zusammenhing mit seiner Person bringen könnte.
Zum angebenen Zeitpunkt war Rippert bei der Jagdgruppe 200.
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In den Abschußlisten taucht er als OG auf, allerdings nur kurz vor- und kurz nachher, an diesem Tag nicht. Zuletzt sehe ich ihn am 30.4. als Feldwebel (in einer Woche noch zum Leutnant?!). EK I scheint er auch gehabt zu haben.
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Insgesamt wären also 4 Dinge fraglich beziehungsweise einfach falsch:
Einmal die Aussage, er sei Ritterkreuzträger. Das ist falsch.
Dann die Aussage, er hätte das Deutsche Kreuz in Gold. Das ist zumindest fraglich. Bei der Aufarbeitung dieses Thema aber durchaus möglich.
Dann die Sache mit dem Leutnant.
Und wenn solche Dinge schon nicht hinhauen, warum soll dann die eigentliche Geschichte mit dem Abschuß stimmen ? Zumal sich da eben keine übereinstimmenden Angaben finden lassen.
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Ich finde das Meiste auch so ziemlich fraglich, muss aber sagen, dass gerade vor Kriegsende vorher nicht regelmäßige Beförderungsmuster an der Tagesordnung waren. Unter Umständen ist bspw. nicht vermerkt, dass er Fw. (OA) war oder er wurde wirklich einfach noch befördert. Interessant wäre in diesem Zusammenhang natürlich, wann er in Kriegsgefangenschaft geriet. Im Gesamtkontext liesst sich das Ganze aber doch relativ fragwürdig.
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In zwei Monaten vom OG (Stand Ende Februar) zum Leutnant (Anfang Mai) - nicht schlecht.
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Zuletzt sehe ich ihn am 30.4. als Feldwebel (in einer Woche noch zum Leutnant?!).
Ich habe damit vielmehr das angesprochen.
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Ändert aber auch nichts an der Aussage von Niwre, vom OG zum Leutnant innerhalb von zwei Monaten.
Soll der gute Herr Rippert doch mal sagen, wann ihm beispielsweise das Ritterkreuz verliehen worden sein soll.
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Verstehe ich, meinte ich aber nicht. Ich bezog mich auf das in einer Woche vom Fw. zum Lt.
Vielleicht noch ein paar Beispiele:
Fw. bzw. OffzAnwärter zum Lt.
RKT Tischendorf
20.04.42 OffzAnwärter
1.07.42 Lt.
DKiST Jonczyk, Kurt
1.01.40 Wm. (befördert am 1.02.40)
1.02.40 Lt. (befördert am 7.04.40)
Mannschaft zum Lt.
DKiGT Burghard, Jost
1.04.40 Gefreiter
1.04.40 zum Fj. ernannt
1.06.40 Fj.-Uffz.
1.09.40 Fähnrich
1.02.41 Oberfähnrich
1.04.41 Lt.
(mir sind auch noch schnellere Fälle bekannt, in dem es vom Gefr. zum Lt. kein Jahr gedauert hat)
Günther Heinermann (EK I-Träger)
Kgl. Bulg. Verdienstmed. ohne Krone am Kriegsband in Bronze - 20.04.1942 als Gefr. in 4.(MG)/IR 266 (Krim)
Krimschild - 23.08.1942 als Leutnant in 4./IR 266
1.06.1942 - Lt. d.R. (KO)
(da zwischen Einreichung und Gewährung/Verleihung ausl. Auszeichnungen oft aber nicht immer eine lange Zeit gelegen haben kann, ist dieser Fall nicht ganz einschlägig)
Was ich damit sagen will ist, dass gerade die KO-Beförderungen nun weissgott nicht langsam ausgesprochen wurden und vor allem der eigentliche Dienstgrad bei Beförderung zum Lt. völlig egal war. War da ein OG, der sich bewährt hatte, politisch auf der Linie lag oder einfach nur ein Lt. "gebraucht wurde", war auch schnell ein Lt. da. (vgl. Richhardt, Dirk: Diss. Auswahl und Ausbildung junger Offiziere 1930–1945.)
Weiterhin moechte ich bemerken, dass letztlich gerade gegen Kriegsende zwischen Ausspruch der Beförderung und Bekanntmachung/ Kenntnisnahme eine erhebliche Zeit liegen konnte. Etwaige Meldungen sind dann dabei noch mit dem alten Dienstgrad getätigt worden, obwohl für eine Weiterbeförderung eigentlich der neue schon anlag und schon zählte. Und grundsätzlich sind ja diverseste Möglichkeiten der Beförderung bekannt und durch die entsprechenden Anweisungen der Personalämter der Wehrmachtsteile auch in Ordnung gegangen: Gefr-Lt., OG-Lt., Uffz.-Lt., Fw-Lt., Ofw-Lt., Sfw-Lt.
