Autor Thema: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866  (Gelesen 86881 mal)

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #180 am: 02.05.16 (09:45) »
Rudolf Maximilian Coester erhielt den PLM am 20. September 1866 als Hauptmann und Batteriechef im Westfälischen Feldartillerieregiment Nr. 7 / 13. Infanteriedivision / VII. Armeekorps / Mainarmee

Auch er wurde eingereicht von Generalleutnant von Goeben:

"Hauptmann Coester, welcher schon während der ersten Periode des Feldzuges für sein rühmliches Verhalten in Vorschlag gebracht wurde, hat sich wiederum bei Tauberbischofsheim, bei Gerchsheim und vor Würzburg durch ruhige Entschlossenheit, Umsicht und persönliche Bravour glänzend hervorgetan. Bei Tauberbischofsheim hat er mit nur 5, und nach Demontierung eines derselben, mit 4 Geschützen gegen vier gezogene feindliche Batterien den Kampf bis zum Abend durchgeführt und gleichzeitig feindlichen Kolonnen großen Schaden zugefügt. Ich erlaube mir, für diesen ausgezeichneten Offizier den Orden PLM zu erbitten."

Somit eine weitere Verleihung für den Kampf um Tauberbischofsheim.


Bei den Lebensdaten wäre ich wieder auf Hilfe angewiesen. Im Netz habe ich folgendes gefunden:

geboren am 10.04.1818 in Schönbankwitz
verstorben am 25.10.1890 in Wiesbaden

Handelt es sich dabei um die gesuchte Person?

arb

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #181 am: 03.05.16 (01:29) »
Ja, das ist er.  Er wurde am 12.12.1870 geadelt als Kom. d. reit./FAR 7.

Andy

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #182 am: 03.05.16 (07:12) »
Super, vielen Dank!


Damit wären nun alle Verleihungen vom 20. September 1866 erfaßt. Es folgen noch einige Namen, die den PLM nachträglich als Tausch gegen ursprünglich verliehene Auszeichnungen erhielten.


Otto von Tiedemann erhielt den PLM am 30. Dezember 1866 als Generalmajor und Kommandeur 19. Infanteriebrigade / 10. Infanteriedivision / V. Armeekorps / 2. Armee

Er hatte am 20. September 1866 den Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub und Schwertern erhalten. Auf Grund mehrmaliger Anträge seiner Vorgesetzten erhielt er stattdessen den PLM.

Generalmajor von Tiedemann hatte mit seiner Brigade am 27. Juni 1866 in der Schlacht bei Nachod gekämpft, wo er sie in einem fünfstündigem Kampf persönlich geführt hatte. In der Schlacht bei Skalitz am 28. Juni 1866 hatte Tiedemann das Grenadierregiment Nr. 6 persönlich zum Sturm auf die Höhen nördlich der Stadt und auf diese selbst geführt. Im Gefecht bei Schweinschädel am 29. Juni 1866 war die 19. Infanteriebrigade nahezu die einzig kämpfende preußische Infanterieeinheit. Auch diesen Kampf hatte Generalmajor von Tiedemann sehr erfolgreich geführt, wodurch der weitere Vormarsch ermöglich wurde.


Auch bei Otto von Tiedemann wäre ich bei den Lebensdaten wieder auf Hilfe angewiesen.

JakeV

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #183 am: 03.05.16 (11:07) »
Generalleutnant z. D. Otto von Tiedemann
* 17.10.1811 in Königsberg in Preußen
† 14.04.1892 in Dresden-Neustadt

(Und hier ein Bild: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/5RLA7HNBS44YWSQIT2NK77E2FE5DEYV6)

Jake
« Letzte Änderung: 03.05.16 (11:14) von JakeV »

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #184 am: 03.05.16 (12:49) »
Hervorragend, dann gleich wieder weiter, ...


