Da das Forum so vor sich "hindümpelt", hier etwas mehr oder weniger Interessantes.
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SS-Kav.Brigade
L./ Ra.
O.U. den 11. Februar 1942
Bericht über den Einsatz der SS-Kav.Brigade im Winter 1941/42
Auf Befehl des Kommandeurs der SS-Kav.Brigade wurde der Unterzeichnende SS-Sturmbannführer L o m b a r d
zum Chef des Stabes, Kommandoamt der Waffen-SS, nach Berlin geschickt, um Vortrag zu halten über den bisherigen
Einsatz der Brigade und gleichzeitig die aus dem Einsatz sich ergebenden Fragen des Einsatzes und besonders die für
das Wiederaufsitzen der jetzt abgesessenen Brigade notwendige Wiederbeschaffung der unter Feindeinwirkung
verlorengegangene Beritte und Ausrüstung zu erörtern. Im Zuge der Erörterungen wurden von SS-Gruppenführer Krüger
befohlen, den Tätigkeitsbericht schriftlich nachzureichen.
1.) Die SS-Kav.Brigade erhielt am 16.12.1941 den Vorausbefehl, in Abänderung bisheriger Dispositionen geschlossen
im Raume Toropez Sicherungsaufgaben zu übernehmen. SS-Standartenführer Fegelein wurde in Smolensk angewiesen, dass
die Radf.Aufkl.Abt. und SS-Kav.Rgt. 1 Abschnitte der nahe vor der Fertigstellung befindlichen Bahn Welikije Luki – Rshew
und SS-Kav.Rgt. 2 die Bahnlinie Toropez – Dubno zu sichern haben. Gleichzeitig erfolgte Befehl, aktiv durch Aufklärung
und Angriff die seit November 1941 besonders wieder in Erscheinung getretenen Partisanentruppen in diesem Raume zu
stellen und zu vernichten. Für die Durchführung dieses Befehls notwendige Massnahmen wurden sofort ergriffen, die
Umgruppierung war am 24.12.1941 vollzogen.
Die Aufklärung besonders der schon länger im Raume Jetkino liegenden RAA. und der am 23.12.1941 in Basary durch das
SS-Kav.Rgt. 1 abgelöste 3./SS-Kav.Rgt. 2 hatte ergeben, dass in dem grossen Waldgebiet im Raume Basary – Jetkino Partisanen,
wahrscheinlich in Stärke von zwei Regimentern, standen, ferner, dass diese Partisanen hauptsächlich aus vollwertigen Truppen
zusammengesetzt waren und schliesslich mit der russischen Front, erwiesenermassen zum Teil durch Flugzeuge in Verbindung
standen. In einer Reihe von Kämpfen wurde die Feststellung gemacht, dass die Partisanen in vielen, im Waldgebiet verstreut
eingerichteten Barackenlagern, sowie Bunkeranlagen, z.T. mit eingebauten Stallungen für Pferde, untergebracht waren.
Vorräte an Winterbekleidung, Verpflegung usw. brachten den Beweis, dass es sich hier um eine zielbewusste Durchführung
eines operativen Gedankens des Partisanen-Generalstabes handelte. Gefangene, die vom SS-Kav.Rgt. 1 eingebracht wurden,
sagten aus, dass es nicht ihr Auftrag sei, partisanenartige Überfälle und Störungsversuche zu machen, sondern "auf den Tag der
Befreiung des Territoriums, nämlich den Anschluss mit der nach dort vorrückenden Masse der russischen Armee zu warten!"
Der Ablauf der späteren Ereignisse bestätigt die Richtigkeit dieser Aufklärungsergebnisse der SS-Kav.Brigade allein schon durch
ein Beispiel: Die lebenswichtige Wegegabel 8 km südlich Toropez – Welikije Luki und Toropez – Basary war bereits 4 – 5 Tage
feindbesetzt, ehe der russische Angriff auf Toropez aus allgemein nördlicher Richtung erfolgte.
