Autor Thema: Kreisdiskussion über Peiper und böse Soldaten, war: Eine Fragen zum Rang und so  (Gelesen 9946 mal)

Richtschuetze

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Freilich erschoss auch die US Army häufig deutsche Kriegsgefangene, insbesondere von der Waffen-SS. Warum dies so war, ist bislang nicht bekannt. Hier dürfte sich für künftige Forschungen ein weitaus fruchtbareres Feld ergeben als die Behandlung gut erforschter Themen wie dem Massaker von Malmédy.

Eben nicht besser als die Wehrmacht auch, die hatten nur das Pech den Krieg zu verlieren! >:(


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Obwohl die amerikanische Militärjustiz zunächst 43 Todesurteile aussprach, war bis 1957 der letzte Angeklagte wieder auf freiem Fuß. Der Prozess war sehr schnell wegen mehrerer dubioser Verhörmethoden im Haftgefängnis Schwäbisch Hall in Verruf geraten und mit dem Stigma der "Siegerjustiz" versehen. Viele Angeklagte widerriefen in der Folgezeit ihre ersten Geständnisse.

Wenn alles so eindeutig gewesen wäre hätten die "Sieger" kurzen Prozess gemacht!

Gruss

StefaHHn

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Freilich erschoss auch die US Army häufig deutsche Kriegsgefangene, insbesondere von der Waffen-SS. Warum dies so war, ist bislang nicht bekannt. Hier dürfte sich für künftige Forschungen ein weitaus fruchtbareres Feld ergeben als die Behandlung gut erforschter Themen wie dem Massaker von Malmédy.

Eben nicht besser als die Wehrmacht auch, die hatten nur das Pech den Krieg zu verlieren! >:(


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Obwohl die amerikanische Militärjustiz zunächst 43 Todesurteile aussprach, war bis 1957 der letzte Angeklagte wieder auf freiem Fuß. Der Prozess war sehr schnell wegen mehrerer dubioser Verhörmethoden im Haftgefängnis Schwäbisch Hall in Verruf geraten und mit dem Stigma der "Siegerjustiz" versehen. Viele Angeklagte widerriefen in der Folgezeit ihre ersten Geständnisse.

Wenn alles so eindeutig gewesen wäre hätten die "Sieger" kurzen Prozess gemacht!

Gruss

Irgendwie geht mir da immer der Hut hoch, Siegerustiz und so.

Das alle Seiten Kriegsverbrechen begangen habe ist doch klar, das ist auch gar nicht das Thema.  In Stress/-Kampfsitautionen haben auch Wehrmachtsangehörige und Alliierte Kriegsgefangene erschossen, dabei handelte es sich fast immer um Repressalien oder einzelne "Ãœberreaktionen" subalterner Dienstgrade, egal ob erlaubt oder nicht, es gab aber "eine Vorgeschichte" und es handelte sich ausschliesslich um wenn auch gehäufte "Einzelfälle" (vgl. Hartmann-Die Wehrmacht). Insofern hast Du recht, nicht besser als die Wehrmacht, aber besser als die SS.


Die Frage, und das klingt doch bei Lieb klar durch, ist doch wo hatte es Methode (schon durch die pure Masse/Menge), und vor allem auch einen ideologischen Hintergrund? Halt nur bei den Herren mit der Doppelrune und den Russen. Die Amerikaner und die Wehrmacht sind halt nicht durch Dörfer gezogen und haben alle samt Frauen und Kindern massakriert oder halt mal eine Kompanie Kriegsgefangene "auf der Flucht", dann aber die Hälfte mit Kopfschüssen, erledigt, das hat doch ganz andere Dimensionen und vor allem Methode.

Mit solchen Argumentationen wurde schon Oradour schöngeredet, von wegen da wurde ein deutscher Gefangener erledigt, wir brennen mal das Dorf inkl. 650 Zivilisten nieder, schade wir hatten nur das Pech zu verlieren, sonst gäbs da das Eichenlaub für. Da könnt ich kotzen.

Vor allem geben solche unqualifizierten Argumentationen solchen Leuten Vorschub, die behaupten es wären alle in Uniform Verbrecher gewesen. Die unterschiedslose Apologetik der Nachkriegszeit war doch einer der Hauptgründe für die unselige Wehrmachtsausstellung. Man sollte halt differenzieren, aber Verbrecher auch klar benennen sollen, auch wenn einem das persönlich nicht in den Kram passt.

Und zu dem kurzen Prozess der Sieger, da zeigt sich doch gerade der Unterschied zwischen den Systemen. Die Amerikaner haben eben gerade nicht gleich "kurzen Prozess" gemacht, das ist ganz klar NS-Rhetorik.