Hans Wilhelm Chorus erhielt den PLM am 15. Januar 1867 als Sekondeleutnant und Zugführer im 2. Garde-Regiment zu Fuß / / 1. Garde-Infanteriedivision / Garde-Korps / 2. Armee

Ursprünglich hatte Chorus am 20. September 1866 eine "Allerhöchste Belobigung" erhalten. Sein Regimentskommandeur Oberst von Pape, der selbst den PLM erhalten hatte, reichte ihn jedoch Mitte Oktober 1866 zum PLM ein:

"Zeichnete sich in den Gefechten bei Soor und Königinhof durch große Umsicht und Bravour aus, war seinen Leuten ein leuchtendes Beispiel und ihnen stets voraus als einer der vordersten. War in der Schlacht von Königgrätz bei der Erstürmung des Dorfes Horenowes mit Auszeichnung beteiligt, nahm mit seinem Zuge das südlich davon gelegene Gebüsch, ging allein mit seinem Zuge in die Gegend zwischen Rosberitz und Redelist vor, die abgeschlagene Attacke des 2. Dragoner-Regiments dort degagierend und stürzte sich auf eine große feuernde Batterie, welche den Anmarsch der Division auf Chlum und Rosberitz bestrich, erhielt noch 20 Schritt vor den Mündungen der Geschütze eine Kartätschlage und nahm die 4 rechten Flügelgeschütze, während die anderen einer herbeieilenden Kompanie des 3. Garde-Regiments zu Fuß in die Hände fielen. Hatte sich schon an Ort und Stelle der besonders gnädigen Anerkennung Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen zu erfreuen."

Generalmajor von Alvensleben fügte hinzu:

"Der Leutnant Chorus, über dessen Benehmen ich erst durch eingeforderte Berichte des Hauptmanns von Lobenthal, 3. Garde-Regiment, und von ihm selbst näher unterrichtet bin, hat sich während er vom Bataillon detachiert war, bei der Wegnahme von 16 Geschützen neben dem Hauptmann von Lobenthal rühmlich hervorgetan. Während dieser mit der Partikularbedeckung im Gefecht, erst spat, auf 200 Schritt die Batterie entdeckte, ist der Leutnant Chorus mit seinem Zuge fast allein in dem weiteren Terrain von fern her gegen diese Batterie und in ihrem Feuer vorgegangen, hat sie systematisch angeschlichen, selbst das Gewehr in die Hand genommen und endlich sich auf dieselbe gestürzt, er weit voran, auf 20 - 30 Schritt den letzten Schuß empfangend. Erst in der Batterie selbst begegneten sich von verschiedenen Flügeln die Angreifer."


Somit gab es am Ende für die Erstürmung der Batterie aus 16 Geschützen während der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 insgesamt drei PLM-Verleihungen:

Hauptmann Karl von Lobenthal
Premierleutnant Julius von Löwenfeld
Sekondeleutnant Hans Wilhelm Chorus

Den wichtigsten Anteil dürfte, wenn man das nun so liest, Sekondeleutnant Chorus gehabt haben, und der wäre am Ende fast leer ausgegangen, denn was hatte er schon von einer "Allerhöchsten Belobigung", ... Interessant ist auch, wem die Eroberung von wievielen Geschützen in den einzelnen Anträgen zuerkannt wurde. Wenn man das addiert, kommt man auf mehr als 16 Geschütze, die überhaupt vorhanden waren.

Das wäre somit mal wieder ein gutes Beispiel, wie ungerecht Ordensverleihungen manchmal zugehen können, besonders wenn nach Dienstgrad verteilt wird.



Bei den Lebensdaten von Hans Wilhelm Chorus bin ich mir wieder nicht ganz sicher, denke aber, daß er das hier ist:

http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=schmalfoerden&ID=I2953&nachname=CHORUS%2C+VON&lang=de

JakeV

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #185 am: 03.05.16 (13:09) »
Ja, dieser Eintrag muss aber korrigiert werden:

Generalmajor z. D. Hans Wilhelm Chorus (ab 07.03.1883 von Chorus)
* 16.11.1842 in Berlin
† 19.02.1905 in Schöneberg bei Berlin

Jake

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #186 am: 04.05.16 (07:09) »
Jetzt kommt noch mal ein sehr schwieriger Fall:

Ewald Gallus erhielt den PLM am 15. Januar 1867 als Hauptmann und Chef der 3. 4pfündigen Batterie / Pommersches Feldartillerieregiment Nr. 2 / 3. Infanteriedivision / II. Armeekorps / 1. Armee

Ursprünglich hatte Gallus am 20. September 1866 den Kronenorden III. Klasse mit Schwertern erhalten. Sein Divisionskommandeur, Generalleutnant von Werder, beantragte jedoch danach die Verleihung des PLM. Er stützte sich dabei auf einen Bericht der 2. Artilleriebrigade, die am 30. Juli 1866 gemeldet hatte:

"Hat in dem Gefecht vom 29. Juni und in der Schlacht bei Königgrätz bei der Führung seiner Batterie im sehr überlegenen feindlichen Feuer Umsicht, Unerschrockenheit und Entschlossenheit an den Tag gelegt, ein schönes Beispiel glänzender Tapferkeit gegeben, indem er, obgleich über die Hälfte der in der Stellung befindlichen Pferde und ungefähr die Hälfte der darin tätigen Mannschaften verloren, nicht aufgehört, sein erfolgreiches Feuer fortzusetzen, so daß dies heldenmütige Verhalten als eine bestimmte, besonders hervortretende und erfolgreiche Tat vor dem Feinde zu bezeichnen sein dürfte."


Es fehlen mir hier wieder die Sterbedaten. Der volle Name ist Ewald Gotthold Hugo Gallus. Mir ist nur bekannt, daß er am 18.10.1871 seiner im Deutsch-Französischen Krieg erlittenen Verwundung erlegen ist.

JakeV

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #187 am: 04.05.16 (15:53) »
Hallo,

Diesmal ein schwieriger Fall... Ich kann nur ergänzen, dass er aus Luckau (Lausitz) stammte und am 15.10.1870 in Gorze bei Metz seinen Verwundungen erlegen ist.

Jake

Rocky

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #188 am: 04.05.16 (16:54) »
Hallo

ich habe zum Todesdatum - Gallus - unter

Ingo-Gentlemans-Military Interest Club
gmic.co.uk/Profile/5751-Ingo/

das Todesdatum 18.10.1871 gefunden.

Wie sicher diese Quelle ist, weiß ich nicht.
Ich suche von Ihm ebenfalls das Geburtsdatum und den Geburtsort.

Gruß

JakeV

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #189 am: 04.05.16 (18:20) »
Laut „Deutsche Verluste im Deutsch-Französischen Krieg, 1870–1871“, „Verlust-Listen der Königlich Preussischen Armee und der Grossherzoglich Badischen Division aus dem Feldzuge 1870–1871“ sowie „Walhalla: Deutschlands Opfer aus den Feldzügen der Jahre 1870 und 1871“ ist er am 15.10.1870 gestorben.

Angaben über das Geburtsdatum sind leider nicht vorhanden. Höchstmöglich wurde er in Luckau geboren.

Jake

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #190 am: 05.05.16 (08:37) »
Die Anfrage bei gmic.co.uk stammt ebenfalls von mir. Ich bin dort auch angemeldet und mir konnte in anderen Fällen dort schon oft geholfen werden, sehr gutes Forum.

Ich denke mal, dann sollten wir den 15.10.1871 als Todesdatum nehmen. Das Buch ist wohl die zuverlässigere Quelle. Bei dem 18.10.1871 kann es sich schon wieder um einen Tippfehler handeln, die 5 und die 8 liegen auf der Tastatur im nummerischen Block ja direkt nebeneinander.

Schade, Schade, ... dann bleibt uns wohl zum Schluß nun doch eine Lücke.


Es gibt eine Regimentschronik:

"Geschichte des 1. Pommerschen Feldartillerie-Regiments Nr. 2" Auf Befehl des Regiments für die Unteroffiziere und Mannschaften bearbeitet von Ottomar Gallus, Hauptmann und Batteriechef, Berlin 1897

Na, wenn das keine Verwandtschaft ist !!! Vielleicht findet sich ja da die gesuchte Info?


In Gorze bei Metz scheint wohl ein großes Lazarett gewesen zu sein. Auch Franz Offermann erlag dort seiner Verwundung.

