Autor Thema: Kriegsgefangene  (Gelesen 8229 mal)

IM

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Kriegsgefangene
« am: 14.03.06 (11:03) »
Hallo,

ich suche Literatur über das Thema der deutschen Kriegsgefangenen in Rußland. Hat jemand dazu vielleicht einen guten Tip?

Mastercloser

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #1 am: 14.03.06 (12:00) »
Na ich kenne nur das Buch "Soweit die Füsse tragen" und die überlieferten Erzählungen meines Großvaters, er starb leider im Jahr meiner Geburt.

Der war beim Volkssturm und wurde in den letzten Kriegstagen gefangengenommen. Er kam dann ins Wolgagebiet und musste Apfelplantagen bewachen. Ja, richtig, bewachen, gearbeitet haben die Russen selber.
Wegen seiner guten Russischkenntnisse wurde er erst 1950 entlassen, als einer der letzten. Dolmetscher waren gefragt.

Richtschuetze

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #2 am: 14.03.06 (12:15) »
Es gibt da das Buch von Paul Carell/Günther Böddecker

"Die Gefangenen
/Leben und überleben deutscher Soldaten hinter Stacheldraht!"


Ein sehr gutes Buch!Mein Vater/sowie seine 2 Brüder haben das Buch gelesen und waren der Meinung ja das kommt dem was sie erlebt haben nahe!(2 in Gefangenschaft in Russland einer bei den Amis/Rheinwiesenlager!)

Gruss

P.S Paul Carell wird schonmal wegen seiner Zugehörigkeit zur Wehrmacht als Autor angefeindet!Das muß jeder für sich wissen!

IM

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #3 am: 14.03.06 (12:19) »
Hallo,

vielen Dank für die Infos.

Das Buch von Carell kenne ich auch, zumindest vom Namen her, dann werde ich es mir mal besorgen.

Niwre

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #4 am: 14.03.06 (12:32) »
Kannst Dir evtl. auch mal:
--
Andreas Hilger: Deutsche Kriegsgefangenenschaft in der Sowjetunion 1941-1956. Kriegsgefangenenpolitik, Lageralltag und Erinnerung.
--
ansehen.

@Richtschuetze
Paul Carell war SS-Obersturmbannfuehrer, Pressesprecher im AA und nachweislich nicht so unschuldig, wie er sich gerne gab.

Sturm

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #5 am: 15.03.06 (08:45) »
Hallo IM ,

Als die Jagd zu Ende war,von Hajo Herrmann (Jagdflieger ).Er war zehn Jahre in Russischer Gefangenschaft.Gib das
Thema bei Googel ein,und du findes reichlich Bücher.

Gruß   Wolle.

IM

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #6 am: 15.03.06 (09:40) »
Hallo Sturm.

ich kenne sowohl Hajo Herrmann als auch seine Bücher sehr gut. Besonders "Als die Jagd zu Ende war" ist absolut empfehlenswert. Ich suche jedoch keine Erlebnisberichte einzelner Personen, sondern allgemeine Literatur zum Thema.

Hallo Niwre,

vielen Dank für den Tip.

Felix S.

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #7 am: 15.03.06 (10:07) »
Hallo IM,

Das Buch "Das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen" von Ludwig Peters kann ich auch sehr empfehlen.

Von und über Hajo Herrmann habe ich schon einiges gelesen, ist aber wieder ein Weilchen her. Da Du ihn sehr gut kennst hätte ich eine Frage.
Ich weiß er ist ein gern gesehener Gast, auch bei ehem. Luftwaffe-Angehörigen. Aber hat er sich jemals geäußert oder gar entschuldigt, daß er in den letzten Tagen/Stunden des Krieges noch junge unerfahrene Piloten in den Tod gehetzt hat?
Nimm mir die Frage bitte nicht übel, möchte es nur mal wissen.
Danke!

IM

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #8 am: 15.03.06 (10:16) »
Hallo Felix,

nun, eine solche direkte Frage wird sicher kein Kommandeur direkt beantworten.

Es gibt eine Reihe ehemaliger Luftwaffenangehörigen, die nicht gut auf Hajo Herrmann zu sprechen sind. Aber man sollte eines bedenken, seine Anforderungen waren hoch, aber all das, was er von seinen Soldaten verlangt hat, hat er auch selbst getan. Er war keiner, der nur vom Schreibtisch aus kommandierte. Er setzte seine Ideen immer zuerst mit Freiwilligen selbst um, ich denke da an die ersten Tage der "Wilden Sau" als Beispiel.

Felix S.

