Autor Thema: Identifizierung von Gefallenen  (Gelesen 14182 mal)

theresia65

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Identifizierung von Gefallenen
« am: 08.12.11 (11:39) »
Hallo, ich schon wieder . . .

ich hoffe, auch hier wieder eine Antwort zu finden. Mein Onkel ist wahrscheinlich durch eine Granate getötet worden. Jetzt frage ich mich, wie kann man einen so ums Leben gekommenen Soldaten überhaupt identifizieren. Ja, es gibt ja diese Marke, die jeder Soldat trug. Aber hat die nicht nur einen Sinn, wenn die noch am "Mann" ist. Bei einer Granate ist bestimmt nicht mehr viel übrig geblieben (entschuldigung, ich weiß nicht, wie ich das pietätvoller ausdrücken könnte). Und dann folgt daraus die Frage, was von meinem Onkel dann auf dem Soldatenfriedhof beerdigt wurde?

Ich danke schon mal jetzt fürs Interesse

Gruß Theresia

Balsi

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #1 am: 08.12.11 (12:35) »
Hallo,

also das ist ja mein Thema, da ich aktiv in der Vermisstenbergung arbeite (ehrenamtlich). Unser Verein (www.vbgo.de) hat seit 1992 fast 7.000 Vermisste bergen können. Ich bin nicht ganz so lange dabei, aber dennoch ist es sehr selten, daß Gebeine geborgen werden, die wirklich nicht mehr als solche zu erkennen sind. Durch Granateinschlag getötet zu werden, kann vielerlei bedeuten. Granatsplitter oder Volltreffer.

Natürlich kann der Soldat bis zur Unkenntlichkeit zerrissen werden, dennoch sorgten die Kameraden aber immer dafür, daß er "vollständig" beigesetzt wurde. Die Marke sollte in der Tat stets dabei sein...daneben gibt es aber auch so genannte "Grabflaschen" in diesen wurde ein Zettel eingefüllt, auf dem die Datendes Verstorbenen standen. Es kommt durchaus vor, daß solche Grabflasche bis heute erhalten sind und der Zettel darin auch lesbar ist. Aber dies ist höchst selten, da man dabei auf verschiedene Sachen achten muss.

Durchaus ist es natürlich auch möglich, daß der Gefallene ohne jegliche Identifizierungsmerkmale beigesetzt wurde. Dann ist eine Identifizierung nicht mehr möglich, soweit man sich nicht an eine DNA-Analyse hält. Grundsätzlich wäre es interessant zu analysieren, was wäre, wenn man seit 1945 von jedem geborgenem Gebein, welches unidentifziert bleiben musste, eine DNA-Probe gesichert hätte. Dann hätte man eine Datenbank anlegen können und ggf. mit Angehörigen spter eine Identifkationd urchführen zu können. Leider sind die Preise dafür enorm hoch. Eine DNA-Anaylse kostet heute ca. 200€..es sind demnach immer zwei Analysen nötig. Das wären bei 1 Million Vermisster..rund 400 Millionen Euro. Das will keiner zahlen.


theresia65

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #2 am: 08.12.11 (16:03) »
Hallo Balsi,

Bei meinem Onkel war es wohl ein Volltreffer :'( Aber ich konnte dank Deiner Hilfe mal wieder ein Puzzleteil einfügen. Dafür vielen Dank

Gruß Theresia

Ronny22

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #3 am: 08.12.11 (16:26) »
Hallo Balsi,

Bei meinem Onkel war es wohl ein Volltreffer :'(

Gruß Theresia

Woher weißt Du das so genau???

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theresia65

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #4 am: 08.12.11 (16:53) »
Hallo Ronny22,

ich weiß das nicht so genau deshalb schrieb ich war es wohl ein Volltreffer. Ich stütze mich dabei auf Erzählungen meines Vaters. Das ist aber schon so lange her und ich könnte durchaus auch vieles durcheinander bringen. Fragen kann ich meinen Vater nicht mehr. Er lebt zwar noch, aber gesundheitsbedingt kann er nicht mehr antworten. Mein Vater hat ja damals auch nach weiteren Infos gesucht und hat aus dem, was er erfahren hat, wohl auch seine eigenen Interpretationen gefunden. Von meinem Sohn habe ich auch ein paar Wahrscheinlichkeiten erfahren. Mein Vater hat mit seinen männlichen Nachkommen wahrscheinlich mehr über den Krieg geredet als mit uns "Mädels"

Gruß Theresia

Balsi

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #5 am: 08.12.11 (17:35) »
Hast Du ein Foto in Uniform?

theresia65

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #6 am: 09.12.11 (06:35) »
Ja, ich habe mehrere, die sind aber alle 1941, 42 und 43. Nichtsdestotrotz ich werde sie jetzt noch ein bisschen anonymisieren und dann reinstellen.