Grundsätzlich wollte ich also nur sagen, dass mir gerade in Abschussmeldungen oder sonstigen Meldungen, bei welchen der DG nicht total wichtig war, sich solche Fehler als nicht unmöglich darstellen, trotzdem im Gesamtkontext seiner Behauptungen aber zugegebenermaßen nicht glaubwürdiger klingen, was ich schon einmal erwähnt habe. Das Beste wäre, wir kriegen hier eine Lösung heraus, die da nachher lautet: Tippfehler! nicht OG sondern OF, dann lach ich mir nen Ast... ;D
Gruss
Hannes
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Hannes, ist schon richtig was Du schreibst, stimme Dir da auch zu.
Das interessanteste an den ganzen Äußerungen ist eben dies mit dem Ritterkreuz.
Daß die Abschußmeldungen, gerade die Listen im Internet, nicht immer so korrekt sind, sehe ich ja gerade selbst mit meinem neuen Projekt.
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Na ja, das mit dem RK ist ja eigentlich klar wie Klosbrühe... Muesste er schon nen Nachweis erbringen, sonst läuft da gar nichts...
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Hehe, ...
Laut seinen Aussagen kann er ja nicht einmal den besagten Abschuß irgendwie nachweisen.
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Aus dem Forum von www.Luftarchiv.de
Zum Obergefreiten Horst Rippert gibt es in
Prien, Jochen; Rodeike, Peter; Stemmer, Gerhard
Messerschmitt Bf 109 im Einsatz bei der III. und IV./Jagdgeschwader 27 1938 - 1945
Struve's Buchdruckerei und Verlag, Eutin, 1995; ISBN: 3 – 923 457 – 30 – 8
auf Seite 428 eine lange Fußnote (335), die einiges von dem bisher gelesenen bestätigt, anderes wieder in den Bereich "Wunschdenken" oder so ähnlich verweist.
Kurzfassung:
R. kam im Herbst 1944 von der 3./JG 200 zur IV./JG 27, wo er der 13. Staffel zugeteilt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er 19 Abschüsse, davon neun Viermots und sieben Zweimots.
R. wurde dann, nachdem Ernst-Wilhelm Reinert bei der Auszeichnung mit den Schwertern den Fall Hermann Göring vorgetragen hatte, zum Feldwebel befördert und mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Davon erfuhr R. Anfang April 1945 bei der II./JG 27, wo er nach Auflösung der IV. Grppe inzwischen gelandet war. Horst Rippert führt im Winter 1944/45 mehrfach die 13./JG 27 in der Luft, so z.B. am 23.12.1944.
Fazit:
zum Leutnant befördert, aber nicht bestätigt, letzter Dienstgrad Feldwebel, 28 Abschüsse, Deutsche Kreuz in Gold und EK I.
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Interessant!
Gruss
Hannes
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Wenn das so stimmt, dann ist das DK verdient.
Nur eben die Angabe mit dem RK nicht. Wahrscheinlich hätte er es gerne gehabt und versucht dies jetzt irgendwie zu verarbeiten, ...
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Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er 19 Abschüsse, davon neun Viermots und sieben Zweimots.
Respekt!!!!!!
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Wahrscheinlich hätte er es gerne gehabt und versucht dies jetzt irgendwie zu verarbeiten, ...
aber es könnte ja sein das Ihm gesagt worden ist das Er für das Ritterkreuz vorgesehen wäre, dann aber wegen dem Ende des Krieges nichts mehr draus geworden ist!
Weil das deutsche Kreuz in Gold ist ja die Vorstufe!
Nun um Ihm da etwas beizustehen!! ::)
Gruss
P.S und wie Ronny schon sagte RESPEKT diese 19 Abschüsse mußt "Du" erstmal schaffen!
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Weil das deutsche Kreuz in Gold ist ja die Vorstufe!
Falsch !!
Das Deutsche Kreuz in Gold ist eine selbständige Auszeichung und steht in keinerlei Bezug zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Viele Ritterkreuzträger erhielten kein Deutsches Kreuz in Gold, ein Teil nach dem Ritterkreuz.
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Nun wer aber das Deutsche Kreuz in Gold schon hat was soll da als nächstest kommen wenn nicht das Ritterkreuz (so habe ich das gemeint :))
Gruss
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Ehrenblattspange? ... Viell. auch Ehrenpokal.. den hatten auch nicht alle... Kurt Brändle nspw. 180 Abschüsse aber keinen EP