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #9 am: 15.03.06 (10:25) »
IM,

Klar, da hast Du schon recht, aber Wilde Sau war ja nicht Kriegsende. Ich zielte eigentlich auf die Rammjäger.
« Letzte Änderung: 15.03.06 (10:27) von Felix S. »

IM

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #10 am: 15.03.06 (10:31) »
Von ihm stammt auch die Idee, Ende 1944 die Reste der deutschen Luftwaffe zusammenzuführen und sie mit einem Rammeinsatz gegen die Bomberflotte zu führen. Die Luftwaffenführung schreckte jedoch davor zurück und ordnete nur einen kleinen Einsatz dieser Art an. Herrmann drängte jedoch auf die "Große Variante".

Ich habe ihn einmal darauf angesprochen, seine Antwort war, man hätte es versuchen müssen. Also, er ist nach wie vor davon überzeugt. Seiner Meinung nach hätte dies ein Ende der Bombenangriff für mindestens ein halbes Jahr bedeutet. Auf die nochmalige Frage hin, mit dem Zusatz, daß man damit doch auch die Reste der deutschen Luftwaffe geopfert hätte, kam erneut die Antwort, man hätte es versuchen sollen. Innerhalb des halben Jahres ohne Bombenangriffe wäre die deutsche Rüstung in der Lage gewesen, die Verluste wieder auszugleichen. Nur das Ziel zählte.

Felix S.

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #11 am: 15.03.06 (10:45) »
Er war ja nicht der Einzige der bis Kriegsende mit den Wunderwaffen und der Steigerung der Rüstung rechnete. Ich hatte wenigstens gehofft, daß er sich nach dem Krieg dafür entschuldigen würde. Er ist also immer noch der Meinung daß die Entscheidung damals richtig war. :(

Danke Dir für die Antwort. :)

IM

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #12 am: 15.03.06 (11:21) »
Herrmann war sogar Mai 1945 der Meinung, daß der Krieg noch nicht zu Ende war. Für ihn war der Hauptgegner die Allianz der Amerikaner. Unter diesen Vorzeichen ist auch sein Flug nach Ungarn nach Kriegsende zu sehen. Er wollte nicht nur die beiden Untergebenen herausholen, die die Russen als Geiseln hielten, um Herrmann in ihre Hände zu bringen. Er war auch der Meinung, der Krieg würde gemeinsam mit den Russen gegen die Amerikaner fortgesetzt. Der Lohn dafür waren 10 Jahre in Rußland.

Daß diese Idee so ganz falsch nicht wahr, zeigte sich ja dann mit Ausbruch des Kalten Krieges, als Deutschland durchaus zum Schlachtfeld zwischen den Systemen wurde. Nur im Mai 1945 überwog noch die Euphorie des Sieges über Deutschland.

uwys

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #13 am: 15.03.06 (18:07) »
@IM
Damit liegst du wohl nicht ganz richtig!
Hajo Hermann sprach in seinem Buch "Als die Jagd zu Ende war" auch davon das die Amerikaner den russischen Massen alleine durch ihre Flächenbombardemenst überlegen wären und die sowjets dagegen keine Chance hätten!
uwys


Keine Macht den doofen!
www.deutsche-ehrenmale.de

Christian

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Re: Kriegsgefangene
« Antwort #14 am: 16.03.06 (13:23) »
Hallo IM,

weitaus besser als Carell, da wissenschaftlich fundierter:

Rüdiger Overmans, Soldaten hinter Stacheldraht. Deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs, München 2000.
( Hier kommen fünf ehemalige Kriegsgefangene zu Wort, deren Erzählungen Overmans kompetent begleitet. Bietet jedoch nur eine – wenn auch gelungene – Einführung in die Thematik.)

Rüdiger Overmans (Hrsg.), In der Hand des Feindes. Kriegsgefangenschaft von der Antike bis zum Zweiten Weltkrieg, Köln 1999.

Günter Bischof und Rüdiger Overmans (Hrsg.), Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg. Eine vergleichende Perspektive, Ternitz-Pottschach 1999.

Günter Bischof, Stefan Karner, Barbara Stelzl-Marx (Hrsg.), Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs. Gefangennahme, Lagerleben, Rückkehr, Wien 2005.

Stefan Karner, Deutsche Kriegsgefangene und Internierte in der Sowjetunion 1941-1956, in: Rolf-Dieter Müller und Hans-Erich Volkmann (Hrsg.), Die Wehrmacht. Mythos und Realität, München 1999

Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.), Kriegsgefangene. Sowjetische Kriegsgefangene in Deutschland, Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion, Düsseldorf 1995.
(Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung, Aufsätze, zahlreiche Fotos und Abbildungen von Exponaten)

Arthur L. Smith, Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Entlassung der deutschen Kriegsgefangenen, Stuttgart 1985.
(betrifft mehr Entlassung aus westlichem Gewahrsam)

Fragen zur angeführten Literatur beantworte ich gerne.

Gruß
Christian



 

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