Autor Thema: Dechiffrierung soll Krieg um 2 Jahre verkürzt haben  (Gelesen 7431 mal)

Amselfeld

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auf einer N 24 doku sagte eine dabeigewesene engländerin, dass die erfolge der britischen dechiffrierungsabteilungen den gesamten krieg um 2 jahre verkürzt haben. ist dwas wahres dran, oder nur wieder eine haltlose überbewertung der eigenen arbeit? also dass ohne die dechiffrierung der krieg bis 1947 gegangen wäre, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, schließlich wurde der krieg auf dem lande entschieden und zwar im osten.


Niwre

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Re:Dechiffrierung soll Krieg um 2 Jahre verkürzt haben
« Antwort #1 am: 02.06.11 (11:55) »
ist dwas wahres dran, oder nur wieder eine haltlose überbewertung der eigenen arbeit? also dass ohne die dechiffrierung der krieg bis 1947 gegangen wäre, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, schließlich wurde der krieg auf dem lande entschieden und zwar im osten.
Ob es zwei Jahre sind, kann man naturgemäß schlecht festlegen. Seit dem Knacken der Enigma gab es vor den Alliierten keine Geheimnisse mehr und Spione wurden nahezu überflüssig. Ob Luft- oder U-Boot-Krieg bis hin zum kompletten Aufmarschplan in der Normandie wussten sie alles im Voraus.

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Re:Dechiffrierung soll Krieg um 2 Jahre verkürzt haben
« Antwort #2 am: 02.06.11 (17:31) »
Servus,

Die Möglichkeit, die deutschen Funksprüche zu entschlüsseln, hat tatsächlich den Krieg verkürzt.

Warum? Erst durch "Ultra", also die Entschlüsselung der Enigma-Funksprüche, konnten die deutschen U-Boote wirkungsvoll bekämpft werden, bzw. die Konvois umgeleitet werden. Bevor dies der Fall war, stand die Versorgung Großbritanniens schon fast an der Kippe.

Viele geplante Operationen der deutschen Wehrmacht waren dadurch den Alliierten schon im Vorfeld bekannt und konnten dementsprechend reagieren. Ebenso konnten dadurch Truppenstärken etc. festgestellt werden.

Auch auf die Russlandfront hatte das letztlich Auswirkungen. Nicht nur, daß Unmengen von Hilfsgüter, Panzer, Flugzeuge, Munition, LKW´s, Lokomotiven usw. nach Russland geliefert werden konnte (was bei einem erfolgreichen U-Bootkrieg nicht möglich gewesen wäre), es wurden von den Briten auch Enigma-Informationen an die Sowjets weitergegeben, welche ebenfalls Auswirkungen an der Front hatten. Kursk z.B.

Es muß auch erwähnt werden, daß es den Yankees ebenfalls gelungen war, den "Purpur-Code" der Japaner zu brechen, was auch an diesem Kriegsschauplatz wesentliche Auswirkungen hatte, z.B. Midway.

lg aus Wien

Vormeister

steffen04

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Re:Dechiffrierung soll Krieg um 2 Jahre verkürzt haben
« Antwort #3 am: 15.06.11 (16:42) »
Die Sowjets waren gegenüber "kapitalistischer Aufklärung" sehr skeptisch und haben ENIGMA-Entschlüsselungen m.W. nicht in ihre Planungen übernommen.

Die Konvois in die SU (die ohne Zweifel von ENIGMA profitiert haben) liefen erst überraschend spät an, und waren nicht mehr kriegsentscheidend. 1941 kamen über die Murmansk-Linie nur wenige Güter von GB in die SU, auch wegen der U-Boote. ENIGMA hat die Sicherheit dieser Convois erhoeht. Wichtiger fuer die Alliierten und die LL-Lieferungen war aber die Oeffnung der Suedroute ueber den Iran.

Die Engländer neigen ein bischen dazu, ihren eigenen Kriegsbeitrag zu überhöhen und ENIGMA ist halt die britische Erfolgsgeschichte vom kauzigen Amateur, der den ganzen Profis die Schau stiehlt (Lawrence von Arabien, Sherlock Homes etc etc).

 
« Letzte Änderung: 15.06.11 (17:34) von steffen04 »

KlausT.

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Re:Dechiffrierung soll Krieg um 2 Jahre verkürzt haben
« Antwort #4 am: 30.03.15 (18:08) »

 Seit dem Knacken der Enigma ...
also ich würde das nicht als " knacken " bezeichen
ohne den Verlust von U 10 ( wo die Tommys eine komplette Enigma1 sowie die meisten Schlüsselunterlagen erbeuteten ) sowie U 570 wo auch Entschlüsselungsunterlagen gefunden wurde wären die Briten nie dahintergekommen .

Erst danach konnten die "Codeknacker" mitlesen .

Gruß Klaus


Urs Heßling

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Re: Dechiffrierung soll Krieg um 2 Jahre verkürzt haben
« Antwort #5 am: 28.04.15 (12:45) »
moin,

Eine Verkürzung des Krieges um 2 Jahre ist reine Spekulation, bezogen auf den Zahlenwert.

Ein sicherer Erfolg der Dechiffrierung war die Vermeidung oder Verringerung alliierter Verluste auf See. So wurden z.B. Konvois um U-Boot-Aufstellungen herumgeleitet und überquerten den Atlantik ohne Feindkontakt.

Ein weiterer Erfolg waren erhöhte Verluste der Achsenmächte, z.B. bei den Nachschubschiffen für das Afrikakorps. So wurden kurz vor Rommels letztem großen Angriff gezielt und systematisch Kraftstofftransporte angegriffen, was die Landangriffe sehr behinderte.

Inwieweit dies den Krieg verkürzte, ist - wie schon gesagt - nicht festzustellen.

ohne den Verlust von U 10 ( wo die Tommys eine komplette Enigma1 sowie die meisten Schlüsselunterlagen erbeuteten )
Ich nehme einmal an, Du meinst U 110 (Lemp).

Gruß, Urs

KlausT.

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Re: Dechiffrierung soll Krieg um 2 Jahre verkürzt haben
« Antwort #6 am: 28.04.15 (13:32) »

sorry, natürlich meinte ich U 110 mit Fritz-Julius Lemp

er wurde ja auch bei der Kaperung seines Bootes am 9.05.1941 laut Augenzeugen von dem brit. Enterkommando erschossen