Nur als Info für Dich, das nach Abschluss der Nürnberger Prozesse kaum noch Todesurteile vollstreckt wären hatte ganz profane Gründe und die haben nichts mit der Bewertung der Taten zu tun.

Mit der Zuspitzung des Kalten Krieges waren die West-Alliierten sehr an einer positiven (prowestlichen) Stimmung innerhalb der westdeutschen Bevölkerung interessiert (Bollwerk gegen den Kommunismus und so). Aus diesem Grunde nahm man von der Vollstreckung von Todesurteilen Abstand, da es hier regelmäßig zu negativen Berichterstattungen in der dt. Presse kam. Aus diesem Grunde wurden auch ab 48/49 kaum noch Kriegsverbrecher an Polen/SU etc ausgeliefert, auch wenn deren Schuld erwiesen war.

Die Schuldsprüche gegen Peiper und Co. waren eindeutig und blieben auch bestehen, die Umwandlung in eine lebenslange Gefängnisstrafe ein übliches Vorgehen.

« Letzte Änderung: 21.01.11 (12:11) von StefaHHn »

Niwre

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die Wehrmacht sind halt nicht durch Dörfer gezogen und haben alle samt Frauen und Kindern massakriert
Reden wir von derselben Wehrmacht? Russland, Griechenland, Serbien, Italien...

StefaHHn

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Bezog sich auf den westlichen Schauplatz, wegen Peiper und Malmedy usw.

Interessanterweise kommt Michael Hartmann in seiner Analyse von 5 Verbänden an der Ostfront zu ähnlichen Ergebnissen wie Lieb für Frankreich (mit negativen "Ausschlägen" bei den Sicherungsverbänden), Serbien und Griechenland sind da in der Tat zu analysieren.
« Letzte Änderung: 21.01.11 (14:01) von StefaHHn »

Richtschuetze

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Mit solchen Argumentationen wurde schon Oradour schöngeredet, von wegen da wurde ein deutscher Gefangener erledigt, wir brennen mal das Dorf inkl. 650 Zivilisten nieder, schade wir hatten nur das Pech zu verlieren, sonst gäbs da das Eichenlaub für. Da könnt ich kotzen.


Jetzt mal ganz rühig bleiben StefaHHn  :o über das "friedliebende Dorf Oradour" habe wir hier und im altem Fourm schon sehr oft uns gestritten und auch da gibt es viele Dinge die nicht passen,  das die DEUTSCHEN SOLDATEN auch nur Menschen waren und nicht morgens aufgestanden sind und haben gesagt "super Tag" lass uns mal ein paar Frauen und Kinder umbringen ohne Grund!!! (da gab es nämlich massive Überfälle von Zivilisten
auf deutsche Soldaten vorher)

Ich könnte nämlich kotzen (um mal Deine Worte zu gebrauchen) wenn man in erster Line immer uns deutsche und unsere Soldaten (ja unsere , ich hatte genug in der Familie auch W-SS) als Verbrecher Kinder-Mörder oder sonst was dastellt und dabei jeglichen Hintergrund ausblendet!!!

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Und zu dem kurzen Prozess der Sieger, da zeigt sich doch gerade der Unterschied zwischen den Systemen. Die Amerikaner haben eben gerade nicht gleich "kurzen Prozess" gemacht, das ist ganz klar NS-Rhetorik.

Auch die Herrn US-Amerikaner haben oft kurzen Prozess gemacht nur in diesem Falle wollte sie sehr gerne ein Medienspektakel inszenieren das ist aber dann nach hinten los gegangen!


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Mit der Zuspitzung des Kalten Krieges waren die West-Alliierten sehr an einer positiven (prowestlichen) Stimmung innerhalb der westdeutschen Bevölkerung interessiert (Bollwerk gegen den Kommunismus und so)

Da gebe ich Dir recht, dazu kommt noch das die Herrn "Befreier" selbst genug Verbrechen begangen haben die nicht behandelt werden durften!!!(komische Rechtssprechung)
« Letzte Änderung: 21.01.11 (13:17) von Richtschuetze »

Richtschuetze

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Die Schuldsprüche gegen Peiper und Co. waren eindeutig und blieben auch bestehen, die Umwandlung in eine lebenslange Gefängnisstrafe ein übliches Vorgehen.

Waren Sie eben nicht da nicht nur die Todesurteile aufgehoben wurden, sondern alle beteiligten einfach nach kurzer Zeit entlassen wurden als freie Männer!!

Elbpirat

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Waren Sie eben nicht da nicht nur die Todesurteile aufgehoben wurden, sondern alle beteiligten einfach nach kurzer Zeit entlassen wurden als freie Männer!!

