Autor Thema: Jahrgang 1902  (Gelesen 5261 mal)

Baron Bolligru

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Jahrgang 1902
« am: 19.09.10 (13:05) »
Hallo,
beschäftige mich mit der Einerufungspraxis der Wehrmacht, speziell bezogen auf die sog. "weißen Jahrgänge" von 1901 bis 1913. Mein Onkel, Jahrgang 08/02, ist am 26.08.39(!) über eine RAD-Einheit zur 4. Kp. BauBtl 130 (Wehrkreis VIII=Breslau) gekommen. Nach Allem, was ich gelesen habe, sollten diese weißen Jahrgänge doch nur zu einer Kurzausbildung und nicht zur Truppe einebrufen werden. Andererseits brauchte die Wehrmacht immer mehr Personal, bis hin zur Aufstellung von Volkssturmverbänden im Oktober 1944 aller nichtgedienten zwischen 16 und 60. Jahren.
Eine Freiwiilligenmeldung wäre möglich, halte ich nicht für sehr wahrscheinlich, da er seit Jahren Familienvater war (11 jähriger Sohn) und im Steinkohlebergbau auch einen kriegswichtigen Beitrag leistete.
Gab es Einberufugen der weißen Jahrgänge? Wo gibt es dazu Infos?
Gruß
Baron Bolligru

PS: Hoffe das Thema ist auch für andere Forumsmitglieder von Interesse!

IM

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Re:Jahrgang 1902
« Antwort #1 am: 19.09.10 (14:11) »
Wenn ich richtig liege, begann die deutsche Generalmobilmachung am 25. August 1939.

Die "weißen Jahrgänge" sollten durch die dreimonatige Kurzausbildung als Reserve für einen Kriegsfall zur Verfügung stehen. Diese Ausbildung erfolgte ja bereits seit Einführung der Wehrpflicht.

Könnte es sein, daß er aufgrund der Mobilmachung einfach ganz normal mit einberufen wurde ?

AK 74 ZF

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Re:Jahrgang 1902
« Antwort #2 am: 20.09.10 (22:50) »
Mein Großvater, übrigens auch August 1902 geboren, wurde Ende 1938 oder 1939 (auf jedem Fall noch vor Kriegsausbruch) eingezogen. ... Da dann der Krieg ausbrach war es "Essig" mit nach Hause gehn ... er "diente" dann durch bis 1949, als er aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte.

Inwiefern das mit der Einberufung der "Weißen Jahrgängen" vor Ausbruch des Krieges Methode hatte ... würde mich auch interessieren.

Baron Bolligru

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Re:Jahrgang 1902
« Antwort #3 am: 26.09.10 (16:34) »
Hallo,
habe mal versucht die noch lebenden alten Tanten anzubohren. Die wissen nichts von einer Freiwilligen-Meldung, machten mich aber darauf aufmerksam, dass mein Onkel (Jahrgang 1902)  1939 bereits zwei Söhne (11(1927) und 2(1937)  Jahre alt) hatte. Der älteste ist übrigens noch im Februar 1945 bei Saarlouis gefallen. Dass er im Steinkohlebergbau gearbeitet hat, haben Sie bestätigt.
Diese Aussagen verwirren mich nun noch mehr. Die inzwischen eingetroffene Nachricht der WASt ist auch nicht wirklich ergiebig. Sieht danach so aus, als wäre er von Anfang bis zum Ende dabei gewesen.
Erfolgte denn wirklich eine Generalmobilmachung und wo gibt es dazu Infos? Bei dem Personalverbrauch konnte es sich die Wehrmacht ja garnicht leisten, die weißen Jahrgänge unberücksichtigt zu lassen. Aber bereits gleich zu Kriegsbeginn??? Und was sollten sie mit relativ alten Familienvätern machen, die bestimmt nicht risikofreudig waren. Sie konnten ja nicht alle in Bau-Bataillione stecken.
Gruß
Baron Bolligru
PS: Ja ich habe als Kind zuviel Augsburger Puppenkisten gesehen!

IM

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Re:Jahrgang 1902
« Antwort #4 am: 26.09.10 (16:43) »
Die Kurzausbildung der weißen Jahrgänge in den Jahren vor Kriegsausbruch erfolgte ja gerade zum Zweck, daß man im Falle eines Krieges auch auf diese Jahrgänge zurückgreifen konnte.

Wenn er bereits am 26. August 1939 zu diesem Bau-Bataillon kam, dann würde ich eine Freiwilligen-Meldung sowieso ausschließen. Der Krieg brach ja erst einige Tage später aus.

Was sagt denn die Wast-Angabe genau ? Nach dem Frankreichfeldzug wurden viele auch wieder nach Hause geschickt.

Baron Bolligru

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Re:Jahrgang 1902
« Antwort #5 am: 27.09.10 (15:56) »
Hallo,
laut der dürftigen Auskunft der WASt war er seit 26.08.39 bei der 4. Kp BauBtl 130 Hindenburg/OS (aufgestellt im Wehrkreis VIII Breslau aus RAD-Einheiten)  kam im Sept 1939 zur 2. Kp Bau-Ersatz-Btl 28 in Metz und landete letztendlich am 05.03.42 bzw. 19.11.44 zur 4. Kp BauBtl 424 (Aufstellung am 19.08.43 im Wehrkreis XII Wiesbaden) versetzt. Die 4. Kp wurde am 01.03.44 in 3. Kp Festungs-PionierBtl 22 umbenannt/umgegliedert, Einsatzraum ab  Febr. 1944 Finnland.
Am 17.01.1943 kam er wegen eines Knöchelbruches für zwei Monate in das Lagerlazarett der 199. Inf.Div. Santermonn. Ich weis allerdings nicht ob Santermonn ein Div.Name oder ein Ort in Finnland ist. Den Ortsnamen habe ich alledings bisher vergeblich gegoogled.
Gruß Baron Bolligru

Baron Bolligru

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Re:Jahrgang 1902
« Antwort #6 am: 28.09.10 (20:57) »
Hallo, an Alle:
Manchmal führt hartnäckigkeit zum Ziel. Die WASt gab in Ihrer Ausklunft einen Aufenthalt im Lagerlazarett der 199. Inf.Div. in Santermonn an.  Das ich den Ort nicht finden konnte lag daran, dass es ihn nicht gibt. Der Ort heißt korrekt Saetermoen und liegt 30 km südlich von Tromsö. Macht Sinn, weil die 4./BauBtl424 auch in Norwegen stationiert war. Den Ort konnte ich bisher nicht 'rauskriegen, zumal die Aussagen der WASt sehr dürftig sind. Hier gibt es keine Ãœberscheidung da die 4. Kp BauBtl 424 erst am 01.03.44 zur 3. Kp Festungs-PionierBtl 22 umgegliedert wurde.
Gruß
Baron Bolligru