Autor Thema: "Das Boot" (2018)  (Gelesen 6298 mal)

Jürgen Fritsche

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"Das Boot" (2018)
« am: 08.01.20 (02:12) »
Moin zusammen,

die Geschichte spielt im Jahr 1942. Mir fiel jedoch auf, daß Fregattenkapitän Gluck für diesen Zeitpunkt unzutreffende Dienstgradabzeichen trägt.

Je nach Zeitpunkt seiner Beförderung zum Fregattenkapitän müßte er 1942 entweder vier oder drei mittelbreite (1,6 cm breite) goldene Ärmelstreifen getragen haben.

Nur die Schulterstücke, nicht die Ärmelstreifen, unterschieden damals Fregattenkapitäne von Korvettenkapitänen bzw. von Kapitänen zur See. Schulterstücke wurden jedoch nicht zum blauen Jackett und zur blauen Messejacke getragen, sondern ausschließlich zum Mantel, zum weißen Jackett und zur weißen Messejacke.

Insgesamt drei mittelbreite und ein vierter schmaler (0,9 cm breiter, ähnlich beim Kapitänleutnant) unterhalb des obersten Streifens (wie Gluck sie im Film trägt) wurden erst 1944 für Fregattenkapitäne eingeführt, waren ab dann aber für alle Fregattenkapitäne verbindlich, egal, wann sie in diesen Dienstgrad befördert worden waren.

Bei allen Offizieren fehlen im Film zudem die Laufbahnabzeichen bzw. bei den Seeoffizieren der fünfzackige Seestern oberhalb der Ärmelstreifen.
« Letzte Änderung: 09.01.20 (00:28) von Jürgen Fritsche »
Viele Grüße,
Jürgen



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Nightwish

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #1 am: 09.01.20 (15:41) »
Guten Tag!

Schön, dass es hier einen Thread zum "Boot" gibt und vielen Dank für die sachliche und sachkundigen Anmerkungen!

Ich habe nur mal reingezappt...

Was mir jedoch auffiel, Gluck trägt in dem Prozess am Beginn eine Feldspange, welche das Band zur Medaille "Winterschlacht im Osten" enthält (wenn ich mich nicht verschaut habe) und noch mindestens zwei ausländische Bänder aus dem Ersten Weltkrieg.

Die "Winterschlacht-Medaille" irritiert mich etwas. Ist das plausibel für einen Marineoffizier in seiner Position? Gab es überhaupt Verleihungen an Marineangehörige?

Weiter Frage:

Trägt der LI Bootsmannklappen oder er ist er OA? Oder wie ist da das Dienst/Offiziersverhältnis?


Beste Grüße

Nightwish
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Jürgen Fritsche

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #2 am: 26.01.20 (22:20) »
[...]
Bei allen Offizieren fehlen im Film zudem die Laufbahnabzeichen bzw. bei den Seeoffizieren der fünfzackige Seestern oberhalb der Ärmelstreifen.
Moin zusammen,

muß mich nach genauerer Revision des Films (jetzt mittels Start-/Stop- und Rückspul-Funktion und in HD-Qualität aus der Mediathek) korrigieren: Die Seeoffiziere tragen korrekt ihren Seestern. Er ist allerdings nicht oft über die jeweilige Kameraperspektive zu sehen.
Viele Grüße,
Jürgen



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Jürgen Fritsche

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #3 am: 26.01.20 (23:20) »
Weiter Frage:
Trägt der LI Bootsmannklappen oder er ist er OA? Oder wie ist da das Dienst/Offiziersverhältnis?
Moin "Nightwish",

habe mir mal im Schnelldurchlauf die U-Boot-Szenen fast aller Folgen durchspulen lassen, allerdings insgesamt recht wenig Konkretes entdecken können, da entweder die Lichtverhältnisse, die Bildschärfe und die betreffenden Szenendauern nicht vorteilhaft sind, um a) den LI deutlich zu erkennen bzw. b) überhaupt mal eine Einstellung zu finden, in der er Schulterstücke trägt.

