Meine Literatur zum Thema WK I ist inzwischen um mehr als 60 Bücher aus den 20er und 30er Jahren gewachsen. Darunter befindet sich auch das 1934 erschienen Buch von Hanns Möller über die Träger des PLM des Weltkrieges.
Darin steht zu Runge folgendes:
Siegfried Runge erhielt den PLM am 30. August 1918 als Hauptmann und Kommandeur I. Bataillon / 2. Marine-Infanterieregiment
"* 8. Juni 1884 in Breslau, 1903 Eintritt als Fahnenjunker in das IR 87, 1904 Leutnant, 1909 in das II. Seebataillon in Wilhelmshaven versetzt, hier 1913 Oberleutnant
Nach Durchführung der Mobilmachung übernahm Oberleutnant Runge die Führung der 5. Kompanie des neuformierten 2. Marine-Infanterieregiment und rückte mit dieser Anfang September 1914 ins Feld. Während der Belagerung von Antwerpen wurde er bei einem erfolgreichen Handstreich seiner Kompanie auf eine Brückenstelle nördlich Mecheln zum ersten Mal verwundet und ausgezeichnet. Nach seiner Wiederherstellung kämpfte er Anfang 1815 zunächst bei seinem alten Regiment in den Dünen nördlich Lombartzyde und übernahm im März 1915 die Führung der 10. Kompanie des 3. Marine-IR, unter gleichzeitiger Beförderung zum Hauptmann. Auf der Terstille-Fe., westlich Mannekensvere, von der aus er zahlreiche Kampfpatrouillen geleitet hatte, wurde Hauptmann Runge am 26. April 1915 durch Granatsplitter ins linke Auge zum zweiten Mal verwundet. Anfang Dezember 1915 hob der schnell ins Feld zurückgekehrte tapfere Offizier am Paschendaele-Kanal, südlich Lombartzyde, mit seiner 10. Kompanie einen feindlichen Postenstand am hellen Tage aus und machte hierbei vier Franzosen zu Gefangenen. Für die schneidige Tat erhielt er erneut eine Auszeichnung. In derselben Gegend holte sich Hauptmann Runge im Februar 1916 zum dritten Mal eine Verwundung und kämpfte nach seiner Wiederherstellung bis Mitte September in verschiedenen Abschnitten an der Yser.
Während einer vorübergehenden Abkommandierung zum IR 359 führte Hauptmann Runge zunächst das II. Bataillon dieses Regiments und rückte mit diesem an die Somme. Zur Vorbereitung des Angriffs auf die Maisonnette-Höhe bei Péronne nahm Hauptmann Runge an einem Kursus beim Sturmbataillon 3 teil, um dann die Ausbildung der Sturmtrupps für dieses Unternehmen zu leiten. Er hatte die taktischen Anordnungen für den Sturm zu bearbeiten und dadurch in hohem Maße Anteil an dem Gelingen des am 29. Oktober 1916 durchgeführten Angriffs. Das Regiment machte hierbei über 400 Gefangene von zwei französischen Jägerbataillonen. Bis Ende 1916 kämpfte der bewährte Offizier dann wieder in den Reihen seines alten 2. Marine-IR als Kompanie- bzw. Bataillonsführer in der Gegend südlich Bapaume. Im Jahr 1917 nahm Hauptmann Runge an den Stellungskämpfen im Dünenabschnitt nördlich Lombartzyde beim 2. Marine-IR teil und führte während der Flandern-Schlacht im Herbst unter anderem auch ein Bataillon des 1. Marine-IR in dem durch Granatfeuer und Schlamm zermürbten Gelände bei Poelkappelle. Mitte November 1917 wurde er endgültig mit dem I. Bataillon des 2. Marine-IR beliehen. Bis zum Februar 1918 befand sich das Regiment wieder am rechten Flügel der Westfront in Stellung und wurde dann zur Vorbereitung seines Einsatzes in der "Großen Schlacht in Frankreich" in der Gegend von Brügge zusammengezogen.