Am 27. oder 28.12.1941 wurde die Brigade dem A.O.K. 9 unterstellt und erhielt Befehl, sich nach beschleunigter Durchführung
der Winterbeweglichkeit im Raume südwestlich Wolga-See zu versammeln. Hierzu wurde die RAA. sofort aus dem Raume
Jetkino zur Meldung bei der 253. I.D. in Szjelisharowo in Marsch gesetzt, Teile des SS-Kav.Rgt. 2 wurden über Dubno hinaus
nach Lugi vorgeworfen. SS-Kav.Rgt. 1 konnte mit der Masse am 3.1.1942, mit der letzten Schwadron erst am 5.1.1942 den
Marsch antreten, weil die Ablösung für die Sicherung der durch die Partisanentruppen besonders gefährdeten Kunstbauten an der
Bahnstrecke vorher eintreffen musste. Die Sicherung wurde durch Landesschützen übernommen, deren Kräfte zumindest nicht
ausreichen konnten, um den Schutz der Bahnlinie durch Aufklärung und Angriff wirksam zu gestalten. Die zur Verfügung
stehenden Kräfte konnten nur für Bewachungsaufgaben ausreichen. Der Brigade wurde zugewiesen, die bisherigen Unterkunft-
orte als Stützpunkte beizubehalten. Die Massnahme, die genannten Orte als Stützpunkte für die Brigadeeinheiten zu behalten,
diente nicht allein dem Zweck, durch die Pferdepfleger und die Männer der Trosse die Bewachung der Ortschaften und des dort
befindlichen Gefangenenlagers mit etwa 500 Gefangenen zu gewährleisten, ohne die ohnehin nicht ausreichenden Einheiten
der Landesschützen in Anspruch zu nehmen, sondern besonders auch aus dem Grunde, weil der Verpflegungsnachschub für
Pferde bereits im bisherigen Raume grösste Schwierigkeiten bereitet hatte. Die Brigade konnte damals schon erkennen, dass die
Heeresgruppe mit starken Durchbruchsversuchen der Russen aus allgemeiner Richtung Osztaschkow rechnete, sodass die
eingleisige Bahn Wel.Luki – Toropez – Dubno für Truppen-, Munitions- und Verpflegungstransporte möglichst frei gehalten
werden musste. Hinzu kam die Ortskenntnis des SS-Kav.Rgt. 1, das bereits Ende Oktober 1941 der 253. I.D. unterstellt gewesen
war. Das Regiment wusste, das der Raum südlich vom Wolga-See durch das monatelange Anhalten des äusseren linken Flügels
der Heeresgruppe Mitte "aufgefressen" war. Ferner war von ausschlaggebender Bedeutung für das nunmehr Absitzen der beiden
Kav.Regimenter die Kenntnis, dass die Brigade
a) für die Verstärkung der Winter-Verteidigungslinie und
b) vermutlich nur für die Dauer bis zur Behebung der angespannten Lage eingesetzt werden sollte.
Das Absitzen erfolgte 1 Mann: 6 Pferde. Zum Einsatz wurden nur die Gefechtsteile in Marsch gesetzt.
Da der spätere tatsächliche Einsatz der beiden Kav.Regimenter an anderer Stelle erfolgte, der Einsatz der Radf.Aufkl.Abt. aber
in Durchführung des ursprünglichen Befehls war, wird unabhängig von der chronologischen Entwicklung der Einsatz dieser
Abteilung zuerst festgehalten.
2.) Radf.Aufkl.Abt. erhielt nach Meldung bei der 253. I.D. den Befehl, nach Pjeno weiterzumarschieren und sich dort zur
Verteidigung einzurichten. Feindlage, dass "in Osztaschkow Versammlung starker russischer Kräfte, deren Absicht es sein kann,
einen Stoss gegen Szjelisharowo – die offene linke Flanke – zu führen oder über Pjeno einen Keil in die zwischen den
Heeresgruppen Mitte und Nord bestehende Lücke zu treiben.
Die Aufklärung der RAA. ergab, dass der Feind im Raume Pokrowskoje, 25 km südwestlich Osztaschkow, Feldstellungen
bezogen hatte. Rechter und linker Nachbar waren 12 km entfernt. Der Division wurde wiederholt gemeldet, dass angesichts des
Fehlens an schweren Waffen bei der RAA. einerseits und der immer stärker erkennbaren Feindkräfte andererseits die Lage im
Raume Pjeno als gefährlich anzusehen sei. Am 3.1.1942 wurde bei einem der RAA. in die Hände gelaufenen Meldegänger ein
russisches Schreiben an einen Partisanenstab hinter der deutschen Front vorgefunden. Darin kam zum Ausdruck, "dass man sich
in 10 Tagen in Pjeno wiedersehen werde."