Schulterstücke deswegen, weil er m. E. offenbar Oberfähnrich z. S. ist und damit OA, der ja berechtigt war, seine (nur in einer einzigen, sehr kurzen Szene zu sehenden und da auch nur schlecht zu erkennenden) schmalen Schulterstücke (mit nur 4 nebeneinanderliegenden, alu-farbenen Plattschnüren und zwei vierzackigen, goldfarbenen Sternen) sowie Offiziersuniform und -mütze zu tragen.
Die drei Offiziere von U612 sind Kapitänleutnant Hoffmann, der 1.WO Oberleutnant z. S. Tennstedt und der 2.WO Leutnant z. S. Schiller.
Ansonsten trägt der LI Ehrenberg (bei Wikipedia allerdings als Olt. z.S. bezeichnet)  fast immer seine graue, lederne Bootsjacke (an der ja nie Schulterklappen oder Schulterstücke getragen wurden) und aus Bequemlichkeit (wie damals an Bord eines U-Boots durchaus üblich und toleriert) zivile Hemden. Nur seine Offiziersmütze trägt er immer. Kann mich bei der Identifizierung seiner Schulterstücke aber auch getäuscht haben ...

Was Du wohl mit "Bootsmannklappen" meinst, sind die Steuermanns-Schulterklappen des Obersteuermanns von U612.

Edit:
Habe eben den Rest gesehen. Ziemlich genau 20 Minuten vor Schluß des letzten Teils ist nach dem Landgang der drei U612-Offiziere (Wrangel, Ehrenberg und Schiller) und bei ihrer Meldung vor Fregattenkapitän Gluck an ihren Landuniformen nun endlich definitiv zu erkennen, daß der LI Ehrenberg tatsächlich Olt. z.S. ist und oberhalb der beiden Ärmelringe auch korrekt das Laufbahnabzeichen des Technischen Dienstes trägt (goldenes Zahnrad).
« Letzte Änderung: 27.01.20 (01:36) von Jürgen Fritsche »
Viele Grüße,
Jürgen



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Nightwish

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #4 am: 27.01.20 (14:12) »
Moin!

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten!

Nachdem ich auch nochmal die fragliche Szene angesehen habe, habe ich vermutlich tatsächlich den Obersteuermann gemeint, den ich fälschlich für den LI hielt. In einem Gespräch in der Zentrale hatte ich ihn wohl falsch zugeordnet.

Gruß

Nightwish
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CaptainMorgan

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #5 am: 14.03.20 (21:20) »
Abgesehen von den nicht ganz korrekten Uniformen: Lohnt sich die Serie und wie ist sie im Vergleich zum allseits bekannten Film?

Jürgen Fritsche

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #6 am: 14.03.20 (21:57) »
Abgesehen von den nicht ganz korrekten Uniformen: Lohnt sich die Serie und wie ist sie im Vergleich zum allseits bekannten Film?

Moin "CaptainMorgan",

aus meiner (unmaßgeblichen, subjektiven) Sicht ist die Serie reichlich belanglos konzipiert und nicht des Ansehens wert, jedenfalls nicht zum zweiten Mal. Schade um die Zeit. Vielleicht finden andere das Ganze ja spannend.
Eigentlich sind es (so ja auch die Quellenangabe, den beiden Romanen) ja zwei Filme mit unterschiedlichen, künstlich ineinander verschachtelten Handlungsbereichen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben: Der eine über U-Boot und Besatzung auf See und der andere über die Résistance-Aktivitäten im besetzten Frankreich, verknüpft nur über die beiden Geschwister.

Ich hatte daher die Idee (falls dafür mal Zeit sein sollte …), mir nur die U-Boot-Teile mal zu einem Film zusammenzuschneiden und dann mal zu sehen, was da so übrig geblieben ist.

Gerne sehe ich hingegen hin und wieder, zum x-ten Mal, "Das Boot" in ursprünglicher, schauspielerisch mit Typen gut besetzter, handlungsmäßig deutlich spannender angelegter und in Bildführung und Technik deutlich besserer Fassung.
Viele Grüße,
Jürgen



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CaptainMorgan

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #7 am: 14.03.20 (22:47) »
Abgesehen von den nicht ganz korrekten Uniformen: Lohnt sich die Serie und wie ist sie im Vergleich zum allseits bekannten Film?