Balsi

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #7 am: 09.12.11 (08:02) »
bitte darauf achten, daß die Schulterklappen und die Kragenspiegel sichtbar bleiben...

theresia65

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #8 am: 09.12.11 (13:55) »
Hier also mein Fundus über meinen Onkel. Leider ist die Uniform auf keinem Bild in Gänze erkennbar. Die Bilder sind alle in der Zeit zw. 1942 und 1944 entstanden. Jedoch kann ich nicht explizit zu jedem Bild das Datum nennen - leider!! Das eine Bild auf dem er und seine Kameraden nicht "ganz" vorschriftsmäßig gekleidet sind, zeigt ihn auch mit einer Waffe, vielleicht sagt das ja auch was über ihn aus?







« Letzte Änderung: 09.12.11 (14:21) von theresia65 »

Balsi

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #9 am: 09.12.11 (17:09) »
also er trägt auf allen Fotos eine Heeres- und KEINE SS-Uniform. Dann müsste er sich später zur SS gemeldet haben..oder wurde versetzt, ohne sein zutun.

theresia65

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #10 am: 10.12.11 (07:13) »
wenn er bei der WSS war, dann hat er sich freiwillig dazu gemeldet. Das würde dann zu den Andeutungen meines Vaters passen. Es gibt auch eine "unschöne" Geschichte zu der Blutgruppen-Tätowierung und mein Vater hätte diese "Geschichte" niemals erzählt, wenn nicht etwas Wahres daran gewesen wäre (hat er aber wiederum nur meinem Sohn erzählt). Und genau hier liegt auch meine Schwierigkeit bei meinen Nachforschungen. Mein Vater hat taktiert wem er was erzählt, das passt zu ihm und ist ihm eigentlich auch nicht zu verdenken.  Naja, wie dem auch sei. Ich werde weiter forschen - es sind ja auch meine Wurzeln.

Balsi

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #11 am: 10.12.11 (08:39) »
grundsätzlich wäre es wichtig rauszufinden..in welcher Division er war. Ansonsten tanzen wir auf der Stelle. An NAchlass gibt es sonst nichs? Kein feldpostbrief, Karte oder dergleichen?

theresia65

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #12 am: 11.12.11 (04:59) »
Ja Balsi, Du hast recht. Heute steht noch ein Telefonat mit meiner Mutter an, vielleicht gibt sie mir ja ausnahmsweise mal Infos. Bestimmt hat mein Vater in einem seiner vielen Schuhkartons auch Dokumente. Diese Kistchen sind aber für den Rest der Familie Tabu. Ich kann nur hoffen, dass meine Mutter ein bisschen gute Laune hat und kooperativ ist, dann habe ich vielleicht eine Chance. Ansonsten heißt es warten auf WAST. Appropos - bin ich als Nichte eigentlich so nah verwandt, dass es ohne Einwilligung meines Vaters geht? Ich meine, ich bin mir sicher, dass mir eine solche Erlaubnis nicht verwehrt wird (so nach dem Motto: wenn Du selbst drauf kommst, ist das ok) aber interessant finde ich schon, wer als nächster Angehöriger zählt.

Lieben Gruß und schönes WE

Michael 60

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #13 am: 11.12.11 (16:10) »
Also ich hatte als Neffe keine Probleme. Aber wie schon gesagt, Gedult ist bei der WAST angesagt. Ãœbrigens steht hinten auf den Bildern nichts drauf?

Dee

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Re:Identifizierung von Gefallenen
« Antwort #14 am: 11.12.11 (17:22) »

Hallo Theresia!

... interessant finde ich schon, wer als nächster Angehöriger zählt.

Nächster Angehöriger ist die Witwe eines Soldaten oder eines seiner Kinder bzw. seiner Enkelkinder ... sozusagen die direkten Nachkommen. Nur diese Personen erhalten problemlos eine Auskunft, wenn der ehemalige Soldat verstorben ist. Nur dieser Personenkreis ist "nächster Angehöriger".

Einer Auskunfterteilung an einen entfernteren Verwandten sollte aber - wenn es keine Nachkommen des Soldaten gibt - normalerweise nichts im Wege stehen. 

Vollmachten werden nur von Personen akzeptiert, die entweder mit dem Soldaten verheiratet waren oder "sein Blut in sich tragen" - von Geschwistern also in der Regel nicht. Dein Vater braucht Dir keine Vollmacht auszustellen, wenn Dein Onkel unverheiratet und kinderlos war.

Gruß D.

 

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