Die Inanspruchnahme der Truppe war ausserordentlich, nicht nur durch die dauernde Spähtrupptätigkeit und den Ausbau der
Verteidigungslinie, sondern auch durch die notwendigen Abstellungen für das Heranschaffen der Munition und Verpflegung aus
Dubno und ebenfalls für den Abtransport der Verwundeten nach Dubrowski. Zivilbevölkerung konnte kaum herangezogen
werden, denn, wie überall in den Gebieten, in denen Einheiten der Brigade auf durchgebrochene Russenkräfte gestossen sind,
wurde festgestellt, dass schon vor dem Einbruch der Russen die arbeitsfähige Bevölkerung verschwunden war.
An dieser Stelle muss auf eine Erfahrung nachdrücklich hingewiesen werden, die die Brigade während des gesamten Einsatzes
gemacht hat. Anstatt mit Nachschub an Munition und Verpflegung durch die vorgesetzte Einheit versorgt zu werden, waren
sämtliche Einheiten der Brigade fast ausnahmslos auf ihre ursprünglichen eigenen Nachschubstellen angewiesen.
Die sich aus den verschiedensten Unterstellungsverhältnissen der einzelnen Brigadeteile ergebene Zersplitterung machte daher
die Versorgungsfrage schon aus Transportgründen zu einer besonders schwierigen.
Ab 9.1.1942 griff der Russe an. Der Angriff erbrachte in seinem Verlauf entgegen der Vermutung der Division den Beweis, dass
der Russe nicht Szjelisharowo angreifen, sondern über Pjeno durchstossen wollte. Um 20.00 Uhr gelingt es dem Feind, unter
Heranführung immer neuer Reserven, in den Nordteil des Ortes einzudringen. SS-Ostuf. Koppenwallner greift, nach einem Sieg
Heil auf den Führer, an der Spitze einer zusammengerafften, weit unterlegenen Truppe den Feind an. Nach einem einstündigen
Kampf weicht der Gegner. Um 21.15 Uhr ist die Einbruchstelle wieder in der Hand der RAA. - SS-Ostuf. Koppenwallner fiel
hierbei. Alle anderen Offiziere wurden schwer verwundet. Der Divisionskommandeur sprach fernmündlich dem Kommandeur
der RAA. seine Anerkennung zu dem Abwehrkampf gegen die vielfache feindliche Ãœbermacht aus.
Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wurde die Division auf die hohen eigenen Verluste und die dringende Notwendigkeit auf
Verstärkung und Munition hingewiesen. Die Division versprach zu tun, was in ihrer Kraft stünde, aber, wie es sich später ergibt,
ist sie selbst hierzu nicht in der Lage gewesen.
Am 10.1.1942 wurde nach weiterer Verstärkung des Feinddruckes vor Pjeno mit Genehmigung der Division die Abwehrlinie in
den Südteil des Dorfes zurückgenommen. Nach 20-stündigem Kampf, Einfrieren fast sämtlichen und schweren Waffen, ununter-
brochenem Zerstörungsfeuer durch schwere Granatwerfer und 7,5 cm Geschütze, verbunden mit Munitionsknappheit, wurde die
Lage der RAA. von Stunde zu Stunde unhaltbarer. Die Gefechtsaufklärung ergab, dass der Feind Pjeno auch von Süden umgeht
und so die RAA. umzingelt. Infolgedessen befahl der Kdr. unter Zurücklassung der Trosse den Ausbruchsversuch, der in süd-
westlicher Richtung gelang. Nach vielstündigem Marsch unter ungeheuren Geländeschwierigkeiten wurde Orlino erreicht.
Am 11.1.1942 traf die RAA. in Lugi ein und wurde dort dem Inf.Rgt. 189 unterstellt. Der Kdr. diese Regimentes erkannte, dass
der Rest der RAA. nicht mehr einsatzfähig war und befahl Ortsunterkunft im Raume Dubno.
Am 14.1.1942 war der Feind nachgestossen und besetzte Lugi. Ein Btl. des Inf.Rgt. 189 wurde hierbei aufgerieben. Für Dubno
wird höchste Alarmbereitschaft befohlen und die RAA. musste, ehe sie in den Besitz des Ersatzes der ausgefallenen Waffen
gelangte, in das Verteidigungssystem eingebaut werden. Sie bezog am Mittag des 15.1.1942 Rochowo, nachdem der Feind um
4.30 Uhr mit dem Angriff auf Dubno begonnen hatte. Mit dem Inf.Rgt. 189 ist jede Verbindung verloren. Nachdem der Befehl
zur Aufgabe von Dubno ergangen war, zog sich die RAA. als letzte vom Feind lösende Truppe kämpfend zur Bahnlinie zurück.