Bei der am 21. März 1918 losbrechenden Frühjahrsoffensive folgte die 3. Marine-Division dem stürmisch fortschreitenden Angriff zunächst in dritter Welle, seit dem 25. März aber war sie bereits Division erster Linie. Tags darauf nahm Hauptmann Runge mit seinem Bataillon in frischem Draufgehen den wichtigen Ort Albert. Trotz des heldenhaften, blutigen Ringens gelang es dem Bataillon nicht, die Unzahl der englischen MG-Nester auf den jenseitigen Höhen niederzukämpfen und den Angriff in Richtung Amiens weiter vorzutragen. Auch mehrfache Versuche, in den nächsten Tagen Gelände zu gewinnen, scheiterten an dem Munitionsmangel der eigenen Artillerie und dem zähen Widerstand des Gegners. Bis zum Herbst blieb die Marine-Infanterie nördlich Albert in Stellung. Dann wurde sie bei Beginn der großen englischen Offensive am 21. August 1918 im Raum Arras - Albert, südlich Bapaume, zum Gegenstoß eingesetzt. Hauptmann Runge hatte Befehl, mit seinem Bataillon in der Nacht zum 24. August bei ungeklärter Feindlage rechts und links angelehnt in Richtung Miraumont vorzustoßen und dort etwa noch stehende eigene Verbände abzulösen. Während beiderseits der Großkampf tobte, gelang es dem Bataillon, die völlig abgekämpften Teile der 183. ID in Miraumont zu entsetzen. Der gegen Morgen gegebene Befehl, auf eine rückwärtige Widerstandslinie zurückzugehen, erreichte das I. Bataillon in Miraumont nicht. Bei Hellwerden erhielt Hauptmann Runge die Meldung, daß auf den rückwärtigen Höhen Engländer beobachtet würden. Sie wurden ebenso wie die aus Richtung Bapaume zurückflutenden feindlichen Abteilungen unter MG-Feuer genommen. Gleichzeitig schickte Hauptmann Runge mehrere Brieftauben mit der Meldung über die Lage zurück. Gegen Mittag warf ein eigener Flieger den Befehl in Miraumont ab: "Durchschlagen Richtung Marlancourt. 3. Marine-Division." Mehrfache Versuche der Engländer, Miraumont zu besetzen, scheiterten an dem zähen Widerstand des Bataillons Runge. Dennoch entschloß sich Hauptmann Runge, sofort - also am hellen Tage - den Durchbruch durch die feindlichen Linien zu versuchen, weil er sich wohl mit Recht sagte, daß seine Lage durch Abwarten bis zum Abend nicht günstiger werden würde. Mit Ausnahme von zwei Kompanie, die zur Rückendeckung als letzte abbauen sollten, gelang es Hauptmann Runge unter fortgesetztem Geplänkel, sich mit dem übrigen Teil des Bataillons in der befohlenen Richtung in etwa drei Stunden durchzuschlagen. Kurz vor der eigenen Stellung liegendes schweres feindliches Granatfeuer zwang noch zuletzt zu Umwegen, durch die das Bataillon in Gefahr geriet, doch noch aus einem feindlichen Stützpunkt heraus zusammengeschossen zu werden. Gegen 4.00 Uhr waren die eigenen Linien erreicht.
Der Oberbefehlshaber der 17. Armee, General von Below, richtete an den Chef des Militärkabinetts auf die Meldung des Generalkommandos XIV. Reservekorps über diese entschlossene Tat ein dringendes Telegramm, in dem er den Vorschlag zur Verleihung des Ordens "Pour le mérite" an Hauptmann Runge warm befürwortete. Am 30. August 1918 erhielt der stets bewährte Offizier diese höchste preußische Kriegsauszeichnung.
Im September nahm er noch an den Kämpfen vor der Siegfried-Stellung in der großen Abwehrschlacht bei Cambrai teil und hatte am 19. September 1918 beim Vorrücken in die Bereitstellung Gelegenheit, sein frisch aufgefülltes Bataillon dem Generalfeldmarschall von Hindenburg persönlich vorzuführen. Hindenburg beglückwünschte Hauptmann Runge zu seiner Auszeichnung und ermahnte das Bataillon, weiterhin bei dem bevorstehenden Einsatz energisch standzuhalten. Mit den Worten: "Macht Eure Sache weiter so gut!" entließ er das Bataillon. Als er Hauptmann Runge zum Abschied die Hand reichte, konnte sich dieser des Eindrucks nicht erwehren, daß aus dem Gesicht des Feldmarschalls ernste Sorge sprach.
Die Marine-Infanterie hat bis zum bitteren Ende die Worte des Feldmarschalls beherzigt und ist in bester Haltung bei Kriegsende in die Heimat zurückgekehrt. Hauptmann Runge tat bis Ende Januar 1919 als Adjutant der Nordseestation Dienst. Nach Niederwerfung der Spartakisten in Wilhelmshaven trat er in das Freikorps Hülsen in Berlin ein, aus dem später das Reichswehr-Regiment in Potsdam hervorging und war dann Kommandant des Stabsquartiers der Lehrbrigade in Döberitz. Ende 1920 mußte Hauptmann Runge wie so viele seiner Kameraden aus dem ihm ans Herz gewachsenen Dienst scheiden. Das Fronterlebnis führte Hauptmann Runge bald in den "Stahlhelm", in dessen Ortsgruppe Berlin-Zehlendorf er bis zur Übernahme der Standarte 1 der SA-Reserve I (Berlin-Mitte) Dienst tat."
Die Tat gehört also in die Zweite Schlacht von Bapaume zwischen dem 21. August und dem 3. September 1918.