IM

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #191 am: 05.05.16 (09:12) »
Ich habe die erwähnte Regimentsgeschichte im Netz gefunden und mir gleich mal gezogen. Leider hilft sie nicht viel weiter. Zu Gallus findet sich auch keine größere Schilderung seiner Kämpfe.

Eine Korrektur kann jedoch vorgenommen werden. Er war nicht Chef der 3. 4pfündigen Batterie, sondern Chef der 5. 4pfündigen Batterie.

IM

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #192 am: 06.05.16 (09:53) »
Auf zum letzten Namen, ...

Theodor Bloch von Blottnitz erhielt den PLM am 15. Januar 1867 als Hauptmann und Chef der 3. 4pfündigen Batterie / Schlesisches Feldartillerieregiment Nr. 6 / kombinierte Division "von Flies"

Er war ursprünglich am 20. September 1866 mit dem Roten Adlerorden IV. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet worden. Generalmajor von Flies reichte ihn daraufhin zum PLM ein:

"Hat seine Batterie während des ganzen Gefechts (bei Langensalza am 27. Juni) mit Umsicht und Ausdauer geführt, den Angriff einer Eskadron angenommen und diese zerschmettert."


Generalleutnant von Manteuffel schrieb dazu:

"Ich habe die Überzeugung, daß das Verhalten dieser 4pfündigen Batterie unter Blottnitz die förmliche Katastrophe von Langensalza abgehalten hat, das heißt die vollständige Auflösung der Truppen. Blottnitzens Kaltblütigkeit stelle ich der von des Barres nicht nach, und auch im späteren Verlauf der Kampagne ist er immer auf dem Posten gewesen."

Ende Dezember 1866 schrieb von Manteuffel an den König:

"Dann wage ich es, Eurer Königlichen Majestäts spezielle Aufmerksamkeit auf den Hauptmann Bloch von Blottnitz zu richten. Er kommandierte in dem Gefecht bei Langensalza die 4pfündige Batterie, die im Feuer gegen die feindliche Artillerie stehend, im Rücken von Kavallerie angegriffen wird, Kehrt macht, die Kavallerie durch Kartätschschüsse abschlägt, ruhig wieder Front macht und das Feuer fortsetzt. Auch in dem weiteren Verlauf der Kampagne hat sich Hauptmann von Blottnitz brav und tüchtig bewährt. ... Der Hauptmann von Blottnitz war nur zum Roten Adlerordnen IV. Klasse vorgeschlagen. Ich habe letzteres übersehen und versäumt hinzuzusetzen, daß ich den Hauptmann von Blottnitz nach Allem, was ich von Augenzeugen gehört, des Ordens PLM würde hielte. Es hat Eurer Königlichen Majestät daher nur ein Vorschlag auf den Roten Adler-Orden IV. Klasse für ihn vorgelegen - aber meine Absicht ist dies wahrhaftig nicht gewesen."



Ein letztes Mal wäre ich auch hier auf Hilfe bei den Lebensdaten angewiesen. Mir ist bekannt, daß Theodor Bloch von Blottnitz Generalsrang erreichte.

JakeV

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #193 am: 06.05.16 (10:27) »
kgl. preuß. Generalmajor z. D. Theodor Rudolf Hermann Bloch von Blottnitz
* 06.06.1825 in Hünern an der Weide/Kreis Trebnitz/Schlesien
† 04.11.1910 in Potsdam

Jake

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Re: Verleihungen des "Pour le Mérite" im Krieg von 1866
« Antwort #194 am: 06.05.16 (10:41) »
Wieder vielen Dank !!

Damit wären alle Verleihungen erfaßt. Meine Herren, ich bedanke mich für die Mitarbeit !! So macht unser Forum Spaß. Ich hätte nicht gedacht, daß wir die Lebensdaten wirklich nahezu lückenlos zusammentragen können. Und vielleicht findet sich im Laufe der Zeit ja auch noch das fehlende Geburtsdatum von Ewald Gallus.

Jetzt kann ich die zusammengetragenen Daten ein wenig auswerten.