Sie hatte erreicht, dass der durch Panzer unterstützte Angriff der Russen auf Dubno für 7 Stunden zum Stehen gebracht war,
obwohl ohne schwere Waffen und schliesslich trotz Ausfalls aller Maschinengewehre. Nach 16-stündigem Fussmarsch wurde am
17.1.1942 früh Toropez erreicht.
Der Verlust der RAA. bei Pjeno einschliesslich Rückmarsch betrug 6 Führer, 24 Unterführer und 187 Männer an Toten,
Verwundeten und Vermissten, der sich um 3 Führer und 41 Männer bei der Verteidigung von Dubno erhöhte. Die Iststärke war
nunmehr noch 2 Führer, 31 Unterführer und 124 Mannschaften.
Erneuter Einsatz der RAA. musste bereits am 19.1.1942 in dem von den Russen mit Panzern und starken Kräften angegriffenen
Toropez erfolgen, nachdem dortige zwei Kompanien Landesschützen in kürzester Zeit bereits schwerste Verluste erlitten hatten.
Einsatz der drei vorhandenen Pak-Geschütze der Landesschützen bei guter Trefferlage ohne jegliche Wirkung. Zwei Paks wurden
vernichtet. Trotz schwerster Verluste konnten die unaufhörlichen Angriffe bis 20.1.1942, 2.00 Uhr, abgewiesen werden. Zwei zur
Verstärkung eingetroffene Infanteriezüge des Wach-Btl. 705 schafften zwar vorübergehend Erleichterung, die hohen Verluste
(60 – 70%) und erneuter Einsatz von sechs weiteren russischen Panzern machten um 17.00 Uhr den Befehl erforderlich, den Rest
der RAA. entlang der Bahnlinie nach Wel.Luki zurückzunehmen. Ausfälle hierbei: 9 Tote, 17 Vermisste, 22 Verwundete, dazu
zahlreiche Erfrierungen, die bis zum Eintreffen in Wel.Luki auf 91 anstiegen.
Der später in Wel.Luki nach Witebsk verladene Rest der RAA. zählte nur noch 11 Köpfe.
3.) Anschliessend über die Berichterstattung über den Einsatz der RAA. ist zu melden, dass die im Raume Toropez abgestellten
Pferde des Brigadestabes, des SS-Kav.Rgt. 2, der 5. Schwadron und K.K./SS-Kav.Rgt. 1, sowie die Pferde der beiden Batterien
teils durch Ausnutzung von leeren Waggons, teils auf dem Landweg rechtzeitig nach Wel.Luki gebracht werden konnten.
Der grösste Teil der Ausrüstung jedoch, sowie sämtliche Fahrzeuge mot. und bespannt sind in die Hände der Russen gefallen,
nachdem sie rechtzeitig vernichtet werden konnten. Der grösste Teil der Waffenkammern, des Mannschaftsgepäcks usw. konnten
zwar durch vorbildliche Einsatzbereitschaft der Eisenbahner in Toropez verladen werden, jedoch wurde der Transport durch
Tiefangriffe russischer Bomber vernichtet. Im übrigen sind die in Toropez gewesenen Teile, Wehrmacht und SS Opfer der
Winterverhältnisse geworden. Die Landstrasse von Wel.Luki nach Toropez konnte seit Wochen nicht mehr schneefrei gehalten
werden. Sie führte durch bergiges, über besonders dünn bevölkertes Waldgebiet, Entfernung 100 km. Es wird angenommen, dass
dies auch der Grund ist, weshalb die bereits mehrere Tage vor dem Angriff auf Toropez erfolgte Feindbesetzung der Weggabel
südlich von Toropez nicht bereinigt worden ist, obwohl dies sich für den Verlauf der Ereignisse in Basary, 25 km südlich
Toropez, katastrophal ausgewirkt hat. Es ist erwiesen, dass der am 21.1.1943 erfolgte Angriff auf Basary beinahe vollkommen
überraschend gekommen ist.
Basary war besetzt von etwa 100 Pferdepflegern des Regimentsstabes, der 1., 2. und 3. Schwadron des SS-Kav.Rgt. 1 mit für den
Einsatz nicht notwendigen Teilen der Schreibstuben, der Kammern, der Verwaltungen usw. Ausserdem war Basary der
Gefechtsstand des für die Bewachung des eingangs erwähnten Bahnabschnittes eingesetzten Landesschützen-Bataillons.
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Fortsetzung folgt.