Autor Thema: Otto Herrmann: Die Verdammten - Lithografien  (Gelesen 3357 mal)

Nightwish

  • Mitglied
  • **
  • Beiträge: 768
70 Jahre nach dem Ende der Kämpfe um Stalingrad 1943 zeigt das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum den Zyklus Die Verdammten von Otto Herrmann (1899-1995).

Die Lithografien entstanden in den späten 1940er Jahren, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Zyklus Die Verdammten ist Otto Herrmanns persönliche Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse des Krieges und Ausdruck seiner vehementen Auflehnung gegen die Entwürdigung des Menschen im Kriegsgeschehen. Theodor Plieviers Roman Stalingrad (1943/44) hatte Otto Herrmann dazu inspiriert. Die Berichte von heimkehrenden Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg und seine eigenen Erinnerungen sowohl aus dem Ersten als auch vom Anfang des Zweiten Weltkriegs flossen in seine grafische Arbeit ein. Jahrelang arbeitete Otto Herrmann unter widrigen Bedingungen an der Serie.

Der Zyklus wurde 1950 zum ersten Mal in Stuttgart in der Galerie Valentien ausgestellt. Die Reaktionen darauf reichten von Lobeshymnen bis hin zu wütenden Protesten. Die Grafiken lösten einen Skandal aus, weil der Künstler in seiner Serie angeblich die Deutsche Wehrmacht beleidige. Diese erste große Resonanz verebbte jedoch im Umfeld des aufstrebenden Wirtschaftswunders, der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik und dem Sieg der abstrakten Kunst über die figürlich-realistische Darstellung im Westen. Erst im Zuge einer Politisierung der Kunst durch die 68er und einer Aufwertung gegenständlicher Malerei durch die »Neuen Wilden« bzw. die »Neoexpressionisten« schenkte man Otto Herrmanns Werken wieder Beachtung. Heute zählen Die Verdammten neben den Arbeiten von Otto Dix, Käthe Kollwitz, Max Beckmann und George Grosz zu den bedeutendsten pazifistischen Arbeiten deutscher Künstler im 20. Jahrhundert.

Die Osnabrücker Präsentation zeigt in Zusammenarbeit mit der Otto & Maria Herrmann Stiftung nicht nur 50 Arbeiten aus diesem eindrucksvollen Zyklus, sondern darüber hinaus erstmals die Korrespondenz zwischen dem Schriftsteller Theodor Plievier und dem Künstler Otto Herrmann sowie Dokumente der Rezeptionsgeschichte der lithografischen Arbeiten.

Zur Eröffnung am Donnerstag, 31. Januar 2013, um 19:30 Uhr, sprechen Bürgermeisterin Karin Jabs-Kiesler und Natalie Kreisz, Otto & Maria Herrmann Stiftung. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

http://www.remarque.uni-osnabrueck.de/
lerne leiden, ohne zu klagen

... wenn man sonst nichts Wertvolles [sic!] beizutragen hat...