Moin "CaptainMorgan",

aus meiner (unmaßgeblichen, subjektiven) Sicht ist die Serie reichlich belanglos konzipiert und nicht des Ansehens wert, jedenfalls nicht zum zweiten Mal. Schade um die Zeit. Vielleicht finden andere das Ganze ja spannend.
Eigentlich sind es (so ja auch die Quellenangabe, den beiden Romanen) ja zwei Filme mit unterschiedlichen, künstlich ineinander verschachtelten Handlungsbereichen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben: Der eine über U-Boot und Besatzung auf See und der andere über die Résistance-Aktivitäten im besetzten Frankreich, verknüpft nur über die beiden Geschwister.

Ich hatte daher die Idee (falls dafür mal Zeit sein sollte …), mir nur die U-Boot-Teile mal zu einem Film zusammenzuschneiden und dann mal zu sehen, was da so übrig geblieben ist.

Gerne sehe ich hingegen hin und wieder, zum x-ten Mal, "Das Boot" in ursprünglicher, schauspielerisch mit Typen gut besetzter, handlungsmäßig deutlich spannender angelegter und in Bildführung und Technik deutlich besserer Fassung.

Okay, danke für deine Einschätzung. :)

Nightwish

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #8 am: 15.03.20 (10:15) »
Hallo Captain,

ich muss Jürgen hier zustimmen, man kann die Serie anschauen, aber ein Mal reicht. Es gibt sicherlich einige interessante und spannende Aspekte, z. B. auch das Spannungsfeld zwischen deutschen Wurzeln und französischem Umfeld der Bevölkerung im Elsass, die dann weder von den Deutschen noch von den Franzosen akzeptiert wurden, oder auch der schmale Grad zwischen der Versenkung eines Feindes und der Verantwortung gegenüber der Besatzung (und den daraus erwachsenen Spannungen an Bord). Auch die Repressalien der deutschen Besatzungsmacht gegen die Bevölkerung und auf der Gegenseite die Taten der Resistance.

Auf der anderen Seite etwas viel für eine "U-Boot"-Serie und auch stellenweise überzeichnet bis hin zum abstrusen Schluss der ersten Staffel. Auch das Auftreten einiger deutschen Charaktere wirkt befremdlich und unpassend. Dinge wie falsche Ordensspangen oder die Frage, wo das U-Boot beim Auslaufen die Fender wohl verstaut, fallen einem nur bei genauem Hinsehen auf aber stören. Wie sehr sie stören, hängt aber vom Betrachter ab.

Da der Film nicht auf den Erlebnissen eines Bootes im tatsächlichen Einsatz basiert, hat man natürlich viele künstlerisch-dramaturgische Mittel anwenden können. Von der Realität ist die Serie daher weiter entfernt als "Das Boot".

Wobei Buchheim selbst schon an "Das Boot" die mangelnde historische Korrektheit kritisiert hat. Auf der anderen Seite wird "Das Boot" von Kritikern auch als Fortsetzung von Buchheims Kriegsberichtertätigkeit für die Kriegsmarine angesehen...

Gruß

Nightwish
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CaptainMorgan

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #9 am: 18.03.20 (13:55) »
Danke für eure Einschätzungen. Ich habe mir jetzt einfach gestern mal die VD-Box der 1. Staffel gekauft und werde mir die Serie die nächsten Tage ansehen. Bin gespannt!  :)

Nightwish

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #10 am: 18.03.20 (16:39) »
Ich bin gespannt auf deine Rückmeldung!
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CaptainMorgan

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #11 am: 18.03.20 (18:55) »
Ich habe bisher 3 Folgen gesehen (hatte mir gestern die DVD-Box der 1. Staffel gekauft). Bisher bin ich noch etwas unschlüssig. Grundsätzlich würde ich sagen dass die Serie mal rein gar nichts mit Buchheims Buch bzw. der Verfilmung von 1981 zu hat, daher halte ich den Titel etwas unglücklich gewählt. Den "U-Boot"-Handlungsstrang fand ich bisher gar nicht so uninteressant, auch wenn die Geschichte mit dem Sonderauftrag etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt. Dem "Resistance"-Handlungsstrang halte ich für spannend inszeniert, aber ob es den wirklich gebraucht hätte sei mal dahingstellt.

