Autor Thema: Stasi-Zersetzungsmaßnahmen gegen NVA-Soldaten  (Gelesen 4515 mal)

Uwe Kulick

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Der mir bekannte Fall  ist der sogenannte "Hungeraufstand von Usedom"

Mitten in den 1950er-Jahren gab es eine Phase, in der einige NVA-Standorte schlichtweg von der Regierungszentrale in Ostberlin vernachlässigt wurden. Auf Usedom stationierte Soldaten berieten über die Versorgungsmängel und beschlossen, sie beim Verteidigungsministerium in der Hauptstadt der DDR ganz sachlich vorzutragen.

Als  Dank für den Besuch in Berlin wurden die Soldaten als Verräter,  als Aufständische eingestuft, degradiert, angeklagt, und soweit nicht direkt schärfer bestraft so doch in den Folgejahren von der Stasi "zersetzt": Maßnahmen waren z.B. Berufsverbote derart, dass a) der Berufsausbildungsabschluss aberkannt und b) keine Arbeitsstelle länger als ein halbes Jahr mehr ausgeübt werden durfte von Betroffenen. Das war der Dank der DDR  für aufmerksame engagierte Soldaten,  die lediglich für eine Normalisierung der Lebensverhältnisse von sich und ihren Kameraden am Standort Usedom sorgen wollten und damit letztlich die Verteidigungsbereitschaft verbessern wollten. Aber selbstständiges konstruktives Mitdenken war in der Planwirtschaft der NVA offenbar unerwünscht  :-[ :-X :-X

Ronny22

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Re: Stasi-Zersetzungsmaßnahmen gegen NVA-Soldaten
« Antwort #1 am: 20.08.13 (11:17) »
Aber selbstständiges konstruktives Mitdenken war in der Planwirtschaft der NVA offenbar unerwünscht

Das ist doch eigentlich bei jeder Armee so, weil es einfach der Hierarchie zu gegen läuft.

Klar will man intelligente Soldaten die in entscheidenen Situationen auch selbstständig handeln u. reagieren können. ABER wenns dann in andere Bereiche reingeht, da wird Mitdenken schnell unbequem.

Aktuell ein gutes Beispiel - Syrien! Irgendwann war das Maß voll und die Soldaten desertierten und nahmen den Kampf gegen den ehemaligen Dienstherren auf.
Vielleicht die krasseste Form von selbstständigem Handeln, aber in der Bundeswehr wird ja genauso gelehrt, verbrecherischen Befehlen ist nicht folge zu leisten.
Und um die eigene Bevölkerung zu schützen müsste man sich dann schützend vor diese stellen!?
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uwys

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Re: Stasi-Zersetzungsmaßnahmen gegen NVA-Soldaten
« Antwort #2 am: 21.08.13 (07:43) »
Syrien als Beispiel hier anzuführen finde ich mehr als bedenklich!
Wenn die desertierten Soldaten dann plündernd und marodierend durchs Land ziehen und weder Recht noch Ordnung kennen, dann hat das mit selbstständigen Denken nicht viel zu tun. Ausser vielleicht jetzt denkt jeder an sich und seinen eigenen Vorteil.
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