Das stimmt so auch nicht.

Ich beschäftige mich gerade mit einer Person, die im Prozess um das sogenannte Malmedy Massaker, in Dachau vor Gericht stand und auch verurteilt wurde.

Einige der Verurteilten, saßen Jahre im Gefängnis ehe man sie begnadigte. Habe da mehrere Begnadigungsschreiben von nur einer Person vorliegen, die alle samt zunächst abgelehnt wurden.
Andere saßen ihre Haftstrafen fast vollständig ab!

Gruß
Christian

StefaHHn

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Folgender Ablauf:

Todesstrafe  ----  Nichtvollstreckung  ----- Umwandlung in lebenslage oder zeitlich begrenzte Haftstrafe (für das selbe Delikt, es änderte sich nur das Strafmaß)  ------ vorzeitige Entlassung (gute Führung, kein weiteres Interesse an Strafverfolgung) oder auch Entlassung nach Ablauf der Zeit ------
danach waren die Leute auch "freie Männer", trotzdem verurteilte Kriegsverbrecher die Ihre Strafe abgesessen haben.

Im Ãœbrigen werd ich mich hüten nur auf dt. Soldaten "rumzuhacken", das war nur halt das Thema im thread. Den Hintergrund blende ich nicht aus, aber ich persönlich (und halt auch viele Gerichte, Historiker) halte aber die gerade auch von der W-SS angewandten "Maßnahmen" für falsch, wir sind alle Menschen aber ideologische Indoktrinierung hin oder her, Gleiches sollte nicht immer mit Gleichem vergolten werden (auch wenn das sogar noch zulässig gewesen wäre). Sachen wie Oradour (bzgl. der "massiven" Ãœberfalle von Zivilisten fallen mir da im Bereich der Div. nur der Angriff auf Tulle und  die Ermordung Kämpfes ein) oder Malmedy sind Verbrechen und auch nicht im Kontext zu rechtfertigen und das sollte man auch so nennen und nicht mit Verweis auf die Gegenseite relativieren.

Es gab genug Offiziere die durchaus ehrenvoll und nicht minder erfolgreich kämpften, Bayerlein mit der PzLhrDiv z.B. oder auch Bittrich.

Das bestimmte Sachen falsch sind, war vor Ort selbst dem einfachsten Soldaten klar. Ein Onkel meines Vaters war ab Ende 34 bei den VT, Standarte Dt.(USchaF). Anfang der 90ziger erzählte er mir eine Episode aus dem Westfeldzug 40, da erschoss sein Einheitsführer ohne Befehl spontan einige franz. Offiziere (die betrunken schlafend gefasst wurden). Mein Großonkel sagte mir ihm war sonnenklar das da schweres Unrecht geschah und das das nicht richtig sei. Spätere Gewissensentscheidungen blieben ihm erspart, er wurde in Fra schwer verletzt und hat den Rest des Krieges Post im RSHA sortiert. Egal durch wen oder warum oder in welchem Kontext, bestimmte Sachen lassen sich niemals gutheißen.

« Letzte Änderung: 21.01.11 (16:25) von StefaHHn »

Sturm

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Nach über 70 Jahren maßen wir uns an über die Leute zu "Richten ", die damals unter ganz anderen Vorzeichen Geboren und aufgewachsen sind. Damals war es bestimmt was besonderes und galt als Auszeichnung im Stabe Himmlers zu sein.

Stolz war man damals auch , wenn 5 Mann aus einen Kandidatenkreis von 200 zur Musterung , zur Waffen SS gezogen wurde .Das erzählte mir ein Vater meines Schulkumpels ,der sich freiwillig zur Waffen SS gemeldet hatte . Heute sagen wir oh Gott - SS !

 Naja damals wars . Heute sind wir alle klüger. Sind wir froh , das wir so eine Zeit nicht miterleben durften . Die ab 1939 - oder ?

Gruß  Wolfgang.

Balsi

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komisch nur, daß die auch damlas schon mitbekamen das Erschiessen nicht schön ist. Siehe nur den Befehl zur Aufrechterhaltung der Manneszucht/Blaskowitz 1939.. oder die Tätigkeitsbericht der Einsatzgruppen.

Zivilisten erschiessen ist und bleibt erschiessen..egal in welcher Zeit ich geboren wurde.

Richtschuetze

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Zivilisten erschiessen ist und bleibt erschiessen..egal in welcher Zeit ich geboren wurde.

Ja genau Robert, nur nicht vergessen wieviele DEUTSCHE ZIVILISTEN dieses erfahren mußten!!