Jürgen Fritsche

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #12 am: 19.03.20 (01:17) »
Ich habe bisher 3 Folgen gesehen (hatte mir gestern die DVD-Box der 1. Staffel gekauft). Bisher bin ich noch etwas unschlüssig. Grundsätzlich würde ich sagen dass die Serie mal rein gar nichts mit Buchheims Buch bzw. der Verfilmung von 1981 zu hat, daher halte ich den Titel etwas unglücklich gewählt. Den "U-Boot"-Handlungsstrang fand ich bisher gar nicht so uninteressant, auch wenn die Geschichte mit dem Sonderauftrag etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt. Dem "Resistance"-Handlungsstrang halte ich für spannend inszeniert, aber ob es den wirklich gebraucht hätte sei mal dahingstellt.

Moin "CaptainMorgan",

die bisher in 8 Teilen ausgestrahlten 4 Folgen hättest Du Dir kostenlos aus der ZDF-Mediathek holen können (bis zum 05.04. sind sie übrigens noch abrufbar: https://www.zdf.de/serien/das-boot/das-boot-folge-1-122.html ff.) …

Der gleich gewählte Titel war durchaus nicht unglücklich gewählt worden, sondern wurde vielmehr aus kommerziell geprägter Marketingstrategie durchaus identisch übernommen. Er sollte potentielle, am Thema Interessierte annehmen lassen, es sei eine moderne, vielleicht sogar bessere Neu-Fassung des Originals. Ist es aber bei weitem nicht. Man hat mit dem - ich nenne ihn mal, guten - Ruf des Originals bewußt Werbung betrieben und Neugier und Erwartung erzeugt, die so nicht erfüllt werden konnten.

Wie schon angemerkt: Es handelt sich eigentlich ja um zwei Filme, die auf unterschiedlichen Romaninhalten basieren, die man lediglich zum "Aufpumpen" des Materials unter Inszenierung der lediglich dünnen Verbindung "Strasser-Geschwister" ineinander verschränkt hatte.
Viele Grüße,
Jürgen



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StefaHHn

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #13 am: 19.03.20 (12:25) »
Wenn man die Serie weder mit dem Buch, noch dem Film vergleicht und auch nicht allzu hohe Ansprüche an die Plausibilität mancher Drehbuch-Volten hat,
so handelt es sich doch um ein professionell gedrehtes und fesselnd inszeniertes Unterhaltungsfernsehen.

Und ich glaube mehr möchte die Serie auch gar nicht sein, muss ja nicht immer alles schlecht machen.....

Also ich habs gerne gesehen und freue mich auf die nächste Staffel.

StefaHHn

Nightwish

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Re: "Das Boot" (2018)
« Antwort #14 am: 03.01.21 (19:27) »
Ich bin gerade dabei, mir die zweite Staffel anzusehen. Mal abgesehen davon wie Hoffmann in die USA gelangt ist  ::) - obwohl dramaturgisch gut eingebaut - und wo er dort "arbeitet", finde ich die zweite Staffel besser als die erste Staffel. Diesmal finde ich die Handlung an Land angemessen und nachvollziehbar, auf See passieren dagegen diverse Extreme gleichzeitig. Die Serie will nach meiner Meinung noch immer zu viel in sich unterbringen. Hätte man in der zweiten Staffel irgendwie schlüssig die Meuterei abgearbeitet und sich bei der Agentenstory - die durchaus reizvoll ist - mehr Raum und Zeit gelassen, hätte es eine runde Staffel werden können. Auch der Aspekt der Rassensegregation in den USA ist durchaus interessant.

lerne leiden, ohne zu klagen

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