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Nach über 70 Jahren maßen wir uns an über die Leute zu "Richten ", die damals unter ganz anderen Vorzeichen Geboren und aufgewachsen sind. Damals war es bestimmt was besonderes und galt als Auszeichnung im Stabe Himmlers zu sein.

Ganz genau Sturm, dass wird nur leider gerne vergessen und jeder meint über diese Menschen aus heutiger Sicht urteilen zu dürfen!

Gruss

Balsi

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irgendwie fehlt mal wieder die Einsicht.. weil u.a. auch dt. Ziviliosten erschossen wurden, steht bspw. ein Mann wie Peiper besser da?
Ist doch völlig wurscht.. jeder für sich betrachtet ist eben kein Guter! Genauso wenig wie der alliierte Soldat der einen Deutschen erschiesst. Aber das verharmlost doch nicht die Taten Peipers.

Irgendwie verstehe ich nicht so recht, warum Peiper jetzt ein Guter ist, weil Amerikaner dt. Zivilisten erschossen haben...Hää?

steffen04

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irgendwie fehlt mal wieder die Einsicht.. weil u.a. auch dt. Ziviliosten erschossen wurden, steht bspw. ein Mann wie Peiper besser da?
Ist doch völlig wurscht.. jeder für sich betrachtet ist eben kein Guter! Genauso wenig wie der alliierte Soldat der einen Deutschen erschiesst. Aber das verharmlost doch nicht die Taten Peipers.

Irgendwie verstehe ich nicht so recht, warum Peiper jetzt ein Guter ist, weil Amerikaner dt. Zivilisten erschossen haben...Hää?

@balsi
Kopier doch einfach mal zehn Beiträge von irgendwelchen alten on-topic-Threads hier rein, würde genausowenig auffallen wie die Wiederholung von Helmut Kohls Neujahrsansprache ´86

StefaHHn

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Nach über 70 Jahren maßen wir uns an über die Leute zu "Richten ", die damals unter ganz anderen Vorzeichen Geboren und aufgewachsen sind. Damals war es bestimmt was besonderes und galt als Auszeichnung im Stabe Himmlers zu sein.

Wenn es um feigen Mord an Zivilisten oder Kriegsgefangenen geht maße ich mir das gerne an, auch nach 70 Jahren. Solche Sachen waren schon lange vor 33 ein Tabu in unserem Kulturkreis, ich sehe da keine anderen "Vorzeichen" als heute. Und der Zweck hat noch nie die Mittel geheiligt, auch wenn sich das damals einige Leute anmaßten.

Steht auch alles schön im Reibert von 1940 drin, sittliches Verhalten, Krieg wird nicht gg Zivilbevölkerung geführt usw., oder in den "10 Geboten" (Punkt 3,4,7 und vor allem Punkt 10). Und ob es eine Auszeichnung war im Stab Himmlers zu sein ist hier wirklich nicht das Thema.

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Sie standen nicht vor Gericht wegen des Mordes an Zivilisten, sondern an Gefangenen. Daran sollten wir uns hier schon halten , sonst könnte ich die Bombenangriffe auf unverteidigte Städte auch als Mord an Zivilisten bezeichnen.
Es ist auch falsch hier zu behaupten, man hat die Todesurteile deswegen aufgehoben weil doch der kalte Krieg bevorstand. Unsinn ! Alle zum Tode veurteilten 43 wurde in Landsberg /L. die rote Kapuzenjacke übergezogen und trotz der Einsprüche des US Chefverteidigers hatten davon 12 Männer , darunter Peiper jeden Tag den Gang zum Galgen zu erwarten. Bis der Hinrichtungsstop in dieser Sache verkündet war, wurden 255 Leute (darunter auch Wehrmacht) zum Galgen geführt.
Nach meinen Kenntnissen wurden in Malmedy keine Kriegsgefangenen erschossen, es war ein tragischer Irrtum der tausende Male im Krieg passierte. Ob Peiper, viele andere kamen ja gar nicht in Frage weil gerade erst 20 geworden, andere Verbrechen vollzogen hatte, stand für diesen Prozess gar nicht zur Debatte, deshalb verstehe ich hier die Diskussion gar nicht, da es das Delikt nicht gab und Aussagen gegen Aussagen standen und Geständnisse erpresst wurden. Ja und Historiker wie Westemeier haben da schon ein vorgefertigtes Urteil, wie vielleicht auch die amerikanischen Militärärzte die ja bei der Hälfte Kopfschüsse feststellen wollte, denn wenn alles so sonnenklar war, warum dann die "hochnotpeinlichen" Verhöre ? !
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